Niederlande – Tulpen gucken – 1. Teil

05.04.2023 Mittwoch

Es war gerade 10 Uhr vorbei, gewünschte Abfahrtzeit von zu Hause war 09.30 Uhr gewesen, sprich, Zielmarke verfehlt. Die Sammlung an Nahrungsproviantvorräten zog sich länger hin, als Jola gedacht hatte. Berge an „Futter“ wurden im WoMo verstaut, quasi hätte man damit auch eine Expedition in eine der entlegensten Regionen der Welt versorgen können; egal, der Kühlschrank ist voll.
Kilometerstand: 66842. Sonne schien bei Abfahrt durch eine Art Hochnebel, signalisierte, ich komme noch kräftiger. Das defekte Thermometer im Cockpit zeigte -17° an, 8° das im Wohnraum.

Auf den Autobahnen herrschte reichlich Betrieb, trotzdem guten Vorankommen. Zwischen Oldenburg und Delmenhorst „ein Unfall mit Vollsperrung“ tönte es aus dem Radio bei den Verkehrsnachrichten. Das Navi schien es gehört zu haben, den es lotste uns zunächst auf die A1 und dann auf die A29. Perlenkettenartig schlichen die LKW auf der rechten Spur dahin, kurz vor dem Dreieck Ahlhorner Heide Rast auf einem kleinen „Naturparkplatz“ eingelegt, Beine vertreten und Kartoffelsalat gegessen.

Ist Leer so eine große Stadt?, 11 Km lagen zwischen der ersten Abfahrt und der „Leer West Hafen“, wo wir abbogen. 14.05 Uhr, zwei Wohnmobile standen bereits auf dem Gelände des Seglervereins, zwei Plätze waren noch frei, puh, Glück gehabt!

Kein hausgemachter Kaffee, auswärts sollten Speisen und Getränke konsumiert werden. Also die Räder aus der Garage geholt und ab in die Altstadt. Hier kannten wir uns ja nun schon recht gut aus. In der Rathausstraße am Rathaus gestoppt. Rechts vor der Brücke über die Leda eine Ostfriesische Teestube. Bisher war uns diese bei Besuchen nie aufgefallen. Draußen saßen Menschen, vor ihnen auf den Tischen typisch für Ostfriesland, Stövchen und darauf eine Teekanne. Ein Tisch noch frei, die Sonne lachte, lud uns nachdrücklich zum Verweilen ein. Die Sonne wärmte so stark, krempelte die Hemdsärmel hoch. Ruhig war es in der Neue Straße, Grund: die Brücke war gesperrt. Zum Entsetzen aller Einheimischen trank ich den Ostfriesentee ohne Klütje (große Stücke Kandis) und Sahne, gut, kein Einheimischer bemerkte die Schandtat.

Sonnenbrandgefahr drohte, deshalb Aufbruch ins Schattenreich der Altstadtgassen. Den Buchladen in der Altstadt steuerte Jola an, sie suchte ein Buch über Blankenese, nicht vorrätig hier, würde aber bestellt und bis morgen geliefert. Quasi vor der Tür werden des öfteren Filmszenen zu den Friesen-Krimis der ARD gedreht.

Welch ein Werbeslogan (rechts): „Wenn Sie bei mir nichts essen, verhungern wir beide“

Bummel durch die endlos lange Fußgängerzone mit Buch- und Brotkauf („Blankenese“ doch nicht im Altstadt-Laden gekauft). Möglich, dass auch in dieser Stadt Geschäfte unter Personalmangel litten, denn diverse Läden öffneten erst ab Mittwoch. Sahen am Ende der Fußgängerzone ein riesiges „Bünting“-Schild, dachten, dort sei eine Fabrikationsstätte. Nur ein Werbegag.
Um die Ecke ragte ein Wasserturm über Altbestand an gestandenen Einfamilienhäusern. Wieso nicht dorthin und schauen…

Der Platz davor gewidmet einer Bürgerin aus Leer (Wilhelmine Siefkes), verdient um heimische Literatur.
Rückfahrt über das neubebaute Areal am Hafen. Im angrenzenden Park (Inselgarten) ein Denkmal, gewidmet dem Genozid armenischer Bürger, eingerahmt von ornamental verzierten Parkbänken.

Überquerten die Fußgängerbrücke.

Wieder eingetaucht in die Altstadt, warf ich einen Blick in die Seitengasse (Glupe), wo ein Vinyl-Laden sein Dasein fristete und Schallplattenfans beglückte. Rückblickend das imposante Gebäude der Weinhandlung Wolff. Das Haus „Samson“, 1643 neu errichtet im niederländischen Klassizismus.

Eine Frau, die ebenfalls ein Foto machen wollte, empfahl den Besuch der Weinhandlung, in der sich neben zu kaufendem Wein ein Sammelsurium von Utensilien aus längst vergangener Zeit in musealen Räumlichkeiten befand.
Gegen eine Spende von 3 € durften wir über Treppen und Stiegen auf mehrere Stockwerke verteilt Einsicht in die Lebenskultur von Leeranern nehmen. Chroniken über diverse restaurierte Bilder, Urkunden, Kamine, Kacheln, Uhren, Rüstungen und Fotos aus den Anfängen der Weinhandlung Wolff (Interessierte schauen bei www.wein-wolff.de nach).

Jola kaufte Kräuterlikör „Alter Schwede“, ich einen Roten; „gute Wahl“, lobte die Dame im Verkauf. Rückfahrt zum Seglerverein.

Den Hausmeister vom Seglerverein um Stromanschluss gebeten. Stellplatz 18 € inkl. Strom, wie im letzten Jahr. Neben uns, ja, ziemlich auf die Pelle gerückt, stand das vierte Wohnmobil. Vielleicht erzwungen, weil daneben ein PKW parkte. Morgen geht’s nach Alkmaar. Telefonisch konnte ich die Buchung wegen früherer Anreise um einen Tag verlängern.

06.04.2023 Donnerstag

08.15 Uhr, die Sonne schien. Morgendliche Idylle auf dem Seglervereinsgelände.

Frühstück mit den aufgewärmten Brötchen Marke Abend-Kracher. Wasser auf komplizierte Weise im Sanitärgebäude gezapft, Grund: aufgefülltes Wasser lief zu Hause unbemerkt durch geöffnetes Frostventil ab, Tank leer! Kompliziert, weil, mit Kanisteröffnung kam ich nicht unter den Wasserhahn des Waschbeckens.

Kurz vor der Weiterfahrt, Katastrophe, sprich, Jola hatte wichtige Arznei vergessen. Rad wieder aus der Garage bugsiert, Jola in die Altstadt, Apotheke suchen, ich, der Wartende.
Halbe Stunde Verzögerung; dafür Arznei an Bord, Abgabe ging auch -ausnahmsweise- ohne Rezept. Deshalb erst Abfahrt 10.30 Uhr.
Fahrt über niederländische Autobahnen (A31 und A7) manchmal etwas holperig (die Unebenheiten der Fahrbahn waren übrigens die einzigen Erhebungen auf der Strecke, wir fuhren ja quasi unterhalb des Meeresspiegels), aber dafür bei 100 km/h Höchstgeschwindigkeit insgesamt total entspannt. Die Dauerbaustelle in Groningen gut bewältigt, am Ortseingang ein Hinweisschild für Parkplatzsuchende, die morgen Pflanzen auf dem weit über Holland hinaus bekannten Blumenmarkt einkaufen möchten. Hinter Harlingen dann wieder über den ca. 30 Km langen Damm, diesmal ohne Wartezeiten.

Kurz vor dem Ziel in Noord-Scharwoude getankt, 1,606 € schien mir recht günstig zu sein. Alkmaar im Regen angefahren, Ankunft 13.30 Uhr. Im Wartebereich des Campingplatzes ein WoMo aus Lübeck mit Anhänger vor uns, auch ein Euramobil. Jola zur Rezeption, Warteschlange dort, Grund: Computerausfall. Smalltalk mit Lübeckern, eine Bulldogge glotzte mich aus dem WoMo kritisch durch die geöffnete Aufbautür an, besser keine Späße machen, das „Ding“ sah ziemlich angriffslustig aus. Sie dagegen eher gesprächsfreudig und überrascht. Das Paar bereits auf der Rückreise, morgen den Käsemarkt besuchen, dann zurück nach Lübeck.
P08, parzellierte Wiesenfläche; kaum eingeparkt, ertönte hinter mir eine nicht ganz unbekannte Stimme an mein Ohr, ein Mitarbeiter meines ehemaligen Arbeitgebers, ebenfalls aus Lübeck. Scheinbar ein kleines Lübecker Nest hier in Alkmaar.
Regen hielt sich hartnäckig, ärgerlich, denn in Lübeck schien laut H. bestes Wetter vorzuherrschen.
Später stellte ich einen Stromausfall fest, wechselte den Anschluss, die Heizung ging wieder, der Kühlschrank nicht. Sicherungskasten observiert, die Sicherung ließ sich nicht mit den Fingern herausziehen. Ein weißes Etwas umgab einen Kontakt, wahrscheinlich durchgebrannt. Doch ein Wechsel, unter Zuhilfenahme einer Gartenschere, brachte keine Besserung, der Kühlschrank lief nur auf „Gas“.
Nun gut, keine Outdoor-Aktivitäten heute, günstige Gelegenheit, um Reisenotizen zu schreiben. Doch kein Zugangscode fürs Internet zu finden. Den brauchte ich, „um den Blog zu füllen“. Marsch im Regen zu Anmeldung. An der Rezeption drängende Dichte, weil, keiner wollte im Regen draußen warten. Den Zugangscode hätte ich mit der Bestätigung per Mail erhalten, so die Mitarbeiterin. Na gut, mein Fehler. Wollte mich mit dem merkwürdigen Buchstabensalat einloggen, Fehlermeldung. Wieder zur Rezeption, wieder drangvolle Enge durch Neuankömmlinge, der Camping-Platz jetzt ausgebucht. „Ach ja„, meinte die Mitarbeiterin, durch die gestrige Zubuchung hätte sich der Code geändert. Sie druckte mir die neue Bestätigung aus, wieder so ein Wirrwarr aus Buchstaben: SONGAMANA-MIKOGO, was für ein wunderbarer Sound, ich hörte glatt die Stimme von Miriam Makeba.
Altes Kaffeepulver von der letzten Reise aufgebrüht, der braune Sud war noch trinkbar.
Nun hofften wir auf besseres Wetter für den morgigen Besuch des Käsemarktes.

07.04.2023 Freitag

Unser Karfreitag in Deutschland wird hier nicht gewürdigt, ist ein normaler Arbeitstag, insbesondere für die Träger der Käselaibe auf dem Alkmaarer Käsemarkt. Dazu später mehr. Frühes Duschen sicherte einen freien Platz in der Nasszelle. Bereits zum Frühstück meldete sich H., sie seien um 04.00 Uhr aus Lübeck abgefahren und aktuell noch ca. 100 Km vor Alkmaar. Wir würden uns später auf dem Käsemarkt treffen.
Frühlingswetter sieht eigentlich anders aus, immerhin regnete es nicht. Kurz vor 10 Uhr aufgesattelt und in die Stadt geradelt, der Weg war uns noch geläufig, außerdem gut ausgeschildert. Handschuhe taten ihren guten Dienst. An der Grote Kerk vorbei, ein Teil der Fußgängerzone war neu gestaltet worden, Bäume und Blumen gepflanzt. Direkt am Nordholland-Kanal ein freier Laternenpfahl, an dem wir unsere Räder ketten konnten. Vorhandene Fahrradständer waren meist ob der Menge an geparkten Rädern kaum zu erkennen. Der Waagplein abgesperrt, umringt von Schaulustigen, Gedränge, Sprachenwirrwarr, gereckte Arme mit Handys, auf der oft blinden Suche nach einem guten Motiv. Mir kam meine Größe zugute, fast freies Blickfeld. In vier Sprachen erklärte eine Moderatorin, was auf dem Markt passiert.
Aus einigen Informationsartikeln fasse ich hier einiges zusammen:
Die Träger gehören einer Gilde an, die am 17. Juni 1593 gegründet wurde und die aus 30 Männern und dem Käsevater besteht. Die Mitglieder sind in vier (farblich erkennbare) Gruppen unterteilt. Diese Gruppen werden „Vemen“ genannt. Jedes „Vem“ besitzt seine eigene Käsewaage. Die Waagen stehen im Waaggebäude, wo der Tasman die Gewichte auf die Skalen legt.
Die Tragbahren wiegen mit acht Käsen beladen etwa 130 Kilogramm. An der Waage werden die Käse unter der Aufsicht des Waagemeisters, eines Beamten der Stadt Alkmaar, vom „Taschenmann“ gewogen und mit einem Stempel markiert. Danach tragen die Käseträger die verkauften Käse auf den Tragbahren zu den Fahrzeugen der Käufer. Dabei laufen die Träger in einem eigentümlichen Gang, der einen Gleichschritt und damit das Aufschwingen der Bahre vermeidet.

Seit 1961 wird das Kaasmeisje „Antje“ genannt und über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannt.
Die rund 100 Kg Käse auf den Tragen merkte ich den Trägern an, wenn sie in ihrem typischen Laufschritt dicht an mir vorbei stiefelten. Besonders fiel die „Gewichtigkeit“ auf, wenn ein(e) Zuschauer(in) als Ersatz eingespannt wurde. Manch einer bekam keinen hoch, sprich, schaffte es nicht, das Holzgestell anzuheben. Ich durchgeistigte das Geschehen nicht sofort, warum trugen die Träger jeweils 8 Käselaibe im Laufschritt zur Waage, um sie kurz darauf wieder hinauszutragen.
2.400 Laibe liegen jeden Freitag von Ende März bis September früh, bis spätestens 10 Uhr auf dem Platz. Beemster ist offensichtlich der Hauptsponsor, allgegenwärtig, insbesondere im Käse-Museum. Die größten Probestücke gab’s am Beemster-Stand.

Gemeinsames Bummeln mit Freunden, suchten für ein Mittagspäuschen ein Restaurant, die Wahl fiel, von uns hingeführt, auf „Ons Café ‚T Kantoor„. Für 14 Uhr einen Tisch reserviert. Danach trennten wir uns, paarweise erkundeten wir die Altstadtgassen. Gerade erst bogen wir um die nächste Ecke, schauten in ein buntes Potpourri an Geschäften, da dirigierte uns eine junge Dame unter Zuhilfenahme einer süßen Probe in die museale Welt von Sweets & Antiques. Drangvolle Enge, Menschen schoben sich aneinander vorbei, Blicke schweiften zu den Regalen mit angebotenen Waren oder Antikem hinauf.
Auf harter Holzbank und ornamental gedrechseltem Stuhl fanden wir Platz, mit Blick durchs Hinterfenster auf eine Stiegentreppe, auf der Märchenfiguren sich gut gemacht hätten, eben verwunschen. Die „Chefin“ erbot mich erst einmal Platz zu nehmen, fotografieren könnte ich später, bumms.
Die Menükarte, ich suchte eine papierenes Exemplar, sah aber keines; da stellte die Chefin ein Tablett mit diversen Küchlein auf den Tisch, kommentierte jegliches Stück, natürlich alles „selbstgemacht“. Originelle „Speisekarte“.

Wir wählten mit dem Zeigefinger aus.

Bizarr, pittoresk, die meisten Gäste staunten, knipsten.
Bezahlt wurde draußen, „durchs Fenster„, so die Chefin, die ohne Worte mit Gesten uns zum Aufbruch drängte, die nächsten Gäste warteten bereits.

Schlenderten weiter durch Gassen, auch in Alkmaar gab’s geschäftliche Leerstände, mich interessierten mehr die Einblicke durch die Fenster in die Wohnzimmer unbekannter Menschen. Die Gardinensteuer aus früherer Zeit schien bei vielen Eigentümern / Mietern den Verzicht von Vorhängen zu fördern. Ein Mann saß in einem senffarbenen Sessel lesend, quasi „im Fenster“, was mich ein bisschen an die Damen in der Herbertstraße auf St. Pauli erinnerte.
Wir gerieten in den Victorie-Park, 1822 im englischen Landschaftsstil angelegt, dominiert von einem 2016 restaurierten Gebäude, jetzt interessante Gaststätte. Für mich auffälliger jedoch das weiß-rote Blumenbeet im Umfeld des Gebäudes.

Hier wurde ich („STEEN“) also als erster gelegt. Ha, ha, ha…

14.00 Uhr, Treffen im Restaurant. Mittags gab’s nur Snacks und Afflingem Gold. Im Anschluss führten wir K. + H. ins Sweets & Antiques, was wiederum staunendes Wohlgefallen verursachte. Jola gefiel’s auch beim zweiten Mal noch.

Ich bemühte mich die Treppe hinauf und erfuhr dort von einem Gästepaar, dass hier zwischen Bewirtung zwei Menschen wohnen würden. Der Mann zeigte mir ein Schwarzweißfoto der Mieter, das an einer Pinnwand hing. Kaum zu glauben, aber wahr.

Auf dem Weg zu unseren Rädern durfte ich Zeuge eines Brückenmanövers werden.

Danach war für uns Schluss mit Stadterkundung, wir fuhren zum Campingplatz zurück. Dort wieder Probleme mit dem Strom, 10 Ampere reichten scheinbar nicht, um Heizung und Wasserkocher gleichzeitig zu betreiben.

08.04.2023 Samstag

06.50 Uhr Gang mit Waschzeug zu den Sanitäranlagen. Auf dem Fahrweg suchten zwei verirrte Enten nach Nahrung. Auf der Holzbrücke schien mir die hinter der Rezeption aufgehende rötliche Sonne entgegen, unter mir tuckerte ein Blesshuhn im brackigen Wasser ins dunkle Nichts. Endlich die ersehnte Sonne.
Auf dem WoMo das Sonnenfenster gereinigt, da glitt unter dem Wischmob noch eine hauchdünne Eisschicht hinfort.
Ca. 09.15 Uhr saßen wir bereits auf den Rädern, ein gelbes Narzissenfeld begegnete uns unterwegs. Jola wieder einmal ein Stück voraus, überging das grüne Knotenpunktschild „49“ und stand weit vorne an der Straßenkreuzung. Mir erinnerlich, die „49“ wäre der schönere Weg, also bog ich ab, beim Bäcker an der Ecke wartende Kunden. Einfamilienhäuser säumten die Straße, die bald in die Dorpsstraat mündete, inmitten der ansehnlichen Häuser ragte dieses fast kirchlich anmutende Gebäude (Nummer 34) aus dem Jahre 1933 deutlich heraus:

In den Fenstern des Treppenhauses befindet sich eine Buntglasdarstellung des barmherzigen Samariters. Auf einer niederländischen Internetseite über „Monumente“ wird dieses Haus als „Doktorhaus“ beschrieben.

Jola stieß auf „unerklärliche“ Weise wieder zu mir auf die Strecke. So erreichten wir zusammen den zentralen Platz an der Kirche / Ruine, wo rundherum sich die Marktstände reihten. Stellten die Räder auf der Grünfläche des Kirchengeländes ab.

Standanordnung wie im letzten Sommer, Tulpen, Pflanzen, Brot, Gewürze, Käse, Gegrilltes, Fisch etc.

Alles Dargebotene lud zum Einkauf ein, doch wir bremsten uns, einerseits wegen der zu transportierenden Kilo, der Haltbarkeit (weil ja sommerlich warm), andererseits, um ggf. gemeinsam mit H&K „zu shoppen“. Am Käsestand einmal die Probiermeile abgegrast, der erreichte Sättigungsgrad schien über die Mittagszeit hinaus zu reichen.


Bergen sei „mega„, so K., probierten neuerlich zusammen jetzt die Käsesorten.
Wir trennten uns, frischten Erinnerungen auf, kehrten zu dem von mir favorisierten Ort für eine Rast zurück. Ich behaupte, das „beste Haus am Platze“, urig, kommod alt, mit Stil.

Hier sang im Jahre 1964 am 30.05. Jaques Brel.

Es soll „Kulturbanausen“ geben, die diesen Chansonnier nicht kennen…

Hübsche Speisekarte:

Nach Campari, Pfefferminztee und Cappuccino und Aufbruchstimmung überkam uns Hungergefühl. Ausgelöst, das Hungergefühl, durch die hier an anderen Tischen servierten Speisen. Das Angebot animierten uns zum Bleiben. 2x Französische Zwiebelsuppe und ein Baguette „warme Beenhem“ orderten wir. Warme Beenhem stellte sich als Kochschinken heraus, mit Honigsenf auf heißem Teller serviert recht schmackhaft, auch den anderen mundete die Zwiebelsuppe.

Schön eingedeckt bereits ein Teilbereich des Restaurants für das Abendessen:


Uns trieb es danach weiter nach Bergen aan Zee, wir mit dem Rad, die beiden mit dem Auto. Die ca. 5 km lange Strecke glich anfangs ein bisschen der der Elbchaussee, links und rechts Grundstücke mit Häusern, die einem den Atem raubten. Will mit Fotos keinen Neid erzeugen, doch diesen Zaun fand ich originell und fotogen:

Lost (die Freunde) in den Dünen, dann doch noch zusammengekommen. Wieder ein „Mega“ als knapper Kommentar, der Strand war gemeint.
Das Restaurant am Zugang zum Strand hatte ich vom letztjährigen Besuch allerdings in schlechter Erinnerung, der Fisch nicht durchgebraten, auch nach Reklamation nicht.
Die Tulpenfelder riefen unsere beiden Autofahrer zum Aufbruch, man ließ uns allein am Strand zurück.

Nach kurzer Sonnenanbetung präferierte Jola die Fahrt auf der Küstenroute fortzusetzen. Dünen ohne Ende, weiß wie Schnee, hoch wie Kirchen.

Ziemliche viele Kilometer zurückgelegt auf vielbefahrenen Radwegen, nicht unüblich für Holland; dann die Raststation namens Bärenkuhle. Pause für Rennfahrer, Biker oder Wochenendradler.
Jolas Charme becircte das Personal hinterm Tresen und ergatterte ein Glas Afflingem, geschenkt.
Nett, der „Paashaas“ (Osterhase) mit dem Strauß Tulpen neben der Speisekarte.


Schoorl, die 2,5 km, bis dahin wollten wir noch radeln, um von dort über Bergen zurück zum Campingplatz zu kommen. In Schoorl eine Düne, oder war es eine künstliche Aufschüttung, es sah jedenfalls wie eine Skipiste aus.

Mit leichter Rötung auf den Wangen kehrten wir in unser mobiles Heim zurück, in freudiger Erwartung auf einen frischen Salat, mit Käse, Baguette und einem Glas gekühlten Weißwein.

09.04.2023 Ostersonntag

Jola rumorte früh am Küchenblock, Vorbereitungen für das Osterfrühstück mit Freunden. Gemüse geschnippelt (für einen Smoothie), Eier aufgeschlagen für das Rührei. Vor dem WoMo lag ein Pappschächtelchen mit Schokoladenostereiern, in der Früh verteilt vom Campingplatzpersonal, nette Geste.
Um kurz nach 9 Uhr tauchten die beiden Gäste auf, brachten ein kleines Präsent mit, einen Keramik- Osterhasen, der gut ins Bild passte.

Der Käse vom gestrigen Marktstand in Bergen fand allgemein Zuspruch, ebenfalls die Wurst aus Kassel. Der Tisch im WoMo war reich gedeckt, es fehlte an nichts, alle waren zufrieden, die beiden Gäste besonders, als sie das Glas Afflingem überreicht bekamen.

Danach begann der Aufbruch nach Dirkshoorn zum Golfplatz. Drei Reisebags im Mini verstaut und dazu fanden noch vier Personen Platz, nicht schlecht für einen „Mini“. Wir machten einen Schlenker über Bergen, wo wir K. absetzten, ein Bummel schien spannender als die Begleitung auf dem Golfplatz. Auf dem Golfplatz etwas zu früh eingetroffen, früher loslegen konnten wir nicht. So blieb Zeit für ein paar Übungsschwünge. Die halfen mir später auf den 9 Bahnen wenig, einfach zu wenig Spielpraxis, um das Ganze ein bisschen abzukürzen. Immerhin durften wir am letzten Loch einen Birdie von H. feiern und uns über Sonnenschein freuen.
In Bergen vereinten wir uns im De Pilaren wieder mit K., Zwiebelsuppen wurden geordert, ich gönnte mir ein Stück „gedeckten Apfelkuchen“. Die Sonne trieb die sehr zahlreichen Menschen in die Außenbereiche der gastronomischen Betriebe, keins der von uns aufgesuchten bot „Waffeln“ an, die besonders gern gegessen worden wären. Dafür toppte ein Stück Käsetorte mit gelbem Fruchtaufstrich (da wussten wir noch nicht, was es sein sollte) für schlappe 6,50 € bisher mir alle bekannten Kuchenstückpreise. Das Stück soll immerhin geschmeckt haben.
Am WoMo die Restsonne genossen.

10.04.2023 Ostermontag

Grummelnde Geräusche und sonstige Unruhezeichen am Morgen, der Auszug des Wohnmobilvolkes aus dem gelobten Alkmaar begann recht früh, wohl meistens Wochenendtouristen gewesen?! Noch herrschten freundliche Wetteraussichten, um so eiliger hatten wir es, auf die Tour zu kommen. „Die Tour“ sollte über Bergen nach Egmond, Heiloo und zurück nach Alkmaar gehen. So gegen 11 Uhrin Bergen eingetroffen, ganz anders heute die Atmosphäre, leere Gassen, kein Markt, kaum Menschen unterwegs. Eigentlich wollte ich die Strecke des Architektur-Rundganges abfahren, doch das schien Jola nicht recht, Grund: das Wetter sollte später umschlagen, Regen war angesagt, da sollte erst einmal Strecke gemacht werden.
Am innerstädtischen „Tierpark“ gestoppt, der Nachwuchs tollte auf dem Gelände herum, hier die Ziegen. Die Dohle schien ein Stück aus der Brotfütterung abgestaubt und nun den Bissen auf dem Pfahl in Sicherheit gebracht zu haben.

Wieder auf die Eeuwigelaan, wieder staunend bei fast jedem Grundstück die vielfältige Architektur mit einem gewissen „Neid“ bewundert. Die Schnappschüssen spiegeln leider nicht die tatsächliche Besonderheit wider.

Der Radweg begleitete den Herenweg, oft oberhalb durch bewachsene Dünenlandschaft bis nach Egmond aan den Hoef bzw. die Abzweigung nach Egmond aan Zee. An der Nummer 292 hielten wir, ein Haus, nichts besonderes, ein Monument aus dem 17. Jahrhundert in dem um 1900 Hitchcock einige Jahre lebte und wirkte. Ja, als ich das las, wunderte ich mich ein bisschen, zumal ich tatsächlich den Vornamen auf der Info-Tafel vergaß zu deuten. Es war natürlich nicht „unser Alfred“ und deshalb wurde hier auch nicht „Psycho“ geschrieben oder gedreht. Es war Georg ein Maler, dem etliche um 1920 aus seiner Zunft aus Amerika hierher folgten.

Egmond aan Zee begrüßte uns mit Kirchenansicht und Fußgängerzone sowie etwas durch Gebäude versteckt einem Leuchtturm. Den Rädern gönnten wir ein Pause, marschierten zu Fuß durch die belebte Einkaufsstraße. In einem Shop neben einer der beiden Kirchen entdeckte ich Keramik und…. beklebte Bauchgläser mit Spiegelscherben und bunten Körnchen, offensichtlich handgemacht oder mit einer Maschine hergestellt, die Kleinteile in so unregelmäßigen Abständen verkleben kann, das es eben „handgefertigt“ aussieht. 9,95 € ein Teil, da hätte ich nicht mithalten können.
Wir fanden ein Geburtstagsgeschenk für einen Freund, aßen Fischbrötchen (Makrele), mit 5,50 € auch nicht gerade günstig, aber schmackhaft.

Gut eine Stunde später das erste rotgefärbte Blumenfeld, nicht sofort erkennbar, um welche Pflanzenart es sich handelt. Es waren…?

Einen kleinen Disput gab es um die Fortsetzung unserer Reise, Egmond-Binnen wurde für das Zentrum von Egmond gehalten, war aber lediglich einer der Ortsteile. Egal, so sahen wir eben dieses Hyazinthenfeld. Was macht man nur mit bereits so weit aufgeblühten Pflanzen?
Die Wetter-App behielt recht, es zog sich zu, begann zu nieseln als wir Heiloo passierten. Ein Stück Strecke erkannten wir an der „Eisdiele De Hertenkamp“ am Zanderweg. Im letzten Sommer aßen wir dort leckeres Eis. Diesmal waren wir froh, im Innenbereich einen freien Tisch zu finden. Etliche Familienfeste begrenzten die freie Platzwahl, außerdem nahm der Regen zu. Etwas eingenässt erreichten wir das WoMo, das verlassen von all seinen Freunden fast alleine auf der Wiese stand. Es strafte uns am Abend mit Bildausfall des Fernsehers. Zuvor erschienen H. und K. zum Gulaschsuppeessen – komisches Buchstabenaneinanderreihung: pp ee ss-.