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2023 Tulpen gucken

Niederlande – Tulpen gucken – 5. Teil

21.04.2023 Freitag

10.15 Uhr verließen wir den Platz mit Ziel Bunnik bei Utrecht. Es soll nicht viel Gerede um die Fahrt gemacht werden, durch Sperrung einer Abfahrt zweimal zusätzliche Kilometer auf den Tacho bekommen und im zähfließenden Verkehr über die N 206 bis zur Autobahn geschlichen. Dann teils vierspurig bis vor Utrecht.
Am Campingplatz de Vliert gegen 11.50 Uhr angekommen. Das Areal bauernhofähnlich, freilaufende Hühner, Weideflächen, einige Plätze belegt. Sehr individueller Touch, händische Beschriftung jeglicher Schilder, die Rezeption in einem rot gestrichenem Holzhaus, Automat, an dem man frische Eier kaufen konnte. nur keine besetzte Rezeption. Gegen 12 Uhr würde jemand kommen, die Auskunft erhielt Jola von einen Gartenarbeiter. Derweil Platzbesichtigung. Kiesfläche von Rasen umgeben, Neuanpflanzungen von Hecken drumherum. Neues Sanitärgebäude.
Leider dauerte es mit der Besetzung der Rezeption länger, bis gegen 12.30 Uhr eine junge Frau in einem dreirädrigen Elektromobil vorgefahren kam. Mit uns warteten bereits zwei andere Besucher aufs Einchecken. Das Bezahlsystem funktionierte nicht, wir sollten überweisen.

Die Plätze am Wegrand begrenzten in Blüte stehende Apfelbäume.

Ich inspizierte das neue Sanitärgebäude. Alles blitzsauber, hübsches Styling, wunderbar.

Lidl und Aldi kam auf den Tisch, Tortellini, Pesto und Gemüse als Salat.
Dann Tour nach Houten, nun endlich wollten wir eine autofreie Stadt uns ansehen. Kaum mehr als 3 Kilometer bis in die 50.000 Einwohner zählende Stadt. Tatsächlich zunächst kein Auto zu bemerken, dafür breite Radwege, viele Radler, viel Grün, viel Wasser. Doch Houten war keineswegs „autofrei“. Zur Erklärung zitiere ich von der Seite Wikipedia:
Beim Ausbau der Gemeinde soll darauf geachtet werden, dass Radfahrer vor Autofahrern bevorzugt werden. Das Verkehrskonzept wurde in den 1970ern vom Stadtplaner Robert Derks entwickelt.[3] Houten erhielt sternförmig angelegte Radwege mit Vorfahrtberechtigung. Die Radfahrer können so von ihren Wijken (Stadtvierteln) aus das Zentrum der Gemeinde schnell erreichen. Als Folge davon wird in Houten der größte Anteil der Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. Kleine Elektro-Scooter fahren als Mini-Taxen auf den Radwegen.[4] Für die Autofahrer gibt es einen „Rundweg“. Von jedem Wijk aus muss erst dieser Rundweg angesteuert werden, um das Zentrum und die anderen Wijken zu erreichen. Dadurch sind die Wege für Fahrräder typischerweise kürzer als für den Autoverkehr.
Das, was wir auf dem Weg ins Zentrum architektonisch von Houten sahen, begeisterte uns nicht so sehr, Vorteil vieler Bewohner jedoch, Lage von Haus oder Wohnung an einer der Grachten.
Ein Bahnhof im Zentrum (viele Menschen aus Houten pendeln zur Arbeit nach Utrecht), wir ließen uns auf dem Imkerpfad einfach so lange treiben, bis wir an den Rundweg (für Autos) kamen, bogen ab und gelangte zu den beiden Kirchen im alten Ortskern, dort Bäckerei und andere Geschäfte.
Fahrt nach Bunnik. Fort Vechten links vor der Unterführung der Autobahn, dann gleich das Restaurant Vroeg entdeckt, später besucht. Nach der Hälfte der Strecke Schilder „Rhijnauwen“ und „Theehuis“. Den Abstecher machten wir. Das Theehuis entspricht sicher nicht jedermann dem, was man unter einem Teehaus verstehen möchte, aber schöne Lage des reetgedeckten Hauses, Esel auf der Weide, Schüler oder Studenten im Service, erst zu schnell am Tisch, dann wieder einmal kein Blick für die Gäste.
Eigentlich ein bisschen frisch, um draußen zu sitzen, aber nett war es trotzdem und der Ingwertee wärmte durch.
Schöne alte Zeder, passte gar nicht ganz ins Bild, zumindest, wenn das Lokal mit drauf soll. Links sieht man der „Kromme Rijn“ vorbeifließen.

Kurzer Abstecher zum Fort, wieder Erinnerung an „die Deutschen“ im 2. Weltkrieg. Radeln durch die Landschaft, landeten wieder am Fort Vechten und dem Museum Wasserlinien. Auf dem Parkplatz „Ententreffen“.

Ob die Enten „käuflich“ waren, nicht eruiert, weil niemand ansprechbar war.
Anderer Weg ins Heim. Abends Unwetter, das WoMo bebte, die Antenne wackelte, alles blieb bei uns heil, anders in der Nachbarschaft, die ausgerollte Markise flog vom Wohnwagen davon, nächster Nachbar hatte Glück im Unglück, kam gerade zur rechten Zeit, um seine flatternde Markise „einzufangen“ und zu sichern.
Morgen soll’s zum Stoffmarkt nach Utrecht gehen.

22.04.2023 Samstag

Zeitig aus den Federn, weil, es ging zum größten Stoffmarkt der Niederlande. Der findet seit etlichen Jahren jeden Samstag von 08.00 Uhr bis 13.00 Uhr in der Breedstraat statt. Erstmals als Lapjesmarkt durften Händler am 09.05.1597 hier zweimal im Jahr Leinentuch verkaufen.
Mit richtig justiertem Navi war Utrecht nach gut 9 Km schnell erreicht, den Wilhelmina-Park gestreift, dann schon in den ersten Straßen quirliges Leben, noch mehr Radverkehr. Ein Ruf von Jola „hier ist es schon„, bremste mich und wir bogen von der Voorstraat in den Begijnehof ein, von wo die Breedstraat abzweigte; schon die ersten Stände mit Stoffballen sichtbar. Ein freier Pfahl eines Verkehrsschildes diente als Andockstation für unsere Räder.
Schwupps, und Jola war schon in die Stoffwelt eingetaucht. Zum Glück leicht wieder auffindbar, denn die Besucherzahl zu diesem Zeitpunkt war überschaubar. Entsprechend viel Platz an den Ständen, um alles in Augenschein zu nehmen. Ich streue hier einmal ein paar Bilder ein

„geen PIN“ = keine Kartenzahlung. Garn und sonstige Nähutensilien verschwanden nach und nach in Jolas Tasche, alles so preiswert hier. Nach ca. 50 Minuten war der Kaufrausch vorbei, ich lockte sie ins Café Marktzicht auf einen Cappuccino. Das Lokal existiert bereits seit 1898 und gehört zu den ältesten von Utrecht. Originell der mobile grüne Verkaufsstand, um den Marktbesuchern Kaffee, Tee oder Wasser anzubieten.

Die zwei jungen Mädels im Service überwiegend damit beschäftigt, den Gästen den uns allseits bekannten gedeckten Apfelkuchen an den Platz zu bringen, die meisten Stücke hier trugen eine weiße Sahnehaube, und zwar nicht gerade klein. Rustikales Innenleben kurz fotografisch festgehalten:

Was nun?, kein Plan! Der Plan war, sich treiben zu lassen. Momentan bestes Wetter, Shoppen, Chillen, Eten & Drinken…., das schienen tausende andere Besucher ebenfalls gedacht zu haben, entsprechend voll die Lokale und Fußgängerzonen. Hier hätte man dies…, dort jenes ….kaufen können, nur wer will das alles beim sich Treiben lassen mit sich herumschleppen? Wir kamen zum Platz namens „Neude“, dort befand sich diesen Platz dominierend das ehemalige Hauptpostamt.

Musik schallte vom Platz, eine Band trat auf, es schien ein Musikwettstreit zu sein. Gerade war Bandwechsel.
Dem Platz vorgelagert ein Denker auf dem Felsen (Thinker on a rock)

Aber zurück zum Hauptpostamt, das wir beinahe hätten links liegen gelassen, wenn ich nicht wieder einmal den Riecher für ein interessantes Objekt gehabt hätte.
Also Eintritt durch einen eher unscheinbaren Eingang.
Keine Post mehr wird hier angenommen, abgeholt, keine Briefmarken verkauft oder Telegrammen verschickt, nichts dergleichen. Im Jahr 1920 wurde das Hauptpostamt gebaut, das 2011 als letztes niederländisches Postamt geschlossen wurde. Mehrere Jahre lang konnte keine neue Nutzung gefunden werden. Nach 2016 wurde das Gebäude zu einem Kulturzentrum mit Bibliothek, Kino, Hörsaal, Brasserie und Café sowie Ausstellungsräumen, Arbeitsplätzen und einem Fahrradschuppen umgebaut. Das Gebäude beherbergt neben einer größeren Buchhandlung jetzt hauptsächlich die Zentralbibliothek. Am 11. Mai 2020 wurde es für die Öffentlichkeit geöffnet.

Sechs Statuen aus Blaustein sind in der Halle angebracht. Fünf dieser menschlichen Figuren stellen die verschiedenen Kontinente dar und werden von einem entsprechenden Tier begleitet, während eine sechste Statue den Handel und den Wohlstand darstellt. Die Statuen und Ornamente wurden von Hendrik van den Eijnde geschaffen.

Rechts auf dem Bild „Europa“, hätte ich nicht schreiben müssen, steht ja drauf.
Im Erdgeschoss stand ein Klavier, angeschlossen ein Computer. Klassische Musik erklang. Ein Projekt „Piano Robot“ vom Institut für Design und Engineering.

Das dazugehörige Video hat, aus welchen Gründen auch immer, leider keinen Ton.

Aus einem der oberen Stockwerke der Bibliothek schöner Ausblick auf die umliegenden Restaurantbetriebe.

Wie schon beschrieben, Lokale voll, unsere Mägen derzeit ziemlich leer, wohin nun?
Oudegracht, dort saßen die Menschen direkt am Wasser.

Broodje in vielen Händen, lecker sahen die Teile aus. Beim „Italiener“ die längste Schlange, wohl die besten. Rasant ging es voran, an der Tresenfront durfte ich Augenzeuge der Zusammenarbeit von vier alten Männern werden, die im Akkord die Broodje buken, aufschnitten, mit Wurst und Käse belegten, Salat drauf legten, eintüteten und schwupps, waren 5 € verdient. Meine Calzone musste erst in den Hitzeofen, deshalb meine eingehende Beobachtung vor Ort.
Am Gelände der Gracht Verzehr.
Jola lechzte nach einem Bier, also kurze Strecke später wieder ein Stopp, gerade ein Außenplatz zwischen Statuen frei. Horeca nannte sich das Lokal. Zwergenbier und Affligem. Die Bedienung kam, sprach, was ich nicht verstand, räumte Speise- und Getränkekarte vom Tisch ab, dann quasi die Übersetzung, in 30 Minuten würde es zu regnen beginnen.

Was nun? Nach Hause, in 30 Minuten kaum zu schaffen. Fortsetzung des Spazierganges. Hier irgendwo Kauf eines appetitlich aussehenden Brotes im Bioladen. Jola erstand von einem mobilen Händler Reste seines Tulpenbestandes. 3 x 30 Tulpen für 15 €. Ein Schnäppchen wie sie meinte und trug fortan eine große weiße Plastiktüte mit sich herum. Wir gingen danach zum Fischmarkt, eine Drehorgel spielte.

Dahinter tänzelte der „Organist“.

An der Maartensbrug zum Domplatz abgebogen. Der 112m hohe Turm total eingerüstet, einzig die Uhren blieben sichtbar. Es erinnerte an Lübeck und seine ständig im Sanierungszustand befindliche Kirchen. Besuch des Inneren. Wieder eine besondere Schlichtheit, mit Ausnahme der Fenster und der Orgel (3698 Pfeifen in 50 Registern). Besonderes: ein Sturm brachte den Turm 1674 zum Einsturz, ansonsten wechselvolle Geschichte (Verweis auf Wikipedia).
Zwischenzeitlich setzte der vorausgesagte Regen ein, ich besetzte einen Platz im Dom-Café, mit Blick in den Innenhof. Das Café adrett, derzeit kaum Gäste. Kaffee und Walnussschnitte (sehr lecker) geordert, alles für 9,60 €. Besucher im Innenhof nun mit Regenschirmen oder Regenmantel bestückt unterwegs. Bindfäden fielen vom Himmel. Andere Menschen fanden den Weg ins Café, alles voll. Spanische Truppe mit Kleinkindern besetzte den größten Teil. Vor dem Altar sang ein Chor, erinnerte an unsere Erlebnisse in Israel. Schöner Klang, andächtiges Zuhören.
Danach mehrfacher Versuch den Dom zu verlassen, aber zu starker Regen, sprich, wir blieben, am Ausgang Schau der ein- und ausströmenden Besucher, lustig, die Leute mit den übergezogenen „Müllsäcken“, manchmal ein Farbspiel an Regensachen, rot, grün gelb. Dann nachlassender Regen, in Etappen Rückmarsch, mit Pause im Hauptpostamt, der Zentralbibliothek. Auch hier sang ein Chor, ob es der aus dem Dom war? Interessierte standen wieder um das Klavier, insbesondere die Kleinkinder blickten fasziniert.
Die Außenplätze der Gastronomie leer, die Stimmung ansonsten nicht schlechter, alles traf sich in den Lokalen. Zurück am Stoffmarkt, der aufgeräumt aussah, als wenn hier nichts stattgefunden hätte. Heimfahrt im Regen.

Endlich TULPEN GUCKEN:

23.04.2023 Sonntag

Kurz nach 9 Uhr Abfahrt, schade eigentlich, denn die Sonne schien, kaum ein Lüftchen rührte sich, nichts trübte die Aussicht auf den neuen Tag. Fahrt komplikationslos, ein Unfall auf der A28 verzögerte kurzfristig die fast durchgängige Fahrgeschwindigkeit von 100 km/h. Schaulustige bremsten das Fortkommen aus, zwei Autos lagen im Seitengraben, Polizei und Rettungswagen schon vor Ort; wer hatte da nicht aufgepasst?
12.00 Uhr Ankunft auf dem Platz des Seglervereins in Leer, kein WoMo da, dafür zwei Stellplätze mit PKW zugeparkt. Jola bezahlte die 18 €, Stromanschluss war bereits frei.
Auf Rädern zum Rathaus, im Restaurant Waage im Außenbereich Mittag gegessen. Das Labskaus, das Jola bestellte, sah anders als in der Erinnerung an das aus dem Jahre 2017 aus (Grund: der Pächter hatte vor drei Jahren gewechselt). Ein bisschen per pedes die Umgebung der Fußgängerzone erkundet. Später mit den Rädern im Hafengebiet gewesen, Bild vom gegenüberliegenden Seglerverein und unserem WoMo (ganz rechts) gemacht…

…. danach zum Leda-Sperrwerk und weiter zu einem der Dörfer, Umkehr in die Stadt, Antik-Café aufgesucht, Kaffee und Kuchen. Neubaugebiet angesehen, Hausbesuch, Wohnungen wäre nichts für uns. Fahrt durch etabliertes Wohngebiet aus Siedlungs- und Reihenhäusern. Rückkehr zum WoMo. Auf dem Gelände reges Treiben der Segler, Klein und Groß beim Saubermachen der Boote.
Morgen geht’s nach Hause.

Niederlande – Tulpen gucken – 4. Teil

19.04.2023 Mittwoch

De Lakens mit mehreren weinenden Augen verlassen, so schön fanden wir es hier. Hätte ich ein Bewertungsportal für meine besuchten Camping- oder Stellplätze, würde ich für diesen annähernd die Höchstpunktzahl vergeben.
Nahmen einen Umweg, warum?, weil ich in Lisse einen Camperservice aufgetan hatte, der auch Kühlschränke in Wohnmobilen reparieren könnte. Bei Lisse umfangreiche Blumenfelder, Hyazinthen und Tulpen, diverse Farben. Autoverkehr nahm zu, stauverdächtig, warum?, weil der Keukenhof sich in der Nähe befand. Reisebusse, ein riesiges Areal voller Wohnmobile, wie auf einer Messe. Ich hätte in den Stau abbiegen müssen, aber so wichtig war es mir dann doch nicht, kühlen wir also weiter mit Gas.
In Katwijk aan Zee lag der Campingplatz ebenfalls in einem Dünengelände, allerdings durften wir ihn nicht sofort betreten, eine Schranke stoppte uns. Um 12 Uhr, erfuhr Jola, könnten wir einchecken, es war gerade 11 Uhr.
Die Räder ausgeparkt, den Ort erkundet. Ein Kirmes ward auf Werbetafeln angekündigt, die Schaustellerfahrzeuge zeugten von einer Warteposition.
Typisches Seebadprofil, fanden jedoch keinen alten Ortskern. Neubaugebiete vermittelten den Eindruck, hier wollen mehr Menschen wohnen. Nach 45 Minuten Rückkehr zum Parkplatz. Auf der Anhöhe ein orientalisch anmutender Bau, eingezäunt.

Internationale Soefi Bewegung (Universal Murad Hassil), gebaut im Jahre 1969.

Durften dann doch früher einchecken, Platz 31, mit Order, wie wir uns aufzustellen hatten (wegen Windböen seeseitig).

Neubau eines Geschäftsgebäudes auf dem Gelände, nicht rechtzeitig zum Saisonstart fertig geworden. Der Platz eher ein typischer Rasenplatz in Reih und Glied, umgeben von Dünen.
Und was passierte sonst noch? Alles installiert, testete den Kühlschrank, und siehe da, er fraß wieder Strom. Dieses WoMo machte wirklich, was es will.
Rund 10 Kilometer wurden mir als Entfernung bis nach Leiden angezeigt. Ein Weg durch die Dünen schien es nicht zu geben. Katwijk aan Zee, Katwijk, Katwijk aan den Rijn, Rijnsburg, Oegstgeest und Leiden bildeten für mich ein örtliches übergangsloses Konglomerat, klar, dass man sich da auch mal verirren, sprich, verfahren kann.

Wie schon zuvor einmal konstatiert, verirren kann auch eine erfreuliche Seite aufweisen, hier durften wir uns von einer modernen Reihenhaussiedlung an einer der Grachten oder dem Oude Rijn erfreuen. Jedes rückseitige Grundstück mit sehr individuell gestalteter Grünanlage, fast überall sah man ein Trampolin, manch Hauseigentümer war offensichtlich zudem Bootsbesitzer.
Man beachte den breiten Radweg!
25 Minuten später waren wir dann endlich in Leiden, fanden im Stationsweg relativ rasch die Tourist-Info, gegenüber das Lokal „Paco Ciao„. Draußen keine Speisekarte, deshalb suchte ich den Eingang. Gelangte über Stufen durch eine Tür in ein winziges Zimmer, kommodig eingerichtet, aber nirgend eine Durchgangstür zum Restaurant. Dafür öffnete sich kurz ein antiker Schrank, dessen Tür klappte jedoch gleich wieder zu. Verließ enttäuscht den Raum, dann eben nicht. Zwei Frauen verschwanden durch die gleiche Tür, kamen nicht zurück, also doch irgendwo ein Zugang, egal jetzt, wir zuckelten nun mit Stadtplan und Guide aus der Tourist-Info in der Hand weiter.
Leiden, erfuhren wir aus dem Prospekt, besitzt die älteste Universität der Niederlande, 28 Kilometer Grachten, 13 Museen, rund 3.000 Monumente und ist die Geburtsstadt Rembrandts, in der er seine ersten 25 Jahre lebte.
Über die Steenstraat (hier Blick auf eins der Museen, De Valk, das Mühlenmuseum) ……

……gelangten wir in der nächsten Stunde an den Stille Rijn, fanden ein freien Außenplatz direkt am Wasser in gleichnamiger Straße. Erstmals auf einer Speisekarte fand ich im Lunchroom Logica die Möglichkeit, eine Flasche Leitungswasser zu bestellen, Kostenpunkt 1,50 €. Essen heute: Tagessuppe (Jola), ich 5x Falafel und 5x Jersey-Cheese-Kroketten).

Deutlich zu erkennen, die Temperatur war gestiegen, die Außenplätze gefragter denn je.

An den Straßen Aal-, Vis- und Botermarkt Marktstände, bei einem kaufte Jola Ingwer, indessen ich auf die Kornbrücke stieg und diese beiden Fotos schoss:

Blick in die andere Richtung:

Auf dem Markt traf ich etwas später auf zwei verkleidete Frauen, die in den Händen Körbchen mit Tulpenzwiebeln umhertrugen, wozu nur?

Wie schon erwähnt, Leiden ist die Geburtsstadt Rembrandts, dazu bekamen wir den Tipp, im Young Rembrandt Studio uns ein Video über seine Zeit hier anzuschauen, kostenlos. Das Gebäude sollte sich nach der Angabe im Stadtplan irgendwo in der Nähe der Pieterskerk befinden. Die Kirche gehört zum Pieterskwartier (oder umgekehrt), das Kwartier wegen der Szene beliebt bei Studenten. Hier ein Bild idyllischer Hinterhofatmosphäre mit etwas durch Bäume verdecktem Blick auf die Kirche.

Im Café der Kirche (Museum) gönnten wir uns bei einer Verschnaufpause auf der Suche nach „Rembrandt“ jeder einen Cappuccino (only PIN).
Das Studio in der Langebrug 89 von außen unscheinbar.
Einige Merchandisingprodukte waren im vorderen Bereich des Raumes ausgelegt, im hinteren Teil befanden sich vier Stühle, rechts eine Leinwand. Auf einem Schild stand „…in progress“; auf der Leinwand der Stadtplan von Leiden. Ein junger Mann eilte herbei, begrüßte uns (einzige Gäste) herzlich (auf Englisch), spulte seine Ansage textsicher und schnell herunter (ich verstand kaum etwas), wünschte uns dann „…enjoy“, zog den Vorhang zu und ließ uns allein. Die Vorführung begann.
Hier ein kurzer Ausschnitt aus dem Video:

Gut gemachte Animation. Nur quasi um die Ecke die Straßen, die nach dem Guide unbedingt begangen werden sollten, Doezastraat hieß die erste. Die schloss sich dem Pieterskwartier direkt an. Hier auch ein Teil der Universität. Studenten sind offensichtlich Radfahrer.

Müde gewordene Beine verzichteten auf die Verfolgung der zu besuchenden Straßen, wir kürzten das Stromern ab und begaben uns auf den Rückweg, wollten noch „De Bucht“ besteigen.
Der Singelpark (www.singelpark.nl), ein Projekt durch Anwohner initiiert, dient der Begrünung des Altstadtrandes (meine Formulierung). Hier die hübsche Art von Beschriftung eines Eingangsbereiches an der Straße Jan van Houtkade.

Bekanntes vom Hinweg wiedererkannt, dann die Hooglandse of St. Pancraskerk in der Nieuwstraat 20. Erbaut im 15. Jahrhundert auf einem Gebäude aus dem 13. Jahrhundert, restauriert zwischen 1885 und 1902. Aus dieser Perspektive als Ganzes kaum aufs Bild zu bekommen.

Besuch des Inneren dieser protestantischen Kirche, deren Schlichtheit im völligen Gegensatz zu den vielfach gesehenen Kathedralen katholischer Anhänger stand.
Eine Organistin übte gerade ein Stück ein. Jola meinte, Fehler gehört zu haben.

Kaum 100 m weiter konnte man den grünen Erdwall durch ein Tor schimmern sehen, das letzte Ziel für heute ward somit gleich erreicht. Lauschiges Plätzchen vor dem Eingang, Jola lechzte nach einer Sitzgelegenheit. Doch erst die Arbeit und dann das Vergnügen, also Aufstieg, nun die Wahl, Treppen oder seichter Fußweg hinauf? Die Wahl fiel auf den seichten, dafür längeren knieschonenderen Aufstieg.
Eigentlich bestand das Monument nur aus der Rundmauer, die man über eine metallene Wendeltreppe besteigen und begehen konnte. Schöne Aussicht auf Kirchen und Stadt. Ein Foto von St. Pancrans genügte mir.

Wer Lust hat, kann über diese „Burg“ auf niederländisch selbst nachlesen.

Jetzt den Abstieg über die Treppen, Jola voran, saß bereits auf dem sonnigsten Platz vor dem Lokal. Jenever sollte es sein. Das verstand der junge Mann nicht bzw. verschwand er im Lokal, um nachzufragen. Kam mit dem Ergebnis, sie hätten Jenever und brachte ein paar Minuten später zwei randvolle Gläser, wobei ein Teil des Inhaltes auf den Tisch schwappte.
Ich musste erst „freundlich“ gucken, bevor Jola auf den Auslöser drücken wollte. Schlechte Fotografin oder kann der Mann nicht freundlich schauen?

Fußmarsch schleppend zu den Rädern, die schnell bestiegen und mit Navigation gen Katwijk aan Zee gesteuert wurden, um sich dann doch noch einmal zu verfahren. Puh, das war ein anstrengender Tag, immerhin bei sehr schönem Wetter und einer lohnenswert zu besuchenden Stadt.
Statt der berechneten 22 fuhren wir, nach Jolas Zähler, rund 30 Kilometer (hin und zurück).

20.04.2023 Donnerstag

Den Vormittag verbrachten wir bei ungemütlichem Wetter dödelig, Reiseblog fortsetzen, Postkarten schreiben etc. Mittagessen mit Resten aus der Pfanne.
Damit die Leser eine Vorstellung von der mehrfach gefahrenen Strecke bis nach Leiden bekommen:

Das Ziel für heute war Hortus Botanicus, Rapenburg 73.
Nach 13 Uhr Start. Kennt man die Strecke ein wenig, schaut man anders auf die Umgebung. Die 6 bis 8 qm großen Areale der an den Straßen gelegenen „Vorgärten“ ähneln sich bei ihrer Gestaltung bzw. Ungestaltung durchaus mit denen in anderen Ländern, bspw. in Deutschland. Mit Steinen aufgefüllte Fläche, aus denen einzelne Pflanzen als „Zierde“ kämpfen, Aufbewahrungsorte für Kinderspielzeug oder Sportgeräte der Erwachsenen (Paddel, Kanu etc.), Parkfläche für Fietsen, verwilderte, aber eben auch mit Liebe gepflegte „Kleinkunstwerke“ floraler Natur sah ich heute.
An anderer Stelle brauchten Menschen eigentlich keinen eigenen Vorgarten, können sich doch fast jeden Tag auf ein solches farbliches Blumenbouquet blicken.

In Leiden wichen wir ein Stück vom bisher gefahrenen Weg ab, belohnt wurden wir mit der Fahrt durch den Bio Science Park (Universitätsgelände), der dem Hauptbahnhof nahe vorgelagert war.

Hier durften sich wieder einmal Architekten austoben.
Abstecher zum Mühlenmuseum, kein Besuch. Der Bereich gehört schon zum „Singelpark“.

Dann rund 2 Kilometer durch die Altstadt geradelt. Kurz vor 15 Uhr den Botanischen Garten erreicht; Eintritt (9 €). Ein Vorbau gehörte zur Universität Leiden, Fakultät Geisteswissenschaften. „Promotie“ stand auf einem Plakat. In Schale geworfene junge Männer und Frauen, Menschen mit Urkunden und Blumensträußen wuselten umher. Nach der allgemeinen Übersetzung deutete ich das Wort als Promotion von Doktoranden, hier eben dessen Feier. Wenn sich ein paar dieser Promovierten später auch noch recht „kindisch“ gaben, aber das war sicher die Freude über….
Was soll man über einen Besuch eines Botanischen Garten schreiben? Bin schließlich kein Botaniker, hatte zwar meine App wieder aktiviert und konnte einige Pflanzen identifizieren, aber irgendwie erschlug die Vielfalt mich. Insofern stelle ich einfach nur ein paar Bilder zu Ansicht. Zuerst das Glashaus mit Kakteen und fleischfressenden Pflanzen.

Nun gut, ein paar Sachen erschienen mir doch noch erwähnenswert. Zwei hohe, ansonsten unscheinbare Bäume standen im Haupthaus, Wollemien (Familie der Aurakariengewächse). Sie gehören zu den prähistorischen Pflanzen, die Art wurde erst 1994 in Australien entdeckt und galt als ausgestorben. Durch ein Zuchtprogramm soll die Baumart erhalten werden. Aktuell soll es davon nur 100 Bäume geben. Seit 2006 steht einer davon in Leiden und konnte 2018 „ein Kind“ zeugen, einen Ableger aus männlichen und weiblichen Zapfen).
Ganz oben, unter dem Glasdach existierten die „Fleischfressenden Pflanzen“ im Licht und auf nährstoffarmen Böden.
Die „Venusfalle“ funktioniert wie folgt: Die Beutetiere werden durch Nektar am Rand der Falle sowie die auffallende Fallenfärbung angelockt. Berührt ein Insekt eine der Fühlborsten mehr als einmal, oder zwei Fühlborsten, schließt sich die Klappe blitzschnell. Die nun aktiv werdenden Verdauungsdrüsen füllen das Falleninnere mit Flüssigkeit und zersetzen die Weichteile des Opfers. Der Verdauungsvorgang kann je nach Größe der Beute zwischen 5 und 35 Tagen dauern. Die freigesetzten Nährstoffe sorgen für den fortwährenden Verschluss der Falle. Nachdem die Falle sich wieder geöffnet hat, ist diese sofort wieder einsatzbereit. Nach dem dritten Verdauungsvorgang schließt die Falle jedoch nicht mehr und stirbt schließlich ab.
Dieser Text stammt von www.carnivoren.org.
Ich experimentierte, wollte ein Video aufnehmen. Zog einen Grashalm durch „den Schlund“. Und tatsächlich zogen sich nach mehrmaliger Berührung die beiden Hälften zusammen, die natürlich den dünnen Halm nicht festhalten konnten. Hatte ich jetzt für das schnellere Ableben eines Pflanzenteils gesorgt?
Mit dem Video klappte es nicht, egal warum.
Weitere Gewächshäuser folgten, dort diese Riesenblätter (linkes Bild), dann Außenbereiche, wie den „Chinesischen“, später an der Sternwarte Ruheplatz mit Blick auf Gracht und Wohnhäuser:

Zum Hochzeitspaar sei anzumerken, das Paar sah ich erstmals im tropischen Glashaus durch beschlagene Brillengläser. Sie quiekte, weil etwas an ihrem langen Schuhabsatz hing; nein, es war keine Schlange. Später musste sie dann im Außenbereich posieren und schien unendlich zu frieren, da half die heiße Liebe nur bedingt.
Wir checkten aus, beschritten den Weg außen um die Anlage zum Eingang hin zurück, es wartete das Café auf uns.

Das Blesshuhn schien neben den natürlichen Baumaterialien auch die Rückstande bzw. Abfälle moderner Kunststoffprodukte für den Nestbau genutzt zu haben.

Im Café reges Treiben, wohl auch Absolventen der „Promotie“, die Servicekräfte wirkten leicht derangiert, doch irgendwann trat eine von ihnen auch an unseren Tisch und nahm die Bestellung auf. Kuchenauswahl, merkwürdig, die Stücke sahen in allen holländischen Bars, Cafés oder Restaurants bisher gleich aus, der gedeckte Apfelkuchen, der Käsekuchen mit Passionsfrucht. Gibt es eine zentral operierende Konditorei, die diese Teile herstellt und vertreibt? Egal, Jola hat das Stück Käsekuchen gemundet.
Sie erwarb dann noch im Shop diverse Accessoires, während ich draußen die Welt beobachtete.

Danach eilige Fahrt in die Fußgängerzone, Jola wollte in der Drogerie die norwegischen Puschen kaufen. Wollte nicht nur, sie tat es auch, weil ja so günstig.
Diesmal gelang die Rückfahrt ohne Irrungen.
In Katwijk aan Zee verließ mich Jola, für Lidl. Ich brauste allein zum Campingplatz, in der Hoffnung, Jola würde den Rest des Weges zum WoMo alleine finden.
Bei der Abfahrt am Mittag nach Leiden um uns herum Leere, jetzt überall neue Nachbarn. Lag es an der Eröffnung des Kirmes? Aber wer käme mit dem Wohnmobil hierher, nur weil ein Kirmes aufmacht? Vielleicht doch die Vorboten des Königstages?
Morgen geht’s weiter Richtung Utrecht.

Niederlande – Tulpen gucken – 3. Teil

15.04.2023 Samstag

Vor 8 Uhr aufgewacht, ob ausgeschlafen oder von den Strapazen gestern, egal. Punkt 8 Uhr tauchten wir ein letztes Mal ins Wasser des Schwimmbeckens ein, mit uns einige wenige andere Frühaufsteher und -schwimmer. Die Frau wieder ohne Handtuch, ich gab ihr später den trockenen Teil meines übergroßen Badetuches ab.
Aufräumen, Abwasch erledigt, alles verstaut, Stützen waren diesmal nicht ausgefahren, konnten also auch nicht abgefahren werden. Für die Rückgabe der Codekarte gab es 2 €.
Sonnig unterwegs, Vorfreude auf den nächsten Stopp. Bei Alkmaar kurzzeitiger Stau, Ampeln regelten den Verkehr, Rückreise der Urlauber aus Nordrhein-Westfalen oder die Anziehungskraft von Alkmaar als Shopping-Metropole könnten mitursächlich gewesen sein.
Ansonsten viel Verkehr, aber alles im Fluss. Ein paar Kilometer durch Grünland, erster Campingplatz in Bloemendaal gleichen Namens „geschlossen“, aber es waren ja noch 1,3 km bis zu dem von mir gewählten De Lakens.

Angekommen (oben links im Bild das grün eingekreiste Areal beim Hazenberg ist der Campingplatz) im Zeeweg 60, erschreckte mich das Schild „Vol“, was ich nicht lange zu übersetzen brauchte. Ärgerlich, aber ich fuhr trotzdem an die Rezeption. Jola ließ dort ihren Charme spielen und hatte Erfolg, Platz 794. Inmitten der Dünenlandschaft ein riesiges Gelände, verwinkelt, hinter Böschungen die Plätze, hier fanden auch Menschen ohne WoMo, Wohnwagen oder Zelt Unterkünfte, in kleinen Holzhütten oder in Großraumzelten. Hinter unserem Platz „der Baum“ zum Klettern für Kinder. Leider mein Daumen davor.

Im Schutze des WoMo ließ es sich gut in der Sonne sitzen. Spargelsuppe und Obstsalat dienten als Mittagessen, einfach und gut.
Marsch über den Campingplatz zum Strand. Die Dünen schienen hier noch ein Stück höher als die bisher erlebten.

Die Dünenlandschaft durchfurcht von vielbefahrenen Straßen, enorm große Parkflächen; über 5 Stunden kosteten 19 €, kein billiger Strandbesuch.
Richtung Zandvoort eine Vergnügungsmeile mit diversen Bars, Restaurants etc. Irgendwo müsste sich die Rennstrecke der Formel 1 befinden, zu hören war allerdings nichts. Wieder vergällte einem der kalte Wind den Spaziergang am Strand, den Hunden war’s egal, sie jagten den vom Herrchen geworfenen Bällen hinterher, auch wenn sie sie nicht immer orteten.
Pause im WoMo, Jola errichtete eine Kirschtorte.
Gegen 16 Uhr dann ein Abstecher nach Haarlem, rund 8 Kilometer mit dem Rad. Gleiche Strecke wie mit dem WoMo, Overveen, ein netter Flecken mit rund 4.500 Einwohnern vor Haarlem durchfahren, hier gepflegtes Ambiente, bestimmt nicht günstig zu wohnen.
In der Nassaustraat in Haarlem die Räder abgestellt, ein junger Baum diente der Ankettung; die Flut an Fahrrädern war enorm, sowohl parkende, als auch die fahrenden.
Geschäfte geöffnet, erster Eindruck wie üblich, überwiegend Filialbetriebe. Bei einem Bäcker Brot gekauft. Ein Jahrmarkt mit Riesenrad bevölkerte die Gegend um die Sankt Bavokirche am Grote Markt. Stromerten quasi ziellos durch die Gassen, fanden an der Ecke Damstraat / Spaarne bei dem gastronomischen Betrieb „De Waag“ ein geschütztes Plätzchen im Außenbereich. Die Frau verzichtete auf den ihr zustehenden Campari, wollte ein Bier, ein solches, wie das leere Glas, das vom Vorgast auf dem Tisch stand, und dazu einen Jenever.

Brasserie d‘ Achouffe (Bier)

Am Kai der Binnen Spaarne legte ein Boot an, aus dem stiegen einige leicht angeheiterte Frauen aus und eilten zielorientiert ins Innere von De Waag um sich zu erleichtern.
Mich hatte der junge Kellner bei der ersten Bestellung vergessen bzw. dachte er, der Jenever wäre für mich. Ich orderte einen Campari mit Eis ohne alles, bekam ein üppig gefülltes Glas. Ein Blick ins Innere der Gaststätte:

11 €, der günstige Pausendrink überraschte uns. Leicht alkoholisiert marschierten wir an dem Wasserlauf zur Gravestenenbrug (aus dem Jahre 1950) mit danebenstehendem Kunstwerk. „Der Fuß des Merkur“ (De Voet van Mercurius) steht hier seit 1997.

So, damit der Blick auch ganz auf den Fuß und nicht auf das Umfeld fällt, vergrößert:

Kälter wurde es, wandelten an der Gracht Richtung Markt, hübscher Blick auf die Bakenesser Kirche, die als Grabkapelle der Maria geweiht war. Nicht gesichert, soll sie im 15. Jahrhundert erbaut worden sein.

Wenig weiter standen wir plötzlich an der Ecke, wo wir unsere Räder „geparkt“ hatten. Nach den 8 Kilometern zum Campingplatz zurück durfte ich mir meine Eisfinger auftauen. Haarlem war entdeckt, ob es mit Alkmaar konkurrieren kann, werden wir an einem der nächsten Tage erkunden.

16.04.2023 Sonntag

Ein Wechselbad der Wettergefühle, gestern Sonne, heute Wolken, Nieselregen. Nachts störte ein Geräusch den Schlaf, Zweige des Kletterbaumes schabten durch den Wind am WoMo, Ergebnis: quietschende Unruhe.

So übernachten andere Menschen auf diesen Campingplatz:

Vormittags nach Zandvoort, über den Strandweg des Campingplatzes zum Radweg, letztes Stück Treibsand, sprich, Fahrrad geschoben! Zwiebelhafte Kleidung half gegen das ungemütliche Wetter, Rückenwind erleichterte das Fortkommen.
Sonntag ist Tag der Amateurradrennfahrer, also Achtung.
Ausguck auf den Rennparcours in den Dünen,….

….einmal im Jahr jagen hier die Formel 1 – Piloten nach WM-Punkten. Was für ein Irrsinn, gerade diesen Sport in einem Naturschutzgebiet zuzulassen.
Am Rathaus die Räder zurück gelassen. Typische Shoppingatmosphäre eines Seebades. Die meisten Geschäfte geöffnet, Bars und Cafés gut besucht. Marsch zur Promenade über einen bunt gefärbten Zebrastreifen. Niederländische Architektur und Wohnkultur muss nicht immer gelungen sein, in Zandvoort durfte ich mich davon mehrfach überzeugen; im Bild ein besonders unangenehmes Objekt als „Abschreckung“, falls hier jemand mal Station machen möchte:

Wir folgten dem Wegweiser zum Museum. Trotz „Sonntag geöffnet“ war geschlossen. Am Platz dahinter ein „Hofje“, Ein Hofje, das ist ein Ort, der in früheren Jahrhunderten für alleinstehende Frauen zum Wohnen eingerichtet wurde.

Die unterkühlte Frau brauchte einen Ort zum Aufwärmen, den wir im Café Noble Tree am Rathausplatz fanden.
Auf der Heimfahrt abgeschweift in ein paar Gassen (Kanaalweg oder Willemstraat), die offensichtlich zu den ursprünglichen Orten des einstmaligen Fischerdorfes gehörten. Leider keine Fotos gemacht, aber sehenswert, im Gegensatz zu den meisten anderen Stellen in diesem Ort.
Auf der Rennstrecke rumorten seit einiger Zeit laut Motoren, irgendwelche Rennen liefen dort. Im kalten, mit Schaumkronen bewehrtem Wasser der Nordsee tummelten sich Surfer und Kiter.
Mittagessen im WoMo. Pause bis in den späten Nachmittag. Dann Bummel über das Areal des Campingplatzes bis in die Dünen.

Sauna, Fitness-Center, großer Spielplatz, ein Spar und ein Restaurant, alles vorhanden. Das Restaurant:

Im Restaurant bekam Jola endlich ihren Drink (Campari) spendiert, den ich auf dem Golfplatz durch eine „Lady“ verursachte und ihr schuldete. Jola hat’s genossen:

Und so haben wir 1976 in Zandvoort übernachtet:


17.04.2023 Montag

08.20 Uhr aufgewacht, aufgestanden, Handtuch und Shampoo geschnappt und zum Haus „Fit- und Zenzone“ marschiert. Den Code an der Eingangstür eingegeben, ein leises Klack und die Tür zum Sportparadies öffnete sich. Geräusche aus der oberen Etage, ein Mann arbeitete sich an Kraftmaschinen ab. Ich setzte mich an das Rudergerät, wasserbetrieben. 20 Minuten holte ich ausladend mit den Händen an der Stange das Metallseil aus dem schwarz verkleideten „Wasserbad“. Das Display zeigte diverse Ergebnisse an, mich wunderte der geringe Kalorienverbrauch (103) für die Schwerstarbeit. Steppte auf dem Walker weiter 10 Minuten, um dann eine Erfrischungsdusche zu nehmen.
Jola schon mit Frühstück durch. Ich gab nach Essen und Trinken ins Navi die Wanderpunkte in Haarlem ein. Es versprach ein wärmerer Tag zu werden, trotzdem noch Handschuhe und Mütze mitgenommen. Gleiche Strecke wie vorgestern gefahren, ich machte in Overveen Bilder von Gebäuden. Ein frisch mit Reet gedecktes Haus, links neben dem Schornstein verpackt ein Dachdecker (eher nicht erkennbar) gerade ein Büschel.

In der Nähe des Bahnhofs entdeckte ich eine Parkanlage, dorthin bogen wir ab, ausgezeichnet war die Anlage mit „Bolwerk“ und lag an einem Gewässer namens „Kloppersingel“. Dem folgten wir bis zur Königskirche, was ein Stück zu weit war, um zum eigentlichen Ausgangspunkt „Grote Markt“ zu kommen. Deutete ich die Informationen zur Kirche richtig, ist sie 2003 abgebrannt und wieder neu errichtet worden.

Heute, jedenfalls aktuell, angenehme Leere auf den Wegen, man konnte also ruhig mal links und rechts den Blick schweifen lassen, ohne gleich mit anderen Radlern zu kollidieren. An der St. Bavo Kirche die Räder angestöpselt. Riesenrad und Jahrmarktbuden immer noch um die Kirche verstreut, noch ohne Betrieb. Das Rathaus seitlich abgelichtet,….

….. innen die Touristen-Info, Jola besorgte einen Stadtplan (1 €, frech).
Ausgangspunkt meiner „Stadtführung“ für Jola begann hier. Blick in den Innenhof, der erinnerte etwas an das St. Annen-Museum in Lübeck.

Es ließ sich gut Bummeln, zu gucken gab es ja genug, wenn auch hier keine Tulpen. Geschäfte teils noch geschlossen, ich führte die Frau zu Haus Nr. 37, eine alte Bäckerei. Geschlossen und im Umbau befindlich, Blick durchs Fenster, innen alles mit Delfter Kacheln verkleidet.

Mit ein bisschen Gesuche und der Hilfe des Navi fand ich die Gierstraat Nr. 3, wo sich seit ewigen Zeiten eine Drogerie angesiedelt hatte und „Wundermittel“ gegen jegliche Beschwerden verkaufte. Die Frau wich kurz von meiner Seite und sondierte die Auslagen bei „Stach„, kehrte interessiert zurück.

Das Wundermittel fanden wir in der Drogerie nicht, egal, übersiedelten zu Stach am Botermarkt (Buttermarkt), Keks und Kaffee kamen gegen 12.15 Uhr gerade zur rechten Zeit.

An der Eingangstür ein Schild „PIN only“, was soviel bedeutete wie keine Bargeldzahlung. Schien ein angesagter Laden zu sein, kurz nachdem wir saßen und unsere gehaltvollen Cookies (sehr lecker) bekamen,….

…bildete sich eine Schlange im Geschäft, Kaffee machen war hier Handbetrieb und dauerte eben.
Die Dame hinten im Bild schien ambitionierte Fotografin zu sein, der dazugehörige Mann musste im Laden für Bilder posieren. Sie trafen wir an anderen Orten noch einige Male wieder.
Es ging weiter zur Nieuwe Kerk (erste protestantische Kirche in Haarlem aus dem Jahre 1659); auf dem Weg dorthin hingen Gießkannen zwischen den Bäumen.

Schon in der Breestraat ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte: Grünzeug vor der Haustür!

Nun erwartete uns die „grünste Straße“ von Haarlem (so stand es im Prospekt), die Korte Houtstraat. Die Anwohner sichtlich bemüht, die nicht vorhandenen Vorgärten durch originelle Gestaltung grün erscheinen zu lassen.

In einer der Nebenstraßen hatte sich wohl eine Anwohnerin als Kunstwerk an einer Hauswand verewigt:

Napoleon muss auch hier in Haarlem gewesen sein, nach der Beschreibung befindet sich ein Landsitz im Stadtpark (Friedenspark). Dorthin leitete ich Jola mit dem Argument, das Theehuis läge dort ebenfalls und man empfahl den Lesern der Broschüre dort zu Mittag zu essen, so stand es geschrieben. Außerdem gäbe es noch den Pavillon Welgelegen zu bewundern.

Napoleon nächtigte hier vom 02. auf den 03.07.1810.
Das Teehaus musste erst entdeckt werden, verborgen hinter Gebüsch lag es etwas unscheinbar an einem Freigehege. Außenbereich in der Sonne, Felle und Decken, falls es an Bein oder Rücken zu kalt wird, lagen bereit. Tagessuppe für die Frau,12 UURTJE vlees für mich. Ich dachte, so hieße die angebotene Speise, doch irrte ich. 12 UURTJE bedeutete „12 Uhr“ und vlees = „Fleisch“).
Merkwürdiges Sammelsurium auf meinen Teller: Braune, fluffige Brotscheiben, Carpaccio, Krokette mit undefinierbarem, aber schmackhaftem Inhalt, Senfsoße, Mini-Salatbeilage, ein Glas mit einer rötlichen Tunke. Nach dem Zwergenbier genoss Jola nun eins vom Strauß.

Gesättigt trippelten wir am Park vorbei zurück ins innere Zentrum, die Kleine Houtstraat mit ihren vielen individuellen Geschäften lockte. Wir fanden etliche Anregungen zu Interieur oder Dekoration, Antiquiertes und Originelles, Jolanda, in Holland kein so ungewöhnlicher Name, dennoch ein Foto wert, zumal mit dem Zusatz „Prinsen“.

In der Auslage eines Outdoor-Geschäfts (Soellaart) sahen wir ein Paar rote Schuhe, Musterung ähnlich wie aktuelle Steppjacken. Schwupps, Eintritt und Anprobe, Wohlfühlen und Kauf.
Wir näherten uns dem Ausgangspunkt, dem Grote Markt, das Teylers Museum am Montag geschlossen, ebenso De Waag, enttäuschend, wo wir uns so auf ein großes Glas Jenever gefreut hatten.
Die Frau hatte es nicht vergessen, Casa, ein Modegeschäft, musste letztendlich noch konsultiert werden, ich bremste mich, blieb vor einem Kaffeeladen wartend, ging hinein, fragte nach „Guatemala“, den man nicht im Sortiment hatte.
Dann endlich wieder im Sattel sitzend die Rückfahrt, fehlerhaft, sprich, falsch abgebogen. Manchmal „erfährt“ man dadurch Bereiche, die man sonst nicht zu Gesicht bekommen hätte; so auch jetzt. Über Bloemendaal ging es nach Ovenvees, Größe der Grundstücke oder die Gebäudearchitektur beeindruckten so sehr, ich kam aus dem Staunen kaum heraus. Toppte das noch einmal die Eeuwigelaan in Bergen bei Alkmaar?
Jola wollte in den Nationalpark, ich folgte bis zum Dünencafé. Der Weg durch den Nationalpark war mir zu lang, mein heutiges Tagespensum erreicht, deshalb kehrte ich direkt zum Campingplatz zurück. Jola berichtete später enthusiastisch von ihrer Rundfahrt, bat um eine Verlängerung um einen Tag. Leider, erstaunt, dürfen wir nicht auf unserem Platz bleiben, müssen zwei Reihen weiter uns aufstellen. Alles wieder ausgebucht, so die Auskunft an der Rezeption, kaum zu glauben, oder hatte das schon etwas mit dem Königstag am 27.04.23 zu tun?
Abends erst Aufzug von Nebel, später sternklare Nacht.

18.04.2023 Dienstag

Gerader Tag, schlechtes Wetter, das hatte zuletzt System.
Zuerst eine Pflichtaufgabe: der rote Knopf der Toilette leuchtete, sie wollte entleert und gesäubert werden. Mein Job.
Danach spazierte ich wieder ins Fitnesshaus, niemand da, 20 Minuten angestrengt gerudert, im Anschluss 10 Minuten Walken, plötzlich Stimmen, eine Frau kam aus dem Nichts, setzte sich neben mich vor den Ausgang, grüßte in undefinierter Sprache, zog sich ihre Turnschuhe an und verschwand. Für mich stand Duschen an.
Gegen 10.30 Uhr sahen wir die Franzosen abreisen, der Platz 801 also frei für uns zum Umparken. Das war schnell in 5 Minuten erledigt.
Das mit dem schlechter Wetter stimmte heute nicht ganz, ab ca. 11 Uhr meldete der Wettergott Sonnenschein, allerdings begleitet von stürmischen Böen. Gleich sollte es in den Nationalpark gehen, äh, wir fuhren natürlich mit den Rädern…
Was ist passiert? Mein Körper rebellierte, zeigte mir die „Gelbe Karte“, zu viel Action beim Frühsport. Schleppte mich mühsam aufs Rad, Jola übernahm die Führung, die Strecke zum Teil von gestern bekannt.
Dieser Nationalpark (Zuid-Kennemerland) ist einer von 20 Nationalparks und entstand 1995. Er liegt zwischen der Nordseeküste und Haarlem und erstreckt sich von Zandvoort bis IJmuiden auf einer Fläche von ca. 3.800 Hektar. Gut ausgebautes Radnetz, an vielen Stellen ausgewiesene Spielplätze, an anderen Betretungsverbot. Mich erinnerte die Landschaft ein Stück weit an die Lüneburger Heide, eben nur weitaus „gebirgiger“. Urwüchsig, naturbelassen, auch durch das viele Totholz.
Wir bewegten uns zunächst auf den Strandpavillon Parnassia zu. Kurz den weitläufigen Strand und das Meer angeschaut. Auf dem Zuweg Reparaturarbeiten an den Zäunen.

Fortsetzung mit schweren Beinen, auf dem Weg zum Vogelmeer, ohne Feldstecher waren nur wenige selten Arten zu sehen, dafür Gänse, Elstern, Dohlen, na, was halt so an Gefieder erkennbar war.

Kilometer um Kilometer störte einen fast niemand, Autolärm war hier unbekannt. Ideal für Menschen, die gern kreuzungsfrei unterwegs sein wollen. Die Tour verlagerte sich leicht landeinwärts, optisch dadurch kaum Veränderung im Landschaftsbild.
Dann zwischen noch nicht in Blüte stehenden Bäumen lagen zwei Wisente bräsig im Gras herum, im Hintergrund Pferde (Wildpferde?).

Die Wisente sollen den Buschwuchs reduzieren, durch ihren Dung den Sandboden verbessern, das Ansiedlungsprojekt wird aktuell als erfolgreich eingestuft. 24 Tiere leben derzeit in etwas eingeschränkter Freiheit in diesem Nationalpark.
Noch einmal Dünenlandschaft:

Am Rande des Nationalparks fiel uns diese Ruine auf:

Die Ruine von Brederode, derzeit geschlossen. Wechselvolle Geschichte seit dem 13. Jahrhundert (wer will kann nachlesen unter https://ruinevanbrederode.nl/en/history/).
In Santpoort im Radfahrertreff Duin en Kruidberg eine Tagessuppe zu zweit gegessen.
Danach den Ort Bloemendaal gestreift und wieder in den Nationalpark zurück. Versteckt zwischen hohen Bäumen wieder architektonische Wunderwerke, wie viele Millionäre hier wohl wohnen?

Zeltplatz erreicht, Pause für mich in der Horizontalen, quasi Zona Recreativa!
Die Tour mit ca. 24 Km in etwa in der Übersicht.

Niederlande – Tulpen gucken – 2. Teil

11.04.2023 Dienstag

Alkmaar ade, Wehmut kam nicht auf, obwohl die Sonne schien. Wirklich viel Neues hatte wir hier in Alkmaar nicht gesehen. Wie man sieht, „gähnende Leere“ auf diesem Teil des Campingplatzes. Beinahe wäre die Abfahrt mit einem Unglück gestartet, es schabte beim Zurücksetzen über die Pflastersteine, ein unangenehmes Geräusch war zu hören. Ursache: Wieder die Stützen vergessen, zum Glück hingen die beiden in der Luft, deshalb entstand kein Sachschaden.
Vor der eigentlichen Strecken ging es zur Tankstelle, wo ich die Gasflasche wechseln bzw. „Nachtanken“ konnte. Einmal um die Altstadt herum, am bekannten Design-Shop vorbei, dann die Tankstelle entdeckt. Freundliche Dame schaute mir beim Ausbau der Gasflasche zu, nickte ein O.K. und brachte mir kurz darauf eine Transportkarre. Ich brauchte nichts machen, sie schob mit Flasche und Karre ab, verschwand im hinteren Bereich, wo ich Gasflaschen stehen sah, sie jedoch von dort keine neue brachte. Auf einer Werbetafel flimmerte ein Text „Gasflessen en Gasvulling„, was so viel bedeutete wie „Gasflaschen und Gasbefüllung“. Die Frau trullerte mit ihrer Karre zurück, darauf meine Flasche. Neu befüllt, den Typ Flaschen hatten sie für einen Tausch nicht. 36 € berappte ich fürs Nachfüllen.

Für die knapp 35 Km bis nach Julianadorp benötigten wir nicht allzu lange, Punkt 12 Uhr standen wir an der Rezeption von „‚t Noorder Sandt„. Was hatten wir unterwegs gesehen? Etliche Kilometer den Nordholland-Kanal, viel bewirtschaftete Felder, teils gelb bewachsen, mit was? Narzissen waren es vermutlich nicht. Später linksseitig die Dünen.
Freie Platzwahl auf einem Areal des großen Campingplatzes, wo ausschließlich Wohnmobile standen. Sonnig war es, sonnig blieb es den Tag über und stürmisch. Radtour nach Den Helder durch Dünenlandschaft (ohne Fotos, da Handyakku leer!). Später in Den Helder quasi „hintenrum“ ins Zentrum gelangt, sprich, Umweg gefahren, dafür ein paar neue Stadtansichten gewonnen, wenn auch nicht immer schöne. Im Zentrum erweckte die Innenstadt den Eindruck, noch nicht aus dem Winterschlaf erwacht zu sein. Leerstand, geschlossene Geschäfte (wieder wg. Personalmangel?), Tristesse, sprich, ungepflegte Fassaden, Wandel durch Billigshops, Langeweile, Rückfahrt auf vertrauter Strecke, auf der wir mit starkem Gegenwind zu kämpfen hatten. Nichts weiter Berichtenswertes.

12.04.2023 Mittwoch

Jola war gestern früh ins Bett verschwunden, vermutlich war ihr zu viel Sonne aufs Haupt geschienen. Nachts trommelten Regentropfen unverdrossen aufs Dach. Mich hat’s nicht gestört, Jola dagegen berichtete morgens, dass sie durch die Geräusche nicht schlafen konnte. Außerdem wirkte die Sonneneinstrahlung wohl bei ihr nach, sie verzichtete auf den Besuch des Schwimmbades.
Gegen 08.30 Uhr zuckelte ich mit Handtuch und Badehose los, kleine Seenplatten hatten sich auf den Fahrwegen gebildet, von oben gab es keinen nassen Nachschub, dafür eitlen Sonnenschein. Traf ein Paar aus Leipzig, die es „bedauerten, keine Badesachen dabei zu haben; wenn sie von dem schönen Schwimmbad gewusst hätten, ja dann…„. Ich suchte den Eingang, umkreiste Rezeption, Restaurant etc. und wäre beinahe vorbeigelaufen.
Zugang nur mit Codekarte, alles übersichtlich, Duschen, Umkleide, Zugang zum Schwimmbecken. Drei Damen bewegten sich im Wasser, für mich war ausreichend Platz, jetzt schon „Bahnen zu schwimmen“. Ab 09.00 Uhr sei das Becken für Bahnenschwimmen reserviert, so stand es in der Campingbroschüre, bis 10 Uhr nur für Erwachsene. Das Becken länger als von außen vermutet.
In den letzten fünf Monaten zuletzt nur ein einziges Mal meine 1.000m geschwommen, als ich loslegte, schien es mir, als habe ich das Schwimmen verlernt, aber es gelang mir dann, die 40 Bahnen durchzuziehen. Puh, erschöpft, aber das hatte irgendwie gut getan. Verlor auf dem Weg zum WoMo unbemerkt meine Socken; die wollte wohl niemand haben, sie lagen wartend auf mich am Ausgang der Schwimmhalle.
Frühstück, Jola saß am gedeckte Tisch, Tomatenstückchen vor sich, die Brötchen aufgewärmt. Sie haderte mit ihrem Zustand, verschwand nach dem Frühstück und holte Schlaf nach. Gut, dann spielte ich eben den Hausmann: Abwasch, Müllentsorgung; anschließend Spaziergang durch die angrenzende Ferienhaussiedlung, dessen architektonische Gestaltung ein gewisses individuelles Aussehen hergab. In „Deutsch“ hingen etliche Vermietungsschilder an Zäunen. Rückkehr zum WoMo, Schlaf war noch nicht ausreichend nachgeholt. So las ich, setzte mich in die Sonne nach draußen, nur der nach wie vor kühle Wind ärgerte mich ein bisschen am reinen Sonnenvergnügen. Es wurde Nachmittag, nach Frischekur eine Radtour, geplant nach Schagen, gut 19 Km. Ich wagte es, in kurzer Hose loszufahren. Erst noch nach Julianadorp.
Buntes Blumenfeld am Wegesrand:

Doch der Wegweiser der Knotenpunkte bugsierten uns am Ort vorbei, die Strecke erkannte ich an einem Schulkomplex wieder.
Es zog sich zu, die Strecke zu lang, falsche Straße, Abbruch, Umkehr, abgezweigt in die riesige Wohnanlage einer Behinderteneinrichtung. Von da ins Zentrum von Julianadorp, das tatsächlich im östlichen Stadtteil einen gewerblichen Mittelpunkt besaß. Im EFFE (falls jemand mal in Julianadorp einen Zwischenstopp macht: das Restaurant befindet sich in der Straße Loopuytpark 10) eingekehrt, nettes Ambiente (mit Regalen abgetrennte Sitzbereiche, verschieden gestylte Stühle an den Tischen), etwas verschlafene junge Dinger im Service, ein großer Kaffee kam alsbald, dazu ein kleines Gefäß mit?… es schien Schlagsahne zu sein. Jedoch schwamm unten eine Flüssigkeit, die nach Eierlikör schmeckte.

Die Sahne wanderte in den Kaffee, der wärmte mich etwas durch, das später gelieferte enorme Stück Apfelkuchen entschädigte für „die Tour-Pleite“ und das kalte Draußen. Jola ward es übel, immer noch Unwohlsein, deshalb schneller Aufbruch.
Bei einem Bäcker ein „Stangenbrot“, sprich, Baguette gekauft und dann ab zurück. Heißer Tee, Jola machte Bubu.
Die Technik im WoMo ging weiter ihre eigenen Wege, sprich, das Bild vom Fernseher ließ sich immer zweimal bitten, bis es Pixel auf das Display brachte. Ich musste wieder den Stecker ziehen, das Gerät stromlos warten lassen, dann wieder Stromzufuhr, dann wieder Bild, wobei das Programm eh mies war.

13.04.2023 Donnerstag

Mein Gott, hatte uns der Sturm gestern so zugesetzt? Ich wachte erst gegen 09.30 Uhr auf, die Frau murmelte noch vor sich hin, Genesungsschlaf. Regengetrommel auf dem Dach wechselte sich mit zerrenden Sturmgeräuschen am WoMo-Aufbau ab.
Zum Schwimmen, oder doch noch einmal umdrehen? Nein, die Badegelegenheit sollte nicht ungenutzt verstreichen, Badehose und Handtuch gerafft und ab durchs Camping-Feuchtbiotop zur Schwimmhalle. Heute plantschten ein paar mehr Leute im Wasser, aber ich konnte meinen „Bahnen ziehen“. Kurz nach 10 Uhr stiegen die ersten Väter mit ihrem Nachwuchs ins Wasser. Bei Wasserkontakt durfte man raten, ob das Gezappel der Babys vor Angst oder Freude entstand.
Frühstück mit einer etwas fitteren Ehefrau. Den Vormittag mit Sondierung der nächsten Ziele verbracht. Der Stoffmarkt in Utrecht nebst der „autofreien Stadt Houten sollten Ziele werden, ich checkte dazu das Umfeld von Haarlem und Leiden (Stadt der Grachten).
Die gute Nachricht für den Resttag, die Sonne ließ sich blicken, die schlechte, der Sturm von der Seeseite blies unverändert heftig. Die Frau besuchte Julianadorp, insbesondere den Lidl, ich fuhr den Küstenweg durch die Dünen ein Stück. Beim Strandpavillon Paal warf ich einen Blick auf das tosende Meer, die Wellen rauschten schäumend heran.

Lange war das Gezerre des Windes an mir nicht auszuhalten, aber sobald man sich abwendete, war es so, als wenn kein Lüftchen wehen würde.

Die Kamera fest im Griff, der Sturm ruckelte ordentlich an der Hand, aber ich hatte mich „scharf gestellt“.
Den Campingplatz kann man eigentlich nur loben, auch ohne das Schwimmbad dabei zu erwähnen, für Kinder ein Paradies, ganze Pfade mit Klettergeräten, eine Hüpfburg, Skaterbahn, Reitanlage (Ponys), viel Platz zum Rad fahren.

14.04.2023 Freitag


He Leute, was für ein Tag, die Sonne schien, der gestrige Wind hatte sich zu einem lauen Lüftchen verflüchtigt, ideale Voraussetzungen für unser Vorhaben, die Insel Texel ein zweites Mal zu entdecken. Die Frau tat etwas zur körperlichen Ertüchtigung und ging um 8 Uhr ins Schwimmbad.
Flotte Fahrt durch die Dünenlandschaft bis zur Fähre, wo wir gegen 10.40 Uhr den Anleger erreichten. Genug Zeit um Tickets zu besorgen, die Fähre legte um 11 Uhr ab. Laut Aufschrift ein „Doktor-Schiff“:

Wesentlich weniger Passagiere als im Sommer. Kaum saß man im Oberdeck, da waren die 20 Minuten Überfahrt schon vorüber und wir mussten zurück zu den Rädern.

Unsere heutige Tour (rund 32 km) auf einen Blick:

Keine 500m gefahren und bei ‚t Horntje schon die ersten Eindrücke über die hiesige Landwirtschaft gewonnen, freilaufende Hühner, deren Art mir nicht geläufig ist, sie aber zumindest sich mit einem opulenten Gefieder zur Schau stellten. Vom nebengelegenen Hof brachte der Bauer unser neues Tiny-Haus, wusste nur nicht, wohin damit.

Danach ein Stück geschützt hinter dem Deich geradelt. Bald tauchten die ersten Schafe mit ihrem Nachwuchs auf, bräsig lagen viele von ihnen im Gras und dösten, verdauten oder ließen sich einfach nur ihre Wolle wärmen. Was bei zu langem Sonnenbad herauskommt bzw. wenn zu lange in der Sonne gedöst wird, kann man auf den beiden Fotos gut erkennen, man verbrennt.

Das beschauliche Ouderschild , hier ein Bild vom Deich aus über den Ortsrand….

….erreichten wir nicht über den Ortseingang bei den Kirchen, sonder direkt vom Hafen aus, wo sich das Zentrum mit dem Museum und der bekannten Fischräucherei „Van der Star“ befand. Texel Lana eroberte Jola im Sturm, kaufte diverse Paar Lammfellhausschuhe, der komplette Kofferraum vom E-Bike füllte sich mit Lammfell.
Uns bekannt für die gute Qualität der Kippelinge bestellten wir zweimal das Menü. Kaum saßen wir draußen, ich durfte den Dosenöffner für Jola spielen, sie bekam den Verschluss des Mineralwassers nicht, da brachte uns einer der Mitarbeiterinnen fröhlich unsere Bestellung, keine Wartezeit, kein Signalton von der „Bestellplatine“ (oder wie nennt man die vibrierenden Dinger?). Uns hätte sicher eine Portion gereicht, was alles über das Menü aussagt (Pommes, Salat und der Fisch (wohl Dorsch) wunderbar). Pappsatt nennt man das wohl umgangssprachlich trollten wir uns von dannen. Ich ging ins Museum, Jola suchte nach Schnüren in einem Laden für Campingzubehör.
Im Museum stand eine mit hunderten kleiner Köpfe tapezierte Figurine bereit, mit der sich Gäste fotografieren lassen konnten. Ich animierte Jola für ein Foto-Shooting.

Nun mussten die Kalorien abgestrampelt werden, es ging weiter nach Oosterend, immer noch Schafe, immer noch Lämmer, jetzt auch einige Ornithologen mit Ferngläsern und Teleobjektiven bewaffnet auf der Suche nach einem Motiv. 400 Vogelarten soll es auf Texel geben.

Ich habe diverse Austernfischer gesehen, Möwenarten, Tauben, Enten, Wildgänse, irgendwo unterwegs gab es einen Verkaufsstand mit „Ganzen Eier“, nicht ganze Eier, sondern Gänseeier. Obwohl es nicht eine Erhebung auf der Insel zu überfahren gab, mittlerweile ermüdeten die 70-jährigen Gelenke vom Radeln, die Sonne tat ihr übriges. In De Waal angekommen, stoppten wir beim kulturhistorischen Museum für ein Päuschen. Hübsch anzusehen der Außenbereich, Jola besorgte uns zwei Kaffee.

Nun sollte noch die „Hauptstadt“ von Texel, Den Burg, erobert werden. Neubbaugebiete am Rande, waren es Ferienhäuser oder Wohnraum für Alleinstehende oder eine Siedlung für „Alte“, Tiny-Häuser im Doppelstockverfahren?
In Den Burg zuerst die Gassen mit Shoppingangebot durchstreift, „waren wir hier schon einmal?“, Jolas Kommentar. Am Fischmarkt bei der Kirche fiel es uns wieder ein, hier saßen wir im Café.
Zwei Paar Wollsocken wanderten noch in meinen Rucksack, „für das Geld kann ich die nicht selber stricken„, neuerlich ein Kommentar von der Frau.
Die Suche nach der Texel-Brauerei blieb erfolglos, egal, das Bier schmeckt auch nicht anders.
Den Hoorn wollten wir noch „mitnehmen“, Jola schaute auf ihre Reichweitenanzeige, „reicht nicht mehr so weit„, besorgter Kommentar von Jola. Nun gut, die Muskeln haderten ohnehin schon über ihre Aktivitäten, zu viel Arbeit hatten sie geleistet. Sahen Wohnmobile auf mehr oder weniger privatem Gelände campieren, vielleicht eine Option für uns? Die letzten zwei Kilometer im Spurtmodus zurückgelegt, warum?, sprich, die Fähre um 16.00 Uhr wollte ich erreichen. Geschafft, quasi „auf dem letzten Drücker“. Jola fuhr direkt heim, ich kaufte in Den Helder Brötchen.
61 Kilometer, das reichte dann auch.

Niederlande – Tulpen gucken – 1. Teil

05.04.2023 Mittwoch

Es war gerade 10 Uhr vorbei, gewünschte Abfahrtzeit von zu Hause war 09.30 Uhr gewesen, sprich, Zielmarke verfehlt. Die Sammlung an Nahrungsproviantvorräten zog sich länger hin, als Jola gedacht hatte. Berge an „Futter“ wurden im WoMo verstaut, quasi hätte man damit auch eine Expedition in eine der entlegensten Regionen der Welt versorgen können; egal, der Kühlschrank ist voll.
Kilometerstand: 66842. Sonne schien bei Abfahrt durch eine Art Hochnebel, signalisierte, ich komme noch kräftiger. Das defekte Thermometer im Cockpit zeigte -17° an, 8° das im Wohnraum.

Auf den Autobahnen herrschte reichlich Betrieb, trotzdem guten Vorankommen. Zwischen Oldenburg und Delmenhorst „ein Unfall mit Vollsperrung“ tönte es aus dem Radio bei den Verkehrsnachrichten. Das Navi schien es gehört zu haben, den es lotste uns zunächst auf die A1 und dann auf die A29. Perlenkettenartig schlichen die LKW auf der rechten Spur dahin, kurz vor dem Dreieck Ahlhorner Heide Rast auf einem kleinen „Naturparkplatz“ eingelegt, Beine vertreten und Kartoffelsalat gegessen.

Ist Leer so eine große Stadt?, 11 Km lagen zwischen der ersten Abfahrt und der „Leer West Hafen“, wo wir abbogen. 14.05 Uhr, zwei Wohnmobile standen bereits auf dem Gelände des Seglervereins, zwei Plätze waren noch frei, puh, Glück gehabt!

Kein hausgemachter Kaffee, auswärts sollten Speisen und Getränke konsumiert werden. Also die Räder aus der Garage geholt und ab in die Altstadt. Hier kannten wir uns ja nun schon recht gut aus. In der Rathausstraße am Rathaus gestoppt. Rechts vor der Brücke über die Leda eine Ostfriesische Teestube. Bisher war uns diese bei Besuchen nie aufgefallen. Draußen saßen Menschen, vor ihnen auf den Tischen typisch für Ostfriesland, Stövchen und darauf eine Teekanne. Ein Tisch noch frei, die Sonne lachte, lud uns nachdrücklich zum Verweilen ein. Die Sonne wärmte so stark, krempelte die Hemdsärmel hoch. Ruhig war es in der Neue Straße, Grund: die Brücke war gesperrt. Zum Entsetzen aller Einheimischen trank ich den Ostfriesentee ohne Klütje (große Stücke Kandis) und Sahne, gut, kein Einheimischer bemerkte die Schandtat.

Sonnenbrandgefahr drohte, deshalb Aufbruch ins Schattenreich der Altstadtgassen. Den Buchladen in der Altstadt steuerte Jola an, sie suchte ein Buch über Blankenese, nicht vorrätig hier, würde aber bestellt und bis morgen geliefert. Quasi vor der Tür werden des öfteren Filmszenen zu den Friesen-Krimis der ARD gedreht.

Welch ein Werbeslogan (rechts): „Wenn Sie bei mir nichts essen, verhungern wir beide“

Bummel durch die endlos lange Fußgängerzone mit Buch- und Brotkauf („Blankenese“ doch nicht im Altstadt-Laden gekauft). Möglich, dass auch in dieser Stadt Geschäfte unter Personalmangel litten, denn diverse Läden öffneten erst ab Mittwoch. Sahen am Ende der Fußgängerzone ein riesiges „Bünting“-Schild, dachten, dort sei eine Fabrikationsstätte. Nur ein Werbegag.
Um die Ecke ragte ein Wasserturm über Altbestand an gestandenen Einfamilienhäusern. Wieso nicht dorthin und schauen…

Der Platz davor gewidmet einer Bürgerin aus Leer (Wilhelmine Siefkes), verdient um heimische Literatur.
Rückfahrt über das neubebaute Areal am Hafen. Im angrenzenden Park (Inselgarten) ein Denkmal, gewidmet dem Genozid armenischer Bürger, eingerahmt von ornamental verzierten Parkbänken.

Überquerten die Fußgängerbrücke.

Wieder eingetaucht in die Altstadt, warf ich einen Blick in die Seitengasse (Glupe), wo ein Vinyl-Laden sein Dasein fristete und Schallplattenfans beglückte. Rückblickend das imposante Gebäude der Weinhandlung Wolff. Das Haus „Samson“, 1643 neu errichtet im niederländischen Klassizismus.

Eine Frau, die ebenfalls ein Foto machen wollte, empfahl den Besuch der Weinhandlung, in der sich neben zu kaufendem Wein ein Sammelsurium von Utensilien aus längst vergangener Zeit in musealen Räumlichkeiten befand.
Gegen eine Spende von 3 € durften wir über Treppen und Stiegen auf mehrere Stockwerke verteilt Einsicht in die Lebenskultur von Leeranern nehmen. Chroniken über diverse restaurierte Bilder, Urkunden, Kamine, Kacheln, Uhren, Rüstungen und Fotos aus den Anfängen der Weinhandlung Wolff (Interessierte schauen bei www.wein-wolff.de nach).

Jola kaufte Kräuterlikör „Alter Schwede“, ich einen Roten; „gute Wahl“, lobte die Dame im Verkauf. Rückfahrt zum Seglerverein.

Den Hausmeister vom Seglerverein um Stromanschluss gebeten. Stellplatz 18 € inkl. Strom, wie im letzten Jahr. Neben uns, ja, ziemlich auf die Pelle gerückt, stand das vierte Wohnmobil. Vielleicht erzwungen, weil daneben ein PKW parkte. Morgen geht’s nach Alkmaar. Telefonisch konnte ich die Buchung wegen früherer Anreise um einen Tag verlängern.

06.04.2023 Donnerstag

08.15 Uhr, die Sonne schien. Morgendliche Idylle auf dem Seglervereinsgelände.

Frühstück mit den aufgewärmten Brötchen Marke Abend-Kracher. Wasser auf komplizierte Weise im Sanitärgebäude gezapft, Grund: aufgefülltes Wasser lief zu Hause unbemerkt durch geöffnetes Frostventil ab, Tank leer! Kompliziert, weil, mit Kanisteröffnung kam ich nicht unter den Wasserhahn des Waschbeckens.

Kurz vor der Weiterfahrt, Katastrophe, sprich, Jola hatte wichtige Arznei vergessen. Rad wieder aus der Garage bugsiert, Jola in die Altstadt, Apotheke suchen, ich, der Wartende.
Halbe Stunde Verzögerung; dafür Arznei an Bord, Abgabe ging auch -ausnahmsweise- ohne Rezept. Deshalb erst Abfahrt 10.30 Uhr.
Fahrt über niederländische Autobahnen (A31 und A7) manchmal etwas holperig (die Unebenheiten der Fahrbahn waren übrigens die einzigen Erhebungen auf der Strecke, wir fuhren ja quasi unterhalb des Meeresspiegels), aber dafür bei 100 km/h Höchstgeschwindigkeit insgesamt total entspannt. Die Dauerbaustelle in Groningen gut bewältigt, am Ortseingang ein Hinweisschild für Parkplatzsuchende, die morgen Pflanzen auf dem weit über Holland hinaus bekannten Blumenmarkt einkaufen möchten. Hinter Harlingen dann wieder über den ca. 30 Km langen Damm, diesmal ohne Wartezeiten.

Kurz vor dem Ziel in Noord-Scharwoude getankt, 1,606 € schien mir recht günstig zu sein. Alkmaar im Regen angefahren, Ankunft 13.30 Uhr. Im Wartebereich des Campingplatzes ein WoMo aus Lübeck mit Anhänger vor uns, auch ein Euramobil. Jola zur Rezeption, Warteschlange dort, Grund: Computerausfall. Smalltalk mit Lübeckern, eine Bulldogge glotzte mich aus dem WoMo kritisch durch die geöffnete Aufbautür an, besser keine Späße machen, das „Ding“ sah ziemlich angriffslustig aus. Sie dagegen eher gesprächsfreudig und überrascht. Das Paar bereits auf der Rückreise, morgen den Käsemarkt besuchen, dann zurück nach Lübeck.
P08, parzellierte Wiesenfläche; kaum eingeparkt, ertönte hinter mir eine nicht ganz unbekannte Stimme an mein Ohr, ein Mitarbeiter meines ehemaligen Arbeitgebers, ebenfalls aus Lübeck. Scheinbar ein kleines Lübecker Nest hier in Alkmaar.
Regen hielt sich hartnäckig, ärgerlich, denn in Lübeck schien laut H. bestes Wetter vorzuherrschen.
Später stellte ich einen Stromausfall fest, wechselte den Anschluss, die Heizung ging wieder, der Kühlschrank nicht. Sicherungskasten observiert, die Sicherung ließ sich nicht mit den Fingern herausziehen. Ein weißes Etwas umgab einen Kontakt, wahrscheinlich durchgebrannt. Doch ein Wechsel, unter Zuhilfenahme einer Gartenschere, brachte keine Besserung, der Kühlschrank lief nur auf „Gas“.
Nun gut, keine Outdoor-Aktivitäten heute, günstige Gelegenheit, um Reisenotizen zu schreiben. Doch kein Zugangscode fürs Internet zu finden. Den brauchte ich, „um den Blog zu füllen“. Marsch im Regen zu Anmeldung. An der Rezeption drängende Dichte, weil, keiner wollte im Regen draußen warten. Den Zugangscode hätte ich mit der Bestätigung per Mail erhalten, so die Mitarbeiterin. Na gut, mein Fehler. Wollte mich mit dem merkwürdigen Buchstabensalat einloggen, Fehlermeldung. Wieder zur Rezeption, wieder drangvolle Enge durch Neuankömmlinge, der Camping-Platz jetzt ausgebucht. „Ach ja„, meinte die Mitarbeiterin, durch die gestrige Zubuchung hätte sich der Code geändert. Sie druckte mir die neue Bestätigung aus, wieder so ein Wirrwarr aus Buchstaben: SONGAMANA-MIKOGO, was für ein wunderbarer Sound, ich hörte glatt die Stimme von Miriam Makeba.
Altes Kaffeepulver von der letzten Reise aufgebrüht, der braune Sud war noch trinkbar.
Nun hofften wir auf besseres Wetter für den morgigen Besuch des Käsemarktes.

07.04.2023 Freitag

Unser Karfreitag in Deutschland wird hier nicht gewürdigt, ist ein normaler Arbeitstag, insbesondere für die Träger der Käselaibe auf dem Alkmaarer Käsemarkt. Dazu später mehr. Frühes Duschen sicherte einen freien Platz in der Nasszelle. Bereits zum Frühstück meldete sich H., sie seien um 04.00 Uhr aus Lübeck abgefahren und aktuell noch ca. 100 Km vor Alkmaar. Wir würden uns später auf dem Käsemarkt treffen.
Frühlingswetter sieht eigentlich anders aus, immerhin regnete es nicht. Kurz vor 10 Uhr aufgesattelt und in die Stadt geradelt, der Weg war uns noch geläufig, außerdem gut ausgeschildert. Handschuhe taten ihren guten Dienst. An der Grote Kerk vorbei, ein Teil der Fußgängerzone war neu gestaltet worden, Bäume und Blumen gepflanzt. Direkt am Nordholland-Kanal ein freier Laternenpfahl, an dem wir unsere Räder ketten konnten. Vorhandene Fahrradständer waren meist ob der Menge an geparkten Rädern kaum zu erkennen. Der Waagplein abgesperrt, umringt von Schaulustigen, Gedränge, Sprachenwirrwarr, gereckte Arme mit Handys, auf der oft blinden Suche nach einem guten Motiv. Mir kam meine Größe zugute, fast freies Blickfeld. In vier Sprachen erklärte eine Moderatorin, was auf dem Markt passiert.
Aus einigen Informationsartikeln fasse ich hier einiges zusammen:
Die Träger gehören einer Gilde an, die am 17. Juni 1593 gegründet wurde und die aus 30 Männern und dem Käsevater besteht. Die Mitglieder sind in vier (farblich erkennbare) Gruppen unterteilt. Diese Gruppen werden „Vemen“ genannt. Jedes „Vem“ besitzt seine eigene Käsewaage. Die Waagen stehen im Waaggebäude, wo der Tasman die Gewichte auf die Skalen legt.
Die Tragbahren wiegen mit acht Käsen beladen etwa 130 Kilogramm. An der Waage werden die Käse unter der Aufsicht des Waagemeisters, eines Beamten der Stadt Alkmaar, vom „Taschenmann“ gewogen und mit einem Stempel markiert. Danach tragen die Käseträger die verkauften Käse auf den Tragbahren zu den Fahrzeugen der Käufer. Dabei laufen die Träger in einem eigentümlichen Gang, der einen Gleichschritt und damit das Aufschwingen der Bahre vermeidet.

Seit 1961 wird das Kaasmeisje „Antje“ genannt und über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannt.
Die rund 100 Kg Käse auf den Tragen merkte ich den Trägern an, wenn sie in ihrem typischen Laufschritt dicht an mir vorbei stiefelten. Besonders fiel die „Gewichtigkeit“ auf, wenn ein(e) Zuschauer(in) als Ersatz eingespannt wurde. Manch einer bekam keinen hoch, sprich, schaffte es nicht, das Holzgestell anzuheben. Ich durchgeistigte das Geschehen nicht sofort, warum trugen die Träger jeweils 8 Käselaibe im Laufschritt zur Waage, um sie kurz darauf wieder hinauszutragen.
2.400 Laibe liegen jeden Freitag von Ende März bis September früh, bis spätestens 10 Uhr auf dem Platz. Beemster ist offensichtlich der Hauptsponsor, allgegenwärtig, insbesondere im Käse-Museum. Die größten Probestücke gab’s am Beemster-Stand.

Gemeinsames Bummeln mit Freunden, suchten für ein Mittagspäuschen ein Restaurant, die Wahl fiel, von uns hingeführt, auf „Ons Café ‚T Kantoor„. Für 14 Uhr einen Tisch reserviert. Danach trennten wir uns, paarweise erkundeten wir die Altstadtgassen. Gerade erst bogen wir um die nächste Ecke, schauten in ein buntes Potpourri an Geschäften, da dirigierte uns eine junge Dame unter Zuhilfenahme einer süßen Probe in die museale Welt von Sweets & Antiques. Drangvolle Enge, Menschen schoben sich aneinander vorbei, Blicke schweiften zu den Regalen mit angebotenen Waren oder Antikem hinauf.
Auf harter Holzbank und ornamental gedrechseltem Stuhl fanden wir Platz, mit Blick durchs Hinterfenster auf eine Stiegentreppe, auf der Märchenfiguren sich gut gemacht hätten, eben verwunschen. Die „Chefin“ erbot mich erst einmal Platz zu nehmen, fotografieren könnte ich später, bumms.
Die Menükarte, ich suchte eine papierenes Exemplar, sah aber keines; da stellte die Chefin ein Tablett mit diversen Küchlein auf den Tisch, kommentierte jegliches Stück, natürlich alles „selbstgemacht“. Originelle „Speisekarte“.

Wir wählten mit dem Zeigefinger aus.

Bizarr, pittoresk, die meisten Gäste staunten, knipsten.
Bezahlt wurde draußen, „durchs Fenster„, so die Chefin, die ohne Worte mit Gesten uns zum Aufbruch drängte, die nächsten Gäste warteten bereits.

Schlenderten weiter durch Gassen, auch in Alkmaar gab’s geschäftliche Leerstände, mich interessierten mehr die Einblicke durch die Fenster in die Wohnzimmer unbekannter Menschen. Die Gardinensteuer aus früherer Zeit schien bei vielen Eigentümern / Mietern den Verzicht von Vorhängen zu fördern. Ein Mann saß in einem senffarbenen Sessel lesend, quasi „im Fenster“, was mich ein bisschen an die Damen in der Herbertstraße auf St. Pauli erinnerte.
Wir gerieten in den Victorie-Park, 1822 im englischen Landschaftsstil angelegt, dominiert von einem 2016 restaurierten Gebäude, jetzt interessante Gaststätte. Für mich auffälliger jedoch das weiß-rote Blumenbeet im Umfeld des Gebäudes.

Hier wurde ich („STEEN“) also als erster gelegt. Ha, ha, ha…

14.00 Uhr, Treffen im Restaurant. Mittags gab’s nur Snacks und Afflingem Gold. Im Anschluss führten wir K. + H. ins Sweets & Antiques, was wiederum staunendes Wohlgefallen verursachte. Jola gefiel’s auch beim zweiten Mal noch.

Ich bemühte mich die Treppe hinauf und erfuhr dort von einem Gästepaar, dass hier zwischen Bewirtung zwei Menschen wohnen würden. Der Mann zeigte mir ein Schwarzweißfoto der Mieter, das an einer Pinnwand hing. Kaum zu glauben, aber wahr.

Auf dem Weg zu unseren Rädern durfte ich Zeuge eines Brückenmanövers werden.

Danach war für uns Schluss mit Stadterkundung, wir fuhren zum Campingplatz zurück. Dort wieder Probleme mit dem Strom, 10 Ampere reichten scheinbar nicht, um Heizung und Wasserkocher gleichzeitig zu betreiben.

08.04.2023 Samstag

06.50 Uhr Gang mit Waschzeug zu den Sanitäranlagen. Auf dem Fahrweg suchten zwei verirrte Enten nach Nahrung. Auf der Holzbrücke schien mir die hinter der Rezeption aufgehende rötliche Sonne entgegen, unter mir tuckerte ein Blesshuhn im brackigen Wasser ins dunkle Nichts. Endlich die ersehnte Sonne.
Auf dem WoMo das Sonnenfenster gereinigt, da glitt unter dem Wischmob noch eine hauchdünne Eisschicht hinfort.
Ca. 09.15 Uhr saßen wir bereits auf den Rädern, ein gelbes Narzissenfeld begegnete uns unterwegs. Jola wieder einmal ein Stück voraus, überging das grüne Knotenpunktschild „49“ und stand weit vorne an der Straßenkreuzung. Mir erinnerlich, die „49“ wäre der schönere Weg, also bog ich ab, beim Bäcker an der Ecke wartende Kunden. Einfamilienhäuser säumten die Straße, die bald in die Dorpsstraat mündete, inmitten der ansehnlichen Häuser ragte dieses fast kirchlich anmutende Gebäude (Nummer 34) aus dem Jahre 1933 deutlich heraus:

In den Fenstern des Treppenhauses befindet sich eine Buntglasdarstellung des barmherzigen Samariters. Auf einer niederländischen Internetseite über „Monumente“ wird dieses Haus als „Doktorhaus“ beschrieben.

Jola stieß auf „unerklärliche“ Weise wieder zu mir auf die Strecke. So erreichten wir zusammen den zentralen Platz an der Kirche / Ruine, wo rundherum sich die Marktstände reihten. Stellten die Räder auf der Grünfläche des Kirchengeländes ab.

Standanordnung wie im letzten Sommer, Tulpen, Pflanzen, Brot, Gewürze, Käse, Gegrilltes, Fisch etc.

Alles Dargebotene lud zum Einkauf ein, doch wir bremsten uns, einerseits wegen der zu transportierenden Kilo, der Haltbarkeit (weil ja sommerlich warm), andererseits, um ggf. gemeinsam mit H&K „zu shoppen“. Am Käsestand einmal die Probiermeile abgegrast, der erreichte Sättigungsgrad schien über die Mittagszeit hinaus zu reichen.


Bergen sei „mega„, so K., probierten neuerlich zusammen jetzt die Käsesorten.
Wir trennten uns, frischten Erinnerungen auf, kehrten zu dem von mir favorisierten Ort für eine Rast zurück. Ich behaupte, das „beste Haus am Platze“, urig, kommod alt, mit Stil.

Hier sang im Jahre 1964 am 30.05. Jaques Brel.

Es soll „Kulturbanausen“ geben, die diesen Chansonnier nicht kennen…

Hübsche Speisekarte:

Nach Campari, Pfefferminztee und Cappuccino und Aufbruchstimmung überkam uns Hungergefühl. Ausgelöst, das Hungergefühl, durch die hier an anderen Tischen servierten Speisen. Das Angebot animierten uns zum Bleiben. 2x Französische Zwiebelsuppe und ein Baguette „warme Beenhem“ orderten wir. Warme Beenhem stellte sich als Kochschinken heraus, mit Honigsenf auf heißem Teller serviert recht schmackhaft, auch den anderen mundete die Zwiebelsuppe.

Schön eingedeckt bereits ein Teilbereich des Restaurants für das Abendessen:


Uns trieb es danach weiter nach Bergen aan Zee, wir mit dem Rad, die beiden mit dem Auto. Die ca. 5 km lange Strecke glich anfangs ein bisschen der der Elbchaussee, links und rechts Grundstücke mit Häusern, die einem den Atem raubten. Will mit Fotos keinen Neid erzeugen, doch diesen Zaun fand ich originell und fotogen:

Lost (die Freunde) in den Dünen, dann doch noch zusammengekommen. Wieder ein „Mega“ als knapper Kommentar, der Strand war gemeint.
Das Restaurant am Zugang zum Strand hatte ich vom letztjährigen Besuch allerdings in schlechter Erinnerung, der Fisch nicht durchgebraten, auch nach Reklamation nicht.
Die Tulpenfelder riefen unsere beiden Autofahrer zum Aufbruch, man ließ uns allein am Strand zurück.

Nach kurzer Sonnenanbetung präferierte Jola die Fahrt auf der Küstenroute fortzusetzen. Dünen ohne Ende, weiß wie Schnee, hoch wie Kirchen.

Ziemliche viele Kilometer zurückgelegt auf vielbefahrenen Radwegen, nicht unüblich für Holland; dann die Raststation namens Bärenkuhle. Pause für Rennfahrer, Biker oder Wochenendradler.
Jolas Charme becircte das Personal hinterm Tresen und ergatterte ein Glas Afflingem, geschenkt.
Nett, der „Paashaas“ (Osterhase) mit dem Strauß Tulpen neben der Speisekarte.


Schoorl, die 2,5 km, bis dahin wollten wir noch radeln, um von dort über Bergen zurück zum Campingplatz zu kommen. In Schoorl eine Düne, oder war es eine künstliche Aufschüttung, es sah jedenfalls wie eine Skipiste aus.

Mit leichter Rötung auf den Wangen kehrten wir in unser mobiles Heim zurück, in freudiger Erwartung auf einen frischen Salat, mit Käse, Baguette und einem Glas gekühlten Weißwein.

09.04.2023 Ostersonntag

Jola rumorte früh am Küchenblock, Vorbereitungen für das Osterfrühstück mit Freunden. Gemüse geschnippelt (für einen Smoothie), Eier aufgeschlagen für das Rührei. Vor dem WoMo lag ein Pappschächtelchen mit Schokoladenostereiern, in der Früh verteilt vom Campingplatzpersonal, nette Geste.
Um kurz nach 9 Uhr tauchten die beiden Gäste auf, brachten ein kleines Präsent mit, einen Keramik- Osterhasen, der gut ins Bild passte.

Der Käse vom gestrigen Marktstand in Bergen fand allgemein Zuspruch, ebenfalls die Wurst aus Kassel. Der Tisch im WoMo war reich gedeckt, es fehlte an nichts, alle waren zufrieden, die beiden Gäste besonders, als sie das Glas Afflingem überreicht bekamen.

Danach begann der Aufbruch nach Dirkshoorn zum Golfplatz. Drei Reisebags im Mini verstaut und dazu fanden noch vier Personen Platz, nicht schlecht für einen „Mini“. Wir machten einen Schlenker über Bergen, wo wir K. absetzten, ein Bummel schien spannender als die Begleitung auf dem Golfplatz. Auf dem Golfplatz etwas zu früh eingetroffen, früher loslegen konnten wir nicht. So blieb Zeit für ein paar Übungsschwünge. Die halfen mir später auf den 9 Bahnen wenig, einfach zu wenig Spielpraxis, um das Ganze ein bisschen abzukürzen. Immerhin durften wir am letzten Loch einen Birdie von H. feiern und uns über Sonnenschein freuen.
In Bergen vereinten wir uns im De Pilaren wieder mit K., Zwiebelsuppen wurden geordert, ich gönnte mir ein Stück „gedeckten Apfelkuchen“. Die Sonne trieb die sehr zahlreichen Menschen in die Außenbereiche der gastronomischen Betriebe, keins der von uns aufgesuchten bot „Waffeln“ an, die besonders gern gegessen worden wären. Dafür toppte ein Stück Käsetorte mit gelbem Fruchtaufstrich (da wussten wir noch nicht, was es sein sollte) für schlappe 6,50 € bisher mir alle bekannten Kuchenstückpreise. Das Stück soll immerhin geschmeckt haben.
Am WoMo die Restsonne genossen.

10.04.2023 Ostermontag

Grummelnde Geräusche und sonstige Unruhezeichen am Morgen, der Auszug des Wohnmobilvolkes aus dem gelobten Alkmaar begann recht früh, wohl meistens Wochenendtouristen gewesen?! Noch herrschten freundliche Wetteraussichten, um so eiliger hatten wir es, auf die Tour zu kommen. „Die Tour“ sollte über Bergen nach Egmond, Heiloo und zurück nach Alkmaar gehen. So gegen 11 Uhrin Bergen eingetroffen, ganz anders heute die Atmosphäre, leere Gassen, kein Markt, kaum Menschen unterwegs. Eigentlich wollte ich die Strecke des Architektur-Rundganges abfahren, doch das schien Jola nicht recht, Grund: das Wetter sollte später umschlagen, Regen war angesagt, da sollte erst einmal Strecke gemacht werden.
Am innerstädtischen „Tierpark“ gestoppt, der Nachwuchs tollte auf dem Gelände herum, hier die Ziegen. Die Dohle schien ein Stück aus der Brotfütterung abgestaubt und nun den Bissen auf dem Pfahl in Sicherheit gebracht zu haben.

Wieder auf die Eeuwigelaan, wieder staunend bei fast jedem Grundstück die vielfältige Architektur mit einem gewissen „Neid“ bewundert. Die Schnappschüssen spiegeln leider nicht die tatsächliche Besonderheit wider.

Der Radweg begleitete den Herenweg, oft oberhalb durch bewachsene Dünenlandschaft bis nach Egmond aan den Hoef bzw. die Abzweigung nach Egmond aan Zee. An der Nummer 292 hielten wir, ein Haus, nichts besonderes, ein Monument aus dem 17. Jahrhundert in dem um 1900 Hitchcock einige Jahre lebte und wirkte. Ja, als ich das las, wunderte ich mich ein bisschen, zumal ich tatsächlich den Vornamen auf der Info-Tafel vergaß zu deuten. Es war natürlich nicht „unser Alfred“ und deshalb wurde hier auch nicht „Psycho“ geschrieben oder gedreht. Es war Georg ein Maler, dem etliche um 1920 aus seiner Zunft aus Amerika hierher folgten.

Egmond aan Zee begrüßte uns mit Kirchenansicht und Fußgängerzone sowie etwas durch Gebäude versteckt einem Leuchtturm. Den Rädern gönnten wir ein Pause, marschierten zu Fuß durch die belebte Einkaufsstraße. In einem Shop neben einer der beiden Kirchen entdeckte ich Keramik und…. beklebte Bauchgläser mit Spiegelscherben und bunten Körnchen, offensichtlich handgemacht oder mit einer Maschine hergestellt, die Kleinteile in so unregelmäßigen Abständen verkleben kann, das es eben „handgefertigt“ aussieht. 9,95 € ein Teil, da hätte ich nicht mithalten können.
Wir fanden ein Geburtstagsgeschenk für einen Freund, aßen Fischbrötchen (Makrele), mit 5,50 € auch nicht gerade günstig, aber schmackhaft.

Gut eine Stunde später das erste rotgefärbte Blumenfeld, nicht sofort erkennbar, um welche Pflanzenart es sich handelt. Es waren…?

Einen kleinen Disput gab es um die Fortsetzung unserer Reise, Egmond-Binnen wurde für das Zentrum von Egmond gehalten, war aber lediglich einer der Ortsteile. Egal, so sahen wir eben dieses Hyazinthenfeld. Was macht man nur mit bereits so weit aufgeblühten Pflanzen?
Die Wetter-App behielt recht, es zog sich zu, begann zu nieseln als wir Heiloo passierten. Ein Stück Strecke erkannten wir an der „Eisdiele De Hertenkamp“ am Zanderweg. Im letzten Sommer aßen wir dort leckeres Eis. Diesmal waren wir froh, im Innenbereich einen freien Tisch zu finden. Etliche Familienfeste begrenzten die freie Platzwahl, außerdem nahm der Regen zu. Etwas eingenässt erreichten wir das WoMo, das verlassen von all seinen Freunden fast alleine auf der Wiese stand. Es strafte uns am Abend mit Bildausfall des Fernsehers. Zuvor erschienen H. und K. zum Gulaschsuppeessen – komisches Buchstabenaneinanderreihung: pp ee ss-.