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NORWEGEN – Südküste 2 –

02./ 03.07.2022 Samstag / Sonntag

Nachts heftiges Unwetter mit Starkregen und Sturm, der das WoMo mehrfach vibrieren ließ und an zuletzt gesehene Bilder aus dem Ahrtal erinnerte, als Wohnwagen von Wassermassen mitgerissen wurden. Morgens keine einzige Pfütze zu sehen, alles verdunstet oder eingesickert. Wolken hingen zwischen den Berghängen.

Abfahrt aus Eidfjord, natürlich nicht ohne bei Vik Pensjonat mit seiner Bäckerei zu halten und Nachschub einzukaufen. Brote lagen nicht mehr in der Auslage auf den Blechen. Die englischen Begriffe für Mehrkorn bzw. Vollkorn waren nicht parat, die asiatisch aussehende Mitarbeiterin ließ das Wort „Sauerteig“ oder ähnlich fallen, da bestätigte Jola, ein Sauerteigbrot zu wollen. Das wurde aus der Backstube geholt. Hinzu wanderten einige Kanelboller mit in eine braune Papiertüte. Stolze 255 Kronen reichte ich in Bargeld über den Tresen. Voss, ein Ort in der Nähe des Wasserfalles sollte angesteuert werden. Wieder Tunnelfahrten, wieder beeindruckende Panoramen entlang des Eidfjordvatnet, Campingplatz am Rande des Orte Sæbø erschien uns nach so kurzer Zeit kein geeigneter Aufenthaltsort. Zwei Kreiseltunnel durchfahren, dann nach nicht ganz 20 Kilometern Abfahrt nach Vøringsfossen. Parkplatz auf gut 800m Höhe fast voll, darunter recht viele WoMos. Menschen in Wanderkleidung, marschierten dorthin, wo Pfade, Brücken, ein Ausflugshotel zu sehen waren.

Nahm meinen Fotoapparat mit. Schon der Blick zurück ins Tal, aus dem wir hier mit dem WoMo heraufgestiegen waren, imposant.

Spektakulär, wie sich die breiten Flüsse oder schmalere Bäche aus bis zu 300m Höhe in die Tiefe stürzten und im Flussbett unten dann mehr oder weniger sanft davon rannen. Alle Bereiche waren mit gesicherten Geländern abgeschirmt, Schilder deuteten an, dass man auf seine Kinder achten sollte, insbesondere an abschüssigen Bereichen. Brücken schlugen über den breitesten Fluss eine Verbindung, dort wo Arbeiter an der Fertigstellung weiterer Besucherbereiche werkelten.

Ein Paar versuchte auf einer Bank sitzend ein Selfie, bewegten das Handy hierhin und dorthin, ich bot an, ein Foto zu machen. Landschaft, außer Wasserfällen, karg, viele Birken, dünne Stämme, bewachsen oft mit Flechten oder ähnlichem Grünzeug. Helles Gestein, soweit sichtbar, im interessanten Kontrast zum überwiegend grauen Fels und monotonen Grün der Wälder.

Jola wanderte ein Stück weiter über die Treppenbrücke, ich blieb zurück, schonte meine Gelenke. Irgendwann war genug abgelichtet von schroffen Felswänden, fallendem Wasser und aufschäumender Gischt.

Setzten unsere Fahrt auf der „40“ auf Hardangervidda fort, 234 km lagen bis Kongsberg vor uns, zunächst wollten wir bis Geilo fahren, dort Baguettes kaufen. Die Hochebene überwältigend in ihrer Dimension, weniger in ihrer Vielfalt. Die Landschaft mitunter gleichbleibend, steppenartig, in ihrem dumpfen Gelbbraun, dazwischen dann die Seen.

In Geilo „kannten wir uns aus“, beim französischen Bäcker in der Lodge blieb es nicht beim Brotkauf, wir blieben dort und aßen Pizza. Düsteres Interieur, in Schwarz gehalten. Wir nahmen uns einen Platz am Kamin. Das Feuer darin sah so echt aus und spendete so natürliche Wärme, doch die Holzscheite brannten nicht nieder, keines wurde schwarz, gut gemachter Gasofen oder ähnlich.

Pizza schmackhaft, ich vegetarisch, Jolas mit Wurst belegte. Den Rest der Strecke schon einmal gefahren, in Rødberg gehalten, weil an der Straße diverse Stände aufgebaut waren, viele Menschen herumliefen. Außer Beine vertreten, gab es nicht wirklich etwas zu sehen oder kaufen. In Kongsberg bekannte Streiterei um die Zielerkennung Campingplatz. Umkehren wollte ich nicht wieder, so fuhren wir einfach auf der „40“ weiter und stoppten in Hvittingfoss. Hier gab es zwar keinen offiziellen Stellplatz oder Campingplatz, trotzdem wollten wir uns hier ein ruhiges Örtchen zum Übernachten suchen. Neben einem Baumarkt ein Areal freier Parkplätze, am Samstagnachmittag vielleicht nicht so ungewöhnlich, dahinter ein kleiner Freizeitpark mit Hängematten, Schach, Sitzbänken am Fluss. Ein verwaistes Volleyballfeld gehörte ebenfalls dazu. Jola probierte die Hängematte aus, verhaspelte sich und kam nicht aus dem Tuch heraus. Spielten eine Partie Schach, in der Jola zwischenzeitlich durch Kombinatorik brillierte, jedoch am Ende verlor.

Marsch in den Ort, bestehend aus Tankstelle, Supermarkt…. Da es nichts Besseres zu tun gab, sondierten wir das Angebot im Supermarkt.

Später tummelten sich ein paar Jugendliche auf dem Parkplatz, schmissen die Schachfiguren um, außerdem lärmten Idioten mit ihren röhrenden Autos durch nahe liegende Straßen. Einer der Jungen klopfte gegen das WoMo, schaute und machte Gesten. Als ich Ausstieg, lief er weg. Jola fürchtete nächtliche Attacken, aber alles blieb ruhig, außer den Regentropfen, von denen ich nichts hörte. Ach ja, abends spielten wir Scrabble.

Sonntag, nach kurzem Frühstück Weiterfahrt, 65 Km bis Stavern. Leere Landstraße, kaum Verkehr, wir senkten uns langsam auf Meeresbodenniveau. Landschaft reizvoll, mehr Landwirtschaft. In Stavern den Stellplatz an der Marina Solsiden aufgesucht. Dort nur Norweger, zwar Platz, aber zu kompliziertes Buchungssystem. Tendierten zum Campingplatz im Rakkeveien, der sich quasi „um die Ecke befand“. Wegen der frühen Ankunft gab es erst einen freien Stellplatz, etwas uneben. Jola schlug sofort zu. Neben uns der Kinderspielplatz, zum Wasser keine Hundert Meter. Zum Mittag Salat a la Jolanda. Danach Radtour auf dem Kyststien, 35 Kilometer Wanderweg. Den erkoren wir für uns aus. Mussten nach einer abenteuerlichen Busch- und Felsenfahrt uns eingestehen, hier macht es keinen Sinn, mit dem Rad zu fahren.

Panorama, wie wir es aus der Schärenlandschaft in Schweden kannten. An einem Bauernhofladen mit charmanten Jüngling kaufte Jola Eier, von hier aus frisch geteerter Radweg, breit wir eine Autostraße. Am Campingplatz Lydhusstranda Pause gemacht, Kaffee getrunken. Auf der Rückfahrt in einem weiteren Hofladen kaufte Jola rote Kartoffeln.

Stadtbesuch, überraschendes Angebot, Suche nach einem Restaurant fürs Geburtstagsessen. Hafenblick, alte Holzboote.

Abends Stullen mit Käse und Salami geschmiert, letzte Flasche Rotwein eingepackt und ab…. zum Wasser, auf der Holzbank mit Panoramablick Picknick (Ausklang 66. Jahr). Die Flasche war dann irgendwann leer, Jola müde, verzichtete auf Reinfeiern und ging ins Bett.

04.07.2022 Montag

7 Uhr wachte ich auf, Sonne schien, Ruhe herrschte auf dem Campingplatz, nach Aufsuchen der Sanitäranlage erlaubte ich mir, von der Beeteinfassung des Kinderspielplatzes einen einzelnen Stiel mit einer aufgeblühten roten Rose aus einer Staude abzupflücken, wobei mir der letzte Dorn am Ende des Stängels in den Finger stach, Strafe muss ein. Die Rose wanderte in das leere Mazzola-Fläschchen, stand zusammen mit dem Geburtstagsbrief und den beiden Geschenken auf dem Tisch. Jola freute sich über Blume, Brief, Geschenke und das schöne Wetter. Frühstück gab es draußen auf Nachbars Grundstück, wo noch etwas Schatten vorhanden war. Jola lud 15 Gäste ein, allesamt gefiederte Freunde, manche noch im Jugendstadium. Meine Haferflocken fanden reichlich Zuspruch. Die schreckhaften Gesellen zischten bei jeder kleinen abrupten Bewegung davon, verschwanden im Gebüsch, kamen nach der Schrecksekunde meist zurück.

Mit dem Rad in den Ort, erst noch hinter der Sporthalle und dem Fußballplatz abgebogen nach Millehall. Eine pyramidenähnliche Gedenkstätte für im 1. und 2. Weltkrieg gefallene norwegische Seeleute, die 1926 auf einer Anhöhe errichtet wurde und zunächst erst für die im 1. Weltkrieg gestorbenen gebaut wurde. Das steinerne Mausoleum ließ sich besteigen und umrunden. Heftiger frischer Wind blies, Mütze und Sonnenbrille galt es festzuhalten.

Jola tänzelte im wehenden Rock die Treppe hinunter.

Beschilderung „Kyststien“, der hier steil hinter der Gedenkstätte zu einem Strandabschnitt führte.

Im Rückblick die Millehall.

Vom Strand aus sah ich verschiedene „Kunstobjekte“ in der Landschaft der ehemaligen Wehranlage im Freien stehen. Geschliffener Granit (oder?), in einem befand sich mittig ein Loch eingearbeitet, durch das man die weißen Häuser auf der Insel sehen konnte.

Zum höchsten Punkt kraxelte ich allein, Jola schaute sich bei anderen Kunstobjekten um. Auf wackeligen Beinen eroberte ich Meter um Meter in unzugänglichen Felsspalten, der Sturm tat ein übriges, um mich zu verunsichern. Von oben den ansonsten nicht sichtbaren Leuchtturm entdeckt. Schöner Rundblick auf die restlichen Inseln und die Stadt.

Stadt erkundet, Jola fand bei einer Auslage eines Herrengeschäftes ein T-Shirt für mich, kaufte es jedoch nicht sofort. Bäcker entdeckten wir gleich zwei, einen Bankautomaten jedoch nicht. Das Vinmonopolet suchte ich allein, Jola wollte shoppen. In der Larvikveien fand ich etwas versteckt, fast Hinterhof, das Vinmonopolet. Die Preise erschrecken jedes Mal aufs neue, kaufte eine kleine Flasche Spumante aus Spanien und einen 3-Liter Karton portugiesischen Rotwein, beides zusammen für 529,80 Kronen, der helle Wahnsinn, fast 51 €! Die Sektflasche verschwand in meiner Westeninnentasche, der Karton auf den Gepäckträger geschnallt.

Sah die typischen gelben Häuser, die für Stavern bekannt sein sollten, erklomm eine Anhöhe namens Mølleberget, auf der eine Kanone und ein Denkmal stand. Tordenskiold, so die Bezeichnung, war ein dänisch-norwegischer Marineoffizier während des Großen Nordischen Krieges. Sein Wagemut und Geschick bescherten ihm Erfolge in mehreren Seeschlachten gegen die schwedische Flotte und verhalfen ihm zu einem schnellen Aufstieg und 1716 zu einem Adelstitel.

Von dieser Anhöhe Rundblick über die Stadt , das weiße Haus auf dem Bild regelrecht in einen Felsen eingebaut.

Gegen 12 Uhr traf ich Jola wieder, wir setzten uns in Majas Bäckerei, aßen Kokoskuchen und tranken Kaffee, schauten Menschen…. Die farbige Mitarbeiterin schien Jola hübsch-dumm, verstand sie auch nach der dritten Wiederholung der Bestellung scheinbar nicht. Hübsch konnte ich bestätigen, dumm festzustellen ergab sich nicht. Dann auf dem Rückweg der Kauf des T-Shirts, rotbraun-meliert, Jola hatte Geburtstag, ich bekam das Geschenk.

Mittags von den roten Kartoffeln gegessen, verlängert mit norwegischem Kartoffelsalat. Sehr stürmische Zeiten, Abkühlung und dichtere Wolken.

Gegen 17 Uhr Fahrt in die Stadt, Geburtstagsessen, Jola im weißen Kleid mit blauen Streifen, rote Jacke drüber, weil’s ja kalten Wind blies. Durch die Anlage Frederiksvern Verft gelangten wir auf kürzerem Wege an den Hafen. Am Restaurant Smak angekommen, beiden hatten wir unsere Schlüssel für die Fahrradschlösser nicht dabei. Ärgerlich, ich bestand darauf, dass wir beide gemeinsam zurückfuhren, Dummheit sollte bestraft werden.

Retour und mit Schlüssel erneute Retour zum Restaurant.

Dünnes Fräulein mit blondem Zopf nahm die Bestellung auf, Vorspeise Ziegenkäse mit Honig gebacken, das sei nur eine kleine Portion, so ihr Kommentar, als wir „shared” hinzufügten. Jola orderte die Fischsuppe und ein Glas Rosé, ich ein Pale-Ale der Hausbrauerei und ein Smak. Die Vorspeise kam nicht, Jola sah sie schon vergessen. Gebracht wurde sie dann zusammen mit den Hauptgerichten. Jola konstatierte, bei ihr sei viel Fisch drin. Meine Doppelscheiben Toast waren mit Hühnchen und einigen anderen Zutaten befüllt, teils schon kalt, die Süßkartoffel dazu lecker.

Im WoMo die kleine Flasche Sekt geöffnet und angestoßen.

Jola war tagsüber häufig mit dem Beantworten ihrer „Geburtstagspost“ beschäftigt.

Baden fiel aus, zu kalter Wind.

05.07.2022 Dienstag

Wieder verwöhnte uns die Sonne bereits vor dem Aufstehen. Ich startete einen Versuch, nahm Badehose, Handtuch und dackelte zum Badesteg. Aber das Wasser war mir nicht geheuer, der schwankende Badesteg, die seichten Wellen, der kühle Wind, das frische Wasser, bin eben ein Warmduscher und beließ es beim Füßen umspülen. Jola hingegen wollte die Mutprobe bestehen und zeigen, dass sie „härter“ sei als ich. Bevorteilt schien sie mir durch die Polster, die ja auch Robben vor Kälte schützten. Gegen 10 Uhr verließen wir, nicht ohne Bedauern, Stavern. Bestimmte im Navi, ohne Maut, die Strecke auszuweisen. 13 Minuten längere Fahrzeit würde mich das kosten. Hübsche alternative Strecke, bis plötzlich eine Straßensperre auftauchte, ohne dass es eine Umleitungsempfehlung gab. Ich bog links ab, was das Navi zur ständigen Aufforderung veranlasste „bitte wenden“ auszugeben. Ignorierte das, trotzdem verunsichert, weil auf dem Navi kein Ort und kein Nichts zu sehen war. Ca. 10 Kilometer zuckelte ich durch Naturschutzgebiet auf enger Straße (363), Jolas verzücktes „ach ist das schön hier“ beruhigten mich keineswegs. Dann endlich der Ort Helle, den Jola auf dem analogen Plan fand, womit zumindest die richtige Richtung Bestätigung fand. Bei der Abfahrt Kragerø schickte mich das Navi in eine andere Richtung, was Jola zu zürnenden Worten veranlasste und mich auf einem Parkplatz die Eingaben überprüfen ließ. Korrigiert und gewendet, dann nach ein paar Kilometern Ausschilderung des Campingplatzes Lovisenberg. Der folgte ich beständig, malerisch lagen in dem Archipel die Häuser an den Hängen, inmitten des Wassers diverse kleinere Inseln, auf manchen befanden sich Häuser. 4 Kilometer engste Fahrbahn, welliges Auf und Ab mit nicht einsehbaren Kurven und einem Ausweichmanöver eines entgegenkommenden Autos. Gelände des Campingplatzes in die felsige Landschaft eingepasst, freie Auswahl eines Platzes, wir blieben gleich in der Nähe der Rezeption und der Sanitäranlagen. Blick auf Wasser und Minigolfbahnen.

Sonne schien auf dem Rückzug zu sein, Bewölkung nahm zu. Unerschrocken brachen wir nach Jolas mittäglicher Essenszubereitung, Fischstäbchen vom Dorsch und verfeinertem Kartoffelsalat, auf, Kragerø zu erkunden. Die vier Kilometer bis an den Stadtrand machten uns nichts aus, kaum Autos, dafür Blicke auf besiedelte Bucht, ein Stopp beim Berg-Museum. Am Fähranleger erfragte ich Preise für die Tickets, 65 Kronen sollte die Überfahrt zu den Inseln Skåtøy oder Bærøy kosten. Eine Option für den morgigen Tag.

Bei der Einfahrt in die Altstadt auffälligstes Gebäude die Kirche Kragerøauf einer Anhöhe. Das Zentrum am Hafen der Altstadt touristisch bevölkert, so kannten wir das schon länger nicht mehr. Dominiert wurde das Panorama neben den verstreut liegenden Inseln von den vielen kleinen Motorbooten. Menschen stiegen mit vollen Einkaufstüten, aus dem Supermarkt oder der Boutique kommend, ein, fuhren auf die umliegenden Inseln zu ihren Wochenendhäusern zurück. Stadtbummel, Gedrängel in engen Gassen, gut besuchte Restaurants. Jola kaufte sich ein Eis. Ich suchte einen Geldautomaten, Bargeld war knapp geworden. Hübsche und weniger ansehnliche Menschen stromerten durch die Stadt. Auf die Insel Øya gefahren, über eine Brücke. Zwei Rundwege ausgeschildert. Auf dem, den wir wählten, Wanderweg zu einem Aussichtspunkt. Schlossen die Räder an, marschierten den Trampelpfad hinauf, der bald schwierig zu gehen war. Felsiger Untergrund, nichts für meine Schuhe. Oben angekommen, prächtiger Rundblick auf Stadt, Inseln, Wasser und Boote.

Waren überraschend nicht allein auf diesem versteckten Pfad. Es begann zu regnen, beeilten uns etwas, denn werden die Felsen erst einmal nass, so bestand die Gefahr, hier mit wackeligen Beinen schnell auszurutschen. Aber alles gut. Regen verstärkte sich, wir stellten uns schutzsuchend beim Supermarkt Kiwi unter, was Jola zu einem Einkauf nutzte.

Ich beobachtete die Menschen an der Hafenkante, stiegen in ihre Boote, verstauten ihre Einkäufe, legten brav ihre Rettungswesten an, dann brausten sie los. Regen schien Bootsbesitzern nichts auszumachen, fuhren trotzdem. Bei der Bäckerei einen Kaffee getrunken, neben uns auf einer kantigen Säule der modellierte Kopf vom Maler Theodor Severin Kittelsen, einer der berühmten Einwohner dieser Stadt. Danach Rückfahrt zum Campingplatz mit Abstecher zur Kirche hinauf. Feuerwehrgebäude fiel mir durch seinen Turm auf.

Gegen 17.30 Uhr zurück auf dem Campingplatz, unterwegs gestoppt und den Ausblick auf einem Foto festgehalten.

Unser WoMo stand ideal, bis nach 22 Uhr schien die Sonne auf unseren Platz. Neben uns mittlerweile eine norwegische Familie mit Kleinkind (Kojack) und Hund. Die junge Frau zunächst mit Hund alleine, bat mich, das Stromkabel anders zu legen, sie wollte dort ihr Zelt aufbauen. Das bewältigte sie zunächst allein, mit mehr oder weniger großem Erfolg.

Später mit Jola Rundgang über den weitläufigen Platz gemacht, bei dem wir auch das Freibad mit Rutsche fanden, aber bereits geschlossen hatte.

Jola bediente sich am Karton mit dem portugiesischen Rotwein aus der Region Douro. Sie fühlte sich dazu berufen, weil sie meinte, bei einem Spiel mindestens vier Gläser gewonnen zu haben. Das Spiel und die Regeln stellte sie während der Fahrt nach Kragerø selbst auf, die da waren: Jedes mal wenn ich mit dem WoMo über einen Geräusch erzeugenden Mittelstreifen fuhr, bekäme sie am Abend ein Glas Rotwein, so einfach war die Regel.

06.07.2022 Mittwoch

Sonne, schenkte uns weitere Stunden ihrer Anwesenheit. Einig waren wir uns, heute den Rundgang zu Munchs Malstationen in Kragerø in der Zeit von 1909 – 1915 zu machen. Der Stadtplan bot mit seinen eingezeichneten Standorten (M) gute Orientierung. Bereits am ersten Standort verband Jola die Besorgung von Briefmarken bei Spar mit dem Stopp an der Tafel. Folgende Standorte bedurften der Bergfahrt in Richtung Fußballstadion und dem Aussichtspunkt Steinmann.

Danach suchten wir die restlichen Standorte des Munch-Rundganges auf. Blicke auf den Hafen, die Altstadt, die Halbinsel. Kurz hinter dem Übergang zur Badeinsel Gunnarsholmen führte eine enge Straße hinauf. Auf dieser Straße befanden sich drei weitere Standorte.

Hier der Blick, mit dem Munch den Ökonom und Stadtplaner Christian Gierløff an dieser Stelle porträtierte. Jola sah ich bereits auf der Halbinsel stehen, fotografierte. Irgendwo hier am Hang muss das Haus von Munch gestanden haben, das abgebrannt war, jedenfalls entnahm ich das einer metallenen Gedenktafel hier am Fels.

Begab mich zu Jola auf die Halbinsel.

In größerem Umfang muss es sich einmal um eine Wehranlage gehandelt haben, diverse eiserne Kanonen in verschiedenen Größen standen auf einem Wall. Einige davon aufs offene Meer, andere auf die Hafeneinfahrt gerichtet. Badestrand, Stege, die Hafenmeisterei. Kinder übten sich auf einem SUP.

Bei der Suche nach dem Restauranteingang streiften wir das alte Rathaus. Im Hafenrestaurant ließen wir uns für einen Mittagssnack nieder, jeder gönnte sich ein Krabbenbrot unterschiedlicher Zubereitungsart. Bummel durch die Altstadt, Jola suchte nach einem Kleid, die Suche blieb erfolglos.

Im Anschluss radelten wir ein Stück auf Øya bis nach Galeiodden, dem äußersten Ende des Eilandes. Malerische Gasse mit idyllisch gelegenen Holzhäusern.

Zwischen zwei solcher Häuser ein hübscher Ausschnitt von Kragerø mit Blick auf die Kirche.

Danach kehrten wir zum Campingplatz zurück.

Unbedingt sollte heute das Nass ausprobiert werden, wir wählten das Freibad. Dummerweise ließ man uns nicht ein, uns fehlte ein Eintrittsberechtigungsnachweis. Mussten zur Rezeption zurück latschen und uns zwei grüne Bändchen aushändigen lassen. Einzige Gäste, die sich ins Wasser trauten oder wollten. Schön angelegt, mit felsigem Untergrund, aber unbeheizt, die imposante Wasserrutsche außer Betrieb. Das Eintauchen fiel mir nicht leicht, doch diesmal wagte ich den Schwimmkurs, wenn auch wohl nicht länger als 5 Minuten, was für drei oder vier Bahnen reichte.

07.07.2022 Donnerstag

Abbruch, Aufbruch nach Arendal oder seiner Umgebung. Jola hatte sich nach den beiden bekannten Campingplätzen erkundet. Für den auf Hisøy fand sie überwiegend negative Kritiken, da wollte sie keinesfalls hin. Planten, erst einmal in den Ort selbst zu fahren, eventuell einen Stellplatz finden etc. Ein Stück mautpflichtige Straße gefahren. In Arendal einen Parkplatz in Citynähe gefunden. 25 Kronen für eine Stunde Parkzeit. Fußmarsch, Tourist-Info vor der imposanten Kirche aufgesucht. Deutschsprachiger Mitarbeiter versorgte uns mit Material. Spaziergang am Hafen. Aßen jeder eine Art Pölser. Orientierten uns danach nach Hove zur Freizeitanlage HoveCamping hin. 15 Minuten weitere Fahrt. Rasenfläche, auf der verstreut einige Wohnmobile standen. Wir dürften uns auf die linke Rasenseite stellen, erfuhr Jola. Sie buchte zwei Übernachtungen. Die Freizeitanlage entstand aus einer ehemaligen Kaserne, die die Deutschen im 2. Weltkrieg hier errichteten. Weitläufiges Gelände, alles rote Holzgebäude. Nach dem Übersichtsplan soll sich der eigentliche Campingplatz noch gut 2 Km weiter befinden. Später fanden wir auf einer Radtour diese im Pinienwald strandnah gelegene Glamping-Anlage Canvas mit Jurten, Kugelzelten in Bäumen hängend usw. Wohnmobile sahen wir keine. Dafür Strand und alternative Lebensart.

Größere Rundfahrt nach Plan auf Tromøy, dabei streiften wir den Ort Spornes. Hier herrschten umfangreiche Aktivitäten, Zäune grenzten ein Areal ab, Fähnchen wurden aufgehängt, Stehtische aufgestellt, ein Plakat kündigte ein Festival in der Zeit vom 08.07. bis 10.07. an. Das Ereignis wollten wir „im Auge behalten“. Irgendwie waren wir schneller unterwegs oder der Maßstab auf der Karte gaukelte uns größere Entfernungen vor, wir standen bereits an der 409, Richtung Arendal, dann über Gjerstad nach Hove zurück. Der beständige Wind ermattete mich etwas, ich schlief gegen 16.30 Uhr ein halbes Stündchen. Jola brutzelte danach auf dem Gasherd ein Pfannengericht zusammen, das wir zur geräucherten Makrele aßen.

08.07.2022 Freitag

Nachts mehr oder weniger ununterbrochen Regen, manchmal tröpfelte es vereinzelt aufs Dach vom WoMo, manchmal peitschte der Sturm Wasser aus dem Himmel. Zweiter Tag hier am Morgen, keine Anzeichen, dass es nachts geregnet hätte. Ich testete die Mannschaftsduschen, schön aufgereiht auf beiden Seiten des gekachelten Raumes. Alleiniger Herrscher über diesen Teil der Sanitäranlagen, konnte ich mich ungestört ausbreiten, eine Unterhose durchwaschen und Haare shampoonieren. Letztes Zimtbrötchen verdrückt. Plan für heute war, Arendal zu besuchen. Zwei Varianten standen zur Debatte, die Fahrt über die Brücke aus dem Jahre 1961 oder von Skilsøy die Fähre hinüber zur Altstadt Tyholmen nehmen. Ich schlug die Brückenvariante für die Hinfahrt vor. Nach 200m stoppte Jola bereits, wollte ihren Pullover überziehen, es sei zu kalter Fahrtwind. „Herregaard“, ein Restaurant gleich rechts hatte eine Werbetafel am Straßenrand aufgestellt, „leckere Waffeln“, die wollte Jola nach Rückkehr hier essen.

Entspannt fuhr es sich auf dem breiten Radweg, dann die Brücke voraus. Von der Brücke Weitblick nach Arendal. An der 410 entlang, 4,1 km ausgeschildert der Weg ab dem Einkaufzentrum. Ich hatte mir eine alternative Route überlegt, oberhalb auf dem Gamle Songevei ins Zentrum zu fahren, eine gute Entscheidung, denn hier am Hang ließ es sich definitiv hübscher fahren. Eine Kirche tauchte im Stadtteil Barbu auf. Wir erreichten den Kreisel in der Nähe des Bahnhofs, für Fußgänger zeigten blaue Schilder durch einen Tunnel ins Zentrum. Ich lotste uns über den Berg. An oberster Stelle ein kirchenartiges Gebäude, dass eine Kultureinrichtung (Kulturwerkstatt) beherbergte und ziemlich alternativ aussah. Hübsche Wandmalerei.

Gelangten an eine brückenähnliche Konstruktion (Kastelveien), unter der man ziemlich steil hätte eine unebene Straße hinabfahren können. Links und rechts teilte sie sich. Wir hielten uns rechts auf einem frisch angelegten neuen Straßenbereich namens Hylleveien, der in einer für Radfahrer durchfahrbaren Sackgasse mündete.

Ausblick auf ein Riesenrad und hinter uns am Berg der Aussichtsturm, erst im letzten Jahr fertiggestellt. Eine Steintreppe führte zwischen zwei Häusern in die Richtung der Aussichtsplattform. Aber man müsste ja auch mit Auto oder Rad dort hinauf kommen, dachten wir uns. Wir suchten in verschiedenen Richtungen und verloren uns dabei kurzzeitig. Jola meldete sich telefonisch, sie sei eine fast 90° steile Straße hinauf, schnaufte, sie sei nun am Fernsehmast und schaue sich um, glaubte zunächst, falsch zu sein. Ich saß im Schatten an alter Stelle vom Vortag, wo wir unser WoMo für eine Stunde allein gelassen hatten. Dann ihre Rückmeldung, sie sei doch richtig und hätte einen phänomenalen Ausblick. Ich solle die Treppe hinaufsteigen. Dumm nur, ich hatte keinen Schlüssel für mein Schloss dabei. Wieder Telefonat. Suche nach einem Fahrstuhl, ja den gab es, Treffpunkt am Riesenrad.

Dort, der Platz nannte sich „Torvet“ Kinderspielplatz und Bibliothek. Schlossen die Räder an, ich verschwand kurz in der Bibliothek, „Toaletta“ aufgesucht. Großzügiges Ambiente im Inneren der Bibliothek, ein Kaffeeautomat, auch hier wieder kostenlose Versorgung mit frischem Wasser, für deren Verzehr Gläser bereitstanden. Jola führte mich in den Tunnel, dort befand sich der Fahrstuhl, der uns in Windeseile nach oben zur Aussichtsplattform beförderte.


Tolle Aussicht auf Stadt und Wasser.

Auf dem Platz vor dem Aussichtsturm ein Verwaltungsgebäude neuerer Bauart sowie eins, das nach Unterbringung von Kunst aussah, geschlossen war und seiner Bestimmung scheinbar entgegensah.

Zurück auf ebener Erde, wanderten wir zum Hafenbereich (genannt „Pollen“). Auf dem Weg dorthin einen Blick ins Innere von Bäcker Jørgensen geworfen. Dort bot man eine breite Palette lecker aussehender Brote in den Regalen an, 3 Stück zur freien Auswahl für 117 Kronen. Da wollten wir später welche von mitnehmen.

Jetzt gönnten wir uns Kaffee und Süßteile, die wir im Außenbereich uns zu Gemüte führten. Zaungäste, wie so oft, Spatzen. Jola spielte Dompteurin, einer fraß ihr aus der Hand.

Ich wollte eigentlich den Rundgang nach den deutschsprachigen Beschreibungen an der Dreifaltigkeitskirche starten, doch Jola wünschte die Hafenkante in Richtung Langbryggen zu beschreiten, wo Neues an der Promenade zu sehen war, Holzbänke in verschiedener Gestaltung, überall Blumenrabatte, Kübel oder Bepflanzungen auf andere Art, was dem ganzen ein florales Leben einhauchte. Um die Ecke Neubauten in bekannter Manier like Hafencity. Im Café Pollen sollte ab 12 Uhr einen Musikband Live spielen. Nun marschierten wir zur Kirche. Innenleben, Fenster wie Mandalas, meinte Jola. Plötzlich setzte Orgelmusik ein, wie ein Wunschlied hörte sich das Stück an, wenig tragend, wie man sonst Kirchenmusik mit Orgel wahrnimmt. Zu schrill für meine Ohren, flüchtete ich nach draußen. Möglich, dass es nur ein Intro war, denn ab 12 Uhr war ein Orgelkonzert angesagt. Wir stiegen an der Kirche vorbei, arbeiteten einige weitere Punkte aus dem Rundgang ab (Arresthaus, Werkstatt), erreichten das Gymnasium (an dem der Hamburger Architekt von Hanno mitwirkte) mit der in den 1920er Jahre gepflanzten Trauerulme. Jola vertrödelte mit irgendetwas die Zeit und verpasste mich, ich schon auf dem Fortgang des Rundweges hinab zum Alten Rathaus. Eine Gasse verengte sich zu einem schmalen Schlund, an einem weißen Haus war „RITZ“ in güldenen Buchstaben angebracht. Ich dachte gleich an „das Ritz“, aber dieses war ein ehemaliges Pensionat, was 1991 schloss.

Das Alte Rathaus am Wasser soll Norwegens zweitgrößtes Holzhaus sein, gebaut zu Beginn des 19. Jahrhunderts von einem Reeder und Kaufmann. Bis 2005 diente es als Rathaus von Arendal.

Mit Jola wollte ich mich nach einem Telefonat bei der Fiskbrygga treffen, wo wir gemeinsam zu Mittag essen wollten. Bestellte Miesmuscheln, Jola das obligatorische Reker-brød. Vor dem Café Pollen ein Trio mit Musikinstrumenten, der Gitarrist plauderte mit den wenigen Zuschauern, Jola wartete auf den musikalischen Einsatz. Ein Lied, dann war gerade Pause. Wir fanden in einem Dekorationsgeschäft namens Wood Food AS einen Wäschekorb, der uns beiden zusagte und den wir eventuell kaufen wollten. Beim Bäcker orderte ich die drei Brote, alle geschnitten. Dann die Räder abgeholt und zur Fähre gefahren.

Erste Fahrgäste, jeweils 50 Kronen für Mensch und Maschine. Zwei Einheimische ließen sich mit uns zusammen übersetzen. Merkwürdig fand ich, dass das Schiff die Strecke rückwärts fuhr. Kaum fünf Minuten dauerte die Überfahrt. An Land verhedderten wir uns, brauchten dadurch streckentechnisch mehr Kilometer, als wenn wir die Route über die Brücke zurück genommen hätten. So lernten wir ein bisschen mehr von der Landschaft kennen. Jola ging dann später alleine zum Schwimmen. Gegen 17 Uhr schwangen wir uns auf die Sättel, wollten zum Festivalgelände, mal schauen, was dort los ist. Jola vergaß natürlich nicht das Waffelessen im Herregaard. Spa und Resort, abgelegen, wenige Gäste auf der Außenterrasse. Wir setzten uns auf rustikale Holzbänke. Service war hier unbekannt. Ich begab mich ins Innere, erreichte die Aufgabe einer Bestellung von Kaffee und Waffeln, ohne dass ich einen QR-Code hätte scannen müssen. Es dauerte, dann ein Jüngling mit zwei Bechern Kaffee, schwarz, gleich verbunden mit der Bitte, Milch zu bringen. Ein Töpfchen Milch wurde gebracht, jedoch (noch) keine Waffeln. Die Waffeln, übertrieben formuliert, kaum wahrzunehmen auf dem Teller, im nächsten Gang brachte der Jüngling zwei Schälchen mit Schmand und Erdbeermarmelade. Jola bezahlte später.

Weiterfahrt, ob durch diese Abzweigung oder sonstwie, typisch für uns wieder mal, falsche Richtung eingeschlagen. Dafür einen Kiesweg durch stark bearbeitete Landschaft gefahren, in der wir eine völlig neu entstandene Ferienhaussiedlung entdeckten. Das Festivalgelände abgesperrt. Menschen schleppten Klappstühle mit sich zum Eingang, an dem eine Taschenkontrolle stattfand, alles Glas musste dagelassen werden. Ab 19 Uhr sollte der erste Act stattfinden, es war 18.30 Uhr. Warten wollten wir nicht, ggf. zurückkommen und lauschen, Eintritt von 750 Kronen waren mir zu viel.

Abendbrot mit Scheiben von den leckeren Broten. Das letzte Bier wurde „geopfert“.

09.07.2022 Samstag

Langsam findet ein erstes Resümee der Norwegenreise statt. Die Landschaft erschrickt einen nicht mehr hinter jeder Biegung mit seinen Seen, Felsen und Wäldern oder den verstreuten weißen Holzhäusern an Hängen oder auf Gestein gebaut. Rücksichtsvolle Autofahrer sind die Norweger, spendabel im Umgang mit Wasser in den Restaurants, wo stets, oft ohne Aufforderung, eine Flasche auf den Tisch gestellt wurde. Bestellt man Kaffee, erhält man häufig kostenlos „Nachschub“ (Refill). Sowohl die Städte, als auch die Vorgärten und Häuser erhalten regelhaft optische Verschönerung durch Blumen oder sonstige Bepflanzungen. Die Verständigung ist sehr einfach, da fast alle Englisch sprechen, oft wesentlich besser als man selbst. Die Campingplätze waren sehr gut ausgestattet, einen freien Platz zu bekommen in der Regel kein Problem. Die Preise, wegen höherer Steuern, vor allem bei Alkohol, höher. Straßen sind einwandfrei, durch Tempolimit gibt es keine Rasereien. Wohnmobile gehören zum alltäglichen Straßenbild in Norwegen. Tesla dominiert den Markt der Elektrofahrzeuge, erkennbar an manchen Tankstellen, Supermärkten oder sonstigen öffentlichen Plätzen mit Ladestationen, wo aufgereiht eigene Ladevorrichtungen mit „Tesla“ gekennzeichnet waren. Insgesamt eine hohe Dichte an Fahrzeugen mit gut ausgebauter Infrastruktur. In den Fjorden einige Baustellen, schnippelten die Norweger doch gerne an ihren Felsen herum, wie andere an der Rasenkante. Besonderheiten beim Essen waren die Reker (Krabben) auf Brot, oft als Mittagssnack bestellt, Fischsuppen oder die Zimt- oder Kardamomschnecken. Schlankheitswahn traf man nur vereinzelt an, eher sah man den properen Typ. Frauen oft in (gerüschten), oft schrill bunten Hängekleidern, scheinbar der Sommerhit. Hätte man die Boote in den Häfen gezählt, es wären vermutlich mehr Wasserfahrzeuge da als Einwohner. Hardangervidda eine extra Geschichte, eine Übernachtung auf der Hochebene blieb uns verwehrt. Die besuchten Fjorde schon sehr beeindruckend, dabei waren es noch gar nicht die berühmtesten.

Über Sanitäranlagen und deren Einrichtungen sowie die Funktionsweise von Duschen ließe sich ein eigenes Buch verfassen.

Heute Abfahrt aus Hove nach Lillesand. Zuerst Fahrt nach Arendal, parkte am Bahnhof, Fußweg durch den ca. 600m langen Tunnel für Fußgänger und Radfahrer, an dessen Ende wir am Fahrstuhl zur Aussichtsplattform herauskamen und gleich danach ins Geschäft Wood Food AS gingen, das die Wäschekörbe anbot. Nun wählten wir doch nicht das helle Modell, einziges Exemplar in diesem Ton, leider mit einigen Mängeln. Die 10% Rabatt stimmten uns nicht um, so kauften wir die dunklere Variante. Schleppte das Teil händisch zurück durch den Tunnel zum WoMo. Weiterfahrt nach Lillesand zum Stellplatz an der Marina. Schon an der engen Zufahrt ein Schild „Platz ist voll“. Trotzdem vorgefahren und Ausschau gehalten, vergeblich. Also zum nächsten Campingplatz Tingsaker in zwei Kilometern Entfernung. Nervige Warterei wegen zugestellter Zufahrtswege, dann freie Auswahl, kreiste auf dem Platz, der direkt am Wasser lag, aber ich musste über die Straße auf die Rasenfläche, Schräglage. Der Standort musste korrigiert werden, weil der Abstand zum Vordermann zu gering war, 4 Meter sollten es sein.


Lillesand touristisch gut besucht, ein paar hübsche Bauten, u.a. das Hotel Norge, kurz darauf Promenadensicht, ansonsten örtliche Lokale voll, wir landeten gegen 12.30 Uhr im Strandhafen, blieben im sonnengeschützten Inneren, dafür sehr laut und wuseliges Servicetreiben. Konnte dem Koch zusehen, wie er laufend den scheinbar beliebten Salat mit Hühnchen und Parmesan zubereitete. Danach Ortsrundgang. Aufenthalt am WoMo, Sonne stach intensiv, lange hielt ich es nicht mit der Bestrahlung aus, Sturm fegte in Böen daher und zerzauste Frisuren und Zelte. Irgendwie ist dies hier nicht mein Ort.

Mit Jola zum Wasser, niedriges Flachwasser, Ebbe?, wir konnten ohne Sorge zu einer kleinen Insel spazieren (Badeinsel mit Strand). Sonnenbaden am WoMo. Aufbruchstimmung, geplant war nun, morgen schon weiter nach Kristiansand zu fahren. Etwas Bewegung verschafften wir uns auf einer kleinen Spritztour mit den Rädern. Vom Campingplatz herunter kam nach wenigen Hundert Metern ein Schild „Flørenes“, dem wir folgten. 3 Kilometer auf enger glatt geteerter Straße, zuerst rechts oft grüner Wanderschilder mit diversen Hinweisen, die Wege verschwanden im Unterholz. Hügelige Wegstrecke, die wieder einmal hinter jeder Biegung uns neuerlich Wochenendhäuser in schicker Lage und optisch äußerst ansprechend präsentierte.


Abgeschieden ein Liegeplatz mit Booten, dann das Ende der Straße an zwei Häusern. Blick aufs Wasser, ein Schwan tauchte gerade unter, nach Nahrung suchend. Ein paar Boote dümpelten im seichten, klaren Wasser. Übers Wasser sah man einen Mann auf seinem Grundstück Gartenarbeit erledigen. In der Kehre etliche Postkästen aufgereiht, ein Name lautete „Ibsen“.

Rückfahrt, eins der weißen Häuser umgeben von einigen markant hervorstechenden roten Rosenstauden. Auf dem Rasen wasserseitig hinter dem Haus spielte eine Großfamilie „Kubb“. Idyllisch wirkte dieses im Vorbeifahren wahrgenommene Familienleben, ahnten diese Menschen nichts von Corona, Attentaten, Krieg und Energiekrise?

10.07.2022 Sonntag

Heute gehörte ich zu den Frühaufstehern, um 7 Uhr zu den Sanitäranlagen, Katzenwäsche. Um 9 Uhr hatte Jola an der Rezeption die Magnetkarten zurückgegeben und wir konnten nach Kristiansand abfahren. Sonne brannte bereits am Morgen ordentlich auf der Haut. Straßen leer, auf der Gegenspur mehr Autos unterwegs. Ich hatte den Stellplatz eingegeben, der lag auf der gleichen Route wie der Campingplatz, allerdings in einem Industrie- / Gewerbegebiet, heute ausgestorben wie eine Westernstadt nach dem Goldrausch. Der Platz gut besucht, aber es gab freie Flecken. Haderten dann mit Bezahlung und Stromversorgung, beide Apps, die ich installiert hatte, funktionierten nicht. So fiel es uns nicht allzu schwer, doch den Campingplatz Roligheden aufzusuchen. Schnell standen wir an der Zufahrt, vor uns einige wartende WoMos. Jola berichtete, erst ab 12 Uhr würde Einlass gewährt. Das waren noch zwei Stunden, was nun anfangen? Jola wollte die vorgelagerte Insel besuchen. Erste Sonnenhungrige hielten Einzug mit Badetuch, Klappstuhl oder sonstigem Zubehör für einen Strandtag. Man installierte sich auf Felsen, hinter Hecken oder einfach auf dem Sand. Ein junges Paar mit Kinderwagen auf einem hölzernen Ponton, sie gleich ausgezogen und im Bikini auf der Einstiegsleiter für den Sprung ins Wasser posiert, der Mann mit dem Handy am Abzug. Eleganter Kopfsprung, das war’s dann auch schon. Einige Hundebesitzer kreuzten unseren Weg, ein Hund wollte mir partout nicht ausweichen, so musste „Herrchen“ einen Umweg machen, der Hund auf seiner unsichtbaren Spur bleibend. Die parkenden WoMos kamen wieder in Sicht, Lücken zwischen der Reihe, unser stand ganz alleine. Doch frühzeitigerer Einlass. Der Guide brachte uns mit seinem E-Roller zu zwei Standorten, von denen wir den zweiten präferierten. Rangieren, die abgeguckte Idee, Holzklötze unter die Nivellierungen zu legen, brachte hier und jetzt Abhilfe. Das WoMo stand fast gerade.

Jola zog es dann alsbald in die Stadt zur Fischbrygga, Fisch und Chips essen. Eigentlich war mir die Route innerlich noch gegenwärtig, doch einmal täuschte ich mich und wir landeten an der zweiten Autobrücke, zu weit gefahren. Machte nichts, bis zur Fußgängerbrücke waren es in Ufernähe kam 500 Meter. Dann durch die Kvadraturen geradelt. Selbst hier verhaspelt, standen wir plötzlich vor den Fähranlegern. Zwei riesige Kreuzfahrer lagen an Terminals, hoch überragten sie die Silhouette bei Fischbrygga, das von Menschen wimmelte. Ob es alles Passagiere von den Dampfern waren, blieb offen, aber wahrscheinlich war es der größte Teil. Bei Enok bekamen wir gleich einen Platz, sogar im Schatten. Bestellung ging rasch, o,5 Liter Fassbier gönnten wir uns zum Abschluss der Norwegenreise. Fisch und Chips waren in Ordnung, Jola freute sich über ein günstiges Essen, glaubte die Portion war für ungefähr 14 € zu haben, doch sie irrte, der Preis war für den Kinderteller. Die leckeren Eiskugeln warteten auf uns vergeblich, die Schlange vor dem Geschäft war uns zu lang. In der Fußgängerzone schauten wir uns nach einem Bäcker um, der Jolas Skolebrød anbieten würde. Dampfbäckerei hatte sonntags geschlossen, andere offene Lebensmittelanbieter verdienten den Blick in die Auslagen eigentlich gar nicht, ekelig. Jola kaufte bei einem Backshop Kleinteile, sie konnte nicht auf das richtige Angebot warten. Das kam keine 500m weiter bei der Konditorei Geheb, vier Stücke orderte ich, weil die Dinger so appetitlich aussahen. An der Schwimmhalle ein Beachvolleyball-Turnier, Jola verschwand, suchte Toiletten, kam unverrichteter Dinge zurück. Frisch war es geworden, leicht bedeckt und kühler Wind. Rückfahrt zum WoMo, diesmal bekannte Strecke und trotzdem einmal falsch abgebogen, aber sofort gemerkt. Kaffee gekocht, Jola lobte ihr Kuchenstück über den Klee.

11.07.2022 Montag

Ruhige Nacht. Lange am Vorabend Scrabble mit mir alleine gespielt. Jola schmollte, weil ich sie nicht zum Mitspielen aufgefordert hatte. Gegen 07.30 Uhr geduscht, komfortable Einrichtung, nutzte die Familienkabine. 6 Minuten Duschzeit strecken sich ganz schön dahin. Frühstück mit gebratenem Speck und Backed Beans. Gegen 10 Uhr kleinen Ausflug in die Stadt, schauten uns dabei nach einem möglichen Abstellplatz für das WoMo um, überall Parkautomaten und Stehzeiten von 2 bis 3 Stunden. In Tangen im Neubaugebiet einen aktuell nicht genutzten Bauplatz mit Schotter, Tagesticket 160 Kronen. Jola meinte, doch lieber am Yachthafen vor dem Campingplatz stehen zu bleiben. Bei schönstem Sonnenwetter auf bekannter Strecke zurückgefahren, diesmal ohne Irrungen!

Am WoMo Sachen gepackt, ich nutzte den herumliegenden Gartenschlauch und wusch das WoMo. Kurz vor 12 Uhr parkte ich auf dem Parkplatz vor dem Campingplatz, der mittlerweile von Badegästen gut frequentiert war. Dann neuerliche Tour in die Stadt. Bzw. lockte ich Jola nach Baneheia, wollte an die Badeseen. Das Gebiet war recht weitläufig, kaum ausgeschildert und so cruiste wir auf mal breiten, mal weniger breiten Kieswegen hoch und runter. Ein See kreuzte unseren Weg, fast zugewachsen, kein Wasser zum Baden, den Badesee fanden wir erst nach zwei vergeblichen Versuchen.

Idyllisch wirkte die Szenerie mit den versprengten Menschen auf den verschiedenen hohen Felsen, auf Badetüchern oder in Sitzgestellen ruhend, Kinder im See plantschend, Erwachsene stehend die Kühlung genießend. Unter einem Baum schattiges Plätzchen gefunden, Holztisch und Holzbank standen gratis parat. Nun läutete für mich die Stunde der Wahrheit, ich musste mich im Wasser beweisen. Also schnell die Badehose an und ab ins Nass. Ich Warmduscher überwand mich tatsächlich und schwamm einer Entenmutter mit ihrem Jungen hinterher, fluchtartiger Rückzug ins offene Gewässer. Jola machte Fotos.


Jola wollte nicht schwimmen, hatte keine Badesachen dabei und scheute den Sprung in Unterwäsche. Sie wachte über unser Hab und Gut an Land. Dann die Ausfahrt aus dem Erholungsgebiet, wieder mit ein paar Wirrungen verbunden. Gerieten ins Wohngebiet und waren danach gleich am Fähranleger. In der Stadt Bummel und Suche nach Restaurant. Landeten im Sørensen, wohl ein ehemaliger Schlachter (slektar), über dem Eingang ein Stierkopf. Jola verabschiedete sich aus Norwegen mit einem Krabbenbrot, ich aß ein Steak. Kaufte in der Konditorei Geheb wieder zwei und zwei Süßteile. Jola wollte bummeln, ich nutzte die Zeit, um mich beim Fähranleger zu orientieren. Nach Hirtshals standen schon etliche Wohnmobile in der Wartespur. Mit der Information kehrte ich zurück an den Treffpunkt, Jola ebenfalls just ankommend. Rückfahrt zum Yachthafen. Aufbruch und Fahrt zur Fähre. Die Schlange war zwischenzeitlich natürlich weiter angewachsen. Nun hieß es ausharren….

Spaziergang in die Stadt, nur um sich die Zeit zu vertreiben. Wir bereiteten uns auf den Aufenthalt vor, Jola schmierte etliche Stullen. Gegen 18 Uhr erste Bewegungen in der Schlange, vorrücken an die Schalter, natürlich ging es ausgerechnet in unserer Reihe nicht voran. Lamento mit dem Mann im Häuschen. Bei mir alles paletti, zeigte meine Buchungsbestätigung auf dem Handy, Reihe 8. Blonde Norwegerinnen mit gelben Westen auf Fahrrädern dirigierten und lenkten. Wieder warten. Auslauf, Blick aufs Wasser, keine Fähre in Sicht. Neben mir am Zaun ein sportliches Paar, sie andauernd dabei, Dehnübungen zu fabrizieren. Wie aus Gummi gemacht bewegten sich ihre Glieder, faszinierend anzusehen. Ich begann gleich, ebenfalls einfache Übungen zu machen. Immer noch keine Fähre in Sicht. Schon nach 19 Uhr, Ungeduld machte sich breit. Dann ruckelten einige WoMos plötzlich los. Wieder ein Stück näher an die Auffahrtrampe, dann ein roter Punkt am Horizont, die Fähre rauschte heran. Es ergoss sich ein Strom Blechlawine aus dem Bauch des „roten Rochens“, es hörte gar nicht auf, Jola ermüdet vom Zuschauen. 20.15 Uhr Abfahrt erschien bereits jetzt illusorisch. Auffahrt, Ausstieg, Platz suchen. 20 Minuten Verzögerung, dann legte die Fähre ab. Picknick auf dem 1. Deck, während andere nach Essen anstanden. Unruhige See, Menschen schwankten in den Gängen hin und her. Später Vollmond am Himmel. Tax-Free-Shop bot wenig Anreiz zur Ausgabe der letzten Kronen. Eine Literflasche Gammle Dansk und Lakritzbonbon, legte zwei 200-Kronenscheine an der Kasse hin, keine Annahme von Münzen. Umrechnung in Dänische Kronen, erhielt 104 zurück. Las Jola aus dem Buch Alice im Wunderland vor. Dunkler Streifen am nächtlichen Horizont, Land, das sich Dänemark nannte. Ankunft, Ausfahrt, als wenn die Horden Einfall in ein fremdes Land hielten. Eigentlich sollte es in Hirtshals zum Stellplatz gehen, sahen gleich nach der Ausfahrt etliche WoMos auf einen Parkplatz abbiegen. Weiß leuchteten Aufbauten von bereits dort parkenden Fahrzeugen. Spontan fuhr ich hinterher, stellte mich unter ein riesiges rotierende Windrad, das so vor sich in einem bestimmten Rhythmus hin rauschte. Gammle Dansk aufgemacht, einen Absacker getrunken, dann ins Bett und dem Rotationsgeräusch lauschend in den Schlaf hinüber gedämmert. Es war nach 00.00 Uhr.

12.07.2022 Dienstag

Als erstes nach dem Aufwachen das Sausen der Rotorblätter gehört, kurz vor 7 Uhr die WC-Anlage aufgesucht. Erstaunlich sauber und gepflegt. Ohne Frühstück reisten wir ab. Straßen zuerst leer, dann nahm der Verkehr um Aalborg zu. Erste Pausenstation ein kleiner Ort namens Støvring. Nirgends ein Bäcker, wo man die letzten dänischen Kronen hätte loswerden können. Bei Rema 1000 besorgte Jola dann Rundstücke und Käse, immer noch 10 Kronen übrig. Frühstück auf dem Parkplatz. Je näher wir Aarhus rückten, entwickelte sich lebhafter LKW-Verkehr. Jola las Informationen über verschiedene Städte vor, mögliche Haltepunkte (Hobro, Horsens Sønderborg). Kurz vor Kolding bogen wir nach Vejle ab. An der Marina ein WoMo-Stellplatz, den ignorierten wir, parkte an der Straße (3 Std.). Räder ausgeladen und auf dem gekennzeichneten Radweg (rotes „C”) ins Zentrum.

Ein große Plakat mit der Aufschrift „Tour de France“ hing an einer Mauer. In der Stadt überall Fahrräder, mit gebürsteten Metall als Verschönerung des Kreisverkehrs, als gelbe Schweberäder an Leinen über den Gassen usw. In einer Kneipenstraßen u.a. aus Lübeck bekannte Dekoration mit aufgespannten buntfarbigen Sonnenschirmen. Gemütlicher Bummel durch die Fußgängerzone. Ein Konditor bot Rumkugeln als Leckerbissen an, auf dem Plakat wesentlich größer dargestellt als in der Vitrine im Inneren, verzichtete auf den Kauf. Jola kaufte für genau die restlichen 10 Kronen in einer Art 1-Euro-Shop einen rosafarbenen Haarkranz für das nächste Mitsommerfest. Am Rathaus ein Wasserspiel, bestehend aus drei tropfenförmigen Wasserläufen, in denen Kinder spielten, versuchten Schiffchen zum Schwimmen zu bringen.

Fuhren zurück, an der Marina das Fjordenhus, ein ins Wasser gebautes Bürogebäude, entworfen von dem dänisch-isländischen Architekten Olafur Eliasson. Über einen Steg durften man die begehbaren Teile besichtigen, Fahrräder mussten „an Land“ gelassen werden, zwei Mann von der Security wachten am Übergang. Drum herum die von anderen Häfen bekannten Neubauten, mehrstöckig, architektonisch austauschbar, aber schöne Aussicht aufs Wasser. Das Umfeld des Hafen ansonsten (noch) kein pittoreskes Panorama.

An den Decken waren Spiegel installiert, in denen man sich von darunter stehend betrachten konnte, außerdem hing an zentraler Stelle eine Art Strudel aus….. Das Gebäude soll nach der Intention des Architekten Hafen und Stadt verbinden. Abfahrt, zurück auf die E45, die sich zweispurig manchmal zu einem Nadelöhr verengte, immer dann, wenn Brummis sich langandauernde Überholmanöver leisteten. An der Grenze in Gegenrichtung langer Stau, Zollkontrolle. In Eckernförde gegen 14.30 Uhr aufgeschlagen, Jola zog eine Magnetkarte, Platzsuche, immerhin durften wir aufs Gelände, was nichts anderes hieß, als dass Plätze frei waren. Den ich wählte, war keiner, musste umparken in die zweite Reihe, dafür schattig. Schnell installiert, dann ins Zentrum, Suche nach einem Restaurant. Ich kaufte in der Kaffeerösterei Kaffee (Peru Bio für 6,80€). Möwen kreischten, rangen manchmal um Reste an Abfallbehältern, am Hafen lauerten sie auf die nicht verwertbaren Abschnitte vom Fang, die der Fischer vom Kutter ins Wasser warf. Jola wünschte einen Aperol Spritz (in der Olive), saßen quasi am Straßenrand, ich versuchte in der SZ zu lesen, die mir der Wind ständig umblätterte und einmal sogar in einen Busch davontrug. Menschen schauen, Jola meinte, Eckernförde sei hübsch, was man von den hier herumlaufenden Menschen nicht gerade behaupten konnte. Da musste ich ihr zustimmen.

Schlenderten ein Stück auf der Promenade entlang, sahen Gruppen von dunkelhäutigen Jugendlichen, weibliche teils mit Kopftuch, ansonsten eher sportlich gekleidet. Natürlich fast alle mit Handys bewaffnet. Jola zog es ins Wasser, ich blieb auf einer freien Bank sitzen und ließ das Treiben an mir vorüberziehen. Kurzentschlossen wechselte sie die Kleidung, vom Kleid in den Tankini und verschwand in der Ostsee. Klares Wasser, keine Quallen, so kommentierte sie ihren Badespaß.

Uns verschlug es im Anschluss zum griechischen Restaurant Taverne Kreta, „Bitte tragen sie eine Maske“ am Eingang ein Schild, das wir ignorierten und auch nicht zum Tragen aufgefordert wurden. Im geschützten Außenbereich gut gegessen (Gyros und Bifteki) und Wein getrunken. Ouzo zum Abschluss gratis. Etwas angeschickert zurück zum WoMo, wo ich mir noch ein Gläschen Roten Idiot beim Spiel der deutschen Frauen gegen Spanien im Rahmen der Europameisterschaft in England gönnte. Jola schaffte es nicht mehr, verschwand schnorchelnd in meinem Bett.

Nicht zu vergessen der vorherige Einkauf dreier Weinflaschen in Jacques Weindepot, wo wir mit dem Mann über Norwegen ins Gespräch kamen und dabei erfuhren, dass er Norweger sei und eine Hütte besäße, zeigte uns, wo das sei.

13.07.2022 Mittwoch

Nach bewegter Nacht und schlaf in fremdem Gefilde (sprich auf Jolas Seite), mit dem Abwasch zur Küche gegangen. Jola erklärte sich bereit, ihr gestriges Versprechen einzulösen und Brötchen vom Supermarkt zu besorgen. Ich kochte Kaffee und Tee. Es wurden nicht nur Brötchen mitgebracht, Wurst und Käse lagen dazu auf dem Frühstückstisch. Was wollten wir mit dem Rest des Vormittags anfangen (Jola hatte um 12.30 Uhr ihren Frisörtermin)? Leicht bewölkt, im Wechsel mit sonnigen Abschnitten und Wind, Baden wollte ich nicht. Kleinen Ausflug, den wir nach Umkehr in Hemmelmark über Barkelby zurück nach Eckernförde unternahmen. Jola zeigte mir, wo sich das Frisörgeschäft befand. Ich blieb danach am WoMo, spielte Scrabble und aß einen Streuselkuchen. Der Frisörbesuch dauerte länger, es war 14.30 Uhr, um 15 Uhr musste ich den Platz räumen. Ich wartete auf dem Kundenparkplatz von Rewe. Jola besorgte noch einen Kasten Weißwein von Jacques Weindepot. Einmal volltanken bei Jet, dann ging es auf die Heimfahrt, die bei Kiel gleich für längere Zeit in ein langsam dahinkriechendes Bummeln mündete und uns gut eine Halbe Stunde mehr Fahrtzeit bescherte.

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SÜDTIROL

NORWEGEN – Fjorde und …. –

28.06.2022 Dienstag

Mit einem lachenden und einem weinende Auge verließen wir Oslo, lachenden, weil das Wetter sich nicht zum Besseren wenden wollte, weinendem, weil wir noch so viel nicht gesehen hatten. Über Notodden erreichten wir auf der E134 Heddal, bekannt durch eine der größten Stabkirchen Norwegens.

Die Sehenswürdigkeit befand sich direkt an der E134, großer Parkplatz für Wohnmobile. Ohnehin wollten wir eine Pause machen, da passte der Stopp gerade zur rechten Zeit. Kirche und Umfeld angeschaut, im Shop Kaffee getrunken.

Weiterfahrt, Seljord, Morgedal, größere Orte, dann diverse nicht erwähnenswerte Ortschaften und Seen. Mittlerweile hatte ich mich an das Grün der bewaldeten Berghänge gewöhnt, ebenso, dass ständig hinter jeder Kurve ein See oder rauschender Fluss auftauchte. Nach gut 240 Km erreichten wir den von Jola ausgesuchten Campingplatz bei Haukeli. Mit jedem zurückgelegten Kilometer veränderte sich die Wetterlage, die Sonne schien. Auf dem Platz standen zwei Wohnmobile, ansonsten gähnende Leere, wie auch das Umfeld. Rezeption erst ab 19 Uhr besetzt. Mein erster Aufstellversuch scheiterte beinahe, die Räder hatten sich im weichen Untergrund eingegraben. Ich brauchte mehrere Versuche, um mich zu befreien. Stellte das WoMo auf festeres Gelände. Später gesellten sich eine Handvoll Reisende zu uns auf den Campingplatz. Wir radelten auf einer Nebenstraße ins Ortszentrum, dort sollte es einen Spar geben. Einkauf von Lebensmitteln, u.a. günstige Zimtschnecken. Fahrt bis zum Ortsende, wo sich ein Tipi befand, in dem es allerhand Krimskrams zu besichtigen und zu kaufen gab, u.a. Rentierfelle, Rentierwurst etc. Für ein Fell wollte der in einer Tracht auftretende Mann 1.300 Kronen haben.

Rückfahrt und dann passierte nichts mehr. Jola zahlte 300 Kronen für die Übernachtung, so preiswert hatten wir es bisher noch nicht.

29.06.2022 Mittwoch

Die erfreulichen Wetteraussichten für die nächsten 2 – 3 Tage beflügelten uns, früh aufzustehen. Jola hangelte sich schon gegen 05.30 Uhr aus dem Bett, mich hielt es bis gegen 7 Uhr in den Federn. Sonnenaufgang, mystische Wolken über dem See, so berichtete Jola. Schon gegen 08.30 Uhr reisten wir weiter. Zunächst fast allein auf der Straße, brachte entspanntes Fahren mit sich. Odda sollte nach Jolas Recherche nicht mehr allzu weit (<40 km) weg sein, sodass ein Stopp mit Rundgang eingeplant war.

Innerhalb von rund 40 Kilometern stiegen wir von gut 570 Höhenmetern auf 1.050 Höhenmetern hinauf, links eine Zeitlang der Stå-vatn, ein riesiger See. Jola wünschte einen Halt in dieser bizarren Landschaft. Schneebedeckte Berge, die sich in der glatten Oberfläche des Sees spiegelten. Manchmal ging es ein Stück abwärts, um kurz darauf dann wieder hinauf zu führen, einmal sogar bis auf 1.150 m. Gut kamen wir bisher voran, doch nur rund 5 Minuten danach eine Baustelle mit händisch regulierter Verkehrsführung. Eine Schlange hatte sich vor einem Tunnel gebildet, Bauarbeiten im Tunnel, deshalb eine provisorische Straßenführung außen herum, die jeweils nur in eine Richtung befahrbar war. Die Strecke war etliche Kilometer lang, darum die lange Wartezeit. Ein Leitfahrzeug fuhr vorweg, Kolonnenfahrt war angesagt. Unterwegs bremste die Kolonne für einige Augenblicke ein Teil einer Schafherde aus, die spazierte quer am Straßenrand.

Aber von Odda noch lange nichts in Sicht. Es wurden dann auch insgesamt 138 km, bis wir diesen Ort erreichten und ich mindestens durch 8 mehr oder wenige lange Tunnel gefahren war. Am Campingplatz / Stellplatz kurz geparkt, Beine vertreten, Jola befand den Ort nicht als lohnenswerte Sehenswürdigkeit, so setzten wir die Fahrt fort. Nun immer der E 41 gefolgt, wieder Tunnel, jetzt aber die Straße verbunden mit einer oft schmalen Breite. Ausweichmanöver waren bald an der Tagesordnung.

Einmal plötzlich Nieselregen, die Scheibe besprenkelt, dann Wasserrauschen, ein mächtiger Wasserfall entließ schäumende Kubikmeter Gischt, die sich unter der Fahrbahn in ein felsiges Flussbett ergoss.

Zum Glück folgte ich danach auf fast der gesamten Strecke einem LKW, den ich als Vorhut fahren ließ bzw. als Maßstab für die Notwendigkeit von Ausweichmanövern heranzog. Funktionierte prima, allerdings nur bis kurz vor dem Ziel, dort trafen Reisebus und LKW an einer engen Stelle aufeinander, keiner wollte zunächst weichen. Busfahrer setzte dann zurück, bis der Lkw sich vorbeischlängeln konnte.

Campingplatz Kinsarvik auf einer Anhöhe, Platz 66 mit Fjordblick und Bergansicht. Wolkenfreier Himmel, Sonne satt.

Marschierten in den Spar, kauften Lebensmittel, u.a. gegrillte Hähnchenkeulen.

Nachmittags Fahrt mit den Rädern zu den Wasserfällen, wobei wir es nur zu dem ersten schafften.

Gesamte Strecke der letzten beiden Tage.

Jola früh ins Bett, ich hielt bis Mitternacht durch und machte bei einem Austritt dieses Foto:

30.06.2022 Donnerstag

Jolas Vorstellung vom heutigen Tagesablauf war durch die Abfahrt der Fähre nach Utne determiniert. Sie stand deshalb schon vor 7 Uhr auf. Schatten noch über dem Campingplatz, die Sonne erhellte vorerst nur die Kuppen der Berge drumherum. Erste Strahlen schienen durchs WoMo, da waren wir mit dem Frühstück gerade fertig. 8.15 Uhr radelten wir zum Anleger. Einzige Leute mit Rädern, einige wenige Autos, die mitwollten. Im Passagierraum saßen zwei in Arbeitskleidung gehüllte Männer, aßen (vielleicht ihr Frühstück), ein Pärchen, mit Auto und Kajak auf dem Dach, ein paar Einheimische. 30 Minuten dauerte die Überfahrt.

Utne mit seinen rund 500 Einwohnern schmiegte sich an den Hang, auffälligste Gebäude waren das Hotel und die Kirche, daneben beherbergte der Ort ein Museum, gelegen auf einer Anhöhe.

Das historische Utne Hotel ist von 1722 und wurde seitdem durchgehend betrieben. Es hat nur 17 Zimmer, alle mit charmanter, historischer und individueller Einrichtung. Das Hotel ist Norwegens ältestes denkmalgeschütztes Holzhotel, das seit 300 Jahren ununterbrochen in Betrieb ist. Angefangen hat alles 1722, damals als Gasthof mit Herd, Küche, Flur und einem Schlafzimmer.

Aufs Rad geschwungen und los ging die Tour mit für mich unbekanntem Verlauf. Unfreiwillig besuchten wir gleich nach dem Start das Hardanger Folketmuseum, bzw. den Vorplatz, hier ging es jedenfalls für uns nicht weiter. Umkehr und auf die 550, die sofort bergauf führte, also ordentlich in die Pedale getreten. Im weiteren Verlauf viel Fjord, viel bewaldete Berghügel, mal bessere, mal schlechterer Straßenbelag. In der Ferne für mich namenlose Berge, auf denen vereinzelt im oberen Bereich Schnee lag. Nach ungefähr 30 Minuten ein Stopp bei einer Info-Tafel und Pausenbank mit Blick auf den Hardangerfjord.

Einen Kilometer weiter in herrlicher Lage der Campingplatz Lothe, einfach, aber mit Badestrand und eben, dem schönen Ausblick auf den Fjord.

Ein paar Ortschaften durchfahren, Namen bereits wieder vergessen. Nach gut einer Stunde veränderte sich die landwirtschaftliche Nutzung, mehr und mehr Apfelbäume in Reih und Glied an den Hängen, später im Wechsel mit Kirschbäumen. Professionelle Handhabung, Plastikplanen im Halbrund halfen wahrscheinlich, mehr Sonnenwärme zu bündeln und das Wachstum zu beschleunigen.

Ab und an ein hübsches Haus mit gepflegtem Vorgarten, vor einigen kleine Holzhäuschen, in denen Waren zum Verkauf standen, u.a. Kirschen, Eier oder Marmelade.

Idyllisch wirkte oft das Panorama. Ungewöhnlich, wie schon manchmal erlebt, Baustellen. Zwar beschildert, aber unkonventionell die Handhabung. Der Bagger im Graben buddelnd, der Laster mitten auf der Straße auf Ladung wartend, nicht einmal mit dem Rad war da ein durchkommen. Warten, dann händeringend der Hinweis, wir sollten über die Obstplantage ausweichen.

Nach ungefähr 14 Kilometern mussten wir uns entscheiden, wie weit wir noch in die Berge steigen wollten, dort seien diverse Seen. Kaum Autos auf dieser noch schmaleren Straße als auf der gestrigen Anreiseroute. In seichten Kurven strampelten wir uns rund 3,5 Kilometer durch Wald die Straße hinauf. Dann hatten wir ein Einsehen, wollten mit unseren Kräften haushalten, auch sorgte sich Jola wegen der Akkuleistung. Also umkehren, ich suchte mir einen Stein als Andenken, dadurch verspätete ich mich, Jola war vorausgefahren, unruhig geworden, rief mich an, wo ich denn bliebe.

Jola freute sich auf ein Bad im Fjord und präferierte die Stelle am Campingplatz Lothe, den erreichten wir gegen 12 Uhr. Ein paar Menschen vergnügten sich am oder im klaren Fjordwasser. Oma mit juchzendem weiblichen Enkel, ein Junge fing Krebse, einer flüchtete, den er mit der Hand einfing.

Jola verschwand in einer Bretterbude, Umkleidekabine genannt, kam in ihrem Tankini zurück. Ich probierte im Wasser die Kneipp-Variante, watete durchs gar nicht so kalte Fjordwasser. Jola zögerte nicht, stürzte quasi in die Fluten, forderte Fotodokumentation. Ich wollte nicht nachstehen, Badehose angezogen, aber ich bin halt Warmduscher, deshalb dauerte es, bis ich mich für drei Züge ins Wasser warf.

Jola wollte an Land etwas mehr Sonne an den Körper lassen, saß auf der Bank und meditierte. Ich erklomm einen Felsen, auf dem irgendwann jemand aus Stein eine Bank geformt haben musste. Ein Selfie gelang mir. Weiterfahrt, Jola prophezeite eine Abfahrt der Fähre um 14.15 Uhr, ich hatte 14.55 Uhr auf dem abfotografierten Fahrplan gelesen. Jola rauschte die Straße in den Ort hinunter, vergaß dabei das von ihr angekündigte Kirschen pflücken, ich nicht. Der Baum an der Kirche frei zugänglich, trotzdem musste ich hangeln, um an die reifen Früchte zu kommen. Zeit hatten wir in Utne ausreichend, Jola wünschte einen Besuch im Café des Museums, möglichst mit Waffelgenuss.

Leichte Verzögerung, weil ich nicht gleich „bei Fuß“ stand. Zurück an der Fähre, es war 14.05 Uhr, keine Fähre in Sicht, 14.15 Uhr, dabei handelte es sich um die Abfahrtzeit von Kinsarvik. So hatten wir noch gut eine Halbe Stunde Zeit. Ich verschwand im Joker, kaufte vergünstigt 3 Rosinen-Boller für 20 Kronen. Auf dem Campingplatz war Waschtag, überall hingen auf wild hin- und hergezogenen Leinen Hosen, T-Shirts Handtücher oder Unterwäsche. Von Kölner Nachbarn erfuhr ich, wo sich die Maschine für Sauberkeit befand. 50 Kronen kostete eine Münzen, die man zur Inbetriebnahme brauchte. In 20 Minuten sollte alles sauber sein. Mittagessen von Jola zusammengestellt. Wasche aufgehängt, die war in Nullkommanix trocken.

01.07.2022 Freitag

Pläne geschmiedet, einer lautete, nach Bergen zu fahren. Doch die Wetteraussichten bescherten uns eine Absage. Der Eidfjord sollte noch entdeckt werden, nur knapp 30 Km entfernt. Neuerlich eine Abenteuerfahrt auf engen Straßen, wieder eine Situation genau dort, wo die Straße kaum Platz für zwei größere Fahrzeuge ließ. Rangierten Bus und WoMo wieder, Millimeter fehlten manchmal, dann hätte ein Außenspiegel sicher ein Souvenir mitgenommen, aber alle passten auf und bald löste sich der Stau auf. In Eidfjord vor dem besten Hotel am Platze, Quality Hotel Vøringfoss, gehalten, Jola suchte die Tourist-Info auf. Ich knipste erste Eindrücke vom Ort.

Am Terminal legte gerade ein kleineres Kreuzfahrtschiff an. Die Trosse musste ein Teil der Crew mit einem Motorboot an den Kai manövrieren. Campingplatz gleich um die Ecke, lange Diskussionen um den Stand, Wechsel, weil Schräglage. Erstaunlicherweise hielt sich das Wetter, wenn auch manchmal Wolken aufzogen, die Sonne erkämpfte sich ihr Terrain zurück.

Ausfahrt mit den Rädern zum Wasserfall Skytjefossen, zu dem man zuerst in Richtung Sima Kraftwerk fahren musste, dann weiter durch das Simadal bis zum Parkplatz. Atemberaubende Ausblicke während der Fahrt. Steilste Felswände, schroff, oft kahl, manchmal im unteren Bereich Stellen mossbewachsen.

Zunächst normale Straße, hier ein Foto, auf dem man am Ende des Fjords das Gelände des Kraftwerkes sehen kann. Später dann Nebenstraße gefahren, am Kraftwerk nix zu sehen, wie der Strom hier erzeugt wird, dafür Strommasten, die bis auf die Spitzen der Berge hinaufreichten. Das Informationszentrum verwaist, geschlossen. Ohne es richtig zu bemerken, gewannen wir nach und nach an Höhe. Am Wegesrand plätscherten Bäche, die irgendwann zu Flüssen anwuchsen und in den Fjord mündeten.

Bewohnt waren hier nach ca. 5 Kilometern nur noch vereinzelt stehende Häuser, Zustand mal so, mal so.

Ein Stück Straße ward wohl gerade frisch asphaltiert, ebenso schien ein Brückenneubau vor Kurzem ein marodes Altteil ersetzt zu haben, drei verrostete Stahlträger lagen zwischen Büschen am Wegesrand. Ich registrierte am Wegesrand jetzt die 9 Kilometer-Marke, bald darauf endete der geteerte Weg an einer Brücke, wieder ein Hinweisschild auf regulierte Wasserläufe, die sich abrupt verändern und zu Überflutungen führen können. Zwei Radtouristen stellten ihre Räder ab, wir quälten uns weiter den mit Splitt übersäten Weg hinauf zum Parkplatz, endlos erschien die Strampelei. Der Wasserfall war bereits vor dem Parkplatz gut zu sehen. Leichte Erschöpfung stellte sich am Ende der Tour hier oben ein, leider gab es nichts besonderes mehr zu sehen. Auf dem Rückweg im Slow-motion hinab. Jetzt, beim Anblick der vielen kleinen, aus den Berghängen herabrieselnden Rinnsalen, kam mir die Metapher in den Sinn, die Berge weinten ununterbrochen und wir fuhren durch das Tal der Tränen.

Im Ort zurück, hielten wir bei Vik Pensjonat, ein Hotel mit Café und Bäckerei. Traditionsreiches Etablissement aus dem Jahre 1928, zuletzt im Innenbereich renoviert. Lunch-Time war noch zu dieser Zeit. Wir bestellten zwei Salate mit Hühnchen. Innen die leckersten Brötchen, Brote und Kanelboller, die ich seit langem gesehen hatte, auf Blechen angeboten. Schon verschwanden davon je 4 in Papiertüten, ohne groß auf den Preis zu achten. 726 Kronen für alles, stolzer Preis, natürlich inklusive der Salate und des kostenlosen Wassers. Salate schmeckten, Essen wieder mal sehr lecker. Den Stellplatz auf dem Campingplatz erneut gewechselt. Nachmittags die Leckereien vom Bäcker zu einer Tasse Kaffee probiert. Die Sonne schien immer noch, was für eine positive Überraschung. Sie schien sogar zu stark, mein Teint musste geschont werden.

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NORWEGEN – Oslo –

25.06.2022 Samstag

Alles ging recht zügig vonstatten. Beide duschten wir kalt, Frühstück wie sonst. Kurz nach 9 Uhr verließen wir Lillehammer mit einem leichten Bedauern, schön war es hier gewesen. Die Fahrt nach Oslo ein größeres Teilstück mautpflichtig. Alle paar Kilometer zeigte ein großes Schild den Betrag an, oft waren es Summen um 20 Kronen. Für das Geld durfte ich eine baustellenfreie Straße nutzen, auf der zudem nur geringer Verkehr herrschte. Anders auf der Gegenseite, wo scheinbar viele Osloer ins Wochenende fuhren. Landschaftlich nichts Neues, Hügel, bewaldet, Seen und Flüsse. Diverse Tunnel durchfahren, in Oslo dann Großstadtverkehr, trotzdem keine Staus. Einmal kurz vor dem Ziel falsch abgebogen, dadurch an Tankstelle geraten, wo ich für rund 1.000 Kronen nachtankte. Stellplatz an der Marina. Irrtümlich stellten wir uns zunächst auf einen Parkplatz, wo bereits andere Wohnmobile zu sehen waren, aber das war nicht der richtige. 450 Kronen für eine Nacht, Jola buchte für zwei Tage. Asphaltierte Fläche, kein Rasen, nichts, drumherum Bäume. Steckdosen sporadisch, alle belegt, manche mit Haushaltsdoppelsteckern. Hinweis, dass bei Überlastung Strom abgeschaltet werden könnte. Ich hatte keinen Empfang fürs Fernsehen. Parkte 20 Meter weiter vor. Da klappte es mit Sat-Empfang, aber das Kabel an der Trommel reichte nicht bis zur freien Steckdose. An die Doppelsteckdose, Versuch macht klug, aber es gab Strom. Dann fuhr eine Großfamilie (Feuerzauberin) ab und hinterließ in der Nähe eine freie Steckdose, die war gleich „mein“. Kaffee gekocht, Brötchen gegessen. Ganze drei Kilometer waren es bis in die äußerst belebte Seite Oslos zwischen Rathaus und Promenade mit neuem Einkaufs- und Wohnviertel am Hafen. Hier legten die großen und die kleinen Fähren an und ab. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus, was für ein Trubel, Restaurants oft bis auf den letzten Platz besetzt, in den Parks sonnten sich die Menschen, dort wo Möglichkeiten bestanden, badete man. Zwischen alt und neu pendelte das Ambiente hin und her.

Erstes auffälliges Gebäude war das Nobel Friedens-Center. An der Festung Akershus treten sich unsere Wege für eine Halbe Stunde, Jola wollte die Hafenkante weiter erkunden, ich die Festung erobern. Auf der Festungsmauer ein Foto-Shooting für Hochzeitsbilder, ein Offizier in militärischer Garderobe wollte sich mit seiner in weiß gekleideten Braut zwischen alten Kanonen ablichten lassen. Ein Teil der Anlage befand sich im Restaurierungszustand und war gesperrt. In hofähnlicher Anlage war eine Bühne aufgebaut, wo ab heute ein Theaterstück aufgeführt wird.

Fast pünktlich fand ich mich am Rad wieder ein, Jola wartete schon, begierig mir ihre gemachten Entdeckungen zu zeigen.


Fischhallen, feine Restaurants ebenso wie alternative Lokale im bunter Streetart-Manier bebildert. In Wassernähe die Terminals für Kreuzfahrer oder Fähren. Jola hatte für später in „Schuppen (Skur) 33“ eine Trattoria ausgemacht, dort sollte gespeist werden. Nachdem wir das Terminal von DFDS hinter uns gelassen hatten, ein imposantes Bild vom Munch-Museum auf der anderen Wasserseite, daneben die architektonische Glanzleistung mit dem futuristisch anmutenden Gebäude der Oper. Auf den Schrägflächen spazierten Menschen bis ganz nach oben, einige versuchten es mit dem Rad. Zwischen Museum und Oper ein bisschen Rasenfläche und ein kleiner Strand. Dicht gedrängt lagen hier die Leiber, nicht alle schön anzusehen, im Wasser tummelten sich neben einigen Erwachsenen meist Kinder.

In Uferkantennähe alternatives Barmilieu, a la Strandsalon in Lübeck. Kanu konnte man durch eine Art Kanal fahren. Auf der offenen Wasserfläche ein 12 Meter hohe Skulptur aus Stahl und Glaspanelen, sah aus wie ein leckgeschlagenes Schiff, nannte sich „She lies“ und stammte von Monica Bonvicini. Die Skulptur bewegt sich je nach Tide und Wind. Friert der Fjord im Winter zu, kann man übers Eis dahin wandern. Ein schwankender Steg verband diesen Zipfel mit Sørenga. Unter dem Wasser befand sich der Opera-Tunnel.

Jola verschwand in der Menge auf dem Steg, ich blieb zurück, hatte Durst und besorgte mir an einem der Stände ein Glas Wasser. Telefonat scheiterte, ich wartete, Jola kam zurück, enttäuscht, weil sie nicht das Seeschwimmbecken gesehen hatte.

Ausblick auf das 60m hohe Museum, das erst letztes Jahr eröffnete und sechs Jahre Bauzeit in Anspruch nahm. Die Verkleidung besteht aus recycelten perforierten Aluminiumplatten; im Vordergrund eine übergroße Skulptur „Mutter“ genannt, von Tracey Emin, fertiggestellt erst in diesem Jahr.

Lazy afternoon, Anstehen auf dem Pier zu den Fähren, kein Problem! Warten auf einen freien Restauranttisch, kein Problem! Radfahren in der Menschenmenge, keiner meckerte.

Die, die Action erleben wollten, bespaßten sich mit Abschieden vom Junggesellentum oder der Analogie bei den Frauen. Hier holde Weiblichkeit auf einem gemieteten Hausboot.

Jola drängte auf „Essen fassen“, mittlerweile war 15 Uhr vorbei, also zurück zur Trattoria.

Ein Platz im Außenbereich konnte man uns nicht anbieten. Gegenüber saßen Menschen an Tischen „im Wartemodus“ auf einen Platz draußen. Innen erhielten wir einen Tisch direkt zum Ausgang in den Außenbereich. Pizza und Risotto bestellten wir, ein Glas Wein dazu, die Wasserkaraffe wie immer stand prompt auf dem Tisch. Laut war es in dem ehemaligen Schuppen, mir gegenüber rund elf Norweger, die offensichtlich ein Anliegen feierten, vermutlich einen Geburtstag (weil einer öfters geherzt wurde). Es muss viel zu erzählen gegeben haben, die Lautstärke übertraf jeden röhrenden Ferrari im Beschleunigungsmodus. Und Alkohol floss in strömen. Nur als Essen gebracht wurde, reduzierte sich der Lärmpegel kurzfristig.

Jola war mit ihrer Pizza hochzufrieden, allerdings schaffte sie nur knapp die Hälfte, der Rest durfte in Alu verpackt mitgenommen werden. Mein Risotto war drapiert mit einer „Zehe“ eines Meerestieres. Ich bearbeitete dieses Krabbenbein sogleich, zu früh, denn die Servicemitarbeiterin legte mir eine Art Nussknacker nebst Aushöhlungsstab auf den Tisch. Damit knackte ich die äußerst harte Schale, schabte weißes Fleisch mühsam heraus und mischte es auf meinen Reis. Der wiederum war „versalzen“, gut, dass die Wasserflasche auf dem Tisch stand. 1:1 bei der Bewertung dieser Restaurantleistung.

Gesättigt bewältigten wir den Rückweg, wichen ein bisschen von der Herfahrtroute ab, Menschen mit bunten Fähnchen und origineller Kleidung häuften sich am Straßenrand. Dann der Platz an der Karl Johanns Gate, turbulent ging es hier zu, berittene Polizei, größere schwarze Karossen am Straßenrand, Männer in dunklen Anzügen, dann klatschten auf der Wiese sitzende Menschen als sich eine Frau im weißen Kostüm mit einem dieser distinguierten Männer umarmte.

Mette-Marit war mit ihrem Gatten gekommen, um …..

Pride-Parade muss wohl kurz zuvor stattgefunden haben und Mette hatte sicher ein paar nette Worte an verantwortliche Veranstalter gerichtet.

Hübsches Straßenbild, nachdem die Menschenmenge abgeflaut war. Zufällig gelangte die kleine Japanerin mit ins Bild.

Abends raffte sich Jola auf, wir gingen zur Badestelle am Campingplatz. Auf dem Holzsteg saßen vier Mädels und feierten. Wie so oft, war Jola weitaus mutiger als ich, sie spazierte ins Nass, während ich vom Ufer aus ihren Schwimmversuchen zuschaute.

26.06.2022 Sonntag

Zwei niedergeschrieben Zitate aus Medien: „Die Frauen sind eine seltsame Kapriole der Natur“ (Mord mit Aussicht). Abends im Fernsehen, ebenso: „er war langsamer als die Kontinentalverschiebungen“.

Test der Sanitäranlagen, Urteil: „eher durchgefallen“. Warmes Wasser nur gegen Entgelt, trotzdem wusch ich mir unter Eiswasser die Haare. Nachts musste es geregnet haben, Asphalt war nass, gehört hatte ich davon nichts. Erstes Vorhaben war, das Freibad auf Sørenga aufzusuchen. Wetter heute wesentlich unbeständiger, fast schwül, bewölkt. Nach Tjuvholmen, ein relativ neuer Stadtteil, der auf der ehemals bezeichneten Diebesinsel lag, abgebogen, ich lotste uns zum Museum Astrup Fearnley am Ende dieser Landspitze. Stararchitekt Renzo Piano zeigte sich für den Entwurf verantwortlich. Noch ein Stück mehr beeindruckt, registrierten wir architektonische Glanzleistungen.

Wieder Badestege, bereits morgens schwammen Menschen im Fjord. Skulpturenpark, Aussichtsturm, über 50 m hoch, leider durch Bauzaun abgesperrt. Im Durchgang der Häuserblocks eine künstlerische Montage, geformt zu einem Elch. Im Rückblick die architektonische Dimension des Museums gut zu erkennen. Was für eine Kulisse, diese Stadt kann dankbar sein für die Neugestaltung des Hafenareals.

Weiterfahrt durch Aker Brygge, bis in die 80er Jahre ein großes Werftgelände gewesen, leere Straßenschluchten, wo sonst mittags oder abends Hunderte Menschen zusammenkamen, aßen, tranken, sich unterhielten oder nur allein auf ihr Display starrten. Heute noch verschlafen daliegend, vor einer Bäckerei saßen verloren ein paar Frühaufsteher bei Kaffee und Croissant.

Erste Touristen streunten durch die Innenstadt, im Hafen lagen drei große Kreuzfahrtschiffe, jetzt auch die Aida. Am Terminal Security, die den Zugang zum Schiff kontrollierten. Ein Sightseeing-Bus fuhr gerade leer ab. Gleichen Weg zur Oper genommen, die Fischhalle geschlossen, außen Bilder aus der alten Zeit, als es hier noch Fischverkauf vom Kutter bzw. Fischverarbeitung gab. Das Dach der Oper sollte erkundet werden, Jola schob zuerst mit ihrem Rad sich auf die schiefe Ebene und simulierte eine Abfahrt, die ich auf ihrem Smartphone dokumentieren durfte. Danach erklomm ich auf meinem Rad das Dach bis hinauf zur obersten Aussichtsplattform. Die Platten waren nicht alle plan verlegt, es gab Absätze und Kanten und so musste ich aufpassen, hier auf den Schrägen nicht zu stürzen.

Die oberste Plattform erreicht, bot sich mir ein phänomenaler Ausblick auf das Munch-Museum. Der schien dieser Möwe ebenfalls zu gefallen, die sich von fotografierenden Touristen keineswegs aus der Ruhe bringen oder in die Flucht schlagen ließ. Unglaublich, was die tragende Konstruktion für ein Gewicht aushalten muss, um dieses Dach zu stützen und nicht unter der Last zusammenzubrechen. Drei Inder forderten mich auf, ich solle mich für einen Schnappschuss neben mein Rad stellen. Schienen vom Gefährt begeistert zu sein. Abfahrt dann ganz vorsichtig, Jola fotografierte mich dabei. Sie zeigte leichten Unmut, wo war ich so lange geblieben?, nun wollte sie selbst aufs Dach, schob davon. Las auf einem Schild, dass bei feuchtem Wetter Rutschgefahr bestand und mit Rollern oder Fahrrädern das Dach nicht befahren werden sollte. Ups!

Auf dem Weg zum Museum sahen wir in den Fenstern der Oper diverse Perücken und anderes Zubehör ausgestellt, Requisiten für die verschiedenen Vorführungen. Am Ende konnte ich einen Blick in die „Nähstube“ werfen, die heute am Sonntag unbesetzt blieb. Auf den Museumsbesuch verzichteten wir zu diesem Zeitpunkt, bogen hinter einer Fußgängerbrücke nach links ab.

Unterschiedlich gestaltete Häuserblocks, bei dieser Ansicht zunächst die sichtbaren alle mit Granitschindelplatten versehen. Dachbegrünung, die man erst später aus einem der oberen Stockwerke des Museums entdeckte. Im Vordergrund eine Badestelle. Cafés und Restaurants an vielen Ecken. Rechts auf dem linken Bild noch ein unerschlossenes Baugebiet, bei dem man dem Fjord ein Stück Land abringen wollte.

Hinter dem Wohnviertel Hochhäuser in architektonischer Vielfalt, „Barcode“ nannte sich das Arrangement aus 12 Hochhäusern. Die moderne Straßenbahn rauschte davor leise entlang.

Ich entdeckte die „Akrobaten“ eine Fußgängerbrücke, die über die Bahngleise des Hauptbahnhofes führte. Die Auffahrt zwischen den Hochhäusern bestand aus dreieckigen Gebilden, die unterschiedlich angesetzt und zusammengefügt eine Auffahrt mit dem Rad ermöglichten.

Zurück ins Viertel mit den verschiedenartigen Wohnblocks, bei denen Bewohnern von ihren Hauseingängen direkter Zugang zum Wasser möglich war. Man konnte also gleich baden oder sich mit einem Boot fortbewegen. Steigern solche Möglichkeiten die Lebensqualität?

Noch einmal auf das Ende der Landzunge, wo aus nächster Nähe „Mutter“ in den Himmel ragte und fast den Blick auf den umfallenden Bücherstapel (sprich Munch-Museum) versperrte.

Nun die Querung über den provisorisch aussehenden Steg von Bjørvika nach Sørenga, wo Jola endlich das Freischwimmbecken besichtigen wollte. Der Seawater-Pool stellte sich als ausgedehnte Schwimmlandschaft mit Liegeplätzen heraus, sogar Bahnenschwimmen war möglich. Nun Essen fassen, Jolas Favorit hielt zwei Plätze im Außenbereich bereit, die Mitarbeiterin kündigte baldigen Regen / Gewitter an, konnte für den Innenbereich keinen Tisch zusichern. Die Speisekarte begeisterte mich nicht besonders, nichts, was mich vom Hocker riss. Also Wechsel des Ambientes, direkt gegenüber vom Munch-Museum das Paradiso. Es begann zu schütten, wer keinen Regenschirm bei sich hatte oder unter einem aufgespannten saß, stürmte ins Innere der Restaurants. Es dauerte, bis uns ein Platz zugewiesen wurde, es dauerte dann, bis wir eine Speisekarte bekamen, dann ging es allerdings recht zügig, meine Pizza o.k., Jolas Panini knusprig und es mundete ihr. Der Rotwein allerdings mäßig, weniger schmackhaft als der Valpolicella vor ein paar Tagen. Nach dem Essen und dem Regen hofften wir auf einen trockenen Tagesabschnitt, wollten am Fluss Akerselva ein bisschen im Grünen fahren. Die Glamour-Meile verlassen, schon befanden wir uns im arabischen Viertel, vorbei an einer Moschee, Jola gleich unruhig werdend über die schmuddelige Ecke. Dann den Weg am Fluss eingeschlagen, ab und an Tafeln mit Hinweisschildern, wie es hier früher ausgesehen hatte und welche Betriebe angesiedelt waren. Ein Wechsel kultureller Vielfalt entlang des Flusslaufes, vornehmes Restaurant, Kunstschule in Schrift von Kleinkindern an bunter Hauswand, dessen Gebäude zu einer alternativen Einrichtung gehörte, ähnlich wie in Lübeck die Walli.

Der Bach stürzte sich an einigen Stellen wasserfallartig in sein Bett, um dann geruhsamer weiter zu fließen. Einen extremen Anstieg genommen, der an einem Café mündete, gerade richtig für eine Pause mit Kaffee und Zimtschnecke. Selbstabholung am Tresen. Bargeld schien man kaum noch zu kennen, meinen 200 Kronenschein zu wechseln, dazu musste die junge Frau in zwei verschiedenen Papiertüten nach kleinen Münzen grabbeln. Wir waren viel weiter als gewollt, der Park Sankt Hanshaugen ein Zwischenziel, wollten zum Schlosspark, wo Mette mit ihrem Mann residierte. Jola haderte mit „Osman“, dem Navigationssystem.

Die Brücke von 1859 nannte sich „Aamodt Bro“, darüber ging es weg vom Fluss. Etwas genervt erreichten wir den Schlosspark, unprätentiös das Gebäude, davor zwei Wachhäuschen, eins besetzt mit einem uniformierten Aufpasser, Gewehr geschultert und ständig den Kopf drehend, eben Aufpasser. Der Park großzügig, ohne besonders zu glänzen. Ein Zwischenweg bildete einen Pfad mit Werken, die 5. oder 6. Klässler entworfen und (vielleicht) auch gemacht hatten. 15.30 Uhr, langsam Zeit für den Weg zum Munch-Museum. Auch wenn es heute bis 21 Uhr geöffnet hätte, wollten wir nicht so spät mit der Besichtigung starten. Das Foyer mit dem Shop offen gestaltet. In der Mitte ein einfacher fahrbarer Rollcontainer, an dem zwei Mitarbeiter standen, eine Kasse, Audioguide ausleihbar. Treppen, Schließfächer, Toiletten. Keine Bargeldzahlung. Schließfächer mit vierstelligem Code, selbst aussuchbar. Test, nahm meine PIN der EC-Karte, die konnte ich ja nicht vergessen. Funktionierte! Mit dem Fahrstuhl in die obere Etage, Ziemlich viel Betrieb, mulmig, wenn zu Zeiten von Corona so ein Haufen Menschen durch geschlossene Räume wandelte. Wenige trugen Masken, eher vereinzelt. Munch muss ein produktiver Maler gewesen sein, so viele Werke, über deren künstlerischen Wert es sich hier zu schreiben nicht lohnen würde. Sätze wie „Kinder könnten das besser“ oder „ist das Kunst oder kann das weg“ würden, wenn Gedachtes hörbar wäre, sicher öfters durch die Etagen hallen. Trotzdem fand das Auge Werke, die Gefallen fanden oder zumindest Aufmerksamkeit erzeugten.

Ein paar aneinander gereihte Aufnahmen, die ich im Museum gemacht hatte:

Stockwerk für Stockwerk hangelten wir uns über die Rolltreppen nach oben.

Der Ausblick auf die Hafen-City immer eindrucksvoller. Leider hatte das Restaurant im 13. Stock geschlossen, ebenso die Sky-Bar. Ein Selfie musste natürlich vor der Skyline sein. Nach 18 Uhr war es, der Geist nicht mehr weiter aufnahmefähig, die Beine müde, die Luft war raus. Stockwerke wieder über die Rolltreppe verlassen. Genau richtig hatten wir es mit der Terminierung des Museumsbesuches gemacht, denn es regnete während unseres Aufenthaltes im Museum die meiste Zeit.

In einer der nächsten Etagen durften Besucher an einem großen Tisch, in dem diverse Motive von Gemälden von Munch eingelassen waren, mit Papier und Kreide diese in Fronte-Technik bemalen. Jola war begeistert, hatte mehrere erstellt, während ich noch an meinem ersten Exemplar arbeitete.

Ich wartete im Shop auf Jola, die noch die Etage mit Künstlern „der Brücke“ aufsuchte.

Heimfahrt zum Campingplatz, an der Hauptstraße enormer Verkehr, kamen die Osloer aus ihren Feriendomizilen zurück in die Stadt? Egal, der Lärm nervte.

27.06.2022 Montag

Jola verlängerte den Aufenthalt um einen Tag, kam zurück mit leichtem Groll über ihr eigenes vorschnelles Handeln. Grund war, sie hörte in der Anmeldung den „Kassierer“ sagen, er hätte überhaupt keine Lust sich mit An- und Abreisenden zu beschäftigen, das sei ihm am Montag alles zu viel. Kontrolliert würde also niemand, wenn man so einen Tag stehen bliebe.

Ich hatte derweil das Klo gesäubert. Bygdøy, die Halbinsel mit den Museen wollten wir mit den Rädern erfahren. Wetteraussichten eher unbeständig, trotzdem verzichtete Jola auf Regenzeug. Schnell im Grünen gewesen, dennoch auf den wenigen Straßen lärmender Verkehr, u.a. viele Reisebusse. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir das Gelände mit den Museen (Fram und Kon-Tiki), da ließ Petrus die Schleusen öffnen. Flucht in den Museums-Shop, Schulklassen bevölkerten den Eingang, alle Kinder mit grünen Leuchtwesten bekleidet. Dazu stieß eine deutsche Reisegruppe. Wir verzogen uns ins Restaurant, Kaffee und eine Zimtschnecke, am Fenster rann der Regen an den Scheiben herunter. Jola kaufte einen Mini-Krug mit Magnet (39 Kronen), ich heimlich einen Magneten mit der Skyline von Oslo, als Geburtstagsgeschenk.

Regen ebbte ab, Abflug von der Halbinsel mit dem Ziel Streetfood im Stadtteil Hammersborg.

Gewohnter Weg an lauter Straße bis ins Zentrum, wo wir am Nationaltheater von einem Starkregen aufgehalten wurden. Geschützt unter dem säulenbewährten Eingangsbereich bestaunten wir die Wassermassen, die sich aus dem dunklen Wolkenband ergossen und schnell die Straßen überspülten.

Erreichten die Torggata, dessen Umfeld uns ein bisschen an das wandelnde Altona erinnerte. Streetfood versteckt in einem Innenhof, wenig attraktiv, zumal die meisten Lokale noch geschlossen waren. Appetit zunächst vergangen, wechselten auf den Platz namens Youngs Torget, an dessen einer Seite das Volkstheater in einem Backsteinbau residierte, an dessen Turm die Buchstaben „Arbeiterpartei“ thronten. Ein Fischrestaurant im Außenbereich des Gebäudes lockte Jola zum Blick auf die Speisekarte an. Doch die ausgelegte Speisekarte gab nichts her, was uns zum Bleiben ermutigt hätte. Warfen einen Blick ins Innere, Jola suchte eine Toilette. Im Theater wurde Mamma Mia aufgeführt. Im Gang stand eine übergroße Frauenstatue. „Woman looked at“ nannte sich das Werk.

Jola forderte mich auf, sich neben meiner neuen Partnerin zu positionieren, damit ich mal sehen könnte, wie es sich neben einer größeren Frau anfühlt. Bei dieser Freundin müsste ich ja ständig zu ihr aufschauen…..

Wir setzten die Suche nach etwas Essbarem fort. Gegenüber auf dem Platz bauten Arbeiter Material von einer Bühne ab (nach den Fähnchen zu urteilen, musste es sich um eine der Pride-Veranstaltungen gehandelt haben). Dahinter erkennbar ein Restaurant auf einer Gang auf der Empore. Leuchtturm auf deutsch (Fyret) hieß das Lokal. Alternativ angehaucht die Bedienung im langen Röckchen, grünen Socken und Badelatschen, saß unterbeschäftigt vor dem Eingang in einem Sessel. Wir bestellten beide Brot mit Krabben, verschiedene Zubereitungen. Die zweite Bedienung brachten das Essen an den Tisch, als es unklar war, wer was bekommen sollte, hörte sie, dass wir deutsch miteinander sprachen und meldete sich mit „ich spreche deutsch“.


Ehemals sei in dem Gebäude ein Schlachthof untergebracht gewesen, erzählte sie mir später. Bei einem Gang zur Toilette, Gefühl, als wenn ich im Zolln in Lübeck wäre. Kurze Unterhaltung mit der deutschen Mitarbeiterin. Mit Erlaubnis durfte ich ein Foto von der Einrichtung und ihr machen. Sie zog sich extra die beschriftete Arbeitsschürze dafür an. Zwar vom Snack gesättigt, wählte ich trotzdem für ein nächstes Ziel die Markthallen, gelegen im Stadtteil Grünerlokka am Fluss Akerselva. Unterwegs an einer Straßengabelung ein Blumenmeer an mehreren Stellen aufgehäuft, dazu Beileidsbekundungen. Hier in der Nähe muss am Vorabend der Pride-Parade vermutlich der Mord an den zwei Menschen stattgefunden haben, bei dem 21 weitere Personen verletzt wurden. Die Umarmung Mettes auf dem Bild am 25.06.22 war sicher eine Beileidsbekundung und der Anlass weniger erfreulich als von mir angenommen.

Die Adresse „Vulkan 5“. Auf der Höhe sind wir beim gestrigen Ausflug auf dem Rad-/Wanderweg bereits einmal gewesen. Vulkan war mehr als eine Straße, ein modernisiertes Industriegelände mit Restaurants, Veranstaltungshalle, Wohnhäusern, und eben der Markthalle. Die hatte am Montag leider ihren Ruhetag.

Unverrichteter Dinge nahmen wir den Botanischen Garten ins Visier unserer Stadtrundfahrt. Ein Stück am Fluss entlang, hinauf und über die Brücke Nybroa. Hier sah man die Auswirkungen des Starkregens, abgeschwemmtes Geröll, diverse hochgedrückte Gullydeckel. Im Botanischen Garten befanden sich u.a. das Klimahaus und das Museum für Naturgeschichte, ein Café, Gewächshäuser, viele Bäume und andere Pflanzen beschriftet.

Auf einen Besuch im Klimahaus verzichteten wir, ähnliches hatten wir von ein paar Wochen gerade in Lüneburg erleben dürfen. Natürliche Gestaltung, selbst der Name war aus Holz gefertigt und an der Wand angebracht. Radfahren war hier im Park nicht erlaubt, so schoben wir mit den Rädern durchs Areal, rieten, um welche Kräuter es sich handelte, lasen an dem einen oder anderen Baum seine Herkunft oder seinen Namen, bspw. hingen grüne Erbsenschoten an Ästen; es handelte sich um Goldregen. Sitzgelegenheiten auch hier an vielen Stellen. Einen letzten Abstecher unternahmen wir auf meine Anregung hin zum Skulpturenpark auf dem Ekeberg. Lernten auf dem Weg dahin weniger schöne Ecken Oslos kennen, in unserer Wahrnehmung bedingt wohl auch wegen fehlender Radwege.

Einziger Lichtblick war an einem Kreisel dieser rote hölzerne Riesenzwerg.

Aber vor allem rührte der negative Eindruck wegen des lang anhaltenden Anstiegs auf einem schmalen holperigen Weg neben sehr stark befahrener Straße her. Jolas Enthusiasmus reduzierte sich bei dem Spaziergang mit jedem Höhenmeter, hatte dazu zuvor auch noch verstanden, wir würden den Campingplatz anschauen und wunderte sich über den Halt am Parkplatz des Skulpturenparks. Ganz verließ sie dann die Begeisterung, als sie sah, wie steil die Pfade zu den einzelnen verstreut stehenden Objekten waren. Deprimiert war sie dann um so mehr darüber, weil Café und Restaurant geschlossen waren.

Mich dagegen erfreute an einem Hang eine völlig neuen Fassung von Marilyn Monroe.

Immerhin belohnte uns beide die kurze Stippvisite mit Ausblicken auf Oslo aus besonderer Höhe.

Heimfahrt begann dann natürlich mit einer rasanten Bergabfahrt. In der Stadt kurz getrennte Wege gefahren, Jola drehte in Sackgassen ab, ich fuhr auf bekanntem Wege, eilte voran, doch es reichte nicht dem nächsten Guss zu entkommen, musste mich am alten Rathaus längere Zeit unterstellen. Wo Jola wohl untergekommen war? Trafen uns am Ende des Opera-Tunnels und radelten gemeinsam zurück. Regen begleitete den Rest des Abends. Morgen verlassen wir Oslo.

Lese weiter Fjorde ……

NORWEGEN – Gjövik und Lillehammer –

22.06.2022 Mittwoch

Sommer sollen wir jetzt haben, nun gut, immerhin herrschte ein mildes Klima vor. Jola beglückte mich nach dem Aufstehen mit ihren Plänen, die da lauteten, erst einmal nach Gjøvik, dann am nächsten Tag nach Lillehammer.

Der Beginn des Weges war vom gestrigen Spaziergang bekannt. An der Baustelle an der Brücke vorbei, und schon begann die Auffahrt, stetiges Strampeln gegen die Schwerkraft, mal seichte Anstiege, mal so steil, dass ich in den Sport-Modus umschalten musste. Jola nannte die Aussichten „atemberaubend“, was nicht nur auf die Aussicht zutraf, sondern auch auf die Kondition. Gefühlt, empfand ich mich schon wieder auf der Höhe von Geilo, besiedelt auf Anhöhen in Flecken mit wenigen Häusern, alle adrett gestaltet und mit gepflegten Vorgärten. Wie das hier wohl im Winter zu leben ist?

Kurve um Kurve und hinter vielen ging es noch ein Stück weiter nach oben auf über 415 Höhenmeter. Nach mehr als 5 Kilometern dann endlich erste Neigungen der Straße. Nun waren wieder die Bremsen gefragt. Rasant gelangten wir an den Rand von Gjøvik, wo ein neuer Radweg oberhalb der Hauptverkehrsader nach Lillehammer angelegt worden war, auf dem es sich gut bis ins Zentrum fahren ließ. Jernebategatan, den Straßennamen hatte ich mir gemerkt, hier musste die Info für Touristen sein. Gefunden, direkt am Bahnhof und gegenüber dem gleichnamigen Park. Jola brachte einen Stadtplan und die Information mit, der Raddampfer sei defekt und erst in zwei Wochen wieder im Einsatz. Ein Rundweg für die Touristen war ausgeschildert, wir entdeckten einen holländisches Käsestand, im Aufbau befindlich. In der Fußgängerzone Fähnchen zwischen den Häusern gespannt. Am Wochenende ein Musikfestival und Mitternachtsshoppen. Die Glasbläserei (blaues Glas) fanden wir nicht, den Laden mit der viel gepriesenen Schokolade ja, aber wir zollten ihm nicht das gebührende Interesse. Die Fußgängerzone gerade im Begriff des Aufwachens, aus diversen Lautsprechern beschallte uns ununterbrochen Musik.

Die Eishalle (Fjellhall), dahin zog es mich als nächstes. 20 Kronen Eintritt je Person kassierte eine gelangweilt wirkende Jugendliche. Scheinbar kein Publikumsmagnet diese Sehenswürdigkeit. Was erwartete uns hier in den Katakomben?

Unglaublich, in Stein gehauen eine Veranstaltungshalle, Schweden gewann hier 1994 bei den Olympischen Winterspielen die Goldmedaille im Eishockey. Der Rundgang im Alleingang, weil einzige Besucher. Toiletten, Garderobe, Schaltzentrale etc. alles vorhanden. Größere Granitplatten zierten den Außenbereich der Tribune, meist waren es frühhistorische Nachbildungen von Zeichnungen, die unsere Vorfahren in den Fels gehauen hatten.

Abgang aus der Halle.

Schutztüren, vielleicht auch für Notfälle wie Krieg oder sonstige Unbill der Natur oder von Menschen gemacht.

Auf der Suche nach der Glasfabrik fanden wir das Rathaus mit Bibliothek, wo Jola einmal verschwand. Im hinteren Teil der Garten mit dem historischen Teil einer frühzeitlichen Arbeiterwohnstatt, Museum, Café und Veranstaltungshalle. Das Café mit Mobiliar aus vergangener Zeit eingerichtet, kommodig würde man dazu sagen. Eine größere Besuchsgruppe installierte sich gerade an Tischen und in Sesseln.

Am Tresen eine Schlange, wollten Waffeln oder Snacks, die Bedienung leicht überfordert. Jola bestellte zwei Waffeln, Kaffee dazu. Blaubeermarmelade und Schmand zur Selbstbedienung auf einer Anrichte im Nebenraum. Rundgang in der Anlage. Außer diesen ehemaligen Ursprungsgebäuden sah man in Gjøvik ein Sammelsurium von baulicher Architektonik. Jola kaufte Milch und Eier. Fuhren zum „Strand“, dort ein Stellplatz für Wohnmobile in der Marina. Kein Strom, kein Klo, kostete scheinbar dafür nix.

Zurück am Wasser zur Info, Jola gab den Stadtplan ab. Wir traten die Rückfahrt an. Strampeln, strampeln…. Ohne kämen wir nicht wieder auf die Anhöhe von über 400 Metern und den Genuss der Abfahrt. Am WoMo beschlossen wir, die Küche des Platzbetreibers in Anspruch zu nehmen. Jola briet die Spiegeleier nebst Zutaten, ich organisierte vom Kiosk auf dem Gelände zwei Portionen Pommes.

Danach relaxen angesagt. Jola las, ich las, ich putzte das WoMo, es glänzte zumindest einseitig wieder in weiß.

Morgen wollen wir weiter nach Lillehammer.

23.06.2022 Donnerstag

Alles paletti, um 9 Uhr standen wir abfahrbereit an der Anmeldung, Jola bezahlte, bedankte sich artig.

Die Fahrt verlief ereignislos, die Strecke war gut zu fahren, kaum Verkehr, ohnehin die Straße durch einen Metallzaun gegen Überholmanöver gesichert, tuckerte ich mit knapp 80 km/h die rund 27 Km bis Lillehammer am See dahin. Auch der Campingplatz war schnell gefunden, lag, wie beschrieben, direkt am See. Platz 99 durften wir belegen. Jola hatte gleich für zwei Tage gebucht. Ein geteertes Feld mit großem Stück Rasen davor. Noch war der Blick frei auf den See, später rückte ein WoMo mit „Rostocker Kennzeichen“ ins Blickfeld. Ideal fanden wir den Standort, stadtnah, zum Maihaugen auch nicht allzu weit, auf dem Gelände von Maihaugen sollte heute ab 18 Uhr das Sankthans (Mittersommerfest) stattfinden.

Insofern war Maihaugen auch unser erstes Ziel.

Schnell verließen wir die flache Uferstraße Dampsagvegen, mussten auf bergigen Asphalt wechseln, der uns für die unverhoffte Strampelei mit hübschen Ausblicken auf See und Radfahrerbrücke belohnte.

Der Weg führte uns jedoch ins Zentrum, was in der Gegend, wo wir uns befanden, einen schnuckeligen Eindruck auf uns machte. Bedauerlich der enorm steile Anstieg, in der Stadt, als auch weiter hinauf zum Freilichtmuseum. Zwischenstopp in der Fußgängerzone, Jola stürzte über einen Händler vor einem Geschäft, der verkaufte ganze Felle und Hausschuhe aus Fell. Preislich schienen die Puschen für sie als Schnäppchen durchzugehen, so musste ich auch ein Paar anprobieren, die dann anschließend gekauft wurden. Den Berg hinauf, schnaufend den richtigen Weg gesucht. Etwas umständlich gelangten wir zum modernen Besucherzentrum. Neben dem Freiluftmuseum beherbergte die Anlage das Olympia-Museum und ein Post-Museum.

Nachdem Jola einen Blick ins Innere geworfen hatte, beratschlagten wir, ob wir hineingehen oder erst einen Stadtrundgang machen sollten. Ich überzeugte mich selbst im Eingangsbereich, sah das Plakat von der Veranstaltung Sankthans, die eben heute stattfinden würde. Ich erfuhr von einer Mitarbeiterin, die Eintrittskarten würden den ganzen Tag gelten, also auch am Abend. Es was heiß geworden, heiß für hiesige Verhältnisse, da bot der Rundgang im Freilichtmuseum die bessere Alternative zum Stadtbummel. 180 Kronen pro Person, und dazu freier Eintritt im Olympia-Museum. Die beiden Paar Puschen verschwanden für die Zeit des Rundganges in einem Schließfach. Erwartungsvoll marschierten wir ins Freie und begaben uns auf Erkundungstour, wie Norweger früher gelebt hatten.

Unter dem Motto „Wer Großes erreichen will, muss die Kunst des Wartens erlernen“ begann der Zahnarzt Anders Sandvig 1887 mit der mühseligen Arbeit, Häuser und Gegenstände von Bauernhöfen aus dem Gudbrandsdal zu sammeln. Heute besteht die Sammlung aus mehr als 50.000 registrierten Gegenständen und über 200 Häusern, die alle ihre eigene Geschichte besitzen.

1904 fand das Museum an dieser Stelle seinen endgültigen Platz. Wir hier unseren später, als Sankthans stattfand, neben seinem Denkmal, um unsere Picknickstullen zu verspeisen.

Erstaunte mich zum wiederholten Male, was Menschen vor 300 bis 400 Jahren zuvor schon alles beherrschten, kannten und nutzten und wie lange Holzhäuser hielten. An oder in manchen Gebäuden standen in trachtenähnlicher Kleidung auskunftsgebende Mitarbeiter/innen bereit.

Auffällig war kurz nach Beginn des Rundganges die Stabkirche etwas oberhalb eines kleinen Sees, auf dem Erpel sich gegenseitig (ver)jagten. Die nähere Erkundung der Kirche verschoben wir auf später, eine Führung mit vielen Beteiligten beengte das Innere ziemlich. Wir bewegten uns in der Folge ausschließlich im „alten“ Teil. Gegen Ende des Rundganges erklärte uns ein Mitarbeiter in Englisch in einem der Häuser, die zu einem Dorf namens Bjørnstad gehörten, dass zu jedem Dorf damals ein Soldat gehörte. Norwegen war ständig im Krieg mit Schweden und / oder Dänemark, da mussten die Männer an die Waffen und ihr Hab und Gut bzw. das Land verteidigen. Winterhaus, Gefängnis, Lager- und Pfarrhaus und viele mehr, wobei das Pfarrhaus besonders durch eine gehobene Ausstattung auffiel. Nach der Beschreibung sollen in diesem Haus sogar Munch und Ibsen Gäste gewesen sein.

Und eine weitere Kirche, die eher jemanden privat zu gehören schien. Hier ein Teil der Kanzel, im Hintergrund der Altar. Ins Viertel der Neuzeit gingen wir nicht mehr.

Dafür warfen wir einen Blick ins Olympia-Museum. Viele Medaillen, Flaggen, Pokale, Kleidung, Videosequenzen von Eröffnungsfeiern. An einem Stand durfte man simulierten Biathlon betreiben. Mit den Füßen trampeln, dann lief auf dem Bildschirm ein Fußpaar einen Parcours, dann der Schießstand, mit einem Holzgewehr durfte man auf die fünf schwarzen Ringe schießen. Per Fernübertragung erfolgten die Schüsse. Ich traf 3 von 5 Ringen.

Genug gesehen, an den Schließfächern standen schick gekleidete Menschen mit Plastiksektgläsern in den Händen (darin war Apfelsaft) und warteten auf den Beginn eines Vortrages über Coubertin.

An der Kasse größeres Gedränge einer deutschen Reisegruppe, die ins Restaurant wollte und die Auflage erhielten, Masken zu tragen. An der Kasse immer noch eine der wenigen skandinavisch aussehenden jungen Frau, hübsch und blond, die Masken verteilte, an die, die keine dabei hatten. Jola zeigte mir später Briefmarken, auf denen ebenfalls eine blonde „Lorelei“ abgebildet war. Diese hätte sicher auf der Marke auch eine gute Figur gemacht.

Nun in die Fußgängerzone, nach einem Restaurant schauen, „Egon“ hatte Jola im Vorfeld als gut und günstig eruiert. Bei der Suche stießen wir auf das Brauereigelände, das jetzt zwar noch eine Art Privatbrauerei mit Museum und Restaurant beherbergte, ansonsten neu erfunden, ein Quartier für Start-Up-Unternehmen sein sollte. Idyllisch lagen etliche Lokale am Fluss Mesna, saßen Menschen bei Kaffee und Kuchen oder spielten auf den Felsen am Wasser. Die Lillehammer Bäckerei bot in den Auslagen appetitliche Kuchen und Gebäck an, auch die Brote sahen ansprechend aus. Ein Elch ohne Kopf zierte eine Lokalwand, der schien sich ins Innere durchgefressen zu haben. „Egon“ ward jedoch noch nicht gefunden.

Das war um so erstaunlicher, als dass wir uns bereits in der Straße befanden. Gut besuchter Außenbereich bei Egon, auf dem uns ein Platz zugewiesen wurde. Speisekarten erhielten wir mit dem Hinweis, drinnen müsste bestellt werden. Wir entschieden uns für e i n e Pizza (30 cm) mit vier Sorten Käse. Ich gönnte mir ein Lager-Bier. Jola begnügte sich mit Wasser. Ob die Pizza nicht für zwei Personen zu wenig sei, wurde ich gefragt. Aber ich beließ es dabei. Ob’s an der geringen Bestellmenge gelegen hatte, egal, es dauerte und Jola wurde ungnädig, weil hungrig. Das Bier tat nach wenigen Schlucken seine Wirkung, Jola schöpfte etwas davon ab. Die Pizza kam nach gefühlter Stunde, tatsächlich war sie nicht besonders groß, essbar und im Endeffekt reichte es auch an so einem heißen Tag. Rückkehr danach zum Campingplatz und kurzes Sonnenbaden genossen.

Wir hatten uns vorgenommen, ein paar Stullen und Dosen Bier mitzunehmen. Ich erklärte mich für die Zubereitung zuständig. Käse und Wurst/Schinken mit Salatblatt wanderte auf drei Doppelscheiben Brot, zwei hartgekochte Eier gab’s dazu.

Gegen 18.30 Uhr erneute Anfahrt nach Maihaugen, auf leicht variiertem Wege. Menschen pilgerten bereits in größerer Anzahl in die gleiche Richtung, bestückt mit Klappstühlen und Versorgungstaschen. Auf dem Gelände noch mehr Menschen, entspanntes Flanieren, Schauen, Sitzen. Kinder durften auf Ponys reiten. Neben dem Rund ein Höhenbock, auf dem ein frisch geschälter Stamm lag.

Zwei Männer bearbeiteten ihn mit einer überdimensionierten Säge. Sieben Kerben zählte ich, also sieben Mal den Stamm von etlichen Metern Länge durchsägen, ein wahrlicher Kraftakt. Kurz nach dem Hau und Ruck Pause, Entspannung für die Schultergelenke.

Musik und Stände hörten / sahen wir bisher nicht. Menschen kamen und gingen, sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung. Am See hörten wir eine Frau vom gegenüberliegenden Ufer auf einer Blockflöte spielen. Ich lotste uns in das Areal der „Neuzeit“. Jola hatte ihren „Blumenkranz“ schon länger wieder abgenommen und trug ihn am Handgelenk, andere Frauen sah man mit „Blumen im Haar“. Die Poststation, davor das Denkmal des Gründers von Maihaugen auf einem Platz mit Tischen und Stühlen. Es ward Zeit für ein Picknick, neben einem Wasserspender ein freier Tisch. Jola besorgte vom Bäcker Kuchen für den Nachtisch. Wollte ein Selfie machen, suchte nach einem geeigneten Platz, eine Frau beim Befüllen ihrer Wasserflaschen bot an, auf den Auslöser zu drücken.

Gut gespeist, danach telefonierte Jola längere Zeit mit Miriam, währenddessen besuchte ich das Postmuseum, gleich um die Ecke. Auf dem Weg knatterte ein Motorrad mit Beiwagen in Rot der Post vorbei. Ausstellung von Postkästen über die Jahrhunderte, Poststationen, Briefmarken.

Außen ein Neubau, Unterkunft für mehrere historische Postmobile, wo später auch das Motorrad seinen angestammten Platz wiederbekam. Zwischenzeitlich war die Zeit fortgeschritten, mehr Menschen orientierten sich mit Sack und Pack den Hügel hinauf, dem Schild mit der Aufschrift „Fissvossen» zustrebend. Ich marschierte vor, Jola beendete das Telefonat und folgte. Auf dem Weg Besichtigung eines modernen Wohnhauses, in etwa aus den 60er Jahren, folgerte ich aus dem im Wohnzimmer befindlichen Fernseher und des Küchenmobiliars.

Der Menschenandrang wuchs, der See kam in Sichtweite, gelegen umgeben von rasenbewachsenen Hügeln. In der Mitte des Sees eine kleine Insel, auf der aufgehäuft brennbares Material geschichtet stand. Drum herum ruderte ein Kanu. Wir suchten einen geeigneten Platz, warteten auf Musik oder Ansagen. Eine Bratwurstbuden überlaufen. Eine männliche Stimme erklang zu akustischer Musik, natürlich in norwegisch. Menschen klatschten Beifall, nicht besonders enthusiastisch. Pünktlich um 21 Uhr ruderte man auf die kleine Insel zu, ein Fackel entzündete Reisig und der Haufen begann zu lodern. Kaum brannte das Teil lichterloh, standen erste Menschen auf und verließen das Rund. Nicht ganz abgebrannt und der Auszug begann. Drei trachtenbewährte Menschen spielten auf einer Bühne Stücke nach denen Volkstanz getanzt werden konnte. Einige Paare schoben sich über den Grasboden. Merkwürdiges Feeling empfanden wir auf der Heimfahrt, irgendwie fehlte bei der Veranstaltung etwas. Trotzdem waren wir froh, dabei gewesen zu sein.

24.06.2022 Freitag

Wieder ein strahlender Sonnentag. Erkundung von Stadt und Umfeld. Blieben am Ufer, wollten uns den anderen Campingplatz ansehen. Stoppten bei einem Fitnessgeräteparcours, machten einige Übungen. Am Ende waren wir zu weit gefahren, den Campingplatz fanden wir, lag etwas oberhalb, mit hübschen Blick auf den See. In die Stadt, nein erst zum Olympiagelände. Wieder Anstiege bewältigt. Eishallen, in einer spielten Kids engagiert ein Spiel, sah erstmals Live ein erzieltes Eishockeytor. Dann noch ein Stück den Berg hinauf zur Sprungschanze. Stellplatz für WoMos, ohne jeglichen Komfort. Die Anlage aus der Nähe imposant.

Machten Fotos von der Halterung fürs olympische Feuer. Sommerspringen erlebten wir, segelten durch die Lüfte.

Später Essen bei dem Pfannkuchenhaus. Kurzes Warten auf einen freien Platz im Außenbereich. Längeres Warten auf die Mahlzeit.

Bummel durch die Fußgängerzone, Jagd nach einem T-Shirt, Jola hatte seit einiger Zeit entdeckt, dass ich mit meinem Schlaf-T-Shirt unterwegs war. Hob Geld ab, 3.000 Kronen, Bargeld war nach dem Kauf von Brot und Kuchen bei der Lillehammer Bäckerei ausgegangen.

Heimfahrt, mit Unterbrechung, weil wir die Fußgängerbrücke wenigsten einmal befahren wollten. Wahrscheinlich wurde sie für den Wintersport umgewidmet, als Loipe. Abstecher zum Yachthafen.

Am WoMo, Schutz vor der Sonne gesucht. Kaffee zum Kuchen, der wie Gewürzkuchen schmeckte.

Sonnenstrahlen für eher sonst verdeckte Körperteile zugelassen. Jola kam mit einer dunkelblauen Shorts für sich vom Einkauf zurück. Pläne für die nächsten Tage geschmiedet. Oslo sollte es werden. Wenn Wetteraussichten sich besserten, wollten wir doch noch an die Westküste rüber fahren.

Alles ging recht zügig vonstatten. Beide duschten wir kalt, Frühstück wie sonst. Kurz nach 9 Uhr verließen wir Lillehammer mit einem leichten Bedauern, schön war es hier gewesen. Die Fahrt nach Oslo ein größeres Teilstück mautpflichtig. Alle paar Kilometer zeigte ein großes Schild den Betrag an, oft waren es Summen um 20 Kronen. Für das Geld durfte ich eine baustellenfreie Straße nutzen, auf der zudem nur geringer Verkehr herrschte. Anders auf der Gegenseite, wo scheinbar viele Osloer ins Wochenende fuhren. Landschaftlich nichts Neues, Hügel, bewaldet, Seen und Flüsse. Diverse Tunnel durchfahren, in Oslo dann Großstadtverkehr, trotzdem keine Staus. Einmal kurz vor dem Ziel falsch abgebogen, dadurch an Tankstelle geraten, wo ich für rund 1.000 Kronen nachtankte. Stellplatz an der Marina. Irrtümlich stellten wir uns zunächst auf einen Parkplatz, wo bereits andere Wohnmobile zu sehen waren, aber das war nicht der richtige. 450 Kronen für eine Nacht, Jola buchte für zwei Tage. Asphaltierte Fläche, kein Rasen, nichts, drumherum Bäume. Steckdosen sporadisch, alle belegt, manche mit Haushaltsdoppelsteckern. Hinweis, dass bei Überlastung Strom abgeschaltet werden könnte. Ich hatte keinen Empfang fürs Fernsehen. Parkte 20 Meter weiter vor. Da klappte es mit Sat-Empfang, aber das Kabel an der Trommel reichte nicht bis zur freien Steckdose. An die Doppelsteckdose, Versuch macht klug, aber es gab Strom. Dann fuhr eine Großfamilie (Feuerzauberin) ab und hinterließ in der Nähe eine freie Steckdose, die war gleich „mein“. Kaffee gekocht, Brötchen gegessen. Ganze drei Kilometer waren es bis in die äußerst belebte Seite Oslos zwischen Rathaus und Promenade mit neuem Einkaufs- und Wohnviertel am Hafen. Hier legten die großen und die kleinen Fähren an und ab. Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus, was für ein Trubel, Restaurants oft bis auf den letzten Platz besetzt, in den Parks sonnten sich die Menschen, dort wo Möglichkeiten bestanden, badete man. Zwischen alt und neu pendelte das Ambiente hin und her.
Erstes auffälliges Gebäude war das Nobel Friedens-Center.

An der Festung Akershus treten sich unsere Wege für eine Halbe Stunde, Jola wollte die Hafenkante weiter erkunden, ich die Festung erobern. Auf der Festungsmauer ein Foto-Shooting für Hochzeitsbilder, ein Offizier in militärischer Garderobe wollte sich mit seiner in weiß gekleideten Braut zwischen alten Kanonen ablichten lassen. Ein Teil der Anlage befand sich im Restaurierungszustand und war gesperrt. In hofähnlicher Anlage war eine Bühne aufgebaut, wo ab heute ein Theaterstück aufgeführt wird.

Fast pünktlich fand ich mich am Rad wieder ein, Jola wartete schon, begierig mir ihre gemachten Entdeckungen zu zeigen.
Fischhallen, feine Restaurants ebenso wie alternative Lokale im bunter Streetart-Manier bebildert. In Wassernähe die Terminals für Kreuzfahrer oder Fähren. Jola hatte für später in „Schuppen (Skur) 33“ eine Trattoria ausgemacht, dort sollte gespeist werden. Nachdem wir das Terminal von DFDS hinter uns gelassen hatten, ein imposantes Bild vom Munch-Museum auf der anderen Wasserseite, daneben die architektonische Glanzleistung mit dem futuristisch anmutenden Gebäude der Oper. Auf den Schrägflächen spazierten Menschen bis ganz nach oben, einige versuchten es mit dem Rad.

Zwischen Museum und Oper ein bisschen Rasenfläche und ein kleiner Strand. Dicht gedrängt lagen hier die Leiber, nicht alle schön anzusehen, im Wasser tummelten sich neben einigen Erwachsenen meist Kinder. In Uferkantennähe alternatives Barmilieu, a la Strandsalon in Lübeck. Kanu konnte man durch eine Art Kanal fahren. Auf der offenen Wasserfläche ein 12 Meter hohe Skulptur aus Stahl und Glaspanelen, sah aus wie ein leckgeschlagenes Schiff, nannte sich „She lies“ und stammte von Monica Bonvicini.

Die Skulptur bewegt sich je nach Tide und Wind. Friert der Fjord im Winter zu, kann man übers Eis dahin wandern. Ein schwankender Steg verband diesen Zipfel mit Sørenga. Unter dem Wasser befand sich der Opera-Tunnel.
Jola verschwand in der Menge auf dem Steg, ich blieb zurück, hatte Durst und besorgte mir an einem der Stände ein Glas Wasser. Telefonat scheiterte, ich wartete, Jola kam zurück, enttäuscht, weil sie nicht das Seeschwimmbecken gesehen hatte.

Ausblick auf das 60m hohe Museum, das erst letztes Jahr eröffnete und sechs Jahre Bauzeit in Anspruch nahm. Die Verkleidung besteht aus recycelten perforierten Aluminiumplatten; im Vordergrund eine übergroße Skulptur „Mutter“ genannt, von Tracey Emin, fertiggestellt erst in diesem Jahr.

Lazy afternoon, Anstehen auf dem Pier zu den Fähren, kein Problem! Warten auf einen freien Restauranttisch, kein Problem! Radfahren in der Menschenmenge, keiner meckerte. Die, die Action erleben wollten, bespaßten sich mit Abschieden vom Junggesellentum oder der Analogie bei den Frauen. Hier holde Weiblichkeit auf einem gemieteten Hausboot.

Jola drängte auf „Essen fassen“, mittlerweile war 15 Uhr vorbei, also zurück zur Trattoria.
Ein Platz im Außenbereich konnte man uns nicht anbieten. Gegenüber saßen Menschen an Tischen „im Wartemodus“ auf einen Platz draußen. Innen erhielten wir einen Tisch direkt zum Ausgang in den Außenbereich. Pizza und Risotto bestellten wir, ein Glas Wein dazu, die Wasserkaraffe wie immer stand prompt auf dem Tisch. Laut war es in dem ehemaligen Schuppen, mir gegenüber rund elf Norweger, die offensichtlich ein Anliegen feierten, vermutlich einen Geburtstag (weil einer öfters geherzt wurde). Es muss viel zu erzählen gegeben haben, die Lautstärke übertraf jeden röhrenden Ferrari im Beschleunigungsmodus. Und Alkohol floss in strömen. Nur als Essen gebracht wurde, reduzierte sich der Lärmpegel kurzfristig.
Jola war mit ihrer Pizza hochzufrieden, allerdings schaffte sie nur knapp die Hälfte, der Rest durfte in Alu verpackt mitgenommen werden. Mein Risotto war drapiert mit einer „Zehe“ eines Meerestieres. Ich bearbeitete dieses Krabbenbein sogleich, zu früh, denn die Servicemitarbeiterin legte mir eine Art Nussknacker nebst Aushöhlungsstab auf den Tisch. Damit knackte ich die äußerst harte Schale, schabte weißes Fleisch mühsam heraus und mischte es auf meinen Reis. Der wiederum war „versalzen“, gut, dass die Wasserflasche auf dem Tisch stand. 1:1 bei der Bewertung dieser Restaurantleistung.

Gesättigt bewältigten wir den Rückweg, wichen ein bisschen von der Herfahrtroute ab, Menschen mit bunten Fähnchen und origineller Kleidung häuften sich am Straßenrand. Dann der Platz an der Karl Johanns Gate, turbulent ging es hier zu, berittene Polizei, größere schwarze Karossen am Straßenrand, Männer in dunklen Anzügen, dann klatschten auf der Wiese sitzende Menschen als sich eine Frau im weißen Kostüm mit einem dieser distinguierten Männer umarmte.

Mette-Marit war mit ihrem Gatten gekommen, um …..

Pride-Parade muss wohl kurz zuvor stattgefunden haben und Mette hatte sicher ein paar nette Worte an verantwortliche Veranstalter gerichtet.
Hübsches Straßenbild, nachdem die Menschenmenge abgeflaut war. Zufällig gelangte die kleine Japanerin mit ins Bild.


Abends raffte sich Jola auf, wir gingen zur Badestelle am Campingplatz. Auf dem Holzsteg saßen vier Mädels und feierten. Wie so oft, war Jola weitaus mutiger als ich, sie spazierte ins Nass, während ich vom Ufer aus ihren Schwimmversuchen zuschaute.

Zwei niedergeschrieben Zitate aus Medien: „Die Frauen sind eine seltsame Kapriole der Natur“ (Mord mit Aussicht). Abends im Fernsehen, ebenso: „er war langsamer als die Kontinentalverschiebungen“.

Test der Sanitäranlagen, Urteil: „eher durchgefallen“. Warmes Wasser nur gegen Entgelt, trotzdem wusch ich mir unter Eiswasser die Haare. Nachts musste es geregnet haben, Asphalt war nass, gehört hatte ich davon nichts. Erstes Vorhaben war, das Freibad auf Sørenga aufzusuchen. Wetter heute wesentlich unbeständiger, fast schwül, bewölkt. Nach Tjuvholmen, ein relativ neuer Stadtteil, der auf der ehemals bezeichneten Diebesinsel lag, abgebogen, ich lotste uns zum Museum Astrup Fearnley am Ende dieser Landspitze. Stararchitekt Renzo Piano zeigte sich für den Entwurf verantwortlich. Noch ein Stück mehr beeindruckt, registrierten wir architektonische Glanzleistungen.
Im Rückblick die architektonische Dimension des Museums gut zu erkennen.

Wieder Badestege, bereits morgens schwammen Menschen im Fjord. Skulpturenpark, Aussichtsturm, über 50 m hoch, leider durch Bauzaun abgesperrt. Im Durchgang der Häuserblocks eine künstlerische Montage, geformt zu einem Elch.

Was für eine Kulisse, diese Stadt kann dankbar sein für die Neugestaltung des Hafenareals.

29.06.2022 Mittwoch

Die erfreulichen Wetteraussichten für die nächsten 2 – 3 Tage beflügelten uns, früh aufzustehen. Jola hangelte sich schon gegen 05.30 Uhr aus dem Bett, mich hielt es bis gegen 7 Uhr in den Federn. Sonnenaufgang, mystische Wolken über dem See, so berichtete Jola. Schon gegen 08.30 Uhr reisten wir weiter. Zunächst fast allein auf der Straße, brachte entspanntes Fahren mit sich. Odda sollte nach Jolas Recherche nicht mehr allzu weit (<40 km) weg sein, sodass ein Stopp mit Rundgang eingeplant war.

Innerhalb von rund 40 Kilometern stiegen wir von gut 570 Höhenmetern auf 1.050 Höhenmetern hinauf, links eine Zeitlang der Stå-vatn, ein riesiger See. Jola wünschte einen Halt in dieser bizarren Landschaft. Schneebedeckte Berge, die sich in der glatten Oberfläche des Sees spiegelten. Manchmal ging es ein Stück abwärts, um kurz darauf dann wieder hinauf zu führen, einmal sogar bis auf 1.150 m. Gut kamen wir bisher voran, doch nur rund 5 Minuten danach eine Baustelle mit händisch regulierter Verkehrsführung. Eine Schlange hatte sich vor einem Tunnel gebildet, Bauarbeiten im Tunnel, deshalb eine provisorische Straßenführung außen herum, die jeweils nur in eine Richtung befahrbar war. Die Strecke war etliche Kilometer lang, darum die lange Wartezeit. Ein Leitfahrzeug fuhr vorweg, Kolonnenfahrt war angesagt. Unterwegs bremste die Kolonne für einige Augenblicke ein Teil einer Schafherde aus, die spazierte quer am Straßenrand.

Aber von Odda noch lange nichts in Sicht. Es wurden dann auch insgesamt 138 km, bis wir diesen Ort erreichten und ich mindestens durch 8 mehr oder wenige lange Tunnel gefahren war. Am Campingplatz / Stellplatz kurz geparkt, Beine vertreten, Jola befand den Ort nicht als lohnenswerte Sehenswürdigkeit, so setzten wir die Fahrt fort. Nun immer der E 41 gefolgt, wieder Tunnel, jetzt aber die Straße verbunden mit einer oft schmalen Breite. Ausweichmanöver waren bald an der Tagesordnung.

Einmal plötzlich Nieselregen, die Scheibe besprenkelt, dann Wasserrauschen, ein mächtiger Wasserfall entließ schäumende Kubikmeter Gischt, die sich unter der Fahrbahn in ein felsiges Flussbett ergoss.

Zum Glück folgte ich danach auf fast der gesamten Strecke einem LKW, den ich als Vorhut fahren ließ bzw. als Maßstab für die Notwendigkeit von Ausweichmanövern heranzog. Funktionierte prima, allerdings nur bis kurz vor dem Ziel, dort trafen Reisebus und LKW an einer engen Stelle aufeinander, keiner wollte zunächst weichen. Busfahrer setzte dann zurück, bis der Lkw sich vorbeischlängeln konnte.

Campingplatz Kinsarvik auf einer Anhöhe, Platz 66 mit Fjordblick und Bergansicht. Wolkenfreier Himmel, Sonne satt.

Marschierten in den Spar, kauften Lebensmittel, u.a. gegrillte Hähnchenkeulen.

Nachmittags Fahrt mit den Rädern zu den Wasserfällen, wobei wir es nur zu dem ersten schafften.

Gesamte Strecke der letzten beiden Tage.

Jola früh ins Bett, ich hielt bis Mitternacht durch und machte bei einem Austritt dieses Foto:

30.06.2022 Donnerstag

Jolas Vorstellung vom heutigen Tagesablauf war durch die Abfahrt der Fähre nach Utne determiniert. Sie stand deshalb schon vor 7 Uhr auf. Schatten noch über dem Campingplatz, die Sonne erhellte vorerst nur die Kuppen der Berge drumherum. Erste Strahlen schienen durchs WoMo, da waren wir mit dem Frühstück gerade fertig. 8.15 Uhr radelten wir zum Anleger. Einzige Leute mit Rädern, einige wenige Autos, die mitwollten. Im Passagierraum saßen zwei in Arbeitskleidung gehüllte Männer, aßen (vielleicht ihr Frühstück), ein Pärchen, mit Auto und Kajak auf dem Dach, ein paar Einheimische. 30 Minuten dauerte die Überfahrt.

Utne mit seinen rund 500 Einwohnern schmiegte sich an den Hang, auffälligste Gebäude waren das Hotel und die Kirche, daneben beherbergte der Ort ein Museum, gelegen auf einer Anhöhe.

Das historische Utne Hotel ist von 1722 und wurde seitdem durchgehend betrieben. Es hat nur 17 Zimmer, alle mit charmanter, historischer und individueller Einrichtung. Das Hotel ist Norwegens ältestes denkmalgeschütztes Holzhotel, das seit 300 Jahren ununterbrochen in Betrieb ist. Angefangen hat alles 1722, damals als Gasthof mit Herd, Küche, Flur und einem Schlafzimmer.

Aufs Rad geschwungen und los ging die Tour mit für mich unbekanntem Verlauf. Unfreiwillig besuchten wir gleich nach dem Start das Hardanger Folketmuseum, bzw. den Vorplatz, hier ging es jedenfalls für uns nicht weiter. Umkehr und auf die 550, die sofort bergauf führte, also ordentlich in die Pedale getreten. Im weiteren Verlauf viel Fjord, viel bewaldete Berghügel, mal bessere, mal schlechterer Straßenbelag. In der Ferne für mich namenlose Berge, auf denen vereinzelt im oberen Bereich Schnee lag. Nach ungefähr 30 Minuten ein Stopp bei einer Info-Tafel und Pausenbank mit Blick auf den Hardangerfjord.

Einen Kilometer weiter in herrlicher Lage der Campingplatz Lothe, einfach, aber mit Badestrand und eben, dem schönen Ausblick auf den Fjord.

Ein paar Ortschaften durchfahren, Namen bereits wieder vergessen. Nach gut einer Stunde veränderte sich die landwirtschaftliche Nutzung, mehr und mehr Apfelbäume in Reih und Glied an den Hängen, später im Wechsel mit Kirschbäumen. Professionelle Handhabung, Plastikplanen im Halbrund halfen wahrscheinlich, mehr Sonnenwärme zu bündeln und das Wachstum zu beschleunigen.

Ab und an ein hübsches Haus mit gepflegtem Vorgarten, vor einigen kleine Holzhäuschen, in denen Waren zum Verkauf standen, u.a. Kirschen, Eier oder Marmelade.

Idyllisch wirkte oft das Panorama. Ungewöhnlich, wie schon manchmal erlebt, Baustellen. Zwar beschildert, aber unkonventionell die Handhabung. Der Bagger im Graben buddelnd, der Laster mitten auf der Straße auf Ladung wartend, nicht einmal mit dem Rad war da ein durchkommen. Warten, dann händeringend der Hinweis, wir sollten über die Obstplantage ausweichen.

Nach ungefähr 14 Kilometern mussten wir uns entscheiden, wie weit wir noch in die Berge steigen wollten, dort seien diverse Seen. Kaum Autos auf dieser noch schmaleren Straße als auf der gestrigen Anreiseroute. In seichten Kurven strampelten wir uns rund 3,5 Kilometer durch Wald die Straße hinauf. Dann hatten wir ein Einsehen, wollten mit unseren Kräften haushalten, auch sorgte sich Jola wegen der Akkuleistung. Also umkehren, ich suchte mir einen Stein als Andenken, dadurch verspätete ich mich, Jola war vorausgefahren, unruhig geworden, rief mich an, wo ich denn bliebe.

Jola freute sich auf ein Bad im Fjord und präferierte die Stelle am Campingplatz Lothe, den erreichten wir gegen 12 Uhr. Ein paar Menschen vergnügten sich am oder im klaren Fjordwasser. Oma mit juchzendem weiblichen Enkel, ein Junge fing Krebse, einer flüchtete, den er mit der Hand einfing.

Jola verschwand in einer Bretterbude, Umkleidekabine genannt, kam in ihrem Tankini zurück. Ich probierte im Wasser die Kneipp-Variante, watete durchs gar nicht so kalte Fjordwasser. Jola zögerte nicht, stürzte quasi in die Fluten, forderte Fotodokumentation. Ich wollte nicht nachstehen, Badehose angezogen, aber ich bin halt Warmduscher, deshalb dauerte es, bis ich mich für drei Züge ins Wasser warf.

Jola wollte an Land etwas mehr Sonne an den Körper lassen, saß auf der Bank und meditierte. Ich erklomm einen Felsen, auf dem irgendwann jemand aus Stein eine Bank geformt haben musste. Ein Selfie gelang mir. Weiterfahrt, Jola prophezeite eine Abfahrt der Fähre um 14.15 Uhr, ich hatte 14.55 Uhr auf dem abfotografierten Fahrplan gelesen. Jola rauschte die Straße in den Ort hinunter, vergaß dabei das von ihr angekündigte Kirschen pflücken, ich nicht. Der Baum an der Kirche frei zugänglich, trotzdem musste ich hangeln, um an die reifen Früchte zu kommen. Zeit hatten wir in Utne ausreichend, Jola wünschte einen Besuch im Café des Museums, möglichst mit Waffelgenuss.

Leichte Verzögerung, weil ich nicht gleich „bei Fuß“ stand. Zurück an der Fähre, es war 14.05 Uhr, keine Fähre in Sicht, 14.15 Uhr, dabei handelte es sich um die Abfahrtzeit von Kinsarvik. So hatten wir noch gut eine Halbe Stunde Zeit. Ich verschwand im Joker, kaufte vergünstigt 3 Rosinen-Boller für 20 Kronen. Auf dem Campingplatz war Waschtag, überall hingen auf wild hin- und hergezogenen Leinen Hosen, T-Shirts Handtücher oder Unterwäsche. Von Kölner Nachbarn erfuhr ich, wo sich die Maschine für Sauberkeit befand. 50 Kronen kostete eine Münzen, die man zur Inbetriebnahme brauchte. In 20 Minuten sollte alles sauber sein. Mittagessen von Jola zusammengestellt.

Wasche aufgehängt, die war in Nullkommanix trocken.

01.07.2022 Freitag

Pläne geschmiedet, einer lautete, nach Bergen zu fahren. Doch die Wetteraussichten bescherten uns eine Absage. Der Eidfjord sollte noch entdeckt werden, nur knapp 30 Km entfernt. Neuerlich eine Abenteuerfahrt auf engen Straßen, wieder eine Situation genau dort, wo die Straße kaum Platz für zwei größere Fahrzeuge ließ. Rangierten Bus und WoMo wieder, Millimeter fehlten manchmal, dann hätte ein Außenspiegel sicher ein Souvenir mitgenommen, aber alle passten auf und bald löste sich der Stau auf. In Eidfjord vor dem besten Hotel am Platze, Quality Hotel Vøringfoss, gehalten, Jola suchte die Tourist-Info auf. Ich knipste erste Eindrücke vom Ort.

Am Terminal legte gerade ein kleineres Kreuzfahrtschiff an. Die Trosse musste ein Teil der Crew mit einem Motorboot an den Kai manövrieren. Campingplatz gleich um die Ecke, lange Diskussionen um den Stand, wechsel, weil Schräglage. Erstaunlicherweise hielt sich das Wetter, wenn auch manchmal Wolken aufzogen, die Sonne erkämpfte sich ihr Terrain zurück.

Ausfahrt mit den Rädern zum Wasserfall Skytjefossen, zu dem man zuerst in Richtung Sima Kraftwerk fahren musste, dann weiter durch das Simadal bis zum Parkplatz. Atemberaubende Ausblicke während der Fahrt. Steilste Felswände, schroff, oft kahl, manchmal im unteren Bereich Stellen mossbewachsen.

Zunächst normale Straße, hier ein Foto, auf dem man am Ende des Fjords das Gelände des Kraftwerkes sehen kann. Später dann Nebenstraße gefahren, am Kraftwerk nix zu sehen, wie der Strom hier erzeugt wird, dafür Strommasten, die bis auf die Spitzen der Berge hinaufreichten. Das Informationszentrum verwaist, geschlossen. Ohne es richtig zu bemerken, gewannen wir nach und nach an Höhe. Am Wegesrand plätscherten Bäche, die irgendwann zu Flüssen anwuchsen und in den Fjord mündeten.

Bewohnt waren hier nach ca. 5 Kilometern nur noch vereinzelt stehende Häuser, Zustand mal so, mal so.

Ein Stück Straße ward wohl gerade frisch asphaltiert, ebenso schien ein Brückenneubau vor Kurzem ein marodes Altteil ersetzt zu haben, drei verrostete Stahlträger lagen zwischen Büschen am Wegesrand. Ich registrierte am Wegesrand jetzt die 9 Kilometer-Marke, bald darauf endete der geteerte Weg an einer Brücke, wieder ein Hinweisschild auf regulierte Wasserläufe, die sich abrupt verändern und zu Überflutungen führen können. Zwei Radtouristen stellten ihre Räder ab, wir quälten uns weiter den mit Splitt übersäten Weg hinauf zum Parkplatz, endlos erschien die Strampelei. Der Wasserfall war bereits vor dem Parkplatz gut zu sehen. Leichte Erschöpfung stellte sich am Ende der Tour hier oben ein, leider gab es nichts besonderes mehr zu sehen. Auf dem Rückweg im Slow-motion hinab. Jetzt, beim Anblick der vielen kleinen, aus den Berghängen herabrieselnden Rinnsalen, kam mir die Metapher in den Sinn, die Berge weinten ununterbrochen und wir fuhren durch das Tal der Tränen.

Im Ort zurück, hielten wir bei Vik Pensjonat, ein Hotel mit Café und Bäckerei. Traditionsreiches Etablissement aus dem Jahre 1928, zuletzt im Innenbereich renoviert. Lunch-Time war noch zu dieser Zeit. Wir bestellten zwei Salate mit Hühnchen. Innen die leckersten Brötchen, Brote und Kanelboller, die ich seit langem gesehen hatte, auf Blechen angeboten. Schon verschwanden davon je 4 in Papiertüten, ohne groß auf den Preis zu achten. 726 Kronen für alles, stolzer Preis, natürlich inklusive der Salate und des kostenlosen Wassers. Salate schmeckten, Essen wieder mal sehr lecker. Den Stellplatz auf dem Campingplatz erneut gewechselt. Nachmittags die Leckereien vom Bäcker zu einer Tasse Kaffee probiert. Die Sonne schien immer noch, was für eine positive Überraschung. Sie schien sogar zu stark, mein Teint musste geschont werden.

02./ 03.07.2022 Samstag / Sonntag

Nachts heftiges Unwetter mit Starkregen und Sturm, der das WoMo mehrfach vibrieren ließ und an zuletzt gesehene Bilder aus dem Ahrtal erinnerte, als Wohnwagen von Wassermassen mitgerissen wurden. Morgens keine einzige Pfütze zu sehen, alles verdunstet oder eingesickert. Wolken hingen zwischen den Berghängen. Abfahrt aus Eidfjord, natürlich nicht ohne bei Vik Pensjonat mit seiner Bäckerei zu halten und Nachschub einzukaufen. Brote lagen nicht mehr in der Auslage auf den Blechen. Die englischen Begriffe für Mehrkorn bzw. Vollkorn waren nicht parat, die asiatisch aussehende Mitarbeiterin ließ das Wort „Sauerteig“ oder ähnlich fallen, da bestätigte Jola, ein Sauerteigbrot zu wollen. Das wurde aus der Backstube geholt. Hinzu wanderten einige Kanelboller mit in eine braune Papiertüte. Stolze 255 Kronen reichte ich in Bargeld über den Tresen. Voss, ein Ort in der Nähe des Wasserfalles sollte angesteuert werden. Wieder Tunnelfahrten, wieder beeindruckende Panoramen entlang des Eidfjordvatnet, Campingplatz am Rande des Orte Sæbø erschien uns nach so kurzer Zeit kein geeigneter Aufenthaltsort. Zwei Kreiseltunnel durchfahren, dann nach nicht ganz 20 Kilometern Abfahrt nach Vøringsfossen. Parkplatz auf gut 800m Höhe fast voll, darunter recht viele WoMos. Menschen in Wanderkleidung, marschierten dorthin, wo Pfade, Brücken, ein Ausflugshotel zu sehen waren.

Nahm meinen Fotoapparat mit. Schon der Blick zurück ins Tal, aus dem wir hier mit dem WoMo heraufgestiegen waren, imposant.

Spektakulär, wie sich die breiten Flüsse oder schmalere Bäche aus bis zu 300m Höhe in die Tiefe stürzten und im Flussbett unten dann mehr oder weniger sanft davon rannen. Alle Bereiche waren mit gesicherten Geländern abgeschirmt, Schilder deuteten an, dass man auf seine Kinder achten sollte, insbesondere an abschüssigen Bereichen. Brücken schlugen über den breitesten Fluss eine Verbindung, dort wo Arbeiter an der Fertigstellung weiterer Besucherbereiche werkelten.

Ein Paar versuchte auf einer Bank sitzend ein Selfie, bewegten das Handy hierhin und dorthin, ich bot an, ein Foto zu machen. Landschaft, außer Wasserfällen, karg, viele Birken, dünne Stämme, bewachsen oft mit Flechten oder ähnlichem Grünzeug. Helles Gestein, soweit sichtbar, im interessanten Kontrast zum überwiegend grauen Fels und monotonen Grün der Wälder.

Jola wanderte ein Stück weiter über die Treppenbrücke, ich blieb zurück, schonte meine Gelenke. Irgendwann war genug abgelichtet von schroffen Felswänden, fallendem Wasser und aufschäumender Gischt.

Setzten unsere Fahrt auf der „40“ auf Hardangervidda fort, 234 km lagen bis Kongsberg vor uns, zunächst wollten wir bis Geilo fahren, dort Baguettes kaufen. Die Hochebene überwältigend in ihrer Dimension, weniger in ihrer Vielfalt. Die Landschaft mitunter gleichbleibend, steppenartig, in ihrem dumpfen Gelbbraun, dazwischen dann die Seen.

In Geilo „kannten wir uns aus“, beim französischen Bäcker in der Lodge blieb es nicht beim Brotkauf, wir blieben dort und aßen Pizza. Düsteres Interieur, in Schwarz gehalten. Wir nahmen uns einen Platz am Kamin. Das Feuer darin sah so echt aus und spendete so natürliche Wärme, doch die Holzscheite brannten nicht nieder, keines wurde schwarz, gut gemachter Gasofen oder ähnlich.

Pizza schmackhaft, ich vegetarisch, Jolas mit Wurst belegte. Den Rest der Strecke schon einmal gefahren, in Rødberg gehalten, weil an der Straße diverse Stände aufgebaut waren, viele Menschen herumliefen. Außer Beine vertreten, gab es nicht wirklich etwas zu sehen oder kaufen. In Kongsberg bekannte Streiterei um die Zielerkennung Campingplatz. Umkehren wollte ich nicht wieder, so fuhren wir einfach auf der „40“ weiter und stoppten in Hvittingfoss. Hier gab es zwar keinen offiziellen Stellplatz oder Campingplatz, trotzdem wollten wir uns hier ein ruhiges Örtchen zum Übernachten suchen. Neben einem Baumarkt ein Areal freier Parkplätze, am Samstagnachmittag vielleicht nicht so ungewöhnlich, dahinter ein kleiner Freizeitpark mit Hängematten, Schach, Sitzbänken am Fluss. Ein verwaistes Volleyballfeld gehörte ebenfalls dazu. Jola probierte die Hängematte aus, verhaspelte sich und kam nicht aus dem Tuch heraus. Spielten eine Partie Schach, in der Jola zwischenzeitlich durch Kombinatorik brillierte, jedoch am Ende verlor.

Marsch in den Ort, bestehend aus Tankstelle, Supermarkt…. Da es nichts Besseres zu tun gab, sondierten wir das Angebot im Supermarkt.

Später tummelten sich ein paar Jugendliche auf dem Parkplatz, schmissen die Schachfiguren um, außerdem lärmten Idioten mit ihren röhrenden Autos durch nahe liegende Straßen. Einer der Jungen klopfte gegen das WoMo, schaute und machte Gesten. Als ich Ausstieg, lief er weg. Jola fürchtete nächtliche Attacken, aber alles blieb ruhig, außer den Regentropfen, von denen ich nichts hörte. Ach ja, abends spielten wir Scrabble.

Sonntag, nach kurzem Frühstück Weiterfahrt, 65 Km bis Stavern. Leere Landstraße, kaum Verkehr, wir senkten uns langsam auf Meeresbodenniveau. Landschaft reizvoll, mehr Landwirtschaft. In Stavern den Stellplatz an der Marina Solsiden aufgesucht. Dort nur Norweger, zwar Platz, aber zu kompliziertes Buchungssystem. Tendierten zum Campingplatz im Rakkeveien, der sich quasi „um die Ecke befand“. Wegen der frühen Ankunft gab es erst einen freien Stellplatz, etwas uneben. Jola schlug sofort zu. Neben uns der Kinderspielplatz, zum Wasser keine Hundert Meter. Zum Mittag Salat a la Jolanda. Danach Radtour auf dem Kyststien, 35 Kilometer Wanderweg. Den erkoren wir für uns aus. Mussten nach einer abenteuerlichen Busch- und Felsenfahrt uns eingestehen, hier macht es keinen Sinn, mit dem Rad zu fahren.

Panorama, wie wir es aus der Schärenlandschaft in Schweden kannten. An einem Bauernhofladen mit charmanten Jüngling kaufte Jola Eier, von hier aus frisch geteerter Radweg, breit wir eine Autostraße. Am Campingplatz Lydhusstranda Pause gemacht, Kaffee getrunken. Auf der Rückfahrt in einem weiteren Hofladen kaufte Jola rote Kartoffeln.

Stadtbesuch, überraschendes Angebot, Suche nach einem Restaurant fürs Geburtstagsessen. Hafenblick, alte Holzboote.

Abends Stullen mit Käse und Salami geschmiert, letzte Flasche Rotwein eingepackt und ab…. zum Wasser, auf der Holzbank mit Panoramablick Picknick (Ausklang 66. Jahr). Die Flasche war dann irgendwann leer, Jola müde, verzichtete auf Reinfeiern und ging ins Bett.

04.07.2022 Montag

7 Uhr wachte ich auf, Sonne schien, Ruhe herrschte auf dem Campingplatz, nach Aufsuchen der Sanitäranlage erlaubte ich mir, von der Beeteinfassung des Kinderspielplatzes einen einzelnen Stiel mit einer aufgeblühten roten Rose aus einer Staude abzupflücken, wobei mir der letzte Dorn am Ende des Stängels in den Finger stach, Strafe muss ein. Die Rose wanderte in das leere Mazzola-Fläschchen, stand zusammen mit dem Geburtstagsbrief und den beiden Geschenken auf dem Tisch. Jola freute sich über Blume, Brief, Geschenke und das schöne Wetter. Frühstück gab es draußen auf Nachbars Grundstück, wo noch etwas Schatten vorhanden war. Jola lud 15 Gäste ein, allesamt gefiederte Freunde, manche noch im Jugendstadium. Meine Haferflocken fanden reichlich Zuspruch. Die schreckhaften Gesellen zischten bei jeder kleinen abrupten Bewegung davon, verschwanden im Gebüsch, kamen nach der Schrecksekunde meist zurück.

Mit dem Rad in den Ort, erst noch hinter der Sporthalle und dem Fußballplatz abgebogen nach Millehall. Eine pyramidenähnliche Gedenkstätte für im 1. und 2. Weltkrieg gefallene norwegische Seeleute, die 1926 auf einer Anhöhe errichtet wurde und zunächst erst für die im 1. Weltkrieg gestorbenen gebaut wurde. Das steinerne Mausoleum ließ sich besteigen und umrunden. Heftiger frischer Wind blies, Mütze und Sonnenbrille galt es festzuhalten.

Jola tänzelte im wehenden Rock die Treppe hinunter.

Beschilderung „Kyststien“, der hier steil hinter der Gedenkstätte zu einem Strandabschnitt führte.

Im Rückblick die Millehall.

Vom Strand aus sah ich verschiedene „Kunstobjekte“ in der Landschaft der ehemaligen Wehranlage im Freien stehen. Geschliffener Granit (oder?), in einem befand sich mittig ein Loch eingearbeitet, durch das man die weißen Häuser auf der Insel sehen konnte.

Zum höchsten Punkt kraxelte ich allein, Jola schaute sich bei anderen Kunstobjekten um. Auf wackeligen Beinen eroberte ich Meter um Meter in unzugänglichen Felsspalten, der Sturm tat ein übriges, um mich zu verunsichern. Von oben den ansonsten nicht sichtbaren Leuchtturm entdeckt. Schöner Rundblick auf die restlichen Inseln und die Stadt.

Stadt erkundet, Jola fand bei einer Auslage eines Herrengeschäftes ein T-Shirt für mich, kaufte es jedoch nicht sofort. Bäcker entdeckten wir gleich zwei, einen Bankautomaten jedoch nicht. Das Vinmonopolet suchte ich allein, Jola wollte shoppen. In der Larvikveien fand ich etwas versteckt, fast Hinterhof, das Vinmonopolet. Die Preise erschrecken jedes Mal aufs neue, kaufte eine kleine Flasche Spumante aus Spanien und einen 3-Liter Karton portugiesischen Rotwein, beides zusammen für 529,80 Kronen, der helle Wahnsinn, fast 51 €! Die Sektflasche verschwand in meiner Westeninnentasche, der Karton auf den Gepäckträger geschnallt.

Sah die typischen gelben Häuser, die für Stavern bekannt sein sollten, erklomm eine Anhöhe namens Mølleberget, auf der eine Kanone und ein Denkmal stand. Tordenskiold, so die Bezeichnung, war ein dänisch-norwegischer Marineoffizier während des Großen Nordischen Krieges. Sein Wagemut und Geschick bescherten ihm Erfolge in mehreren Seeschlachten gegen die schwedische Flotte und verhalfen ihm zu einem schnellen Aufstieg und 1716 zu einem Adelstitel.

Von dieser Anhöhe Rundblick über die Stadt , das weiße Haus auf dem Bild regelrecht in einen Felsen eingebaut.

Gegen 12 Uhr traf ich Jola wieder, wir setzten uns in Majas Bäckerei, aßen Kokoskuchen und tranken Kaffee, schauten Menschen…. Die farbige Mitarbeiterin schien Jola hübsch-dumm, verstand sie auch nach der dritten Wiederholung der Bestellung scheinbar nicht. Hübsch konnte ich bestätigen, dumm festzustellen ergab sich nicht. Dann auf dem Rückweg der Kauf des T-Shirts, rotbraun-meliert, Jola hatte Geburtstag, ich bekam das Geschenk.

Mittags von den roten Kartoffeln gegessen, verlängert mit norwegischem Kartoffelsalat. Sehr stürmische Zeiten, Abkühlung und dichtere Wolken.

Gegen 17 Uhr Fahrt in die Stadt, Geburtstagsessen, Jola im weißen Kleid mit blauen Streifen, rote Jacke drüber, weil’s ja kalten Wind blies. Durch die Anlage Frederiksvern Verft gelangten wir auf kürzerem Wege an den Hafen. Am Restaurant Smak angekommen, beiden hatten wir unsere Schlüssel für die Fahrradschlösser nicht dabei. Ärgerlich, ich bestand darauf, dass wir beide gemeinsam zurückfuhren, Dummheit sollte bestraft werden.

Retour und mit Schlüssel erneute Retour zum Restaurant.

Dünnes Fräulein mit blondem Zopf nahm die Bestellung auf, Vorspeise Ziegenkäse mit Honig gebacken, das sei nur eine kleine Portion, so ihr Kommentar, als wir „shared” hinzufügten. Jola orderte die Fischsuppe und ein Glas Rosé, ich ein Pale-Ale der Hausbrauerei und ein Smak. Die Vorspeise kam nicht, Jola sah sie schon vergessen. Gebracht wurde sie dann zusammen mit den Hauptgerichten. Jola konstatierte, bei ihr sei viel Fisch drin. Meine Doppelscheiben Toast waren mit Hühnchen und einigen anderen Zutaten befüllt, teils schon kalt, die Süßkartoffel dazu lecker.

Im WoMo die kleine Flasche Sekt geöffnet und angestoßen.

Jola war tagsüber häufig mit dem Beantworten ihrer „Geburtstagspost“ beschäftigt.

Baden fiel aus, zu kalter Wind.

05.07.2022 Dienstag

Wieder verwöhnte uns die Sonne bereits vor dem Aufstehen. Ich startete einen Versuch, nahm Badehose, Handtuch und dackelte zum Badesteg. Aber das Wasser war mir nicht geheuer, der schwankende Badesteg, die seichten Wellen, der kühle Wind, das frische Wasser, bin eben ein Warmduscher und beließ es beim Füßen umspülen. Jola hingegen wollte die Mutprobe bestehen und zeigen, dass sie „härter“ sei als ich. Bevorteilt schien sie mir durch die Polster, die ja auch Robben vor Kälte schützten. Gegen 10 Uhr verließen wir, nicht ohne Bedauern,Stavern. Bestimmte im Navi, ohne Maut, die Strecke auszuweisen. 13 Minuten längere Fahrzeit würde mich das kosten. Hübsche alternative Strecke, bis plötzlich eine Straßensperre auftauchte, ohne dass es eine Umleitungsempfehlung gab. Ich bog links ab, was das Navi zur ständigen Aufforderung veranlasste „bitte wenden“ auszugeben. Ignorierte das, trotzdem verunsichert, weil auf dem Navi kein Ort und kein Nichts zu sehen war. Ca. 10 Kilometer zuckelte ich durch Naturschutzgebiet auf enger Straße (363), Jolas verzücktes „ach ist das schön hier“ beruhigten mich keineswegs. Dann endlich der Ort Helle, den Jola auf dem analogen Plan fand, womit zumindest die richtige Richtung Bestätigung fand. Bei der Abfahrt Kragerø schickte mich das Navi in eine andere Richtung, was Jola zu zürnenden Worten veranlasste und mich auf einem Parkplatz die Eingaben überprüfen ließ. Korrigiert und gewendet, dann nach ein paar Kilometern Ausschilderung des Campingplatzes Lovisenberg. Der folgte ich beständig, malerisch lagen in dem Archipel die Häuser an den Hängen, inmitten des Wassers diverse kleinere Inseln, auf manchen befanden sich Häuser. 4 Kilometer engste Fahrbahn, welliges Auf und Ab mit nicht einsehbaren Kurven und einem Ausweichmanöver eines entgegenkommenden Autos. Gelände des Campingplatzes in die felsige Landschaft eingepasst, freie Auswahl eines Platzes, wir blieben gleich in der Nähe der Rezeption und der Sanitäranlagen. Blick auf Wasser und Minigolfbahnen.

Sonne schien auf dem Rückzug zu sein, Bewölkung nahm zu. Unerschrocken brachen wir nach Jolas mittäglicher Essenszubereitung, Fischstäbchen vom Dorsch und verfeinertem Kartoffelsalat, auf, Kragerø zu erkunden. Die vier Kilometer bis an den Stadtrand machten uns nichts aus, kaum Autos, dafür Blicke auf besiedelte Bucht, ein Stopp beim Berg-Museum. Am Fähranleger erfragte ich Preise für die Tickets, 65 Kronen sollte die Überfahrt zu den Inseln Skåtøy oder Bærøy kosten. Eine Option für den morgigen Tag.

Bei der Einfahrt in die Altstadt auffälligstes Gebäude die Kirche Kragerøauf einer Anhöhe. Das Zentrum am Hafen der Altstadt touristisch bevölkert, so kannten wir das schon länger nicht mehr. Dominiert wurde das Panorama neben den verstreut liegenden Inseln von den vielen kleinen Motorbooten. Menschen stiegen mit vollen Einkaufstüten, aus dem Supermarkt oder der Boutique kommend, ein, fuhren auf die umliegenden Inseln zu ihren Wochenendhäusern zurück. Stadtbummel, Gedrängel in engen Gassen, gut besuchte Restaurants. Jola kaufte sich ein Eis. Ich suchte einen Geldautomaten, Bargeld war knapp geworden. Hübsche und weniger ansehnliche Menschen stromerten durch die Stadt. Auf die Insel Øya gefahren, über eine Brücke. Zwei Rundwege ausgeschildert. Auf dem, den wir wählten, Wanderweg zu einem Aussichtspunkt. Schlossen die Räder an, marschierten den Trampelpfad hinauf, der bald schwierig zu gehen war. Felsiger Untergrund, nichts für meine Schuhe. Oben angekommen, prächtiger Rundblick auf Stadt, Inseln, Wasser und Boote. Waren überraschend nicht allein auf diesem versteckten Pfad. Es begann zu regnen, beeilten uns etwas, denn werden die Felsen erst einmal nass, so bestand die Gefahr, hier mit wackeligen Beinen schnell auszurutschen. Aber alles gut. Regen verstärkte sich, wir stellten uns schutzsuchend beim Supermarkt Kiwi unter, was Jola zu einem Einkauf nutzte.

Ich beobachtete die Menschen an der Hafenkante, stiegen in ihre Boote, verstauten ihre Einkäufe, legten brav ihre Rettungswesten an, dann brausten sie los. Regen schien Bootsbesitzern nichts auszumachen, fuhren trotzdem. Bei der Bäckerei einen Kaffee getrunken, neben uns auf einer kantigen Säule der modellierte Kopf vom Maler Theodor Severin Kittelsen, einer der berühmten Einwohner dieser Stadt. Danach Rückfahrt zum Campingplatz mit Abstecher zur Kirche hinauf. Feuerwehrgebäude fiel mir durch seinen Turm auf.

Gegen 17.30 Uhr zurück auf dem Campingplatz, unterwegs gestoppt und den Ausblick auf einem Foto festgehalten.

Unser WoMo stand ideal, bis nach 22 Uhr schien die Sonne auf unseren Platz. Neben uns mittlerweile eine norwegische Familie mit Kleinkind (Kojack) und Hund. Die junge Frau zunächst mit Hund alleine, bat mich, das Stromkabel anders zu legen, sie wollte dort ihr Zelt aufbauen. Das bewältigte sie zunächst allein, mit mehr oder weniger großem Erfolg.

Später mit Jola Rundgang über den weitläufigen Platz gemacht, bei dem wir auch das Freibad mit Rutsche fanden, aber bereits geschlossen hatte.

Jola bediente sich am Karton mit dem portugiesischen Rotwein aus der Region Douro. Sie fühlte sich dazu berufen, weil sie meinte, bei einem Spiel mindestens vier Gläser gewonnen zu haben. Das Spiel und die Regeln stellte sie während der Fahrt nach Kragerø selbst auf, die da waren: Jedes mal wenn ich mit dem WoMo über einen Geräusch erzeugenden Mittelstreifen fuhr, bekäme sie am Abend ein Glas Rotwein, so einfach war die Regel.

06.07.2022 Mittwoch

Sonne, schenkte uns weitere Stunden ihrer Anwesenheit. Einig waren wir uns, heute den Rundgang zu Munchs Malstationen in Kragerø in der Zeit von 1909 – 1915 zu machen. Der Stadtplan bot mit seinen eingezeichneten Standorten (M) gute Orientierung. Bereits am ersten Standort verband Jola die Besorgung von Briefmarken bei Spar mit dem Stopp an der Tafel. Folgende Standorte bedurften der Bergfahrt in Richtung Fußballstadion und dem Aussichtspunkt Steinmann.

Danach suchten wir die restlichen Standorte des Munch-Rundganges auf. Blicke auf den Hafen, die Altstadt, die Halbinsel. Kurz hinter dem Übergang zur Badeinsel Gunnarsholmen führte eine enge Straße hinauf. Auf dieser Straße befanden sich drei weitere Standorte.

Hier der Blick, mit dem Munch den Ökonom und Stadtplaner Christian Gierløff an dieser Stelle porträtierte. Jola sah ich bereits auf der Halbinsel stehen, fotografierte. Irgendwo hier am Hang muss das Haus von Munch gestanden haben, das abgebrannt war, jedenfalls entnahm ich das einer metallenen Gedenktafel hier am Fels.

Begab mich zu Jola auf die Halbinsel.


In größerem Umfang muss es sich einmal um eine Wehranlage gehandelt haben, diverse eiserne Kanonen in verschiedenen Größen standen auf einem Wall. Einige davon aufs offene Meer, andere auf die Hafeneinfahrt gerichtet. Badestrand, Stege, die Hafenmeisterei. Kinder übten sich auf einem SUP.

Bei der Suche nach dem Restauranteingang streiften wir das alte Rathaus. Im Hafenrestaurant ließen wir uns für einen Mittagssnack nieder, jeder gönnte sich ein Krabbenbrot unterschiedlicher Zubereitungsart. Bummel durch die Altstadt, Jola suchte nach einem Kleid, die Suche blieb erfolglos.

Im Anschluss radelten wir ein Stück auf Øya bis nach Galeiodden, dem äußersten Ende des Eilandes. Malerische Gasse mit idyllisch gelegenen Holzhäusern.

Zwischen zwei solcher Häuser ein hübscher Ausschnitt von Kragerø mit Blick auf die Kirche.

Danach kehrten wir zum Campingplatz zurück.

Unbedingt sollte heute das Nass ausprobiert werden, wir wählten das Freibad. Dummerweise ließ man uns nicht ein, uns fehlte ein Eintrittsberechtigungsnachweis. Mussten zur Rezeption zurück latschen und uns zwei grüne Bändchen aushändigen lassen. Einzige Gäste, die sich ins Wasser trauten oder wollten. Schön angelegt, mit felsigem Untergrund, aber unbeheizt, die imposante Wasserrutsche außer Betrieb. Das Eintauchen fiel mir nicht leicht, doch diesmal wagte ich den Schwimmkurs, wenn auch wohl nicht länger als 5 Minuten, was für drei oder vier Bahnen reichte.

07.07.2022 Donnerstag

Abbruch, Aufbruch nach Arendal oder seiner Umgebung. Jola hatte sich nach den beiden bekannten Campingplätzen erkundet. Für den auf Hisøy fand sie überwiegend negative Kritiken, da wollte sie keinesfalls hin. Planten, erst einmal in den Ort selbst zu fahren, eventuell einen Stellplatz finden etc. Ein Stück mautpflichte Straße gefahren. In Arendal einen Parkplatz in Citynähe gefunden. 25 Kronen für eine Stunde Parkzeit. Fußmarsch, Tourist-Info vor der imposanten Kirche aufgesucht. Deutschsprachiger Mitarbeiter versorgte uns mit Material. Spaziergang am Hafen. Aßen jeder eine Art Pölser. Orientierten uns danach nach Hove zur Freizeitanlage HoveCamping hin. 15 Minuten weitere Fahrt. Rasenfläche, auf der verstreut einige Wohnmobile standen. Wir dürften uns auf die linke Rasenseite stellen, erfuhr Jola. Sie buchte zwei Übernachtungen. Die Freizeitanlage entstand aus einer ehemaligen Kaserne, die die Deutschen im 2. Weltkrieg hier errichteten. Weitläufiges Gelände, alles rote Holzgebäude. Nach dem Übersichtsplan soll sich der eigentliche Campingplatz noch gut 2 Km weiter befinden. Später fanden wir auf einer Radtour diese im Pinienwald strandnah gelegene Glamping-Anlage Canvas mit Jurten, Kugelzelten in Bäumen hängend usw. Wohnmobile sahen wir keine. Dafür Strand und alternative Lebensart.

Größere Rundfahrt nach Plan auf Tromøy, dabei streiften wir den Ort Spornes. Hier herrschten umfangreiche Aktivitäten, Zäune grenzten ein Areal ab, Fähnchen wurden aufgehängt, Stehtische aufgestellt, ein Plakat kündigte ein Festival in der Zeit vom 08.07. bis 10.07. an. Das Ereignis wollten wir „im Auge behalten“. Irgendwie waren wir schneller unterwegs oder der Maßstab auf der Karte gaukelte uns größere Entfernungen vor, wir standen bereits an der 409, Richtung Arendal, dann über Gjerstad nach Hove zurück. Der beständige Wind ermattete mich etwas, ich schlief gegen 16.30 Uhr ein halbes Stündchen. Jola brutzelte danach auf dem Gasherd ein Pfannengericht zusammen, das wir zur geräucherten Makrele aßen.

08.07.2022 Freitag

Nachts mehr oder weniger ununterbrochen Regen, manchmal tröpfelte es vereinzelt aufs Dach vom WoMo, manchmal peitschte der Sturm Wasser aus dem Himmel. Zweiter Tag hier am Morgen, keine Anzeichen, dass es nachts geregnet hätte. Ich testete die Mannschaftsduschen, schön aufgereiht auf beiden Seiten des gekachelten Raumes. Alleiniger Herrscher über diesen Teil der Sanitäranlagen, konnte ich mich ungestört ausbreiten, eine Unterhose durchwaschen und Haare shampoonieren. Letztes Zimtbrötchen verdrückt. Plan für heute war, Arendal zu besuchen. Zwei Varianten standen zur Debatte, die Fahrt über die Brücke aus dem Jahre 1961 oder von Skilsøy die Fähre hinüber zur Altstadt Tyholmen nehmen. Ich schlug die Brückenvariante für die Hinfahrt vor. Nach 200m stoppte Jola bereits, wollte ihren Pullover überziehen, es sei zu kalter Fahrtwind. „Herregaard“, ein Restaurant gleich rechts hatte eine Werbetafel am Straßenrand aufgestellt, „leckere Waffeln“, die wollte Jola nach Rückkehr hier essen.

Entspannt fuhr es sich auf dem breiten Radweg, dann die Brücke voraus. Von der Brücke Weitblick nach Arendal. An der 410 entlang, 4,1 km ausgeschildert der Weg ab dem Einkaufzentrum. Ich hatte mir eine alternative Route überlegt, oberhalb auf dem Gamle Songevei ins Zentrum zu fahren, eine gute Entscheidung, denn hier am Hang ließ es sich definitiv hübscher fahren. Eine Kirche tauchte im Stadtteil Barbu auf. Wir erreichten den Kreisel in der Nähe des Bahnhofs, für Fußgänger zeigten blaue Schilder durch einen Tunnel ins Zentrum. Ich lotste uns über den Berg. An oberster Stelle ein kirchenartiges Gebäude, dass eine Kultureinrichtung (Kulturwerkstatt) beherbergte und ziemlich alternativ aussah. Hübsche Wandmalerei.

Gelangten an eine brückenähnliche Konstruktion (Kastelveien), unter der man ziemlich steil hätte eine unebene Straße hinabfahren können. Links und rechts teilte sie sich. Wir hielten uns rechts auf einem frisch angelegten neuen Straßenbereich namens Hylleveien, der in einer für Radfahrer durchfahrbaren Sackgasse mündete.

Ausblick auf ein Riesenrad und hinter uns am Berg der Aussichtsturm, erst im letzten Jahr fertiggestellt. Eine Steintreppe führte zwischen zwei Häusern in die Richtung der Aussichtsplattform. Aber man müsste ja auch mit Auto oder Rad dort hinauf kommen, dachten wir uns. Wir suchten in verschiedenen Richtungen und verloren uns dabei kurzzeitig. Jola meldete sich telefonisch, sie sei eine fast 90° steile Straße hinauf, schnaufte, sie sei nun am Fernsehmast und schaue sich um, glaubte zunächst, falsch zu sein. Ich saß im Schatten an alter Stelle vom Vortag, wo wir unser WoMo für eine Stunde allein gelassen hatten. Dann ihre Rückmeldung, sie sei doch richtig und hätte einen phänomenalen Ausblick. Ich solle die Treppe hinaufsteigen. Dumm nur, ich hatte keinen Schlüssel für mein Schloss dabei. Wieder Telefonat. Suche nach einem Fahrstuhl, ja den gab es, Treffpunkt am Riesenrad.

Dort, der Platz nannte sich „Torvet“ Kinderspielplatz und Bibliothek. Schlossen die Räder an, ich verschwand kurz in der Bibliothek, „Toaletta“ aufgesucht. Großzügiges Ambiente im Inneren der Bibliothek, ein Kaffeeautomat, auch hier wieder kostenlose Versorgung mit frischem Wasser, für deren Verzehr Gläser bereitstanden. Jola führte mich in den Tunnel, dort befand sich der Fahrstuhl, der uns in Windeseile nach oben zur Aussichtsplattform beförderte.


Tolle Aussicht auf Stadt und Wasser.

Auf dem Platz vor dem Aussichtsturm ein Verwaltungsgebäude neuerer Bauart sowie eins, das nach Unterbringung von Kunst aussah, geschlossen war und seiner Bestimmung scheinbar entgegensah.

Zurück auf ebener Erde, wanderten wir zum Hafenbereich (genannt „Pollen“). Auf dem Weg dorthin einen Blick ins Innere von Bäcker Jørgensen geworfen. Dort bot man eine breite Palette lecker aussehender Brote in den Regalen an, 3 Stück zur freien Auswahl für 117 Kronen. Da wollten wir später welche von mitnehmen.

Jetzt gönnten wir uns Kaffee und Süßteile, die wir im Außenbereich uns zu Gemüte führten. Zaungäste, wie so oft, Spatzen. Jola spielte Dompteurin, einer fraß ihr aus der Hand.

Ich wollte eigentlich den Rundgang nach den deutschsprachigen Beschreibungen an der Dreifaltigkeitskirche starten, doch Jola wünschte die Hafenkante in Richtung Langbryggen zu beschreiten, wo Neues an der Promenade zu sehen war, Holzbänke in verschiedener Gestaltung, überall Blumenrabatte, Kübel oder Bepflanzungen auf andere Art, was dem ganzen ein florales Leben einhauchte. Um die Ecke Neubauten in bekannter Manier like Hafencity. Im Café Pollen sollte ab 12 Uhr einen Musikband Live spielen. Nun marschierten wir zur Kirche. Innenleben, Fenster wie Mandalas, meinte Jola. Plötzlich setzte Orgelmusik ein, wie ein Wunschlied hörte sich das Stück an, wenig tragend, wie man sonst Kirchenmusik mit Orgel wahrnimmt. Zu schrill für meine Ohren, flüchtete ich nach draußen. Möglich, dass es nur ein Intro war, denn ab 12 Uhr war ein Orgelkonzert angesagt. Wir stiegen an der Kirche vorbei, arbeiteten einige weitere Punkte aus dem Rundgang ab (Arresthaus, Werkstatt), erreichten das Gymnasium (an dem der Hamburger Architekt von Hanno mitwirkte) mit der in den 1920er Jahre gepflanzten Trauerulme. Jola vertrödelte mit irgendetwas die Zeit und verpasste mich, ich schon auf dem Fortgang des Rundweges hinab zum Alten Rathaus. Eine Gasse verengte sich zu einem schmalen Schlund, an einem weißen Haus war „RITZ“ in güldenen Buchstaben angebracht. Ich dachte gleich an „das Ritz“, aber dieses war ein ehemaliges Pensionat, was 1991 schloss.

Das Alte Rathaus am Wasser soll Norwegens zweitgrößtes Holzhaus sein, gebaut zu Beginn des 19. Jahrhunderts von einem Reeder und Kaufmann. Bis 2005 diente es als Rathaus von Arendal.

Mit Jola wollte ich mich nach einem Telefonat bei der Fiskbrygga treffen, wo wir gemeinsam zu Mittag essen wollten. Bestellte Miesmuscheln, Jola das obligatorische Reker-brød. Vor dem Café Pollen ein Trio mit Musikinstrumenten, der Gitarrist plauderte mit den wenigen Zuschauern, Jola wartete auf den musikalischen Einsatz. Ein Lied, dann war gerade Pause. Wir fanden in einem Dekorationsgeschäft einen Wäschekorb, der uns beiden zusagte und den wir eventuell kaufen wollten. Beim Bäcker orderte ich die drei Brote, geschnitten alle. Dann die Räder abgeholt und zur Fähre gefahren.

Erste Fahrgäste, jeweils 50 Kronen für Mensch und Maschine. Zwei Einheimische ließen sich mit uns zusammen übersetzen. Merkwürdig fand ich, dass das Schiff die Strecke rückwärts fuhr. Kaum fünf Minuten dauerte die Überfahrt. An Land verhedderten wir uns, brauchten dadurch streckentechnisch mehr Kilometer, als wenn wir die Route über die Brücke zurück genommen hätten. So lernten wir ein bisschen mehr von der Landschaft kennen. Jola ging dann später alleine zum Schwimmen. Gegen 17 Uhr schwangen wir uns auf die Sättel, wollten zum Festivalgelände, mal schauen, was dort los ist. Jola vergaß natürlich nicht das Waffelessen im Herregaard. Spa und Resort, abgelegen, wenige Gäste auf der Außenterrasse. Wir setzten uns auf rustikale Holzbänke. Service war hier unbekannt. Ich begab mich ins Innere, erreichte die Aufgabe einer Bestellung von Kaffee und Waffeln, ohne dass ich einen QR-Code hätte scannen müssen. Es dauerte, dann ein Jüngling mit zwei Bechern Kaffee, schwarz, gleich verbunden mit der Bitte, Milch zu bringen. Ein Töpfchen Milch wurde gebracht, jedoch (noch) keine Waffeln. Die Waffeln, übertrieben formuliert, kaum wahrzunehmen auf dem Teller, im nächsten Gang brachte der Jüngling zwei Schälchen mit Schmand und Erdbeermarmelade. Jola bezahlte später.

Weiterfahrt, ob durch diese Abzweigung oder sonstwie, typisch für uns wieder mal, falsche Richtung eingeschlagen. Dafür einen Kiesweg durch stark bearbeitete Landschaft gefahren, in der wir eine völlig neu entstandene Ferienhaussiedlung entdeckten. Das Festivalgelände abgesperrt. Menschen schleppten Klappstühle mit sich zum Eingang, an dem eine Taschenkontrolle stattfand, alles Glas musste dagelassen werden. Ab 19 Uhr sollte der erste Act stattfinden, es war 18.30 Uhr. Warten wollten wir nicht, ggf. zurückkommen und lauschen, Eintritt von 750 Kronen waren mir zu viel.

Abendbrot mit Scheiben von den leckeren Broten. Das letzte Bier wurde „geopfert“.

09.07.2022 Samstag

Langsam findet ein erstes Resümee der Norwegenreise statt. Die Landschaft erschrickt einen nicht mehr hinter jeder Biegung mit seinen Seen, Felsen und Wäldern oder den verstreuten weißen Holzhäusern an Hängen oder auf Gestein gebaut. Rücksichtsvolle Autofahrer sind die Norweger, spendabel im Umgang mit Wasser in den Restaurants, wo stets, oft ohne Aufforderung, eine Flasche auf den Tisch gestellt wurde. Bestellt man Kaffee, erhält man häufig kostenlos „Nachschub“ (Refill). Sowohl die Städte, als auch die Vorgärten und Häuser erhalten regelhaft optische Verschönerung durch Blumen oder sonstige Bepflanzungen. Die Verständigung ist sehr einfach, da fast alle Englisch sprechen, oft wesentlich besser als man selbst. Die Campingplätze waren sehr gut ausgestattet, einen freien Platz zu bekommen in der Regel kein Problem. Die Preise, besteuerungsbedingt, höher als bei uns, ebenso die sonstige Waren, vor allem Alkohol. Straßen sind einwandfrei, durch Tempolimit gibt es keine Rasereien. Wohnmobile gehören zum alltäglichen Straßenbild in Norwegen. Tesla dominiert den Markt der Elektrofahrzeuge, erkennbar an manchen Tankstellen, Supermärkten oder sonstigen öffentlichen Plätzen mit Ladestationen, wo aufgereiht eigene Ladevorrichtungen mit „Tesla“ gekennzeichnet waren. Insgesamt eine hohe Dichte an Fahrzeugen mit gut ausgebauter Infrastruktur. In den Fjorden einige Baustellen, schnippelten die Norweger doch gerne an ihren Felsen herum, wie andere an der Rasenkante. Besonderheiten beim Essen waren die Reker (Krabben) auf Brot, oft als Mittagssnack bestellt, Fischsuppen oder die Zimt- oder Kardamomschnecken. Schlankheitswahn traf man nur vereinzelt an, eher sah man den properen Typ. Frauen oft in (gerüschten), oft schrill bunten Hängekleidern, scheinbar der Sommerhit. Hätte man die Boote in den Häfen gezählt, es wären vermutlich mehr Wasserfahrzeuge da als Einwohner. Hardangervidda eine extra Geschichte, eine Übernachtung auf der Hochebene blieb uns verwehrt. Die besuchten Fjorde schon sehr beeindruckend, dabei waren es noch gar nicht die berühmtesten.

Über Sanitäranlagen und deren Einrichtungen sowie die Funktionsweise von Duschen ließe sich ein eigenes Buch verfassen.

Heute Abfahrt aus Hove nach Lillesand. Zuerst Fahrt nach Arendal, parkte am Bahnhof, Fußweg durch den ca. 600m langen Tunnel für Fußgänger und Radfahrer, an dessen Ende wir am Fahrstuhl zur Aussichtsplattform herauskamen und gleich danach ins Geschäft gingen, das die Wäschekörbe anbot. Nun wählten wir doch nicht das helle Modell, einziges Exemplar in diesem Ton, leider mit einigen Mängeln. Die 10% Rabatt stimmten uns nicht um, so kauften wir die dunklere Variante. Schleppte das Teil händisch zurück durch den Tunnel zum WoMo. Weiterfahrt nach Lillesand zum Stellplatz an der Marina. Schon an der engen Zufahrt ein Schild „Platz ist voll“. Trotzdem vorgefahren und Ausschau gehalten, vergeblich. Also zum nächsten Campingplatz Tingsaker in zwei Kilometern Entfernung. Nervige Warterei wegen zugestellter Zufahrtswege, dann freie Auswahl, kreiste auf dem Platz, der direkt am Wasser lag, aber ich musste über die Straße auf die Rasenfläche, Schräglage. Der Standort musste korrigiert werden, weil der Abstand zum Vordermann zu gering war, 4 Meter sollten es sein.


Lillesand touristisch gut besucht, ein paar hübsche Bauten, u.a. das Hotel Norge, kurz darauf Promenadensicht, ansonsten örtliche Lokale voll, wir landeten gegen 12.30 Uhr im Strandhafen, blieben im sonnengschützten Inneren, dafür sehr laut und wuseliges Servicetreiben. Konnte dem Koch zusehen, wie er laufend den scheinbar beliebten Salat mit Hühnchen und Parmesan zubereitete. Danach Ortsrundgang. Aufenthalt am WoMo, Sonne stach intensiv, lange hielt ich es nicht mit der Bestrahlung aus, Sturm fegte in Böen daher und zerzauste Frisuren und Zelte. Irgendwie ist dies hier nicht mein Ort.

Mit Jola zum Wasser, niedriges Flachwasser, Ebbe?, wir konnten ohne Sorge zu einer kleinen Insel spazieren (Badeinsel mit Strand). Sonnenbaden am WoMo. Aufbruchstimmung, geplant war nun, morgen schon weiter nach Kristiansand zu fahren. Etwas Bewegung verschafften wir uns auf einer kleinen Spritztour mit den Rädern. Vom Campingplatz herunter kam nach wenigen Hundert Metern ein Schild „Flørenes“, dem wir folgten. 3 Kilometer auf enger glatt geteerter Straße, zuerst rechts oft grüner Wanderschilder mit diversen Hinweisen, die Wege verschwanden im Unterholz. Hügelige Wegstrecke, die wieder einmal hinter jeder Biegung uns neuerlich Wochenendhäuser in schicker Lage und optisch äußerst ansprechend präsentierte.


Abgeschieden ein Liegeplatz mit Booten, dann das Ende der Straße an zwei Häusern. Blick aufs Wasser, ein Schwan tauchte gerade unter, nach Nahrung suchend. Ein paar Boote dümpelten im seichten, klaren Wasser. Übers Wasser sah man einen Mann auf seinem Grundstück Gartenarbeit erledigen. In der Kehre etliche Postkästen aufgereiht, ein Name lautete „Ibsen“.

Rückfahrt, eins der weißen Häuser umgeben von einigen markant hervorstechenden roten Rosenstauden. Auf dem Rasen wasserseitig hinter dem Haus spielte eine Großfamilie „Kubb“. Idyllisch wirkte dieses im Vorbeifahren wahrgenommene Familienleben, ahnten diese Menschen nichts von Corona, Attentaten, Krieg und Energiekrise?

10.07.2022 Sonntag

Heute gehörte ich zu den Frühaufstehern, um 7 Uhr zu den Sanitäranlagen, Katzenwäsche. Um 9 Uhr hatte Jola an der Rezeption die Magnetkarten zurückgegeben und wir konnten nach Kristiansand abfahren. Sonne brannte bereits am Morgen ordentlich auf der Haut. Straßen leer, auf der Gegenspur mehr Autos unterwegs. Ich hatte den Stellplatz eingegeben, der lag auf der gleichen Route wie der Campingplatz, allerdings in einem Industrie- / Gewerbegebiet, heute ausgestorben wie eine Westernstadt nach dem Goldrausch. Der Platz gut besucht, aber es gab freie Flecken. Haderten dann mit Bezahlung und Stromversorgung, beide Apps, die ich installiert hatte, funktionierten nicht. So fiel es uns nicht allzu schwer, doch den Campingplatz Roligheden aufzusuchen. Schnell standen wir an der Zufahrt, vor uns einige wartende WoMos. Jola berichtete, erst ab 12 Uhr würde Einlass gewährt. Das waren noch zwei Stunden, was nun anfangen? Jola wollte die vorgelagerte Insel besuchen. Erste Sonnenhungrige hielten Einzug mit Badetuch, Klappstuhl oder sonstigem Zubehör für einen Strandtag. Man installierte sich auf Felsen, hinter Hecken oder einfach auf dem Sand. Ein junges Paar mit Kinderwagen auf einem hölzernen Ponton, sie gleich ausgezogen und im Bikini auf der Einstiegsleiter für den Sprung ins Wasser posiert, der Mann mit dem Handy am Abzug. Eleganter Kopfsprung, das war’s dann auch schon. Einige Hundebesitzer kreuzten unseren Weg, ein Hund wollte mir partout nicht ausweichen, so musste „Herrchen“ einen Umweg machen, der Hund auf seiner unsichtbaren Spur bleibend. Die parkenden WoMos kamen wieder in Sicht, Lücken zwischen der Reihe, unser stand ganz alleine. Doch frühzeitigerer Einlass. Der Guide brachte uns mit seinem E-Roller zu zwei Standorten, von denen wir den zweiten präferierten. Rangieren, die abgeguckte Idee, Holzklötze unter die Nivellierungen zu legen, brachte hier und jetzt Abhilfe. Das WoMo stand fast gerade.

Jola zog es dann alsbald in die Stadt zur Fischbrygga, Fisch und Chips essen. Eigentlich war mir die Route innerlich noch gegenwärtig, doch einmal täuschte ich mich und wir landeten an der zweiten Autobrücke, zu weit gefahren. Machte nichts, bis zur Fußgängerbrücke waren es in Ufernähe kam 500 Meter. Dann durch die Kvadraturen geradelt. Selbst hier verhaspelt, standen wir plötzlich vor den Fähranlegern. Zwei riesige Kreuzfahrer lagen an Terminals, hoch überragten sie die Silhouette bei Fischbrygga, das von Menschen wimmelte. Ob es alles Passagiere von den Dampfern waren, blieb offen, aber wahrscheinlich war es der größte Teil. Bei Enok bekamen wir gleich einen Platz, sogar im Schatten. Bestellung ging rasch, o,5 Liter Fassbier gönnten wir uns zum Abschluss der Norwegenreise. Fisch und Chips waren in Ordnung, Jola freute sich über ein günstiges Essen, glaubte die Portion war für ungefähr 14 € zu haben, doch sie irrte, der Preis war für den Kinderteller. Die leckeren Eiskugeln warteten auf uns vergeblich, die Schlange vor dem Geschäft war uns zu lang. In der Fußgängerzone schauten wir uns nach einem Bäcker um, der Jolas Skolebrød anbieten würde. Dampfbäckerei hatte sonntags geschlossen, andere offene Lebensmittelanbieter verdienten den Blick in die Auslagen eigentlich gar nicht, ekelig. Jola kaufte bei einem Backshop Kleinteile, sie konnte nicht auf das richtige Angebot warten. Das kam keine 500m weiter bei der Konditorei Geheb, vier Stücke orderte ich, weil die Dinger so appetitlich aussahen. An der Schwimmhalle ein Beachvolleyball-Turnier, Jola verschwand, suchte Toiletten, kam unverrichteter Dinge zurück. Frisch war es geworden, leicht bedeckt und kühler Wind. Rückfahrt zum WoMo, diesmal bekannte Strecke und trotzdem einmal falsch abgebogen, aber sofort gemerkt. Kaffee gekocht, Jola lobte ihr Kuchenstück über den Klee.

11.07.2022 Montag

Ruhige Nacht. Lange am Vorabend Scrabble mit mir alleine gespielt. Jola schmollte, weil ich sie nicht zum Mitspielen aufgefordert hatte. Gegen 07.30 Uhr geduscht, komfortable Einrichtung, nutzte die Familienkabine. 6 Minuten Duschzeit strecken sich ganz schön dahin. Frühstück mit gebratenem Speck und Backed Beans. Gegen 10 Uhr kleinen Ausflug in die Stadt, schauten uns dabei nach einem möglichen Abstellplatz für das WoMo um, überall Parkautomaten und Stehzeiten von 2 bis 3 Stunden. In Tangen im Neubaugebiet einen aktuell nicht genutzten Bauplatz mit Schotter, Tagesticket 160 Kronen. Jola meinte, doch lieber am Yachthafen vor dem Campingplatz stehen zu bleiben. Bei schönstem Sonnenwetter auf bekannter Strecke zurückgefahren, diesmal ohne Irrungen!

Am WoMo Sachen gepackt, ich nutzte den herumliegenden Gartenschlauch und wusch das WoMo. Kurz vor 12 Uhr parkte ich auf dem Parkplatz vor dem Campingplatz, der mittlerweile von Badegästen gut frequentiert war. Dann neuerliche Tour in die Stadt. Bzw. lockte ich Jola nach Baneheia, wollte an die Badeseen. Das Gebiet war recht weitläufig, kaum ausgeschildert und so cruiste wir auf mal breiten, mal weniger breiten Kieswegen hoch und runter. Ein See kreuzte unseren Weg, fast zugewachsen, kein Wasser zum Baden, den Badesee fanden wir erst nach zwei vergeblichen Versuchen.

Idyllisch wirkte die Szenerie mit den versprengten Menschen auf den verschiedenen hohen Felsen, auf Badetüchern oder in Sitzgestellen ruhend, Kinder im See plantschend, Erwachsene stehend die Kühlung genießend. Unter einem Baum schattiges Plätzchen gefunden, Holztisch und Holzbank standen gratis parat. Nun läutete für mich die Stunde der Wahrheit, ich musste mich im Wasser beweisen. Also schnell die Badehose an und ab ins Nass. Ich Warmduscher überwand mich tatsächlich und schwamm einer Entenmutter mit ihrem Jungen hinterher, fluchtartiger Rückzug ins offene Gewässer. Jola machte Fotos.

Jola wollte nicht schwimmen, hatte keine Badesachen dabei und scheute den Sprung in Unterwäsche. Sie wachte über unser Hab und Gut an Land. Dann die Ausfahrt aus dem Erholungsgebiet, wieder mit ein paar Wirrungen verbunden. Gerieten ins Wohngebiet und waren danach gleich am Fähranleger. In der Stadt Bummel und Suche nach Restaurant. Landeten im Sørensen, wohl ein ehemaliger Schlachter (slektar), über dem Eingang ein Stierkopf. Jola verabschiedete sich aus Norwegen mit einem Krabbenbrot, ich aß ein Steak. Kaufte in der Konditorei Geheb wieder zwei und zwei Süßteile. Jola wollte bummeln, ich nutzte die Zeit, um mich beim Fähranleger zu orientieren. Nach Hirtshals standen schon etliche Wohnmobile in der Wartespur. Mit der Information kehrte ich zurück an den Treffpunkt, Jola ebenfalls just ankommend. Rückfahrt zum Yachthafen. Aufbruch und Fahrt zur Fähre. Die Schlange war zwischenzeitlich natürlich weiter angewachsen. Nun hieß es ausharren….

Spaziergang in die Stadt, nur um sich die Zeit zu vertreiben. Wir bereiteten uns auf den Aufenthalt vor, Jola schmierte etliche Stullen. Gegen 18 Uhr erste Bewegungen in der Schlange, vorrücken an die Schalter, natürlich ging es ausgerechnet in unserer Reihe nicht voran. Lamento mit dem Mann im Häuschen. Bei mir alles paletti, zeigte meine Buchungsbestätigung auf dem Handy, Reihe 8. Blonde Norwegerinnen mit gelben Westen auf Fahrrädern dirigierten und lenkten. Wieder warten. Auslauf, Blick aufs Wasser, keine Fähre in Sicht. Neben mir am Zaun ein sportliches Paar, sie andauernd dabei, Dehnübungen zu fabrizieren. Wie aus Gummi gemacht bewegten sich ihre Glieder, faszinierend anzusehen. Ich begann gleich, ebenfalls einfache Übungen zu machen. Immer noch keine Fähre in Sicht. Schon nach 19 Uhr, Ungeduld machte sich breit. Dann ruckelten einige WoMos plötzlich los. Wieder ein Stück näher an die Auffahrtrampe, dann ein roter Punkt am Horizont, die Fähre rauschte heran. Es ergoss sich ein Strom Blechlawine aus dem Bauch des „roten Rochens“, es hörte gar nicht auf, Jola ermüdet vom Zuschauen. 20.15 Uhr Abfahrt erschien bereits jetzt illusorisch. Auffahrt, Ausstieg, Platz suchen. 20 Minuten Verzögerung, dann legte die Fähre ab. Picknick auf dem 1. Deck, während andere nach Essen anstanden. Unruhige See, Menschen schwankten in den Gängen hin und her. Später Vollmond am Himmel. Tax-Free-Shop bot wenig Anreiz zur Ausgabe der letzten Kronen. Eine Literflasche Gammle Dansk und Lakritzbonbon, legte zwei 200-Kronenscheine an der Kasse hin, keine Annahme von Münzen. Umrechnung in Dänische Kronen, erhielt 104 zurück. Las Jola aus dem Buch Alice im Wunderland vor. Dunkler Streifen am nächtlichen Horizont, Land, das sich Dänemark nannte. Ankunft, Ausfahrt, als wenn die Horden Einfall in ein fremdes Land hielten. Eigentlich sollte es in Hirtshals zum Stellplatz gehen, sahen gleich nach der Ausfahrt etliche WoMos auf einen Parkplatz abbiegen. Weiß leuchteten Aufbauten von bereits dort parkenden Fahrzeugen. Spontan fuhr ich hinterher, stellte mich unter ein riesiges rotierende Windrad, das so vor sich in einem bestimmten Rhythmus hin rauschte. Gammle Dansk aufgemacht, einen Absacker getrunken, dann ins Bett und dem Rotationsgeräusch lauschend in den Schlaf hinüber gedämmert. Es war nach 00.00 Uhr.

12.07.2022 Dienstag

Als erstes nach dem Aufwachen das Sausen der Rotorblätter gehört, kurz vor 7 Uhr die WC-Anlage aufgesucht. Erstaunlich sauber und gepflegt. Ohne Frühstück reisten wir ab. Straßen zuerst leer, dann nahm der Verkehr um Aalborg zu. Erste Pausenstation ein kleiner Ort namens Støvring. Nirgends ein Bäcker, wo man die letzten dänischen Kronen hätte loswerden können. Bei Rema 1000 besorgte Jola dann Rundstücke und Käse, immer noch 10 Kronen übrig. Frühstück auf dem Parkplatz. Je näher wir Aarhus rückten, entwickelte sich lebhafter LKW-Verkehr. Jola las Informationen über verschiedene Städte vor, mögliche Haltepunkte (Hobro, Horsens Sønderborg). Kurz vor Kolding bogen wir nach Vejle ab. An der Marina ein WoMo-Stellplatz, den ignorierten wir, parkte an der Straße (3 Std.). Räder ausgeladen und auf dem gekennzeichneten Radweg (rotes „C”) ins Zentrum.

Ein große Plakat mit der Aufschrift „Tour de France“ hing an einer Mauer. In der Stadt überall Fahrräder, mit gebürsteten Metall als Verschönerung des Kreisverkehrs, als gelbe Schweberäder an Leinen über den Gassen usw. In einer Kneipenstraßen u.a. aus Lübeck bekannte Dekoration mit aufgespannten buntfarbigen Sonnenschirmen. Gemütlicher Bummel durch die Fußgängerzone. Ein Konditor bot Rumkugeln als Leckerbissen an, auf dem Plakat wesentlich größer dargestellt als in der Vitrine im Inneren, verzichtete auf den Kauf. Jola kaufte für genau die restlichen 10 Kronen in einer Art 1-Euro-Shop einen rosafarbenen Haarkranz für das nächste Mitsommerfest. Am Rathaus ein Wasserspiel, bestehend aus drei tropfenförmigen Wasserläufen, in denen Kinder spielten, versuchten Schiffchen zum Schwimmen zu bringen.

Fuhren zurück, an der Marina das Fjordenhus, ein ins Wasser gebautes Bürogebäude, entworfen von dem dänisch-isländischen Architekten Olafur Eliasson. Über einen Steg durften man die begehbaren Teile besichtigen, Fahrräder mussten „an Land“ gelassen werden, zwei Mann von der Security wachten am Übergang. Drum herum die von anderen Häfen bekannten Neubauten, mehrstöckig, architektonisch austauschbar, aber schöne Aussicht aufs Wasser. Das Umfeld des Hafen ansonsten (noch) kein pittoreskes Panorama.

An den Decken waren Spiegel installiert, in denen man sich von darunter stehend betrachten konnte, außerdem hing an zentraler Stelle eine Art Strudel aus….. Das Gebäude soll nach der Intention des Architekten Hafen und Stadt verbinden. Abfahrt, zurück auf de E45, die sich zweispurig manchmal zu einem Nadelöhr verengte, immer dann, wenn Brummis sich langandauernde Überholmanöver leisteten. An der Grenze in Gegenrichtung langer Stau, Zollkontrolle. In Eckernförde gegen 14.30 Uhr aufgeschlagen, Jola zog eine Magnetkarte, Platzsuche, immerhin durften wir aufs Gelände, was nichts anderes hieß, als dass Plätze frei waren. Den ich wählte, war keiner, musste umparken in die zweite Reihe, dafür schattig. Schnell installiert, dann ins Zentrum, Suche nach einem Restaurant. Ich kaufte in der Kaffeerösterei Kaffee (Peru Bio für 6,80€). Möwen kreischten, rangen manchmal um Reste an Abfallbehältern, am Hafen lauerten sie auf die nicht verwertbaren Abschnitte vom Fang, die der Fischer vom Kutter ins Wasser warf. Jola wünschte einen Aperol Spritz (in der Olive), saßen quasi am Straßenrand, ich versuchte in der SZ zu lesen, die mir der Wind ständig umblätterte und einmal sogar in einen Busch davontrug. Menschen schauen, Jola meinte, Eckernförde sei hübsch, was man von den hier herumlaufenden Menschen nicht gerade behaupten konnte. Da musste ich ihr zustimmen.

Schlenderten ein Stück auf der Promenade entlang, sahen Gruppen von dunkelhäutigen Jugendlichen, weibliche teils mit Kopftuch, ansonsten eher sportlich gekleidet. Natürlich fast alle mit Handys bewaffnet. Jola zog es ins Wasser, ich blieb auf einer freien Bank sitzen und ließ das Treiben an mir vorüberziehen. Kurzentschlossen wechselte sie die Kleidung, vom Kleid in den Tankini und verschwand in der Ostsee. Klares Wasser, keine Quallen, so kommentierte sie ihren Badespaß.

Uns verschlug es im Anschluss zum griechischen Restaurant Taverne Kreta, „Bitte tragen sie eine Maske“ am Eingang ein Schild, das wir ignorierten und auch nicht zum Tragen aufgefordert wurden. Im geschützten Außenbereich gut gegessen (Gyros und Bifteki) und Wein getrunken. Ouzo zum Abschluss gratis. Etwas angeschickert zurück zum WoMo, wo ich mir noch ein Gläschen Roten Idiot beim Spiel der deutschen Frauen gegen Spanien im Rahmen der Europameisterschaft in England gönnte. Jola schaffte es nicht mehr, verschwand schnorchelnd in meinem Bett.

Nicht zu vergessen der vorherige Einkauf dreier Weinflaschen in Jacques Weindepot, wo wir mit dem Mann über Norwegen ins Gespräch kamen und dabei erfuhren, dass er Norweger sei und eine Hütte besäße, zeigte uns, wo das sei.

13.07.2022 Mittwoch

Nach bewegter Nacht und schlaf in fremdem Gefilde (sprich auf Jolas Seite), mit dem Abwasch zur Küche gegangen. Jola erklärte sich bereit, ihr gestriges Versprechen einzulösen und Brötchen vom Supermarkt zu besorgen. Ich kochte Kaffee und Tee. Es wurden nicht nur Brötchen mitgebracht, Wurst und Käse lagen dazu auf dem Frühstückstisch. Was wollten wir mit dem Rest des Vormittags anfangen (Jola hatte um 12.30 Uhr ihren Frisörtermin)? Leicht bewölkt, im Wechsel mit sonnigen Abschnitten und Wind, Baden wollte ich nicht. Kleinen Ausflug, den wir nach Umkehr in Hemmelmark über Barkelby zurück nach Eckernförde unternahmen. Jola zeigte mir, wo sich das Frisörgeschäft befand. Ich blieb danach am WoMo, spielte Scrabble und aß einen Streuselkuchen. Der Frisörbesuch dauerte länger, es war 14.30 Uhr, um 15 Uhr musste ich den Platz räumen. Ich wartete auf dem Kundenparkplatz von Rewe. Jola besorgte noch einen Kasten Weißwein von Jacques Weindepot. Einmal volltanken bei Jet, dann ging es auf die Heimfahrt, die bei Kiel gleich für längere Zeit in ein langsam dahinkriechendes Bummeln mündete und uns gut eine Halbe Stunde mehr Fahrtzeit bescherte.

NORWEGEN – Inland; Region Telemark und Viken-

17.06.2022 Freitag

Jola gehörte wieder einmal zu den Frühaufsteherinnen, mit dem Rad zum Bäcker gefahren. Ich wusch mir unterdessen unter dem Trinkwasserschlauch schnell und ohne Zeugen die Haare. Warum es so lange mit dem Brötchen holen dauerte, erfuhr ich erst nach der Rückkehr, der Tisch war jedenfalls gedeckt. Der Bäcker öffnete erst um 8 Uhr, der Fischmarkt sogar erst um 10 Uhr, so kommentierte sie die späte Heimkehr. Gingen hier die Uhren anders? Noch einmal den Sonnenschein beim Frühstück draußen genossen. Wir wollten es kaum glauben, dass es heute noch regnen sollte.

Aufbruch auf Jolas vorgeschlagener Route. Erstes Ziel war, zur 41 zu gelangen, die dann am Nissesee entlang führen würde. Endlos erscheinende, kurvenreiche schmale Straßen zunächst, dann abschnittsweise besseres Fahren auf der 41, die im Mittelteil diverse Baustellen mit Ampeln aufwies. Vonnöten die Sanierungsarbeiten, denn hier holperte das WoMo über Schlaglöcher oder Beulen im Asphalt und schaukelte hin und her. Links ständig der See, auf dem Wasser im ufernahen Bereich sich ein beigefarbener Schleim abzeichnete, der Wasserstand schien leicht niedriger als normal zu sein. Einige Campingplätze, wenig interessante Lagen. Grauer Fels, dunkle Wälder, vereinzelt bewohnte Flächen. In Vrådal den Campingplatz übersehen, deshalb aus dem Ort hinausgefahren, ich wollte erst gar nicht anhalten, Jola wünschte Umkehr. Trafen einen Mann auf dem Gelände, der uns freie Platzwahl ließ. Blieben oberhalb auf einer großzügigen Rasenfläche mit Seeblick stehen. Bald begann es vereinzelt zu tröpfeln, später regnete es in Maßen. Jola beschäftigte sich mit dem Verbrauch diverser Lebensmittelreste, die sie kreativ zu einer Rühreipfanne mit Shrimps und Würstchenresten verarbeitete.

Nachmittags dann Dauerregen, der Jola schnell zur Rückkehr von ihrem Ausflug zum Tourist-Info bewegte.

Mit dem Regen arrangierten wir uns für den Rest des Tages zwangsläufig. Jola nutzte die Zeit, um ihre Reisenotizen zu vervollständigen. Einzige Gäste bei uns waren Elstern, einige turnten davon auf dem WoMo herum. Elstern gab es in den von uns besuchten Gegenden insgesamt reichlich, scheinbar eine dominante Vogelart ohne größere Fressfeinde. Die große aufgeblasene Hüpfburg auf der Rasenfläche war mittlerweile auf eine verschrumpelte Plane reduziert.

18.06.2022 Samstag

Morgens gegen 04.30 Uhr aushäusig ausgetreten. Wetter hatte sich beruhigt, Foto von niedrig über dem Wald dahinziehenden Wolken gemacht. Die Sanitäranlagen durften als rustikal bezeichnet werden, ebenso sämtliche Beschilderung. Einfache Metallbügel zum Verschließen der Tür, Plastikvorhänge an dicken blauen Segeltauen, die Kabine für Menschen mit Beeinträchtigungen wäre bei einer Abnahme sicher durchgefallen. Haare waschen unter dem Wasserhahn am Becken, danach kalt geduscht. Die Sonne kehrte aus ihrer eintägigen Abwesenheit zurück, kurz nach 9 Uhr verließen wir den Platz, Jola hatte 350 Kronen für die Übernachtung beglichen. Ziel war zunächst der Ort Tuddal. Er wurde gewählt, weil wir vorhatten, den Gaustatoppen zu erobern. Bei Kviteseid den Telemarkkanal überquert. Die Qualität der Straßen nahm beständig ab, Unebenheiten ließen das WoMo das eine oder andere Mal ziemlich schaukeln und manches Schlagloch spürte man nur dank der guten Federung nicht allzu sehr.

In Seljord beim Bäcker angehalten, Brot gekauft. Nett aussehendes Hotel aus der Zeit um 1860 gegenüber.

Wollten Geld abheben, der Automat bei der Sparkasse im Ort war mit Panzerband zugeklebt. Enge kurvenreiche Strecke mit Anstiegen standen nun bevor. Zum Glück fuhren auf den letzten 25 Km bis Tuddal kaum Fahrzeuge auf der 431 (?). Die Rezeption war geschlossen, man sollte sich einen Platz auswählen, was wir taten, standen direkt am See. Jola gab zu bedenken, falls wir auf den Berg wollten, sollten wir in die Nähe der Bergbahn fahren, bis dahin sei es noch ein gutes Stück zu fahren. Also wieder losgefahren, an den horizontalen Rändern jetzt mehr dunkle hohe bewaldete Berghänge, irgendwann tauchte dann der mit etwas Schnee bedeckte Gipfel vom Gaustatoppen auf. Erste geparkte Fahrzeuge am Wegesrand, marschierenden Wanderer als dunkle Punkte zwischen Geröll und niedrigem Bewuchs. Am zentralen Startpunkt für die Besteigung zu Fuß sollte man 150 Kronen bezahlen, je Tour bräuchte man gut 3 Stunden. Viele jüngere Leute, Pärchen, Familien mit Kleinkindern machten sich in zeitgemäßer Outdoorkleidung auf den Weg. Kalter Wind pfiff hier so stark, riss Jola die Beifahrertür aus der Hand. Wir erhielten die Auskunft, es gäbe einen weiteren Parkplatz direkt an der Talstation in ca. 3 Km Entfernung. Dort schimmerten schon von Weitem die Aufbauten diverser weißer Wohnmobile auf einer Anhöhe. Eng war es hier, uns signalisierte ein Mann „Abfahrt“, verließ mit seinem WoMo nach ein paar Minuten das Gelände, das passte ja super. Kleidung für entsprechende Tour angezogen. Wanderstock mitgenommen. Kurzer Anstieg zur Bergbahn auf dem Fahrweg, Jola verschwand gleich in der Boutique, ehe ich mich versah, hatte sie schon Tickets für Hin- und Rückfahrt gekauft. Damit war meine Überlegung, eine Tour zu Fuß zurückzulegen, passé. Warten mussten wir auf die Auffahrt nur einige Minuten, durften gleich in die nächste Bahn einsteigen.

Zwei bunte eiserne Waggons erwarteten ihre Fracht, rund 20 Menschen boten die Kabinen Mitfahrgelegenheit. Wasser floss im Schienenbett bei leichtem Gefälle herunter.

Es ruckelte und los ging die Fahrt bis zur Zwischenstation, wo wir umsteigen mussten. Diesmal vier Kabinen, die hintereinander fast senkrecht, leicht versetzt standen. Das Personal mit wichtiger Funktion, die Türen schließen. Fast lichtlos zuckelte und ruckelte das Transportgerät durch den Stollen mit seiner Fracht den Berg bis auf 1.800 m hinauf. Meine Videoaufzeichnung konnte ich schnell vergessen, im Bild sah man meist nur Schwarzes mit ein paar Lichtblitzen. Bei Ankunft beraubte ich dem Personal durch mein vorschnelles Türöffnen deren Haupttätigkeit, trotzdem lächelte die junge Frau freundlich und bat, auszusteigen. Die Passagiere verließen durch einen langen Gang den Tunnelbereich, Bierzeltbänke, Tische und Stühle standen verwaist herum, wahrscheinlich für Zeiten mit höherem Menschenandrang, um die Wartezeit auf die nächste Abfahrt zu überbrücken.

Draußen blendete zunächst die Sonne, die noch nicht von den aufziehenden Wolken verdeckt war. Geblendet wurde ich auch durch die geballte Kraft der Outdooraktivisten, die wie an einer Perlenkette den Wanderpfad heraufstiegen oder sich bereits hier auf der Plattform aufhielten. Erkennbar die, die den Fußmarsch auf sich genommen hatten, daran, dass Schweiß auf der Stirn glänzte oder nasse Kleidung von der Anstrengung zeugten. Bunt war angesagt, viele Mädels dabei, Hunde durften natürlich ebenfalls nicht fehlen. Ein Mann erhitzte mit einem kleinen Gaskocher eine Blechdose (Jola meinte, es sei eine Waffel darin). Selfiestangen kamen des öfteren für die obligatorischen Erinnerungsfotos zum Einsatz. Hier machte Jola eins von mir an der Hütte. Gegessen wurde ebenfalls viel, Mitgebrachtes aus Plastikdosen oder Originalverpackungen, Im Restaurant wuselige Überfüllung, gleich eine Kehrtwende gemacht. Frauen entkleideten sich freizügig, wechselten durchschwitzte Oberteile. Wir erklommen die letzten rund 80 Meter bis zum Funkmast, wo ebenfalls Menschen aßen, knipsten, schauten, einige marschierten über einen längeren Grat weiter zu einem Gipfelkreuz. Nun verspeisten wir unsere mitgebrachten Zimtbrötchen. Wolken verhinderten die in den Reiseführern angekündigte Weitsicht bis nach Schweden.

Trotzdem war die Aussicht überwältigend, wie Aufnahmen von einer Drohne sah man das durchlöcherte Land mit seinen Wasserstellen und Wäldern. Wieviel Natur und wie wenig Mensch, und doch droht er ihr zum Verhängnis zu werden.

Eine Frau lichtete uns zusammen ab.

Wir machten uns auf den Weg zur Talfahrt. Waren die ersten an der Schranke. Saßen zusammen mit drei jungen Frauen, eine offensichtlich asiatischen Ursprungs, und einem jungen Mann in der Kabine, die drei Mädels schwatzten auf norwegisch unentwegt, lachten nach jedem Satz kichernd. Diesmal war ich artig und überließ dem Personal das Türen schließen. Wieder ruckelte die Bahn, scheinbar bergab auch nicht schneller als bergauf. Unten besprachen wir, wohin es nun gehen sollte. Nach Rjukan seien es noch knapp 9 Kilometer, zurück nach Tuddal kurvenreiche 16. Da wir ohnehin vorhatten, morgen weiter nach Geilo zu fahren, beschlossen wir, nach Rjukan zu fahren.

Der Platz lag etwas außerhalb, war unparzelliertes Rasengelände mit einem Hüttenbereich. Eine Kolonie Holländer hatte sich am Rand ausgebreitet. Ich rangierte, prüfte die Antenne, kein Empfang, was nicht am Standort lag, sondern an den hohen Berghängen rundherum. Radtour nach Rjukan. Erst Kilometer Straßenfahrt, dann zog sich der Ort, wenig ansprechend, fand Jola.

Ich wollte schon umkehren, dann doch noch an der Kirche vorbei und wir waren im eigentlichen Zentrum mit zwei Rathaushälften, dazwischen hölzerne Liegebänke, Wasserspiele und Blick auf das monumentale Kraftwerk. Schautafeln erzählten vom Bau von drei Sonnenspiegeln hoch oben auf einem der Berghänge, errichtet für mehrere Millionen Kronen dafür, dass der Platz zu bestimmten Zeiten um einige Grad erwärmt wird. Von einer anderen erfuhr ich, dass Rjukan als Ort vom Reißbrett aus entstanden war, die Industrialisierung erforderte die Ansiedlung von rund 10.000 Menschen. Die Gründung datierten auf den 04.07.1907, konnte ich mit der Information Jola erfreuen, immerhin ihr Geburtstag.

Wir wollten noch zum Kraftwerk Såheim, fanden den Weg nicht gleich. Kein Besuch mehr, ohnehin war nicht ersichtlich, ob das Gebäude geöffnet und zugänglich war.

Danach Rückfahrt auf Nebenstrecke, die fast autofrei gefahren werden konnte. Erfreulicher Nebeneffekt jetzt, Rückenwind erleichterte das Vorankommen. Auf der Herfahrt hatte mich der Gegenwind fast in den Wahnsinn getrieben, bergab strampeln und trotzdem nicht voranzukommen, dass war ein Ärgernis hoch Drei.

Jola hatte wohl die Bergluft dahingerafft, verschwand schon recht früh im Bett. Ich schrieb später meine Reisenotizen, sah dabei ein Video von Loriot.

19.06.2022 Sonntag

Morgens, es war 8 Uhr, als erstes einen gestern nicht mehr gesehenen Reisebus wahrgenommen, kaum zu übersehen in seiner Farbenfröhlichkeit und Größe.

Die Gäste schliefen oben unter der gelben Plane und mussten auf den Leitern zurück auf Mutter Erdes Boden klettern.

Aufbruch kurz nach 10 Uhr, verzögert, weil wir die Chemietoilette zur Entsorgung zuerst nicht fanden.

Lange Zeit war ich der einsame Cowboy auf der Landstraße, weniger als eine Handvoll Fahrzeuge kamen mir entgegen. Abwechslungsreiche Landschaft mit mehrmaligen Steigungen und Gefälle von 6% bis 7% und daraus folgend etliche Serpentinen. Motorradfahrer dagegen viele unterwegs. Bergspitzen in der Ferne schneebedeckt. Ein Massiv sah aus wie der australische Eyers-Rock. Vermutlich handelte es sich um den Prestholtskarvet mit 1859m Höhe nahe bei Geilo.

Jola knipste fleißig Landschaft und Getier. Einmal kreuzte eine Horde Schafe unerschrocken die Straße, eins der Erwachsenen schaute, als wenn es wüsste, was Autos wären.

Je näher man Geilo kam, je bebauter war die auf den Hochebenen meist karge Landschaft mit Ferienhäusern (Hytter), meist in dunklen Farben gehalten (damit man im Winter sein gemieteten Heim nach dem Skifahren wiederfindet). Oft ökologisch mit Grasdächern bestückt. Ein Teil der Hochlandstrecke vermittelte kurz das Gefühl, auf einem amerikanischen Überland-Highway zu fahren, andere Fahrzeuge hätte ich schon kilometerweit im Voraus gesehen. Jola berichtete nach einer Außenaufnahme von einer ungewöhnlichen Stille.

Die wesentlichen Merkpunkte an der Strecke waren

  • Tinnsjø (links herum umfahren)
  • bei Austbygde links auf die 2814#
  • Sønstevann (See, linke Seite)
  • Uvdalsåe (Gewässer)
  • Vasstulan 1.100 m
  • Torsetvatnet (See, rechte Seite)
  • Ånetvatnet (See, linke Seite)
  • Numedalslågen (Gewässer)
  • Holmevannet (Gewässer) (übers Wasser) links herum am
  • Skurdalsfjorden vorbei

Zwischendurch tröpfelte es kurzzeitig vom Himmel, Jola merkte dazu an, ihre Wetter-App hätte 60% Regenwahrscheinlichkeit für den Nachmittag angezeigt. Nach „Kikut“ zierten die meisten Hänge dunkle Fäden aus Stahl, herrührend von Seilbahnen oder Liften, später unschöne braune Flächen zwischen dem Grün der Wälder, die abgefahrenen Pisten des letzten Winters hatten deutlich ihre Spuren hinterlassen.

Rechts ein Kartenausschnitt der letzten 5 Km der rund 123 zurückgelegten Kilometer bis zum Campingplatz in Geilo.

Jola war sofort begeistert, trotz der 400 Kronen, die eine Übernachtung kostete. „Alles drin, da kann man doch nichts sagen“, kommentierte sie den Preis. Kleines Areal für Wohnmobile zwischen lauter Hütten, in der Mitte zierte ein überdachter Platz Elektrogeräte, quasi eine Outdoor-Küche. Platz 9, geteerter Untergrund mit verbrannt aussehendem Rasenstück anbei. Mittagszeit, da kam es uns zupass, dass noch Reste des gestrigen Nudelgerichtes vorhanden waren. Jola benutzte zum Aufwärmen gleich die Outdoor-Küche. Danach den Lageplan studiert, Radwege bestanden hier zum Teil aus den Sommer-Loipen. Tour ins Zentrum, das mit seinen vielen Hotels, Restaurants, Geschäften und Hinweisen auf Aktivitätsmöglichkeiten mich ein bisschen an Crans Montana erinnerte. Die Geschäfte und Restaurants meist geschlossen, Hotels schienen ebenfalls wenig frequentiert. Die Bahnstation, kein Zug kam während wir uns hier aufhielten. Die Tourist-Info am Sonntag natürlich geschlossen.

Um die Ecke ein Friedhof mit typischer Bauart norwegischer Kirchen. Jola rollerte ein Stück leere Straßen entlang, wir sahen Schilder mit Hinweisen auf Wander- und Radtouren, erfuhren, wie man den See Ustedalsfjorden auf dem gut 11 Km langen Rundkurs umfahren konnte oder zum Prestholtskarvet hinaufgelangen würde. Mittlerweile machte mir in der kurzen Hose die frische Temperatur ein wenig zu schaffen, freute mich deshalb auf eine baldige Rückkehr zum WoMo und eine heiße Tasse Kaffee. Der Hund der Platznachbarn (Norweger) erschien an langer Leine neugierig, wurde sogleich vom Herrchen gebändigt und zurückgezogen. Reisenotizen wurden geschrieben. Gegen 16.30 Uhr kurzer Schauer. Abendspaziergang hinter dem Campingplatz auf dem ausgeschilderten Radweg mit den Nummern 4 und 5. Teils Gewerbe, teils landwirtschaftliche Nutzfläche, in einiger Entfernung rauschte ein Bach durch sein Bett. Jolas Glaube, dieser begangene Weg würde ins Zentrum führen konnte erst später entkräftet werden. Wir gelangten über Gitterroste an eine Brücke, auf der Wiese glotzten uns interessiert Schafe an, ein schwarzes Lamm gehörte zur Herde. Aufgeschreckt durch unser Kommen, stoben sie vom Zaun weg. Einige Tiere schienen ausgebüxt zu sein, standen auf dem Weg herum oder lagen am Fahrbahnrand. Noch bis zur Wegbiegung, dann kehrten wir um.

20.06.2022 Montag

Die versprochene Sonne wurde geliefert. Jola schon mit dem Abwasch kurz nach 6 Uhr unterwegs, saß und las in dem Buch von Thea Dorn. Ich testete die Dusche, irritiert durch den Automaten mit grünem Licht, dachte ich, nun würde „Duschen“ doch etwas kosten, aber die Sorge war umsonst, warmes Wasser war gratis.

Frühstück im WoMo. Schon kurz vor 9 Uhr radelten wir, jetzt auf dem „richtigen“ Weg hinten um den Campingplatz, erst musste ein Baggerfahrer seine Arbeit an der Straße für uns unterbrechen und die Durchfahrt für uns freimachen, dann etliche recht neu aussehende Häuser, am Kindergarten vorbei, gelangten wir wieder ins Zentrum. Die Information hatte noch geschlossen, ich hob von einem Bankautomaten 2.000 Kronen ab, etwas Bargeld in der Tasche zu haben, konnte ja nichts schaden. Jola besorgte zwei Broschüren. Dann den Rundweg um Ustedalsfjorden gesucht. Auf dem Weg die Kulturkirche gesehen, auffälliges Bauwerk. Etwas von der eigentlichen Route abgekommen. Landeten im Vestlia Resort, von wo aus wir durch hoppelige Golfbahnen auf den eigentlichen Radrundweg gelangten. Ab und an Schautafeln u.a. in Englisch. Recht frischer Wind wehte zu dieser Uhrzeit uns entgegen.

Sehr auffällig fand ich dann den Troll am Wegesrand. Eigentlich war der Weg gut zu fahren, leichtes Auf und Ab schafften neben den Ausblicken auf den See und die umgebende Landschaft Abwechslung.

Eine Brücke, ein rauschenden Bach, herabschießenden Wasser über felsigen Untergrund, das lockte zu einer kleinen Kletterpartie ans Ufer hinunter. Die Brücke hatte einen Namen „Tuftebrui“, sie wurde 1990 erneuert, das Original war baufällig geworden.

Folgten den Holzschildern, die die Rundtour kennzeichneten. Landeten an der Hauptstraße, untertunnelt, Jola suchte eine Badestelle, die nicht gefunden wurde.

Dafür entdeckten wir eine Ansammlung historischen Gebäude aus längst vergangener Zeit, die hier zur Schau gestellt waren. Nun stand noch der Besuch der anfänglich gesehenen Kulturkirche an. Unterführungen erleichterten in Norwegen sehr oft das Überqueren von viel befahrenen Straßen. Obwohl, bisher stellten sich die norwegischen Autofahrer als höchst rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer heraus, insbesondere gegenüber Radfahrern.

Imposantes Gebäude, diese Kirche. Hier die hintere Ansicht, die Holzverkleidung hier hell, eventuell erst vor einiger Zeit erneuert, vorne sah sie ganz schwarz aus. Innen typisches nordisches Styling, Holztreppen führte zu einer Ausstellungsfläche im 1. Stock. Verglaste Flächen spendeten viel Licht, einige gelungene Werke hingen an den Wänden. Eine Installation war so vor einer Fensterfront aufgestellt, dass der Lichteinfall durch die Scheiben in einer Pappkartonwand bunte Effekte erzeugte.

Eine ältere Dame kam herauf, sprach auf Englisch mich an, ob ich Kaffee und Waffeln wünschte. Später, vielleicht, erwiderte ich. Unten ein Café, es saßen dort ukrainische Flüchtlinge, die hier Norwegisch lernten, so die ehrenamtliche Mitarbeiterin. Nach dem Rundgang bestellten wir Kaffee und auch Waffeln, die die ältere Dame frisch zubereitete. Dazu bot sie auf einem Tablett zwei Sorten Marmelade an.

Betrat die eigentliche Kirche über einen Durchgang. Schlicht, Jesus als kunstgestaltete Metallfigur auf halber Höhe an der Wand, die von einer bunten Fensterfront geteilt wurde. Linker Hand eine Orgel, deren Gestaltung der hölzernen Deckenverkleidung im Halbschatten ähnelte. Lichteffekte warfen Buntes auf den Orgelkörper, interessantes Farbspiel.

Rückfahrt zum Campingplatz, Einkauf Kartoffelsalat und Baguette. Es wurde gegrillt, diesmal machte ich alles richtig, entsprechend glühte die Kohle und Lamm und Wurst brieten schnell durch. Die Wurst war nicht das „Gelbe vom Ei“, wie man hinlänglich Unerfreuliches umschreibt. Die Wurst durchzog etwas röhrenartiges, in das Käse eingefüllt war. Nicht jedermanns Sache.

Das nächste Abenteuer wartete gegen 13.40 Uhr auf uns, die Fahrt hoch zum Prestholt. 10 Km mehr oder weniger Anstieg, erst auf geteerter Straße, später auf breitem Splittweg. Um das zu schaffen, musste ich sogar längere Zeit in den Sport-Modus schalten. Ferienhäuser entlang der Strecke, Blick auf die Skiwelt im grünen Gewand, durchsetzt von abgefahrenen Pisten. Wir passierten eine zollpflichtige Stelle (wohl nur für PKW), irgendwann wurde die Steigung flacher, das Plateau war erreicht. Eine Schranke versperrte die Weiterfahrt. Trafen lediglich drei Wanderer, alles still hier oben, die Weite, die karge Landschaft, wie in den Highlands in Schottland, so stellte ich mir es jedenfalls vor. Näherrückend das Massiv des Prestholtkarvet. Nur noch sehr vereinzelt standen Häuser in der Landschaft, dafür nahmen die Schneeplacken zu. Viel des Wassers, was aus den Bergen herauslief, sah rot oder rostig aus, zeugte von der Herkunft von Eisenerz im Inneren. Jola sorgte sich bereits um ihren Akkustand, nur noch bergab gehen dürfte es bald. Kaum zu glauben, dass hier ein vielbesuchtes Wandergebiet existierte, bei so wenig Besuchern, eine Momentaufnahme. Das Ziel in der Ferne erkennbar. Flach ging es die letzten 2 Kilometer zu der Ansammlung von Gebäuden, darunter sollte sich eine bewirtschaftete Hütte befinden.

Geschlossen war sie. Wie eine Westerngeisterstadt wirkte das Areal. Auf dem Berggrat Schnee, die Sonne sorgte für ein bisschen Wärme auf 1242 m Höhe, vor allem, wenn man sich nicht im Fahrtwind befand. Das Häuschen bot in alle Richtungen Sitzplätze für eine Brotzeit. Bei der Rast im Schatten des Häuschen störten wir anscheinend ein Vogelpaar bei der Brutpflege, mehrmals zeterte im Rundflug ein amselgroßer Vogel in meine Richtung.

Wir verschwanden bald, auf dem Rückweg befanden wir uns im fast stetigen Abwärtsmodus. Wieder zurück, schmerzten die Finger vom ständigen Bremsen.

21.06.2022 Dienstag

Abreise, erst noch die Fahrt zum Bäcker, französische Brote kaufen, dann getankt für über 1.000 Kronen. Bis Gol gefahren, dort bei der Stabkirche geparkt und die Kirche besichtigt. Außen schwarz (Teerfarbe), innen helles Holz, quasi wie neu aussehend. Jola kaufte einen Talisman, einen kleinen Elch für umgerechnet 3,90 €. Die Kirche war ein Nachbau, das Original sei nach Oslo verbracht worden. Weiterfahrt, Navi hatte sich auf „Mautstraßen meiden“ eingestellt, deshalb weiten Umweg gemacht, der unterwegs zum Streit in der Fahrerkabine mündete. Der Umweg bescherte uns rund 100 km mehr und ca. eine Stunde zwanzig Minuten zusätzliche Fahrtzeit.

Unterbrechung in Jevnaker, weil es dort eine Art Glasfabrik zu besichtigen gab. Es müsste heißen, ehemalige Glasfabrik, denn die Glasbläser fertigten in einem Showroom fürs Publikum Stücke an. Das ganze Areal wirkte ein bisschen wie Karls Erdbeerhof, mit Stallungen, einem alten Ziegenbock, der majestätisch im Freien döste, diverse Gebäude mit unterschiedlichem Angebot an Haushaltswaren, Süßigkeiten oder Kleidung. Zudem sechs Restaurants, ein Museum und eine Galerie mit Ausstellung.

Im Freien stand eine alte Lokomotive.

Der angestrebte Campingplatz, ca. 2 Km vom Zentrum Gjøvik entfernt, entpuppte sich als nicht zugänglicher Dauercampingplatz. Wir fuhren rund 8 Km weiter nach Redalen, dort große Anlage mit komfortablen Stellplätzen. Gefühlte Landschaft, als wenn man sich am Bodensee befände.

Sommeranfang soll heute gewesen sein.

Abends mit Jola einen Spaziergang hinauf zum „Ort“ gemacht. An der Bushaltestelle, ein Hinweisschild „Fußweg Touristen“. Einfach ins Gebüsch, ausgetretener Pfad in einen Nadelwald, der licht seine abgebrochenen Stämme zur Schau stellte, damit wenig einladend für einen Weitermarsch wirkte.

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NORWEGEN – Südküste –

13.06.2022 Montag

Jola rumorte gegen 6 Uhr im WoMo herum, kurz darauf erledigte sie den umfangreichen Abwasch. Nach dem Frühstück und Rückbuchung des verbliebenen Guthabens auf der Karte Abfahrt. Typische Landschaft (Seen, Wasser, Felsen) begleitete unsere rund 50 Km lange Fahrt nach Grimstad. Der Stellplatz lag hinter der Stadt, erster Eindruck bei der Durchfahrt war: hübsches Örtchen. Total gegensätzlich war die Anlage hier, geteerte Stellfläche, kurzgetrimmte Rasenstücke für Tisch und Stühle, Wasser und Becken zwischen zwei Stellflächen. Oberhalb die Ferienhäuser, ein Gebäude, beschriftet mit Sanitærbygg, bot gut ausgestattete Küche, Toiletten und Duschmöglichkeiten. Nummer 17, unser Platz, direkt vor diesem Gebäude. Schnell „eingerüstet“, dann den kurzen Weg ins Zentrum, falls man von so etwas hier schreiben sollte, gefahren. Windig war es, immerhin schien die Sonne, öfters und länger, Wolken vereinzelt, dann gleich merklich kühler.

Café Ibsen, Museum Ibsen, in der Stadt fast alles weiße Häuser, kleine Fußgängerzone, zwei Bäckereien, etliche Geschäfte, eine Fischverkaufsstelle am Hafen, die sich Fiskernes Salgslag nannte, in der Jola verschwand und mit Dorschfilet wieder herauskam.

Die Eckseite des Hauses war mit einem Kopf bemalt, ich tippte auf Ibsen.

Alles wirkte momentan entspannt, gelassen, die Autofahrer schienen einen 7. Sinn für Zebrastreifenübergänger zu besitzen, hielten bereits an, sobald man sich einem Übergang nur näherte. Museum geschlossen, Dorsch nach Hause gebracht. Umweg über Seefahrt-Museum gemacht. Bei Kiwi ging Jola einkaufen. Mittagsvorbereitungen in der aushäusigen Küche, dort auch gegessen. Komfortabel, so ein gut ausgestattetes Ambiente. Um 15 Uhr sollte ich Jola zum Café Ibsen einladen. Über den Kirchweg in den Ort, im Fenster des Cafés hing das Schild „closed“. Am Hafen in die Tourist-Info, reichlich Material eingesammelt, Jola kaufte Postkarten, der Mitarbeiter sprach deutsch. In der angeschlossenen Bibliothek großzügiges Angebot, alles modern, viele Bildschirme, Hamsun ist hier präsent, der zweite große bekannte Schriftsteller aus diesem Ort. Eine Broschüre mit Radtouren, u.a. in deutsch brachte uns auf eine Rundtour zum Roresee. Von der wichen wir ab und besuchten Dømnesmoen, eine ehemalige Schule für Landschaftsgärtner. Allein durch des Waldes Einsamkeit erreichten wir die weitläufige Anlage, die heute als Familienzentrum genutzt wird.

Jola spendierte ihre Pistazienbrötchen, die wir auf einer weißen Bank vor dem Haupthaus mit Blick auf alten Baumbestand und einen See verdrückten. Spatzen balgten sich frech um die herabfallenden Krümel.

Durch die Abweichung verkürzten wir unsere Tour und waren wenig später wieder am Stellplatz. Die Nachbarn mit dem Kennzeichen „Plön“ erkannte ich vom Campingplatz in Kristiansand durch den buschigen Schäferhund und weißhaarigen dazugehörigen Mann wieder. Sprach ihn wegen Tipps an. Sitzen in der Sonne, lese in „Gottes geheime Schöpfung“, wo es um Genetik und Knochenanalysen ging. Abends mit den Plöner zusammengesessen und uns ihre Reiseimpressionen mitteilen lassen.

Auch um 23 Uhr war es noch hell draußen, die Skandinavier saßen vor ihren WoMos.

14.06.2022 Dienstag

Jetzt hatten wir endlich die Hitze, die von uns so herbeigesehnt wurde. Aus dem Heft mit den Radtouren nahmen wir uns die Nummer 2 „Marivold Runde“ mit 17 Km vor. Zwei Punkte gab es auf dieser Tour „abzuarbeiten“, einmal den Campingplatz anschauen und dann die Gärtnerei mit Verkauf und Café besuchen. Ein Stück des Weges kannten wir von der Rückfahrt der ersten Tour. In einem recht geschwungenen Straßenverlauf ging es mal längere Stücke Geschwindigkeit aufnehmend hinab, dann entsprechend mit ausgiebiger Pedalkraft wieder Hügel hinauf. Verkehr herrschte hier auf der Nebenstrecke kaum. Hinter jeder Kurve stand irgendwo ein weißes Haus, manchmal hier abweichend auch rote. Vereinzelt tummelten sich Rinder oder Schafe auf Weiden. Beachtung fand der Golfplatz, zumindest warf ich optisch ein Auge hinüber. Konnte nichts Spektakuläres entdecken, wahrscheinlich ein „ gewöhnlicher Wiesenplatz“. Gewächshäuser ca. 500m weiter blieben dagegen zunächst unbeachtet. Links folgte bald darauf auf einer Anhöhe eine Schule namens Drottningborg, Teile davon gerade im Neubau oder Renovierung. Bogen beim Schild mit dem Hinweis Camping ab. Das man nach kurzer Fahrt sich auf einer Insel befand, bemerkte man nicht. Der Campingplatz schön gelegen, aber einsam. Wir schlängelten uns über das Gelände, gelangten auf einem schmalen Weg an eine Badebucht, die zum Smørsund gehörte. Holzbank und Grillstelle auf felsigem Untergrund, vor kurzem wohl gerade noch benutzt. Zu kalt zum Baden, die Badehose blieb im Rucksack.

Wir wussten, es gab eine Verbindung zum Festland, eine Holzbrücke für Fußgänger. Dort hinüber gelangte man nach Rønnes, das Örtchen lag idyllisch auf einer Halbinsel, vom Hafen aus sah man Grimstad.

Mit Jola entspann sich eine Kontroverse, wo nun die Gärtnerei geblieben sei, auf dem Wegstück nach dem Abzweiger oder davor. Von Rønnes gelangten wir, wieder hügelauf und -abwärts, an den Abzweiger zum Campingplatz, die auf der Hinfahrt gesehenen Gewächshäuser gehörten dann zu der gesuchten Gärtnerei mit angeschlossenem Café namens Hesnes. Nette Boutique, Café mit Außenplätzen, Gemüseabteilung im Kühlmodus separat. Kardamomschnecke und Kaffee (scheinbar „immer satt“). Jola bestaunte im Gewächshaus die maschinelle Tomatenzucht.

Rückfahrt dann auf gleichem Wege.

Neuerliches Mittagessen in der Küche außer Haus misslang etwas. Erst funktionierte die Pfanne nicht richtig, dann schmeckten die Fischfrikadellen wie luftig-weiche Gummiringe. Eben mal Pech gehabt.

Mir pochte die Schläfe, hatte ich zu viel Sonnenstrahlen abbekommen? Jola fuhr später allein Shoppen. Kurz aufs Gras ausgestreckt, ein bisschen Sonne an sonst eher bedeckte Haut gelassen.

Gegen 17.45 Uhr den freundlichen Tag genutzt und, Jolas Wunsch entsprechend, ein Teilstück einer anderen Tour aufgegriffen, nach Fevik sollten es ca. 7 Km sein. Dort Hotel und Badestrand. Mit meinem bereits leicht gerötetem Teint schloss ich mich ihr an. Wieder Berg- und Talfahrt. Jola emsig voraus.

Ausgesprochen idyllisch gelegener Campingplatz, kurzer Kontakt zu Deutschen, 480 Kronen, stolzer Preis, dafür mit Badebucht vor der Tür.

Zurück am WoMo, schnell gemerkt, zu viel Sonne abbekommen, verzog mich früh ins Bett und schnorchelte eine längere Runde.

15.06.2022 Mittwoch

Es war entschieden, der 40. Hochzeitstag sollte in Risør verbracht werden. Die Aussichten an der norwegischen Riviera erschienen Jola zu verlockend, als dass man darauf hätte verzichten sollen. Die E18 gefahren, durch Arendal hindurch, ohne die Stadt näher zu erkunden. Mit meist 70 Km/h zuckelten wir über wenig befahrene Straßen durch typische Landschaft (Felsen, Seen und Tunnel). Später die 410 genommen, zwei Campingplätze wurden uns durch Hinweisschilder signalisiert, beide meiner Meinung nach zu weit vom Ort entfernt, außerdem kein Radweg. Wir riskierten die Stadteinfahrt, entdeckten einen WoMo-Stellplatz mit Stromanschlüssen, ganz stadtnah. 350 NOK, am Automaten nur mit Kreditkarte bezahlbar, so ein deutsches Paar auf dem Nebenplatz. Dusche und WC am Hafen ca. 1 Km Entfernung. Besseres konnte uns eigentlich nicht passieren, ruhig gelegen, ein Friedenspark im Umfeld, typische Häuser an Hängen. Jola entdeckte ein Leck, es war im Bad feucht, rührte vom Wassersack her, eine undichte Stelle. Beim Stadtbesuch kaufte ich bei einem Haushaltswarengeschäft einen neuen, festen 10 Liter fassenden Kanister für ca. 13 €. Hübschen Städtchen am Wasser gelegen, auf jedem Felsvorsprung wohnte ein Norweger in einem, meist weißen, Haus.

Restaurants am Hafen, Boutiquen und Geschäfte in den Gassen. Bunte Bänke am Ufer. Eine Bäckerei nutzten wir für eine Pause, Kardamomschnecke und Kaffee, ein Brot wanderte zusätzlich in meinen Rucksack. Jola hatte an der Strandgata bereits eine Lokalität für den Abend ins Auge gefasst. Interessant war ein Plakat, dass Essen auf einer Insel anbot, zu der alle Halbe Stunde ein Boot fuhr. Um zu den Sanitäranlagen zu kommen, benötigte man keine PIN, ein deutsch sprechender Mann erklärte, man müsse seine EC-Karte davor halten, manchmal etwas Geduld aufbringen, bevor sich die Tür öffnen würde, Kosten ca. 50 Cent.

Umrundeten den Hafen auf der Straße Solsiden. Am Hang links glänzte ziemlich weit oben in Weiß ein Gebilde aus diversen runden Blöcken. Am Ende eine neue Ferienapartmentanlage, daneben eine Fischmarkthalle. Zwischendrin eine Badebucht winzigsten Ausmaßes, scheinbar genau richtig, um mit kleinen Kindern einen Ausflug vom Kinderhort ins Freien zu machen. Alle ordentlich mit Schwimmwesten versehen, da konnte ja nichts schief gehen.

Wieder auf der Solsiden, ein kleines grünes Wanderschild wies auf einen fast versteckten Weg zu Risørflekken hin. Den weißen Fels wollten wir uns aus der Nähe ansehen, also die Räder an ein Geländer an der Promenade angekettet. Auf einer Parkbank saßen zwei ostdeutsche Camper und diskutierten mit einem Einheimischen auf deutsch, worüber hatte ich nicht verstanden.

Auf dem verschlungenen Pfad ging es zwischen Häusern hinauf. Die Vorgärten waren hier sehr oft liebevoll bepflanzt. Mühsamer als gedacht, erklommen wir den Aussichtspunkt. Schon seit 1641 mussten Grundbesitzer auf Geheiß des Königs die Felsen für die Seefahrer kalken. Früher durfte derjenige Gebühren von den Booten verlangen, die im Hafen anlegten.

Ausblick hat man von hier auf den Ortsteil Tangen mit seinen Holzhäusern, den Yachthafen für Gäste und den Schärengarten. Die bunten Bank lud zum Verweilen ein.

Wieder zurück am Ufer suchte Jola immer noch nach einem Geschäft, das Briefmarken verkaufen würde. Vor dem COOP ein roter Briefkasten, im Ladenfenster das blaue Emblem „postnord“. Hier vielleicht, raunte ich Jola zu. Wieder nur ein Hinweis auf ein anderes Geschäft. Straße hoch, tatsächlich fand sie ein Geschäft, Briefmarken kosteten ein kleines Vermögen, ganz moderne Variante, ohne Wertaufdruck.

Mittag grillten wir am WoMo Würstchen. Jola fertigte einen Salat, dazu das frisch gekaufte Brot. Das mit den Würstchen dauerte etwas länger, weil ich den Grill nicht richtig bedient hatte. Trotzdem wurden wir satt, nur ein Halbes Würstchen blieb übrig.

Für morgen beschlossen wir eine Wanderung nach Radvik an der Küste entlang.

16.06.2022 Donnerstag

Frühstück draußen. Zwei Brötchen dafür aufgetaut. Jola legte mir einen Umschlag auf den Tisch, dazu eine Tüte Fischsuppe, zum 40. Hochzeitstag eine Karte mit zwei Giraffen, ich hatte nichts für sie. Wurde verpflichtet, abends zum Essen einzuladen.

Sonne, wie bestellt. Auf ging’s durch die Stadt zur Siedlung in Tangen. Jola schleppte eine Tasche mit Badesachen mit. Der Einstieg gleich schmal auf steinigem Untergrund hinauf ins Gebüsch. Es wurde ein Auf und Ab im stetigen Wechsel, für unsere Knochen eine durchaus anspruchsvolle Tour.

An verschiedenen Stellen Bänke, gestiftet von Kiwanis. Ausblicke auf die Insel mit den zwei Häusern und dem Eiland mit dem Mini-Leuchtturm. Mit Nadelgehölz bewachsene Felsen, ausgetretene Pfade, manchmal mühsam zu erklimmende Felsstufen, die hellblauen Farbtupfer meist eine gute Orientierung bietend, Jola wich vom Weg ab, ich musste sie auf den rechten Weg zurück beordern.

Langsam kamen wir voran, aber es trieb uns ja auch niemand, ein einsamer Jogger huschte einmal an mir vorbei, ansonsten gehörte uns der Weg allein. Jola, oft ein Stück voraus auf dem Pfad, traf ein neugieriges Eichhörnchen.

Selfie mit verdecktem Küstenblick.

Als wir den Abstieg zum Badestrand erreichten, kam uns der bisher zurückgelegte Wanderweg weit länger als die angegebenen 1,3 Km vor. Am Strand wieder eine Gruppe Hortkinder mit Schwimmwesten, die sich am Wasser tummelten. Im Wasser, hier wie an anderen Stellen ebenfalls, eine Menge Quallen jeglicher Couleur, leicht abschreckend diese wabbeligen Dinger.

Wir pausierten im Schatten auf einer wieder bunt bemalten Bank und sahen dem Treiben am und im Wasser zu.

Nun sollte ein Hochzeitstagbild geschossen werden, eins, das zum Versenden geeignet wäre, so kommentierte Jola meine Aktivitäten. Bemühte meinen Rucksack als Empore für das Foto-Shooting. Jola fürchtete, aus der Perspektive könne man ihr auf dem Bild unter das Kleid sehen. Unnötig diese Furcht, das gemachte Foto wurde von ihr genehmigt und sofort zur Übertragung freigegeben.

Bei der Nachbetrachtung stellten wir fest, sogar ein Herzchen war auf der Bank mit abgelichtet worden, wie passend!

Jola warf einen Blick auf die digitale Landkarte, wähnte eine zweite Bucht gegenüber, zu der marschierten wir gut 600m, auf einem Parkplatz dazwischen vier Wohnmobile aus verschiedenen Ländern, auch keine schlechte Übernachtungsmöglichkeit an dieser Stelle. Die andere Badebucht ebenfalls besiedelt mit orangefarbenen Schwimmwesten, diesmal männlicher Nachwuchs mit Eimerchen, in denen ständig Wasser geschöpft und in ein endlos aufsaugendes Sandloch unter lautem Geschrei gefüllt wurde. Die blonde Aufpasserin saß am Strand und klönte. Ein Paar probierte sich scheinbar in ersten SUP-Versuchen, ein neu eingetroffenes junges Pärchen entkleidete sich flugs für einen Badespaß und taperte ins Wasser, sie vorsichtig umschauend, ob auch ja keine Qualle der nackten Haut zu nahe kommt. Ich übte mich kurzzeitig in Wassertreten und versuchte mit einem Fuß eine Qualle durch Wellenbewegung zu vertreiben. Jola testete erstmal im Freien ihren neuen Tankini.

Danach wanderten wir zurück, nach Toilettenbesuch (Plumpsklo) den Weg auf die Anhöhe schnaufend genommen und straßenseitig durch das Wohnviertel zurück zu den Rädern marschiert. Dabei Häuserschau betrieben, tolle Lagen hier auf der Anhöhe Utkikken mit Blick übers Meer.

Unsere Tour:

Von Flisvika nach Randvik (gestrichelte Linie).

Müde wurden die Füße, Jola war deshalb froh, wieder in den Sattel steigen zu dürfen. Nun fehlte noch der Sekt, den wir für diesen besonderen Tag in Lübeck vergessen hatten, einzustecken. Den besorgte ich uns, indem ich mir im Vinmonopolet eine Flasche Cremont schnappte, Kostenpunkt 169 Kronen.

Wieder am WoMo, wanderte die Flasche gleich in den Kühlschrank. Dann gab es aufgewärmte Kardamomschnecken und Kaffee/Tee. Jola überließ sich dem Sandmännchen und verschwand für eine Halbe Stunde im Bett.

Nach getaner Ruhephase ging sie erneut auf Einkaufstour, sie sei gegen 17 Uhr zurück, da wäre es Zeit, die Einladung umzusetzen.

Zielstrebig ging es zur Strandgata, auf dem Ponton auf dem Wasser des Restaurant Kast Loss saßen Menschen bei Bier oder Aperol, Essen gab es hier nur Pizza, normale Karte nur im Restaurant. Uns wies man einen Tisch gleich am Eingang im Außenbereich zu. Die Tische besaßen einen beheizbaren Tischfuß. Schnell einigten wir uns auf die große gratinierte Miesmuschel als Vorspeise, getrunken wurde lediglich Mineralwasser. Seewolf als eine Art Stew geschärft durch Chili für mich, Jola nahm die kleine Portion Fischsuppe, klein, um sich noch etwas Platz für ein Dessert zu lassen. Eine größere Gruppe norwegischer Männer umrankte uns plötzlich, weil ihnen die beiden Tische neben uns zugewiesen worden waren. Da wurde es eng, nach einigem Diskutieren zogen sie dann ans Ende des Außenbereiches. Alles entspannte sich wieder, die bisher gewohnte Gelassenheit kehrte an diesen Ort zurück. Die zweite Bedienung brachte alsbald die Teller mit den gratinierten Miesmuscheln, riesige Schale auf einem Salatbukett. Die Muschel schien noch zu leben, jedenfalls wehrte sich das Innere ziemlich heftig gegen die Entnahme. Jola haderte etwas mit den zu deutlich erkennbaren Organen dieses Weichteiltieres. Kleinere Exemplare hätten es sicher auch getan! Die beiden Schüsseln im Anschluss waren reichlich mit Fisch gefüllt, geschmacklich absolut top und so gewann die Zufriedenheit schnell wieder die Oberhand. Die zweite Bedienung, eine propere blonde Norwegerin, die bei ihrer englischen Ansprache stets leicht verschmitzt lächelte, war mit der handschriftlichen Notiz der Gruppenbestellung beschäftigt, so musste Jola ein bisschen länger auf die deutsche Dessertkarte warten.

Ananas mit Sambuca und Vanilleeis wurde ausgewählt. Jola war begeistert.

Frisch wurde es zu fortgeschrittener Zeit, eine Decke musste her. Bezahlung folgte, rund 1.112 Kronen. Jola fand, damit sei bisher ein gelungener Abschluss dieses besonderen Tages gelungen, der im WoMo dann mit der Leerung der Flasche Cremont fortgesetzt und abgerundet wurde.

Abends eine Doko über Paul McCartney gesehen. Danach bewegte ich Jola zu einem abendlichen Spaziergang ums Karree.

Norwegen – Kristiansand –

06.06.2022 Pfingstmontag

Nachts hatte es wohl heftiger geregnet, was Jola zu einem Umzug aus dem Schlafzimmer in untere Gefilde veranlasste.

Ich las ab 6 Uhr bis ca. 07.30 Uhr das Buch „Der Apfelbaum“ zu Ende.

Kurzes Frühstück, dann die Lebensmittel sorgsam verstaut, alles klappte prima. Gegen 10.05 Uhr reisten wir ab. An der Tankstelle den Reifendruck überprüft und korrigiert. Wenig Verkehr in Richtung Norden begünstigte ein zügiges Vorankommen. Ab und an tröpfelte es vom Himmel, die Feuchtigkeit versiegte jedoch meist schnell. Erreichten Rendsburg einmal auf anderem Wege durch den Tunnel nach Abfahrt Rendsburg-Süd. Auf dem Stellplatz An der Untereider ausreichend freie Plätze, wir wählten Nummer 6, der von einer Hecke begrenzt wurde. Jola geriet gleich in ein Gespräch mit einem Paar aus der Gegend von Flensburg, die sich demnächst in Richtung Würzburg bewegen wollten.

Anmeldung wollten wir am nächsten Morgen machen. Kamen noch mit anderen Nachbarn ins Gespräch, u.a. Bayern, die gerne in den Norden reisten.

Mit den Rädern zum Obereiderhafen, quasi nur „über die Straße“, dort eine Art Bierzelt mit überdachten Außenplätzen (Gundlachs). Currywurst und Fischteller orderten wir, ich gönnte mir zum Mittag einmal ein Weizenbier. Blätterte während der Wartezeit in einem Magazin, in dem eine Gruppe sich vorstellte, die etwas gegen die Trostlosigkeit der Leerstände im Zentrum von Rendsburg tun wollten / getan hatte.

Nach dieser „exquisiten“ Mahlzeit radelten wir zur Schwebefähre am Kanal. Fast zielsicher manövrierte ich uns dorthin, das mächtige Bauwerk der Eisenbahnbrücke dominierte den Himmel über den ältlich wirkenden Häusern auf dem Weg dorthin. Der Stellplatz am Kanal voll, eng beieinander standen die Fahrzeuge, nicht schön, dafür aber schöner Ausblick in der 1. Reihe auf Eisenbahnhochbrücke und Schwebefähre.

4 Fahrzeuge durften maximal auf die Fähre, dazu etliche Räder und Menschen. Alle 15 Minuten pendelt sie hin und her, ausgebremst nur von Schiffen auf dem Kanal, die stets Vorfahrt hatten. Jedes Schiff wurde aus der angrenzenden Gaststätte Brückenterrassen begrüßt und laut vorgestellt. Wir setzten mit dem nächsten Transport über und fuhren am Kanal bis Schacht-Audorf. Kreisten einmal kurz durch den Ort. Zwischenzeitlich war es so warm geworden und von Regen keine Spur mehr, also Jacke aus. Jola spendierte sich eine Kugel Eis. Mit der Autofähre zurück über den Kanal, dann ins Zentrum. Das Stadttheater strahlte nach wie vor im weißen Glanze, heute keine Vorstellung. In der Fußgängerzone diverse Hochbeete, alle beschriftet mit den Akteuren, bunte Bänkchen, eine Holzwand mit Regenrinnen, umfunktioniert als Pflanzstellen, eine davon beschriftet mit „Pflanzentauschbörse“. Im Café Ach ein Päuschen eingelegt, buntes Interieur, viel gerahmte Fotografie säumte die Wände im Inneren. Kuchen war schon etwas ausgesucht, ich bestellte eine Schnitte Mango-Buttermilch. Weiße quadratische Tische mit buntlackierten Tischplatten, ein altes Röhrenradio, zwei altmodische Sessel in denen ein Mann und eine Frau wie drapiert saßen. Die Besitzer berlinerten, erklärten sich selbst auf meine Nachfrage als die Fotografen. Zwei der Bilder stammten aus der Provence, ein Motiv erkannte ich wieder, ein Viadukt in Montpellier, und tatsächlich war es so.

Danach Bummel zum Marktplatz, viel Leerstand, das ehemalige, lange leerstehende Kaufhaus ist einem modernen Seniorenwohnheim gewichen, was den Platz etwas aufwertete. Beim Bäcker Andresen drei Brötchen gekauft. Trafen das Paar aus Bayern wieder, das den Außenbereich im Café Ach zu einer Rast nutzte. Zurück zum WoMo.

Lesepause eingelegt. Gut, dass die Hecke etwas Schatten spendete, denn in der Sonne war es ungemütlich warm geworden. Später Spaziergang an der Eider bis zum Zentrum, Umkehr, weil Füße lahmten.

07.06.2022 Dienstag

Nachts trommelte Regen aufs Dach. Leider setzte sich das mit dem Regen tagsüber fort, zumindest temporär in Form von Schauern. Da wir ohnehin den Plan mit dem Besuch der NordArt hatten, tangierte uns „schlechtes Wetter“ nicht sonderlich. Jola brachte ein paar Brötchen von der Rezeption mit, übriggebliebene von Vorbestellungen oder ähnlich.

Aufbruch zum Ausstellungsgelände in der Vorwerksallee. Keine 2 Kilometer entfernt trafen wir gegen 11.05 Uhr ein, Menschen schienen vor dem Eingang auf einen Guide zu warten.

18,50 € löhnte Jola für eine Tageskarte.

Zunächst hielten wir uns im Park bei den Skulpturen auf, die regenfreie Zeit nutzend. Augenfällig das neue Arrangement von Liu Ruowang in der Mitte des Rasengeländes platziert. Es hatte den Namen Mr. Pinocchio.

Text dazu: „Den Pinocchio in der Mitte umkreisen ewig ahnungslose Zeitgenossen, herkömmliche Rollen von Manipulator und Manipulierten werden vertauscht. Seelenlose „Menschen“ haben die Kontrolle über das seelenlose „Ding“ verloren. Niemand entzieht sich dem seltsamen Kreislauf aus Kontrolle und Beeinflussung durch „Dinge“ in einer materialistischen Welt, deren Mammon Geld heißt….

Die meisten anderen Elemente im Park kannten wir aus vorherigen Besuchen.

In der Alten Meierei ein Schwerpunkt „Mongolei“

Eine Abbildung aus einer Reihe von fünf Köpfen, jede irgendwo mit dem Titel „Art is a vaccine“ gekennzeichnet.

Jola hatte für sich die Abfrage zu Informationen über die Künstler mit QR-Code entdeckt und las mir mehrfach etwas zur Vita, den künstlerischen Ansätzen oder Ambitionen vor.

Wieder im Park, wanderten wir zur ACO Thormannhalle, wo es zwar keine Kunst, dafür Verzehrbares gab, wir aber verzichteten, lieber „auswärts“ Essen gehen wollten. Die Möglichkeit zur Unterbrechung des Besuchs der Ausstellung war ja gegeben. Flüchteten vor dem nächsten Regenschauer in die Carlshütte, wo sich u.a. die Sonderausstellung zum Länderschwerpunkt Polen befand.

Die riesige Halle überwältigte mich aufs Neue, trotz des mächtigen Reiterstandbildes an zentraler Stelle, quasi eine Fortsetzung aus vorangegangener Ausstellung. Mensch und Tier aus Metallscheiben verschiedener Umfänge.

Überraschendes fanden wir auf vier Fotografien, wobei eins Hunderte, wenn nicht Tausende von ausgedienten Leihfahrrädern, abgestellt unter einer Autobahntrasse zeigte. Andere wirkten wie Darstellungen eines Flussdeltas oder unter dem Rastermikroskop vergrößerte Amöben oder andere Einzeller.

Bei näherer Betrachtung handelte es sich jedoch auf allen Bildern um nach Farben sortierte Leihfahrräder. Von diesen Halden soll es in China 50 Stück geben, auf denen ca. 20 Millionen schrottreife Teile auf ihre Atomisierung warten. Dem Leihrad-Boom folgte alsbald eine Konsolidierung des Marktes mit der Konsequenz von Insolvenzen. Rohstoff-Recycling schien in China unbekannt zu sein.

Es stand eine Pause an, Jola hatte Appetit. Also eine Unterbrechung. Ein Hinweis auf eine mögliche Mahlzeit war das folgende Arrangement:

Vorschlag meinerseits Fräulein Möhls. Die Bilder auf der Webseite überzeugten Jola sofort. Kurz war der Weg zu Fräulein Möhls am Schiffbrückenplatz. Bei der Dampfbäckerei Drews Brötchen und Kuchen gekauft. Arschkälte trieb uns zurück zum Stellplatz. Jola verschlang ihr Stück Erdbeerkuchen, ich wartete noch, verdaute meinen Salat. Gegen 16.35 Uhr das Restprogramm auf der NordArt angegangen. Wieder Schauer, wieder kurze Pause vor der Abfahrt. Unterwegs am Stadtsee auf dem Wasser ein buntes Etwas, fischähnlich. Vielleicht eins der ausgelagerten Objekte vorhergehender Ausstellungen.

Abstecher in die Stadt, im Buchladen nach der Sammlung lyrischer Texte von Amanda Gordon gefragt, doch das Buch war nicht vorrätig. Von dort weiter zur NordArt.

In der Carlshütte durften wir nach der Rückkehr uns als fast alleinige Besucher ansehen. Viel Platz, viel Zeit. Regen trommelte in Intervallen aufs Dach. Trotz wirklich interessanter Objekte ermüdete die Aufmerksamkeit langsam. Ich schoss hier und da Fotos, um nicht alles zu vergessen. Gegen 18.50 Uhr verließen wir das Ausstellungsgelände, querte die Hauptstraße, um bei Rossmann eine Packung Kaugummis zu kaufen, was schnell erledigt war.

Miriam erzählte abends am Telefon ausführlich / anschaulich von ihrem Kurztrip nach Leipzig.

08.06.2022 Mittwoch

Erfreulich die Wetteraussichten am Morgen, schnell ein Sprung unter die Dusche, Haare gewaschen. Jola schnorchelte noch, ich machte mich zum Dampfbäcker auf. Fand einen noch kürzeren Weg, freute mich bei der Anfahrt auf die in Aussicht stehenden Einkaufsmöglichkeiten, sprich, der Wochenmarkt war besetzt. Kaufte jedoch zuerst beim Dampfbäcker zehn Brötchen und vier Stück Kuchen für 12,70 €. Wurst, Tomaten und Tilsiter in Scheiben geschnitten und gut verpackt folgten danach bei Marktständen.

Jola hatte aufgedeckt, die leckeren Marktsachen und Brötchen versüßten uns den Tagesbeginn. Jola lobte besonders die krosche Kruste der Einfachsemmel.

Noch vor 10 Uhr verließen wir nach einem Tankstopp (2,019 €) mit Tachostand 57.190 Km Rendsburg Richtung Autobahn A7. 146 Km zeigte das Navi an, aber das war nicht die endgültige Entfernung bis Aarhus, sondern nur zum Autobahnkreuz. Erstaunliches Verkehrsaufkommen, insbesondere LKW. Jola vergaß ihre Postkarten einzustecken, nun durfte ich deshalb bei Tarp von der Autobahn abfahren und in einem Dorf Ausschau nach einem gelben Rechteckkasten an einer Stange halten. Doch nirgends etwas Gelbes zu sehen. Beim Dorfbäcker fragte Jola nach, was besprochen wurde (es dauerte länger), blieb ein Geheimnis, jedenfalls gab es keinen Briefkasten weit und breit. Also zurück auf die Autobahn und den Rat Jola erteilend, dänische Briefmarken zu nutzen, das käme günstiger, als mit dem WoMo von A nach B zu kreisen.

An der Grenze Geschwindigkeitsreduzierung auf 40 Km/h und Fahrbahnverengung, eine junge Polizistin schaute, hob die Hand und ein Fingerzeig signalisierte „Kontrolle“ oder „Weiterfahrt“. Der Kleintransporter vor uns musste anhalten. Unterwegs überfiel Jola einmal wieder die Schmerzattacke durch verklemmte Nerven an einem Wirbel.

Das Verkehrsaufkommen blieb hoch, jedoch gab es weder Staus noch Baustellen. Aarhus erreichten wir gegen 12.30 Uhr, wenig später ging es kurz auf langer Geraden erst bergab, dann wieder bergauf. Die Formalitäten erledigte Jola schnell an der Rezeption, einen Platz durften wir uns aus einem Kontingent aussuchen. Nahmen Nr. 79. Deutsche und Holländer bildeten das Gros an Gästen. Kuchen und Tee / Kaffee, Prospekte durchgeblättert, dann die knapp 10 Km nach Aarhus angegangen. Immer geradeaus, hieß die Devise. Leider eben auch immer an der vielbefahrenen Hauptstraße namens Randersvej entlang.

Kleine blaue Richtungsschilder wiesen mit Kilometerangabe den Weg. Nach letzter Bergabradelei am Hafen angekommen, rechts das markante Gebäude Dokk 1. Etwas unentschlossen fuhren wir umher, Jola glaubte einen leichten Niedergang der Stadt wahrgenommen zu haben. Begaben uns auf die Fußgängerzone mit den Geschäften, vor den meisten standen Ständern des Warensortiments. Nichts wirklich Erwähnenswertes. Am Bahnhof versuchte Jola neuerlich Briefmarken zu kaufen, ohne Erfolg.

Ein Besuch beim Museum für Kunst (ARoS), in dem wir bereits 2017 einmal die Ausstellung besuchten, folgte. Wieder die langgezogene Treppe hinaufgetrippelt, das bunte Monster im Inneren begrüßte uns dabei von der Decke hängend. Das begehbare runde Oberdeck zeigte menschlichen Schatten durch seine farbigen Plexiglasscheiben (oder was für ein Material es auch sein mag). Verzichteten auf einen Besuch im Museum (22 €), dafür aßen wir im angeschlossenen Restaurant eine Kleinigkeit, gönnten uns eine Pause.

Die Fahrt durch das architektonische Prunkstück, die Hafencity, empfand Jola als ein desaströses Gestaltungsdebakel, es passe hier nichts zusammen. Am Bassin 7 Holzbuden (Kaffee etc.) und Container (Surf-Schule) vor (wahrscheinlich) teuren Wohnungen in Hochhäusern. Das Außenschwimmbecken (links auf dem Bild) im Hafen kurios, noch kurioser die Tinyhäuser im schwarzen Außen-Outfit.

Total einsehbar der Wohn-/Küchenbereich, Leiter nach oben ins Schlafgemach. Individuell eingerichtet, über ArBnB buchbar. Jola meinte, jetzt fehle nur die etwas leicht bekleidete Dame, die im Fenster sitzt….

Das Gelände mit Urban-Gardening war einem weiteren Hochhauskomplex gewichen.

Durch Segelschule, Rudergesellschaft und Yachthafen zurück „an Land“. Das Parkgelände Ris Skov linker Hand bergauf umfahren, dann bald auf Herfahrtstrecke, wieder bei lautem Verkehr zurück zum Campingplatz. Der mitgenommene Regenschirm hatte seinen Schuldigkeit getan, dabei sein und es hatte nicht geregnet. Rückfahrt nach Hause. Geschafft!! Alle beide.

Jola schlug vor, morgen weiter nach Hirtshals zu fahren, dabei einen Abstecher nach Aalborg zu machen, das direkt auf dem Wege lag.

09.06.2022 Donnerstag

Knappes Frühstück mit dem letzten Brötchen vom Dampfbäcker, ansonsten Knäckebrot. Quark mit frischen Erdbeeren drauf, auch mal lecker. Jola machte die „Drecksarbeit“, leerte die Toilette. Danach alles verstaut, leichte Verzögerung an der Schranke, dann nach kurzer Fahrt auf der Landstraße wieder auf die E45 bzw. E39 nach Hirtshals. Jolas Wetterbericht versprach für ca. 12 Uhr eine Stunde ohne Nass von oben, das würde passen. In Aalborg ins Zentrum abgebogen, natürlich keinen Parkplatz gefunden. Über die Brücke auf einem Parkplatz eines Supermarktes mit Parkscheibe eine Stunde Aufenthalt. Ins Zentrum, das einen ganz ansprechenden Eindruck auf uns machte. Einige nette Geschäfte, eine kleine Sündenmeile, zu dieser Tageszeit ohne sichtbare Besucher, der Industriehafen dominant am Horizont, in der Nähe die fast schon obligatorische Skyline moderner Architektur.

Ein Weinkontor weckte meine Aufmerksamkeit. Früher beherbergte das um 1623 erbaute Haus ein Handelskontor, in dem Jens Bang mit Heringen, Salz und Getreide zu Wohlstand kam. Er liefert mit seiner Handelsflotte Waren nach Norwegen und bis ans Mittelmeer.

Wieder nötigte uns der regen zu einem vorzeitigen Aufbruch. Einkauf im Supermarkt, mit dem die Idee wuchs, im WoMo später einen leckeren Salat zu kreieren, alle Zutaten waren ja beisammen. Also kein Aufenthalt über Nacht in Aalborg. Schnell waren wir aus der Stadt heraus auf der Autobahn und nach gut 55 Km ohne nennenswerte Ereignisse in Hirtshals am Campingplatz, wobei am Kreisverkehr das blauen Verkehrshinweisschild in die linke Richtung wies, Hirtshals Camping auf einem Holzschild jedoch nach rechts zeigte.

Platz 141 bestimmte der Verwalter, eigentlich egal auf dem riesigen Rasengelände ohne Baum oder Strauch. Er ähnelte einem Behelfsparkplatz zu einem Festplatz gehörend. Einzig ein niedriger Holzzaun an dem auf dem Balken die Platznummern befestigt waren, bildeten eine „Anhöhe”. Schnell füllte sich das Areal, ob die alle mit den Fähren nach Norwegen wollten? Der zubereitete Salat fand bei uns beiden zwei wohlwollende Abnehmer. Auch hier wieder bremsten uns Regenschauer von einem Stadtbesuch aus. Erst spät radelte Jola alleine los, im Ort die Post suchen. Kaum weg, klingelte das Telefon, Jola hatte ihren Schlüssel vergessen, konnte ihr Rad nicht abschließen, ich müsse kommen. Den Küstenweg nahm ich, der führte direkt in die Ortsmitte, nur Jola fand ich dort nicht. Telefonkontakt, sie stand hinter einer Hausfassade, direkt beim Supermarkt. Warten, Jola kam nicht wieder. Die Beschaffung von ein paar Briefmarken schien ein schwieriges Unterfangen zu sein, weder wusste man beim Personal, welche Werte auf Postkarten ins Ausland zu verwenden seien, noch wo man die Karten einwerfen müsse. Aber es war dann doch geschafft. Fahrt zum Terminal von Color-Line, alles dicht, ausgestorben. Im Alten Rathaus in der Stadtbibliothek erfuhr ich, man könne Online buchen, bot mir ein Terminal an. Das wollte ich ja nicht, wir wollten einen Schalter mit Mensch dahinter. Neuer Versuch, als wir einen roten Katamaran im Hafen ankommen sahen. Das Gewerbegebiet um die Terminal entpuppte sich als ein Konglomerat aus Arealen, in dem neue Straßen angelegt waren. Beim Check-In erfuhr von einer Mitarbeiterin in einem der Kassenhäuschen, man könne bezahlen bei sofortigem Reiseantritt, ansonsten am Terminal. Zu dem mussten wir zunächst das gesamte Gelände umkreisen. Aus dem Bauch der Fähre quoll eine endlose Schlange an Automobilen, davon vielen Wohnmobile.

Am Ende lohnte sich die Fahrerei und Sucherei, denn Jola hatte das letzte Ticket für ein Wohnmobil für Samstag 11.45 Uhr ergattert und gleich gebucht. Sonst wären wir wahrscheinlich erst Dienstag hier weggekommen, zumindest nach Kristiansand. Erhielten keine Billetts, der Drucker sei defekt. Der Bon mit den Nummern würde genügen, so die Mitarbeiterin hinter dem Schalter. Ihr Wort in Gottes Ohr. Der kleine Zettel musste gut verstaut werden. Regen stoppte die Rückfahrt.

Wieder am Platz ein Erinnerungsfoto von unserem Stellplatz mit dem prägnanten Leuchtturm im Hintergrund.

Zu später Stunde beruhigte sich das Wetter, es blieb länger trocken, was uns zu einem Abendspaziergang Richtung Leuchtturm und Bunkermuseum ermunterte.

Das Bunkermuseum, ein Relikt aus dem 2. Weltkrieg, als Hitlers Soldaten in die Dünen Bollwerke gegen die amerikanischen Angreifer errichteten. Dieser hier eins der wenig erhaltenen Exemplare, das man besichtigen konnte. Beklemmend das karge Innere der Schutzräume, in denen sich bis zu 20 Mann verschanzen konnten, ein Bollerofen, eine Luftansaugvorrichtung, drei Doppelstockbetten.

Sitkafichten säumten einen Pfad oberhalb der Anhöhe, von hier aus Überblick über den Campingplatz bis aufs Meer. Den Leuchtturm in unserer Mitte auf ein Selfie gebannt.

Extra abends noch geduscht, aus Furcht, morgen seien die Sanitäranlagen vielleicht überlaufen.

10.06.2022 Freitag

Jola muss aus dem Bett gefallen sein, ich hörte sie gegen 7 Uhr rumoren, brachte Brötchen und zwei Zimtschnecken mit. Sie mimte die freundliche Samariterin, kochte für die Nachbarn mit ihrem kleine Van Wasser heiß. Das Paar hatte seine Überfahrt bereits um 9 Uhr. Uns blieb noch etwas mehr Zeit. Jola schaffte sogar ihre Haarwäsche. Abfahrt mit einer Ehrenrunde, denn der gestern genommene Weg mit dem Rad war für Autos nicht passierbar. Im Gewerbegebiet getankt, dann in die Schlange der WoMos eingereiht und gewartet.

Zwischendurch Kontakt zu ebenfalls wartenden Wohnmobilisten, ein Paar aus dem Schwabenland und einem aus der Bretagne, die mit einem 34 Jahre alten WoMo (Innenausbau alles noch aus Echtholz) vor uns standen. Pünktlich begann die Auffahrt in den Katamaran. Im Innern mussten die meisten WoMos eine Kehre fahren, um in Richtung Ausfahrt zu parken. Am Ende zwei Busse und diverse PKW, die auf einer schrägen Plattform Platz fanden. Darüber eine Lage PKW. Oben Dutyfree-Shop, Restaurant, Schnellimbiss, reichlich Sitzgelegenheiten, ein kleiner Auslauf auf dem Sonnendeck mit Heckblick auf das durch den Katamaran aufgewühlte Meerwasser.

Ab und an kreuzten größere Schiffe oder durchquerten in der Ferne den Skagerrak. Auf Bildschirmen lief rollierend, das, was Norwegen so interessant machen sollte, zwischendurch ein roter Punkt (Schiff) auf der See-/Landkarte, der sich langsam Kristiansand näherte.

In Gedanken grübelte ich über Verstecke für die zu viel an Bord mitgenommenen alkoholischen Getränke nach. Skurrile Sachen dachte ich mir aus, gemacht hatte ich dann …nichts.

Pünktlich erreichten wir den Kai, es dauerte, dann plötzlich setzten sich in allen Reihen die Fahrzeuge in Bewegung, dreispurig ging es an Land. Mir fielen der rote und die beiden grüne Punkte auf den großen Schildern zunächst gar nicht auf, doch die wachsende Warteschlange in der Spur mit dem roten Punkt (zu verzollende Gegenstände) ließ mich abbremsen. Jola gab mir die „Peitsche”, fahr, es wird schon nichts passieren, am Häuschen war niemand zu sehen, doch um die Kurve verengte sich die Fahrbahn und ich erblickte drei eher entspannt herumstehende Zollbeamte. Sie schauten, ich / wir schauten unschuldig beiseite, nichts passierte, keine Kelle, kein Fingerzeig. Wir waren in Norwegen angekommen. Das Navi lotste uns souverän zum Campingplatz Roligheden, der über eine Baustelle am Yachthafen erreichbar war. Es dauerte, dann kam Jola zurück, zwei Nächte gebucht, eine junge Frau auf einem E-Roller brachte uns über hügeliges Gelände zu einem Areal, bot zwei Plätze zur Auswahl an, überall noch Wasserpfützen. Wir nahmen den gegenüber dem Sanitärgebäude. Probleme gab es mit dem Stromanschluss, einige waren gesperrt, andere besetzt, ein Doppelstecker wurde geholt, der allerdings frei schwebend keinen Schutz gegen Nässe bot. Mildes Klima momentan, sogar etwas Sonnenlicht schimmerte durch eine mäßige Wolkendecke. Schnell war ein weiterer Nachbar zur Linken neben uns, ein junges Paar mit Kleinkind (auf der Fähre gesehen). Ihr Stromkabel war zu kurz, ich bot an, ihres bei uns anzuschließen.

Einen nachmittäglichen kalten Snack eingenommen. Als wir endlich auf Erkundungstour losziehen wollten, wieder dunkle Wolken am Himmel. Durch den Hinterausgang den Platz verlassen, eigentlich war das alte Viertel Posebyen nicht schwer zu finden, ganze drei Kilometer waren es bis dort. Regen bremste uns, mich mehr, als Jola, aus. Unterstellen und abwarten. Querten den Fluss Otro, gelangten ins Viertel Kvadraturen, Jola machte einen kurzen Abstecher auf die Festung Christiansholm.

Wo die Halbinsel Odderøya begann, das dominante schwarze Konzerthaus, die Fiske-brygga, ein Ensemble aus Schindelhäusern am Pier, fast alles Restaurants, teils gut besucht, teils wohl erst auf Gäste wartend.

Am Hang erklang Musik, ein Rockband probte. Stratzten den Odderøyveien hinauf, eine Kehre zu drei Häusern, wo wir einen hübschen Ausblick auf die Stadt werfen konnten. Im Vordergrund der Museumshafen.

Jola besorgte eine Fischsuppe für Essen am heimischen Herd. Mir war in meinen kurzen Hosen zwischenzeitlich ziemlich kalt geworden und strebte deshalb eine raschen Heimfahrt an.

Im Ottersdalparken ein Arrangement aus mehreren Springbrunnen.

Rückkehr am WoMo. Durchgefroren, unglücklich über das schlechte Wetter, immerhin versorgt mit einer warmen Fischsuppe. Erst einmal einen heißen Tee mit einem Schuss Rum. Fischsuppe norwegisch, konnte man essen, müsste aber nicht noch einmal sein. Jolas schmeckt einfach besser. Jola nickte während des Fernsehens gegen 21.30 Uhr am Tisch mehrmals ein, legte sich nach gutem Zureden ins Bett und schnorchelte eine Runde.

Miriam meldete sich, sie würde morgen nach Lübeck fahren.

11.06.2022 Samstag

Endlich! Die erste Sonne in Norwegen zeigte sich heute für längere Zeit.

Gemeinsames Frühstück mit anschließender gemeinsamer Dusche in der Familienkabine in den Unisex-Sanitäranlagen. Die 6 Minuten Duschzeit für 25 Norwegische Kronen reichten allemal. Jola wollte unbedingt zuerst zur Tourist-Info am Rathausplatz. Danach sollte es zu einem Café namens Generalen gehen.

Vom Campingplatz ans Wasser, den Strand besichtigen. Ein richtiges Schwimmareal, Sprungturm mit verschiedenen Höhen, eine kleine Tribüne. Eine Frau sprang gerade mutig und unerschrocken von der obersten Plattform ins gerade einmal 14,9° warme Wasser.

Wir wählten einen alternativen Weg, wollten gerne über die Fußgängerbrücke ins Zentrum ausprobieren. Am Fußballstadion vorbei, überall links und rechts der Straßen, meist weiße, Holzhäuser, zwischendurch einige architektonische Abweichler moderner Art. Balkone überall. Blumen und gepflegte Vorgärten. „Lahelle“ hieß die Straße, die steil abwärts Richtung Otra hinunter ans Wasser führte. Die Unterführung der Brücke, dann im Zickzack, erst über eine schmale Rundbrücke, die uns zur Fußgängerbrücke führte. Hinüber und wir waren im Stadtteil Kvadraturen. Hier tauchten immer häufiger Menschen mit orangefarbenen T-Shirts und Sporttaschen auf. Ein Großereignis kündigte sich an, Absperrgitter, Läufern mit Startnummern, aufblasbare Turnschuhe, Kinderbespassung. Die Information hatte geschlossen.

Bummel durch die Fußgängerzone, ich entdeckte die Dampfbäckerei. Es war 12 Uhr, Gelegenheit für eine Pause. Innen ein Tisch frei, bestellten Zimtschnecken und Kaffee (Selbstbedienung), nahmen ein Brot (geschnitten) und zwei Zimtschnecken zusätzlich mit.

Ließen die Räder am Straßenrand stehen. Marsch durch die Straßen, alte Substanz in gutem Zustand, erstaunlich die Filiale von Mc Donalds.

Mittlerweile quoll das Zentrum über mit lauffreudigen Menschen jeglichen Alters.

Ich schlug vor, den Ausflug zum Café Generalen zu verschieben und erst einmal die Halbinsel Odderøya zu erkunden. Wieder an dem gelben Pavillon vorbei, heute sang auf der minimalistischen Bühne eine Frau zu Gitarrenklängen, es gab hier und da Abzweigungen vom geteerten Fahrweg, vor einer größeren Halle Menschen, die Bänke schleppten, Vorbereitungen für eine Veranstaltung.

Kiesweg ins Ungewisse hinab. Felslandschaft mit Blick auf Stadt, Insel und Meer.

Im Sportmodus weitere Höhenmeter mit einigen Anstrengungen hinter uns gebracht. Von dem ehemaligen Militärgelände geblieben sind diverse Reste von Verteidigungsanlagen. Vergisst man die ursprünglichen kriegerischen Intentionen dieser Bauwerke, kann man die schönen Aussichten von hier genießen.

Anschließend einen 2021 neu gestalteten Bereich mit modernen Spielgeräten, Picknickplätzen, holzgefassten Sonnenliegen durchfahren.

Wir verließen das Gelände zum Konzerthaus hin, steuerten den Genussbereich Fiske-brygga an. Die Idee hatten viele Hundert andere Menschen, fast alle Außenplätze der Restaurants besetzt, auf den Stufentreppen zum Wasser sonnten sich die Menschen. Mitten hindurch führte die Laufstrecke ohne Absperrungen. Drei Hilfskräfte wiesen die Besucher durch lautes Rufen an, zur Seite zu treten, wenn ein Läuferpulk heranrauschte.

Ein freier Platz, um den rangelte neben uns eine Gruppe junger Frauen, die gestikulierend von der Servicekraft verlangten, Tische zusammenstellen zu können. Wir bekamen unseren Tisch, ein Bier, 0,5 Liter für knapp 11 €, man gönnt sich ja sonst nichts, Muscheln in Weißweinsoße, Jola Fisch und Chips. Wir waren zufrieden, freuten uns über das Essen, das Ambiente, das schöne Wetter.

Fahrt in den Naturpark Ravnedalen, das Café lag vor einer Felswand im Schatten, mit Blick auf einen kleinen See, den man auf einem Kiesweg hätte umrunden können. Im Hintergrund Rasen mit Sitzbänken. Im Moment empfanden wir keinen Bedarf an einer Pause, erkundeten das Gelände.


Alles sehr sorgsam und gepflegt angelegt. Am Rande der Rasenfläche eine hölzerne Konstruktion in Form einer halbrunden Konzertmuschel.

Wir verließen Ravnedalen abschüssig zu einer Straße namens Artillerivollen hin.

Durch den gepflegt wirkenden Stadtteil Grim mit seinen hier meist weißen Häusern gelangten wir über einen Weg in das Naherholungsgebiet Baneheia, durchzogen von mehreren kleinen Seen sowie einem größeren (3. Stampe), alle von felsigem Gestein und Bäumen umgeben. Überraschend, dass einige Personen längere Zeit im Wasser badeten, ohne Anzeichen von Frieren. Am felsigen Ufer sonnten sich andere.

Langsam verstanden wir, warum so viele Menschen in oder der Gegend von Kristiansand ihren Urlaub verbringen wollten. Wir näherten uns dem Fluss Otra, an dessen Lauf immer noch Teilnehmer der Laufveranstaltung ihre Runden drehten. Einige marschierten im Gehmodus, da kam es wohl auf die Zeit nicht an. Rückweg zum Campingplatz wieder auf selbem Wege.

Auf dem Platz wechselten die Gäste, überwiegend sah man hier Deutsche und Holländer, neben uns einmal ein Auto mit einem Nationalitätenkennzeichen „E“ (Spanien). Zelter mit Motorrad oder mit Fahrrad, ein Paar im großen Tesla, aber das Zelt ein kokonartiges Gebilde, Platz für zwei schlanke Menschen.

12.06.2022 Sonntag

Die Entscheidung, eine Nacht verlängern oder weiter nach Grimstad zu fahren, vertagten wir auf nach dem Frühstück. Wir verlängerte! Die Stadt sollte ohne die Massen der Laufveranstaltung ein weiteres Mal besichtigt werden. Stürmisch durfte man die tagsüber herrschenden Winde bezeichnen. Sonne zeigte sich nur selten. Immerhin blieb es trocken. Gleich hinter unserem WoMo ein Durchgang auf eine asphaltierte Straße, die uns leider nicht zu der von Jola ausgesuchten kleinen Insel am Yachthafen führte. Am Ende standen wir auf ehemaligen Geschützstellungen, von denen man Aussicht aufs Meer und Umland hatte. Die kleine Insel erschien nach Entdeckung hinter den Sprungtürmen nicht wirklich wichtig, auf gleichem Wege wie gestern in die Stadt.

Allerdings wählten wir den Weg an der Otra zum neuen Wohnareal „Tangen“. Zwar handelte es sich wieder um die in Hafennähe oft anzutreffenden kubistischen Grundformen, dafür waren aber die Außenanlagen menschenfreundlich gestaltet, soweit ersichtlich autofrei, ausreichend begrünt, mit Wasserlauf in zentraler Lage und Gewächshäusern versehen.

Am Dom Kirchgang oder Feier. Im über für Etagen fußläufig erreichtem Kunstsaal eine frei zugängliche Ausstellung. Bilder ohne Aussagekraft, teilweise kindliches Gekritzel. Schnell verschwanden wir wieder.

Kurzer Besuch der Festung, davor trafen auf einem Parkplatz nach und nach Oldtimer ein, meist amerikanische Modelle.

Der Kunstsilo noch im Bau, nach Aussagen in Prospekten sollte er bereits im Vorjahr fertig gestellt sein. Den Aussichtspunkt fanden wir ohne große Sucherei. Eine kleine Bergwanderung führte uns auf den Berg. Von oben fiel die optische Attraktivität der Stadtsilhouette etwas ab. Danach Essen an der „Frittenbude“.

Ein Eis zum Nachtisch, zwei Kugeln ergaben die Menge von sonst vier in heimischen Gefilden, der Preis war entsprechend.

Abstecher zum Museumshafen. Jola ruhte kurzfristig in einem Liegestuhl auf Felsen.

Die Herren mit den Oldtimern schien es nicht so lange auf dem Parkplatz hat halten können, die meisten waren abgefahren. Rückfahrt zum Campingplatz.

Folgetag