Niederlande – Tulpen gucken – 2. Teil

11.04.2023 Dienstag

Alkmaar ade, Wehmut kam nicht auf, obwohl die Sonne schien. Wirklich viel Neues hatte wir hier in Alkmaar nicht gesehen. Wie man sieht, „gähnende Leere“ auf diesem Teil des Campingplatzes. Beinahe wäre die Abfahrt mit einem Unglück gestartet, es schabte beim Zurücksetzen über die Pflastersteine, ein unangenehmes Geräusch war zu hören. Ursache: Wieder die Stützen vergessen, zum Glück hingen die beiden in der Luft, deshalb entstand kein Sachschaden.
Vor der eigentlichen Strecken ging es zur Tankstelle, wo ich die Gasflasche wechseln bzw. „Nachtanken“ konnte. Einmal um die Altstadt herum, am bekannten Design-Shop vorbei, dann die Tankstelle entdeckt. Freundliche Dame schaute mir beim Ausbau der Gasflasche zu, nickte ein O.K. und brachte mir kurz darauf eine Transportkarre. Ich brauchte nichts machen, sie schob mit Flasche und Karre ab, verschwand im hinteren Bereich, wo ich Gasflaschen stehen sah, sie jedoch von dort keine neue brachte. Auf einer Werbetafel flimmerte ein Text „Gasflessen en Gasvulling„, was so viel bedeutete wie „Gasflaschen und Gasbefüllung“. Die Frau trullerte mit ihrer Karre zurück, darauf meine Flasche. Neu befüllt, den Typ Flaschen hatten sie für einen Tausch nicht. 36 € berappte ich fürs Nachfüllen.

Für die knapp 35 Km bis nach Julianadorp benötigten wir nicht allzu lange, Punkt 12 Uhr standen wir an der Rezeption von „‚t Noorder Sandt„. Was hatten wir unterwegs gesehen? Etliche Kilometer den Nordholland-Kanal, viel bewirtschaftete Felder, teils gelb bewachsen, mit was? Narzissen waren es vermutlich nicht. Später linksseitig die Dünen.
Freie Platzwahl auf einem Areal des großen Campingplatzes, wo ausschließlich Wohnmobile standen. Sonnig war es, sonnig blieb es den Tag über und stürmisch. Radtour nach Den Helder durch Dünenlandschaft (ohne Fotos, da Handyakku leer!). Später in Den Helder quasi „hintenrum“ ins Zentrum gelangt, sprich, Umweg gefahren, dafür ein paar neue Stadtansichten gewonnen, wenn auch nicht immer schöne. Im Zentrum erweckte die Innenstadt den Eindruck, noch nicht aus dem Winterschlaf erwacht zu sein. Leerstand, geschlossene Geschäfte (wieder wg. Personalmangel?), Tristesse, sprich, ungepflegte Fassaden, Wandel durch Billigshops, Langeweile, Rückfahrt auf vertrauter Strecke, auf der wir mit starkem Gegenwind zu kämpfen hatten. Nichts weiter Berichtenswertes.

12.04.2023 Mittwoch

Jola war gestern früh ins Bett verschwunden, vermutlich war ihr zu viel Sonne aufs Haupt geschienen. Nachts trommelten Regentropfen unverdrossen aufs Dach. Mich hat’s nicht gestört, Jola dagegen berichtete morgens, dass sie durch die Geräusche nicht schlafen konnte. Außerdem wirkte die Sonneneinstrahlung wohl bei ihr nach, sie verzichtete auf den Besuch des Schwimmbades.
Gegen 08.30 Uhr zuckelte ich mit Handtuch und Badehose los, kleine Seenplatten hatten sich auf den Fahrwegen gebildet, von oben gab es keinen nassen Nachschub, dafür eitlen Sonnenschein. Traf ein Paar aus Leipzig, die es „bedauerten, keine Badesachen dabei zu haben; wenn sie von dem schönen Schwimmbad gewusst hätten, ja dann…„. Ich suchte den Eingang, umkreiste Rezeption, Restaurant etc. und wäre beinahe vorbeigelaufen.
Zugang nur mit Codekarte, alles übersichtlich, Duschen, Umkleide, Zugang zum Schwimmbecken. Drei Damen bewegten sich im Wasser, für mich war ausreichend Platz, jetzt schon „Bahnen zu schwimmen“. Ab 09.00 Uhr sei das Becken für Bahnenschwimmen reserviert, so stand es in der Campingbroschüre, bis 10 Uhr nur für Erwachsene. Das Becken länger als von außen vermutet.
In den letzten fünf Monaten zuletzt nur ein einziges Mal meine 1.000m geschwommen, als ich loslegte, schien es mir, als habe ich das Schwimmen verlernt, aber es gelang mir dann, die 40 Bahnen durchzuziehen. Puh, erschöpft, aber das hatte irgendwie gut getan. Verlor auf dem Weg zum WoMo unbemerkt meine Socken; die wollte wohl niemand haben, sie lagen wartend auf mich am Ausgang der Schwimmhalle.
Frühstück, Jola saß am gedeckte Tisch, Tomatenstückchen vor sich, die Brötchen aufgewärmt. Sie haderte mit ihrem Zustand, verschwand nach dem Frühstück und holte Schlaf nach. Gut, dann spielte ich eben den Hausmann: Abwasch, Müllentsorgung; anschließend Spaziergang durch die angrenzende Ferienhaussiedlung, dessen architektonische Gestaltung ein gewisses individuelles Aussehen hergab. In „Deutsch“ hingen etliche Vermietungsschilder an Zäunen. Rückkehr zum WoMo, Schlaf war noch nicht ausreichend nachgeholt. So las ich, setzte mich in die Sonne nach draußen, nur der nach wie vor kühle Wind ärgerte mich ein bisschen am reinen Sonnenvergnügen. Es wurde Nachmittag, nach Frischekur eine Radtour, geplant nach Schagen, gut 19 Km. Ich wagte es, in kurzer Hose loszufahren. Erst noch nach Julianadorp.
Buntes Blumenfeld am Wegesrand:

Doch der Wegweiser der Knotenpunkte bugsierten uns am Ort vorbei, die Strecke erkannte ich an einem Schulkomplex wieder.
Es zog sich zu, die Strecke zu lang, falsche Straße, Abbruch, Umkehr, abgezweigt in die riesige Wohnanlage einer Behinderteneinrichtung. Von da ins Zentrum von Julianadorp, das tatsächlich im östlichen Stadtteil einen gewerblichen Mittelpunkt besaß. Im EFFE (falls jemand mal in Julianadorp einen Zwischenstopp macht: das Restaurant befindet sich in der Straße Loopuytpark 10) eingekehrt, nettes Ambiente (mit Regalen abgetrennte Sitzbereiche, verschieden gestylte Stühle an den Tischen), etwas verschlafene junge Dinger im Service, ein großer Kaffee kam alsbald, dazu ein kleines Gefäß mit?… es schien Schlagsahne zu sein. Jedoch schwamm unten eine Flüssigkeit, die nach Eierlikör schmeckte.

Die Sahne wanderte in den Kaffee, der wärmte mich etwas durch, das später gelieferte enorme Stück Apfelkuchen entschädigte für „die Tour-Pleite“ und das kalte Draußen. Jola ward es übel, immer noch Unwohlsein, deshalb schneller Aufbruch.
Bei einem Bäcker ein „Stangenbrot“, sprich, Baguette gekauft und dann ab zurück. Heißer Tee, Jola machte Bubu.
Die Technik im WoMo ging weiter ihre eigenen Wege, sprich, das Bild vom Fernseher ließ sich immer zweimal bitten, bis es Pixel auf das Display brachte. Ich musste wieder den Stecker ziehen, das Gerät stromlos warten lassen, dann wieder Stromzufuhr, dann wieder Bild, wobei das Programm eh mies war.

13.04.2023 Donnerstag

Mein Gott, hatte uns der Sturm gestern so zugesetzt? Ich wachte erst gegen 09.30 Uhr auf, die Frau murmelte noch vor sich hin, Genesungsschlaf. Regengetrommel auf dem Dach wechselte sich mit zerrenden Sturmgeräuschen am WoMo-Aufbau ab.
Zum Schwimmen, oder doch noch einmal umdrehen? Nein, die Badegelegenheit sollte nicht ungenutzt verstreichen, Badehose und Handtuch gerafft und ab durchs Camping-Feuchtbiotop zur Schwimmhalle. Heute plantschten ein paar mehr Leute im Wasser, aber ich konnte meinen „Bahnen ziehen“. Kurz nach 10 Uhr stiegen die ersten Väter mit ihrem Nachwuchs ins Wasser. Bei Wasserkontakt durfte man raten, ob das Gezappel der Babys vor Angst oder Freude entstand.
Frühstück mit einer etwas fitteren Ehefrau. Den Vormittag mit Sondierung der nächsten Ziele verbracht. Der Stoffmarkt in Utrecht nebst der „autofreien Stadt Houten sollten Ziele werden, ich checkte dazu das Umfeld von Haarlem und Leiden (Stadt der Grachten).
Die gute Nachricht für den Resttag, die Sonne ließ sich blicken, die schlechte, der Sturm von der Seeseite blies unverändert heftig. Die Frau besuchte Julianadorp, insbesondere den Lidl, ich fuhr den Küstenweg durch die Dünen ein Stück. Beim Strandpavillon Paal warf ich einen Blick auf das tosende Meer, die Wellen rauschten schäumend heran.

Lange war das Gezerre des Windes an mir nicht auszuhalten, aber sobald man sich abwendete, war es so, als wenn kein Lüftchen wehen würde.

Die Kamera fest im Griff, der Sturm ruckelte ordentlich an der Hand, aber ich hatte mich „scharf gestellt“.
Den Campingplatz kann man eigentlich nur loben, auch ohne das Schwimmbad dabei zu erwähnen, für Kinder ein Paradies, ganze Pfade mit Klettergeräten, eine Hüpfburg, Skaterbahn, Reitanlage (Ponys), viel Platz zum Rad fahren.

14.04.2023 Freitag


He Leute, was für ein Tag, die Sonne schien, der gestrige Wind hatte sich zu einem lauen Lüftchen verflüchtigt, ideale Voraussetzungen für unser Vorhaben, die Insel Texel ein zweites Mal zu entdecken. Die Frau tat etwas zur körperlichen Ertüchtigung und ging um 8 Uhr ins Schwimmbad.
Flotte Fahrt durch die Dünenlandschaft bis zur Fähre, wo wir gegen 10.40 Uhr den Anleger erreichten. Genug Zeit um Tickets zu besorgen, die Fähre legte um 11 Uhr ab. Laut Aufschrift ein „Doktor-Schiff“:

Wesentlich weniger Passagiere als im Sommer. Kaum saß man im Oberdeck, da waren die 20 Minuten Überfahrt schon vorüber und wir mussten zurück zu den Rädern.

Unsere heutige Tour (rund 32 km) auf einen Blick:

Keine 500m gefahren und bei ‚t Horntje schon die ersten Eindrücke über die hiesige Landwirtschaft gewonnen, freilaufende Hühner, deren Art mir nicht geläufig ist, sie aber zumindest sich mit einem opulenten Gefieder zur Schau stellten. Vom nebengelegenen Hof brachte der Bauer unser neues Tiny-Haus, wusste nur nicht, wohin damit.

Danach ein Stück geschützt hinter dem Deich geradelt. Bald tauchten die ersten Schafe mit ihrem Nachwuchs auf, bräsig lagen viele von ihnen im Gras und dösten, verdauten oder ließen sich einfach nur ihre Wolle wärmen. Was bei zu langem Sonnenbad herauskommt bzw. wenn zu lange in der Sonne gedöst wird, kann man auf den beiden Fotos gut erkennen, man verbrennt.

Das beschauliche Ouderschild , hier ein Bild vom Deich aus über den Ortsrand….

….erreichten wir nicht über den Ortseingang bei den Kirchen, sonder direkt vom Hafen aus, wo sich das Zentrum mit dem Museum und der bekannten Fischräucherei „Van der Star“ befand. Texel Lana eroberte Jola im Sturm, kaufte diverse Paar Lammfellhausschuhe, der komplette Kofferraum vom E-Bike füllte sich mit Lammfell.
Uns bekannt für die gute Qualität der Kippelinge bestellten wir zweimal das Menü. Kaum saßen wir draußen, ich durfte den Dosenöffner für Jola spielen, sie bekam den Verschluss des Mineralwassers nicht, da brachte uns einer der Mitarbeiterinnen fröhlich unsere Bestellung, keine Wartezeit, kein Signalton von der „Bestellplatine“ (oder wie nennt man die vibrierenden Dinger?). Uns hätte sicher eine Portion gereicht, was alles über das Menü aussagt (Pommes, Salat und der Fisch (wohl Dorsch) wunderbar). Pappsatt nennt man das wohl umgangssprachlich trollten wir uns von dannen. Ich ging ins Museum, Jola suchte nach Schnüren in einem Laden für Campingzubehör.
Im Museum stand eine mit hunderten kleiner Köpfe tapezierte Figurine bereit, mit der sich Gäste fotografieren lassen konnten. Ich animierte Jola für ein Foto-Shooting.

Nun mussten die Kalorien abgestrampelt werden, es ging weiter nach Oosterend, immer noch Schafe, immer noch Lämmer, jetzt auch einige Ornithologen mit Ferngläsern und Teleobjektiven bewaffnet auf der Suche nach einem Motiv. 400 Vogelarten soll es auf Texel geben.

Ich habe diverse Austernfischer gesehen, Möwenarten, Tauben, Enten, Wildgänse, irgendwo unterwegs gab es einen Verkaufsstand mit „Ganzen Eier“, nicht ganze Eier, sondern Gänseeier. Obwohl es nicht eine Erhebung auf der Insel zu überfahren gab, mittlerweile ermüdeten die 70-jährigen Gelenke vom Radeln, die Sonne tat ihr übriges. In De Waal angekommen, stoppten wir beim kulturhistorischen Museum für ein Päuschen. Hübsch anzusehen der Außenbereich, Jola besorgte uns zwei Kaffee.

Nun sollte noch die „Hauptstadt“ von Texel, Den Burg, erobert werden. Neubbaugebiete am Rande, waren es Ferienhäuser oder Wohnraum für Alleinstehende oder eine Siedlung für „Alte“, Tiny-Häuser im Doppelstockverfahren?
In Den Burg zuerst die Gassen mit Shoppingangebot durchstreift, „waren wir hier schon einmal?“, Jolas Kommentar. Am Fischmarkt bei der Kirche fiel es uns wieder ein, hier saßen wir im Café.
Zwei Paar Wollsocken wanderten noch in meinen Rucksack, „für das Geld kann ich die nicht selber stricken„, neuerlich ein Kommentar von der Frau.
Die Suche nach der Texel-Brauerei blieb erfolglos, egal, das Bier schmeckt auch nicht anders.
Den Hoorn wollten wir noch „mitnehmen“, Jola schaute auf ihre Reichweitenanzeige, „reicht nicht mehr so weit„, besorgter Kommentar von Jola. Nun gut, die Muskeln haderten ohnehin schon über ihre Aktivitäten, zu viel Arbeit hatten sie geleistet. Sahen Wohnmobile auf mehr oder weniger privatem Gelände campieren, vielleicht eine Option für uns? Die letzten zwei Kilometer im Spurtmodus zurückgelegt, warum?, sprich, die Fähre um 16.00 Uhr wollte ich erreichen. Geschafft, quasi „auf dem letzten Drücker“. Jola fuhr direkt heim, ich kaufte in Den Helder Brötchen.
61 Kilometer, das reichte dann auch.