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NORWEGEN – Fjorde und …. –

28.06.2022 Dienstag

Mit einem lachenden und einem weinende Auge verließen wir Oslo, lachenden, weil das Wetter sich nicht zum Besseren wenden wollte, weinendem, weil wir noch so viel nicht gesehen hatten. Über Notodden erreichten wir auf der E134 Heddal, bekannt durch eine der größten Stabkirchen Norwegens.

Die Sehenswürdigkeit befand sich direkt an der E134, großer Parkplatz für Wohnmobile. Ohnehin wollten wir eine Pause machen, da passte der Stopp gerade zur rechten Zeit. Kirche und Umfeld angeschaut, im Shop Kaffee getrunken.

Weiterfahrt, Seljord, Morgedal, größere Orte, dann diverse nicht erwähnenswerte Ortschaften und Seen. Mittlerweile hatte ich mich an das Grün der bewaldeten Berghänge gewöhnt, ebenso, dass ständig hinter jeder Kurve ein See oder rauschender Fluss auftauchte. Nach gut 240 Km erreichten wir den von Jola ausgesuchten Campingplatz bei Haukeli. Mit jedem zurückgelegten Kilometer veränderte sich die Wetterlage, die Sonne schien. Auf dem Platz standen zwei Wohnmobile, ansonsten gähnende Leere, wie auch das Umfeld. Rezeption erst ab 19 Uhr besetzt. Mein erster Aufstellversuch scheiterte beinahe, die Räder hatten sich im weichen Untergrund eingegraben. Ich brauchte mehrere Versuche, um mich zu befreien. Stellte das WoMo auf festeres Gelände. Später gesellten sich eine Handvoll Reisende zu uns auf den Campingplatz. Wir radelten auf einer Nebenstraße ins Ortszentrum, dort sollte es einen Spar geben. Einkauf von Lebensmitteln, u.a. günstige Zimtschnecken. Fahrt bis zum Ortsende, wo sich ein Tipi befand, in dem es allerhand Krimskrams zu besichtigen und zu kaufen gab, u.a. Rentierfelle, Rentierwurst etc. Für ein Fell wollte der in einer Tracht auftretende Mann 1.300 Kronen haben.

Rückfahrt und dann passierte nichts mehr. Jola zahlte 300 Kronen für die Übernachtung, so preiswert hatten wir es bisher noch nicht.

29.06.2022 Mittwoch

Die erfreulichen Wetteraussichten für die nächsten 2 – 3 Tage beflügelten uns, früh aufzustehen. Jola hangelte sich schon gegen 05.30 Uhr aus dem Bett, mich hielt es bis gegen 7 Uhr in den Federn. Sonnenaufgang, mystische Wolken über dem See, so berichtete Jola. Schon gegen 08.30 Uhr reisten wir weiter. Zunächst fast allein auf der Straße, brachte entspanntes Fahren mit sich. Odda sollte nach Jolas Recherche nicht mehr allzu weit (<40 km) weg sein, sodass ein Stopp mit Rundgang eingeplant war.

Innerhalb von rund 40 Kilometern stiegen wir von gut 570 Höhenmetern auf 1.050 Höhenmetern hinauf, links eine Zeitlang der Stå-vatn, ein riesiger See. Jola wünschte einen Halt in dieser bizarren Landschaft. Schneebedeckte Berge, die sich in der glatten Oberfläche des Sees spiegelten. Manchmal ging es ein Stück abwärts, um kurz darauf dann wieder hinauf zu führen, einmal sogar bis auf 1.150 m. Gut kamen wir bisher voran, doch nur rund 5 Minuten danach eine Baustelle mit händisch regulierter Verkehrsführung. Eine Schlange hatte sich vor einem Tunnel gebildet, Bauarbeiten im Tunnel, deshalb eine provisorische Straßenführung außen herum, die jeweils nur in eine Richtung befahrbar war. Die Strecke war etliche Kilometer lang, darum die lange Wartezeit. Ein Leitfahrzeug fuhr vorweg, Kolonnenfahrt war angesagt. Unterwegs bremste die Kolonne für einige Augenblicke ein Teil einer Schafherde aus, die spazierte quer am Straßenrand.

Aber von Odda noch lange nichts in Sicht. Es wurden dann auch insgesamt 138 km, bis wir diesen Ort erreichten und ich mindestens durch 8 mehr oder wenige lange Tunnel gefahren war. Am Campingplatz / Stellplatz kurz geparkt, Beine vertreten, Jola befand den Ort nicht als lohnenswerte Sehenswürdigkeit, so setzten wir die Fahrt fort. Nun immer der E 41 gefolgt, wieder Tunnel, jetzt aber die Straße verbunden mit einer oft schmalen Breite. Ausweichmanöver waren bald an der Tagesordnung.

Einmal plötzlich Nieselregen, die Scheibe besprenkelt, dann Wasserrauschen, ein mächtiger Wasserfall entließ schäumende Kubikmeter Gischt, die sich unter der Fahrbahn in ein felsiges Flussbett ergoss.

Zum Glück folgte ich danach auf fast der gesamten Strecke einem LKW, den ich als Vorhut fahren ließ bzw. als Maßstab für die Notwendigkeit von Ausweichmanövern heranzog. Funktionierte prima, allerdings nur bis kurz vor dem Ziel, dort trafen Reisebus und LKW an einer engen Stelle aufeinander, keiner wollte zunächst weichen. Busfahrer setzte dann zurück, bis der Lkw sich vorbeischlängeln konnte.

Campingplatz Kinsarvik auf einer Anhöhe, Platz 66 mit Fjordblick und Bergansicht. Wolkenfreier Himmel, Sonne satt.

Marschierten in den Spar, kauften Lebensmittel, u.a. gegrillte Hähnchenkeulen.

Nachmittags Fahrt mit den Rädern zu den Wasserfällen, wobei wir es nur zu dem ersten schafften.

Gesamte Strecke der letzten beiden Tage.

Jola früh ins Bett, ich hielt bis Mitternacht durch und machte bei einem Austritt dieses Foto:

30.06.2022 Donnerstag

Jolas Vorstellung vom heutigen Tagesablauf war durch die Abfahrt der Fähre nach Utne determiniert. Sie stand deshalb schon vor 7 Uhr auf. Schatten noch über dem Campingplatz, die Sonne erhellte vorerst nur die Kuppen der Berge drumherum. Erste Strahlen schienen durchs WoMo, da waren wir mit dem Frühstück gerade fertig. 8.15 Uhr radelten wir zum Anleger. Einzige Leute mit Rädern, einige wenige Autos, die mitwollten. Im Passagierraum saßen zwei in Arbeitskleidung gehüllte Männer, aßen (vielleicht ihr Frühstück), ein Pärchen, mit Auto und Kajak auf dem Dach, ein paar Einheimische. 30 Minuten dauerte die Überfahrt.

Utne mit seinen rund 500 Einwohnern schmiegte sich an den Hang, auffälligste Gebäude waren das Hotel und die Kirche, daneben beherbergte der Ort ein Museum, gelegen auf einer Anhöhe.

Das historische Utne Hotel ist von 1722 und wurde seitdem durchgehend betrieben. Es hat nur 17 Zimmer, alle mit charmanter, historischer und individueller Einrichtung. Das Hotel ist Norwegens ältestes denkmalgeschütztes Holzhotel, das seit 300 Jahren ununterbrochen in Betrieb ist. Angefangen hat alles 1722, damals als Gasthof mit Herd, Küche, Flur und einem Schlafzimmer.

Aufs Rad geschwungen und los ging die Tour mit für mich unbekanntem Verlauf. Unfreiwillig besuchten wir gleich nach dem Start das Hardanger Folketmuseum, bzw. den Vorplatz, hier ging es jedenfalls für uns nicht weiter. Umkehr und auf die 550, die sofort bergauf führte, also ordentlich in die Pedale getreten. Im weiteren Verlauf viel Fjord, viel bewaldete Berghügel, mal bessere, mal schlechterer Straßenbelag. In der Ferne für mich namenlose Berge, auf denen vereinzelt im oberen Bereich Schnee lag. Nach ungefähr 30 Minuten ein Stopp bei einer Info-Tafel und Pausenbank mit Blick auf den Hardangerfjord.

Einen Kilometer weiter in herrlicher Lage der Campingplatz Lothe, einfach, aber mit Badestrand und eben, dem schönen Ausblick auf den Fjord.

Ein paar Ortschaften durchfahren, Namen bereits wieder vergessen. Nach gut einer Stunde veränderte sich die landwirtschaftliche Nutzung, mehr und mehr Apfelbäume in Reih und Glied an den Hängen, später im Wechsel mit Kirschbäumen. Professionelle Handhabung, Plastikplanen im Halbrund halfen wahrscheinlich, mehr Sonnenwärme zu bündeln und das Wachstum zu beschleunigen.

Ab und an ein hübsches Haus mit gepflegtem Vorgarten, vor einigen kleine Holzhäuschen, in denen Waren zum Verkauf standen, u.a. Kirschen, Eier oder Marmelade.

Idyllisch wirkte oft das Panorama. Ungewöhnlich, wie schon manchmal erlebt, Baustellen. Zwar beschildert, aber unkonventionell die Handhabung. Der Bagger im Graben buddelnd, der Laster mitten auf der Straße auf Ladung wartend, nicht einmal mit dem Rad war da ein durchkommen. Warten, dann händeringend der Hinweis, wir sollten über die Obstplantage ausweichen.

Nach ungefähr 14 Kilometern mussten wir uns entscheiden, wie weit wir noch in die Berge steigen wollten, dort seien diverse Seen. Kaum Autos auf dieser noch schmaleren Straße als auf der gestrigen Anreiseroute. In seichten Kurven strampelten wir uns rund 3,5 Kilometer durch Wald die Straße hinauf. Dann hatten wir ein Einsehen, wollten mit unseren Kräften haushalten, auch sorgte sich Jola wegen der Akkuleistung. Also umkehren, ich suchte mir einen Stein als Andenken, dadurch verspätete ich mich, Jola war vorausgefahren, unruhig geworden, rief mich an, wo ich denn bliebe.

Jola freute sich auf ein Bad im Fjord und präferierte die Stelle am Campingplatz Lothe, den erreichten wir gegen 12 Uhr. Ein paar Menschen vergnügten sich am oder im klaren Fjordwasser. Oma mit juchzendem weiblichen Enkel, ein Junge fing Krebse, einer flüchtete, den er mit der Hand einfing.

Jola verschwand in einer Bretterbude, Umkleidekabine genannt, kam in ihrem Tankini zurück. Ich probierte im Wasser die Kneipp-Variante, watete durchs gar nicht so kalte Fjordwasser. Jola zögerte nicht, stürzte quasi in die Fluten, forderte Fotodokumentation. Ich wollte nicht nachstehen, Badehose angezogen, aber ich bin halt Warmduscher, deshalb dauerte es, bis ich mich für drei Züge ins Wasser warf.

Jola wollte an Land etwas mehr Sonne an den Körper lassen, saß auf der Bank und meditierte. Ich erklomm einen Felsen, auf dem irgendwann jemand aus Stein eine Bank geformt haben musste. Ein Selfie gelang mir. Weiterfahrt, Jola prophezeite eine Abfahrt der Fähre um 14.15 Uhr, ich hatte 14.55 Uhr auf dem abfotografierten Fahrplan gelesen. Jola rauschte die Straße in den Ort hinunter, vergaß dabei das von ihr angekündigte Kirschen pflücken, ich nicht. Der Baum an der Kirche frei zugänglich, trotzdem musste ich hangeln, um an die reifen Früchte zu kommen. Zeit hatten wir in Utne ausreichend, Jola wünschte einen Besuch im Café des Museums, möglichst mit Waffelgenuss.

Leichte Verzögerung, weil ich nicht gleich „bei Fuß“ stand. Zurück an der Fähre, es war 14.05 Uhr, keine Fähre in Sicht, 14.15 Uhr, dabei handelte es sich um die Abfahrtzeit von Kinsarvik. So hatten wir noch gut eine Halbe Stunde Zeit. Ich verschwand im Joker, kaufte vergünstigt 3 Rosinen-Boller für 20 Kronen. Auf dem Campingplatz war Waschtag, überall hingen auf wild hin- und hergezogenen Leinen Hosen, T-Shirts Handtücher oder Unterwäsche. Von Kölner Nachbarn erfuhr ich, wo sich die Maschine für Sauberkeit befand. 50 Kronen kostete eine Münzen, die man zur Inbetriebnahme brauchte. In 20 Minuten sollte alles sauber sein. Mittagessen von Jola zusammengestellt. Wasche aufgehängt, die war in Nullkommanix trocken.

01.07.2022 Freitag

Pläne geschmiedet, einer lautete, nach Bergen zu fahren. Doch die Wetteraussichten bescherten uns eine Absage. Der Eidfjord sollte noch entdeckt werden, nur knapp 30 Km entfernt. Neuerlich eine Abenteuerfahrt auf engen Straßen, wieder eine Situation genau dort, wo die Straße kaum Platz für zwei größere Fahrzeuge ließ. Rangierten Bus und WoMo wieder, Millimeter fehlten manchmal, dann hätte ein Außenspiegel sicher ein Souvenir mitgenommen, aber alle passten auf und bald löste sich der Stau auf. In Eidfjord vor dem besten Hotel am Platze, Quality Hotel Vøringfoss, gehalten, Jola suchte die Tourist-Info auf. Ich knipste erste Eindrücke vom Ort.

Am Terminal legte gerade ein kleineres Kreuzfahrtschiff an. Die Trosse musste ein Teil der Crew mit einem Motorboot an den Kai manövrieren. Campingplatz gleich um die Ecke, lange Diskussionen um den Stand, Wechsel, weil Schräglage. Erstaunlicherweise hielt sich das Wetter, wenn auch manchmal Wolken aufzogen, die Sonne erkämpfte sich ihr Terrain zurück.

Ausfahrt mit den Rädern zum Wasserfall Skytjefossen, zu dem man zuerst in Richtung Sima Kraftwerk fahren musste, dann weiter durch das Simadal bis zum Parkplatz. Atemberaubende Ausblicke während der Fahrt. Steilste Felswände, schroff, oft kahl, manchmal im unteren Bereich Stellen mossbewachsen.

Zunächst normale Straße, hier ein Foto, auf dem man am Ende des Fjords das Gelände des Kraftwerkes sehen kann. Später dann Nebenstraße gefahren, am Kraftwerk nix zu sehen, wie der Strom hier erzeugt wird, dafür Strommasten, die bis auf die Spitzen der Berge hinaufreichten. Das Informationszentrum verwaist, geschlossen. Ohne es richtig zu bemerken, gewannen wir nach und nach an Höhe. Am Wegesrand plätscherten Bäche, die irgendwann zu Flüssen anwuchsen und in den Fjord mündeten.

Bewohnt waren hier nach ca. 5 Kilometern nur noch vereinzelt stehende Häuser, Zustand mal so, mal so.

Ein Stück Straße ward wohl gerade frisch asphaltiert, ebenso schien ein Brückenneubau vor Kurzem ein marodes Altteil ersetzt zu haben, drei verrostete Stahlträger lagen zwischen Büschen am Wegesrand. Ich registrierte am Wegesrand jetzt die 9 Kilometer-Marke, bald darauf endete der geteerte Weg an einer Brücke, wieder ein Hinweisschild auf regulierte Wasserläufe, die sich abrupt verändern und zu Überflutungen führen können. Zwei Radtouristen stellten ihre Räder ab, wir quälten uns weiter den mit Splitt übersäten Weg hinauf zum Parkplatz, endlos erschien die Strampelei. Der Wasserfall war bereits vor dem Parkplatz gut zu sehen. Leichte Erschöpfung stellte sich am Ende der Tour hier oben ein, leider gab es nichts besonderes mehr zu sehen. Auf dem Rückweg im Slow-motion hinab. Jetzt, beim Anblick der vielen kleinen, aus den Berghängen herabrieselnden Rinnsalen, kam mir die Metapher in den Sinn, die Berge weinten ununterbrochen und wir fuhren durch das Tal der Tränen.

Im Ort zurück, hielten wir bei Vik Pensjonat, ein Hotel mit Café und Bäckerei. Traditionsreiches Etablissement aus dem Jahre 1928, zuletzt im Innenbereich renoviert. Lunch-Time war noch zu dieser Zeit. Wir bestellten zwei Salate mit Hühnchen. Innen die leckersten Brötchen, Brote und Kanelboller, die ich seit langem gesehen hatte, auf Blechen angeboten. Schon verschwanden davon je 4 in Papiertüten, ohne groß auf den Preis zu achten. 726 Kronen für alles, stolzer Preis, natürlich inklusive der Salate und des kostenlosen Wassers. Salate schmeckten, Essen wieder mal sehr lecker. Den Stellplatz auf dem Campingplatz erneut gewechselt. Nachmittags die Leckereien vom Bäcker zu einer Tasse Kaffee probiert. Die Sonne schien immer noch, was für eine positive Überraschung. Sie schien sogar zu stark, mein Teint musste geschont werden.

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