02.08.2023 Mittwoch
Wer konnte die Nacht über wegen des Dauerregens nicht schlafen? Jola, Taschentücher ins Ohr half nicht wirklich. Morgens ein paar blaue Flecken am Himmel, Hoffnung auf angenehmere Zeiten. Die Aussichten für die nächsten Tage allerdings eher trübe. Treffen mit Bekannter in Giverny abgesagt, bis Samstag wäre uns zu lang geworden. Abfahrt zum neuen Ziel Lisieux. In Gaillon eine Entsorgungsstation angefahren, weil auf unserem 4-Sterne-Campingplatz keine vorhanden war (ein Skandal!!).
Schnurgerade Landstraßen auf den rund 120 Km, mit den bekannten Steigungen / Gefällen. Die stürmischen Windböen schaukelten das WoMo wie eine Kinderwiege, Einhandfahren wurde gefährlich. Im Stellplatzführer fanden wir einen Stellplatz in der Rue de Paris, Angabe ohne Hausnummer. Das System wählte scheinbar automatisch „Nummer 2“. Dort angekommen, kein Stellplatz, nirgends ein Schild. Wieder aus dem Ort herausgefahren, geparkt und recherchiert. Nummer 69. Neuerliche Anfahrt, „sie sind am Ziel„, standen vor einer Bowlinganlage. Ein winziges Schild, offensichtlich handgemalt, zeigte ein WoMo mit einem Pfeil darüber. Über eine schmale Hofeinfahrt hinter das Gebäude manövriert. Musste arg rangieren, um um die Ecke zu kommen. Ein WoMo stand auf dem Hinterhof, dieser wirkte wie eine Abstellfläche für alles Mögliche. Scheinbar war das Paar mit ihrem WoMo hier Dauergast, Auto und Motorrad mit dabei, auf der Motorhaube ein „Werbeplakat“ für Technische Leistungen (oder ähnlich).
Strom und Wasser für uns verfügbar. Am Nachmittag soll jemand kassieren kommen, vielleicht, vielleicht auch nicht. Es regnete wieder und dauerhaft. Ein zweites WoMo tauchte auf, gesellte sich zu uns, fuhr aber nach wenigen Minuten wieder ab.
Jola besorgte Baguette und Brot. Mittags Hausmannskost (Baked Beans, Spiegelei). Sturm peitschte Böen durch die Bäume, die bogen sich hinter unserem WoMo, es klackerte ständig auf dem Dach (neben den Regentropfen, kleine Äste und Früchte). Das Bowling-Center hatte geöffnet. Ich schlich von hinten hinein, überrascht von der Fülle an Besuchern (an einem Mittwochnachmittag), die Bowling oder Billard spielten. Der Chef am Tresen verstand kein Englisch, sah mir den Wohnmobilisten aber offensichtlich an, ging mit mir nach draußen, zeigte auf unser WoMo, nahm die 10 €, und gut war.
Rafften uns auf, wollten wenigsten einmal in die Stadt einen Rundblick werfen. Straßen typisch französisch, schlaglochbewährt. Steil ging es die Einfallstraße hinunter. Gleich im Zentrum tauchte die Kathedrale St. Peter auf. Das nasse Wetter drängte uns quasi einen Besuch der Kathedrale auf. Es fand gerade eine Andacht statt, Kaum ein Dutzend Betenden fanden sich in den ersten Reihen und lauschten einer weiblichen Stimme, die aus Lautsprechern Liturgischen verkündete.
Falls jemand sich für Beichtstühle interessiert, hier ein paar Beispiele aus der Kathedrale:
Im Ort selber eine Fußgängerzone, ohne besonderen Charme, an der modernen Bücherei und ihrem Umfeld Bauarbeiten, erkennbare Verschönerungsmaßnahmen des Stadtbildes, helles Straßenpflaster. Das Touristen-Büro schloss gerade (18.05 Uhr). Gegenüber die Kapelle Carmel, wo eine Nachbildung von der Heiligen Therése aufgebahrt lag und ebenfalls ein Gottesdienst stattfand. Give me shelter, against the rain, dachten wir und warteten im Trockenen auf das Ende eines Regengusses.
Rückfahrt, gleich die Räder wieder in der Garage verstaut. Dabei schlug eine Windböe mir die Tür heftigst gegen die Stirn und auf die Lippe. Glück gehabt, keine Platzwunden zugezogen, Eispack aufgelegt und ausgeharrt. Jola spendierte Arnika-Salbe.
Immer noch Regen, und Sturm. Trotz ausgerichteter Antenne empfingen wir abends kein richtiges Bild, die Äste schwer vom Regen, der Wind wedelte sie immer wieder vor die Schüssel.
03.08.2023 Donnerstag
Die Äste blieben über Nacht nicht nur vom Regen schwer, sondern durch den weiter wehenden Wind auch äußerst geräuschvoll, sprich, es klackerte beständig auf dem Dach, erst einmal wach, fand man den Schlaf nicht wieder. Morgentoilette im WoMo, da Bowling-Center noch geschlossen. Zeitige Abfahrt, Ziel das 100 Km entfernte Bayeux.
Vor Caen ein Stopp in Cagny eingelegt, eine Boulangerie am Straßenrand. Besser wir haben Brot an Bord. Um Caen fließender Großstadtverkehr; leider floss auch unablässig Wasser von oben. Der Regen ließ vor Bayeux nach, ein Hoffnungsschimmer. Ankunft auf dem Boulevard Eindhoven am Camping Municipal des Bords de l’Aure gegen 11.15 Uhr. Ich versperrte die Einfahrt, Schranke öffnete nicht, die Anmeldung durch Jola dauerte länger. Unser Platz (M1) leicht schief, Straßenlärm und kein Sat-Empfang. Platz-Inspektion, um anderen Platz gebeten, die gewünschten waren reserviert, R5 sei frei, ich solle mein Glück versuchen. Umgeparkt. Teilweise Zeltwiese, Strom ja, aber es musste die Heizleistung wieder gedrosselt werden (Sicherung sprang raus). Der neue Platz aber trotzdem in Ordnung, die ganze Anlage sehr gepflegt.
Die Sonne ließ sich blicken, wenn zunächst auch nur schüchtern. Uns beschrieb man den Weg ins Zentrum, ein Spazierweg entlang der l’Aure, noch mit Pfützen übersät.
Zum erstbesten Lokal, Brasserie L’Europa, es war 13.30 Uhr, lotste ich Jola. Poulet & Frites als Tagesgericht, dazu einen Pastis. Wir saßen im Innenbereich, zum Glück, draußen schien sich ein zentraler Verkehrsknotenpunkt direkt vor dem Lokal zu befinden, scheinbar wollten alle mit ihren Autos ausgerechnet hier durch die Altstadt.
Gesättigt und zufrieden, so ließ sich das trubelige Zentrum besser durchforsten. Viel Englisch hörte man auf den Gehwegen, Pubs, und Souvenirläden mit allerhand Kriegsmaterial, ob Bücher, Spielzeug, ein ganzen Flugzeug befand sich in der einer Auslage, Merkmale für die Nähe zu den Stränden der Landung der Alliierten in der Normandie, der hier diverse Museen gewidmet sind.
Am Tourist-Office vorbei floss die l’Aure, die im Bereich der Stadt renaturiert wurde / wird, früher an dieser Stelle am Fluss übten Gerber ihre Tätigkeit aus.
Im Jahre 1822 hat, nach den Informationen auf einer historischen Tafel, Balzac 2 Monaten mit seiner Schwester in diesem Distrikt verbracht. Auf dem Spaziergang gegenüber dem Rathaus an einer Hauswand diese Huldigung der Französischen Republik…
Die Kathedrale Notre-Dame, markant ragte sie hinter dem Rathaus empor.
Drumherum Vorbereitungen für eine Veranstaltung, Kunstmarkt oder ähnliches. Bis in den September wird an bestimmten Tagen die Kathedrale abends farbig angestrahlt, die aufgestellten silbrig glänzenden Kugeln in bunten Blumenkübeln tragen sicher zur Illumination bei. Besucherstrom ungebremst, insbesondere ins Innere der Kathedrale herrschte reger Andrang. Mich interessierte die Kanzel….
Genug der sakralen Baukunst fürs Erste, wieder im Freien brauste die Touristenbahn heran…
Der nachmittägliche Eindruck dieser Stadt darf als positiv bezeichnet werden, wir planten, gleich nach Rückkehr auf den Campingplatz, den Aufenthalt um 2 Tage zu verlängern.
Nun, was fehlte? Sommerwetter…
04.08.2023 Freitag
Die jugendlichen Horden Pfadfinder und ähnliche Gruppierungen nutzten am Vorabend ausgiebig die Sanitäranlagen, entsprechend appetitlich sahen die Einrichtungen aus. Andere übten sich artig und kommunikativ an den zahlreichen Abwaschbecken.
Heute morgen fiel ich um 7 Uhr aus dem Bett, dachte, jetzt sei eine gute Gelegenheit für Duschen und andere Pflegeaktivitäten, von Jugendlichen keine Spur, wohl noch im Schlafmodus. Und so war es dann, allein im Reich Neptuns. Nur sprudelte das Nass nicht wie gewohnt, kam eher spärlich aus der Dusche; es reichte immerhin, das Haupthaar aufzufrischen.
Das halbe Baguette reichte der Frau nicht, sie besorgte von der nächstgelegenen Boulangerie zwei frische „Stangen“. Nix mit draußen sitzen und frühstücken, Sommer ließ auf sich warten.
Der Plan für heute: Tapisserie-Museum, da wird es vormittags angenehm warm sein, danach die Tour Nummer 5 abfahren, quasi vom Campingplatz aus Richtung Meer nach Arromanches-les-Bains.
Zunächst also ins Museum! Folgten der Beschilderung, fanden dennoch nicht sofort das Gebäude, das Museum schien sich aus meiner Sicht „ein wenig zu zieren“, sich zu präsentieren. Gegen 10 Uhr eingetroffen, ….
….Jola gleich zum Eingang, ich in die Ausstellung über den Werdegang des Museums bzw. der Gebäude, in denen der Wandteppich früher ausgestellt / gezeigt wurde. Leichte Differenzen (Mann/Frau) verhinderten gemeinsames Betrachten. Dann zusammengefunden im Museum, mein Audioguide funktionierte nicht, ausgewechselt, dadurch war Jola schon weit „am Teppich fortgeschritten“ (im wahrsten Sinne des Wortes). Nicht mehr allein, Busse mit Reisegruppen waren angekarrt worden und bildeten eine Warteschlange…
Wie stellt man sich jetzt die Begehung dieses musealen Artefaktes vor? 68 m lang, ca. 50 cm breit, 58 Abbildungen unterschiedlicher Länge auf 9 Leinenbahnen (aneinandergereiht) zeigen die Machtergreifung Wilhelms (dem Eroberer, so sein späterer Name) nach dem Sieg der Normannen über Harald und die „Engländer“.
Im gedrängten Gänsemarsch marschierten Menschen aus diversen Ländern und Kulturen mit Audio-Guides am Ohr den dunklen Gang an den Glasvitrinen vorbei. An prägnanten Stellen knipste ich, wenn gerade „kein Kopf im Weg war“, einige Szenen:
Man beachte die Nummern über den einzelnen Darstellungen, der „analoge Fortschrittsbalken“. Das letzte Bild eine Vergrößerung (vielleicht würdigt man die Stickkunst aus dem 11. Jahrhundert). In Nr. 7 wird Wilhelm von Harald verhaftet, in Nr. 10 agieren Boten Wilhelms; Nr. 23 Harald schwört den Vasalleneid; ohne Nummer, die Normannen stechen in See, über auf die britische Insel; Nr. 48 die Normannen rücken in Schlachtordnung bei Hastings vor; Harald stirbt in der Schlacht.
Das ganze Fries wurde vermutlich vom Bischof Odo in Auftrag gegeben, auch, weil er den Menschen, die nicht lesen konnten, die Geschichte und den Sieg Wilhelms damit vermitteln wollte.
Materialien waren… Leinen, Baumwolle und Wolle nebst diverser Farbstoffe, aus Pflanzen gewonnen.
Nach dem Rundgang (tatsächlich war es ein solcher), auf dem Weg zu unseren Rädern etwas versteckt….
Wer war das nur? Nicht aufgepasst…
Endlich schien die Sonne, wenigstens ansatzweise. Der Streckenverlauf der Tour an die Küste:
Bis zur Küste unterwegs keine atemberaubenden Eindrücke, landschaftlich Agrarland, winzige Siedlungen, manchmal ein hübsch renoviertes Haus. Die Küste dann erwartungsvoll in Augenschein genommen.
Hier 10% Gefälle auf Kiesweg für Radfahrer, also schön langsam fahren.
Auf halben Wege… Ortsansicht von Arromanches-les-Bains…..
Bei der Einfahrt auf ebener Erde dieses Haus mit besonderer Fassadenverkleidung:
Kleine Steine….
Im Ort herrschte Trubel im Bereich der autofreien Zone und in Strandnähe. Vor dem neugebauten Museum Débarquement gerade keine Menschenansammlung.
Reisebus an Reisebus bog um die Ecke des Hotel de Normandie, in dem wir die ersehnten Moules & Frites aßen, wenn auch lange auf die überlastete Bedienung gewartet werden musste. Spanische Horden aus Reisebussen fielen ein und belagerten den großen Saal im Hotel.
Hier ein Foto auf dem ich meine Halbzeitpause (Essen) dokumentiere:
Im Anschluss Wanderung auf den Spuren des D-Day….
Letztes Bild aus einem Erinnerungspark, initiiert von einem 97 Jahre alten Beteiligten an der Landung vor 75 Jahren (2019). Die Figuren aus Metallgeflecht, wirkten hier, je nach Lichtverhältnis, sehr echt.
Von hier oben Überblick über den Ort und die Küste…
Rückfahrt über die Orte Ryes und Magny-en-Bessin. Strecke etwas gemütlicher, weil Straßenbelag nicht so uneben. Eilte von schattenspendendem Baum zum nächsten, Grund?, Sonnenscheindauer war zu lang. Ups, ganz vergessen, die Sonne schien den ganze Nachmittag über.
Kritische Anmerkung zu der Vermarktung der Landung in der Normandie: Mit dem Krieg wird hier ganz schön viel Umsatz gemacht….., auch wenn es ein Befreiungsfeldzug war.
Wir rafften uns gegen 19.40 Uhr auf, ein kostenloses Orgelkonzert in der Kathedrale, mein erstes in meinem kurzen Erdendasein, sollte besucht werden. Jola traf auf das Paar aus Osnabrück und „verquatschte“ sich. Also einen Gang höher schalten und rasch zur Kathedrale. Die Sitzplätze zu einem Drittel besetzt. Mit etwas Verspätung begann die Veranstaltung mit einer Einführung und Vorstellung des Organisten (in französisch).
Die ersten beiden Stücke eher tragend, der Klang füllte des öfteren den Kirchenkörper nicht richtig aus (meine feines Musikerohr!!??). Gemäßigter Beifall aus den Zuschauerreihen. Vor mir saß eine Paar mit zwei unterschiedlich alten Mädchen. Das kleinere niedlich im Äußeren, gespannt wartend. Nach den ersten Klängen Gähnen, Unruhe, der Zopf wurde ent-, dann wieder geflochten, danach rückte sie auf Papas Schoss, den Kopf zum Schlafe niederlegend. Das klappte nur unzureichend, wieder zurück auf den Stuhl, die Haare offen über die Rückenlehne drapiert, Langeweile! Welche Strafe hatten die Eltern nur den beiden Mädchen auferlegt?
Ich fühlte mich ihnen verbunden, denn auch das nächste Stück riss mich (und einige andere Zuhörer) nicht vom Sitz, Ohrenschmaus klingt anders. Immerhin fand die Ausleuchtung des Inneren mit diesem Foto meine Anerkennung.
Etliche wanderten mit uns zu den verschiedenen Ausgängen. Schade, eine Chance vertan, jemanden für Orgelkonzerte zu interessieren.
05.08.2023 Samstag
Jola saß bereit auf dem Sitz, bereit wofür? Ja, gestern beratschlagten wir, heute gleich früh zum Wochenmarkt zu fahren, dort einzukaufen und eventuell dort zu frühstücken, oder zumindest Kaffee und Croissant zu uns zu nehmen. Der Sommer schon wieder vorbei! Jacke und Regenmantel musste mit. Der Markt fand am Place Saint Patrice statt, unter der Kirche gleichen Namens. Einige Standbetreiber noch im Begriff aufzubauen, andere schon mit Verkauf ihrer Produkte beschäftigt. Der Duft gebratener Hähnchen stieg in die Nase, später vielleicht der Kauf. Dann der Stand mit den Riesenschüsseln Gesottenem, u.a. Paella….
…. und Cassoulet…
Welch ein Augenschmaus, hier über den Markt zu schlendern. Die vielen Käsesorten, Rilliettes, die Krustentiere, das Lebendvieh, in engen Käfigen, niemand nahm an dem wenigen Freiraum Anstoß.
Am Nachbarstand ein offener Kasten mit flauschigem Etwas, was sollte das sein?
Falls jemand eine Idee dazu hat, gerne kommentieren.
Salat kaufte Jola beim Bio-Bauern, der wiederum seine Landwirtschaft mit Pferden betrieb, eins zur Ansicht gleich mit auf den Markt gebracht.
Rilliettes, Oliven, Käse, Tomaten, Falafel sowie Brot und ein ganzen gegrillte Huhn / Hühnchen (schon gevierteilt) fanden Einlass in unsere Einkaufstaschen, mit denen verschwanden wir am Marktrand in der Brasserie La Terrasse in der Rue Alain Chartier für ein französisches Frühstück.
Wir kamen einfach nicht in die Puschen, der Wind, der sich in kürzesten Abständen zu orkanartigen Böen aufblies, fegte über den Campingplatz, rüttelte an den Zelten, an den Wohnmobilen, bog die Birken, die Nadelbäume, sichtbar entstanden keine Schäden, außer…. mein Rad kippte um, das Schutzblech verkeilte sich am Vorderrad. Vergessen die Technik, wie ich die Stangen aus den Befestigen lösen musste. Die Sturmböen zerrten an den Nerven, Ärger. Ausbau und Versuch, im WoMo eine Lösung zu finden. Der Bastler brauchte einige Zeit, bis die (einfache) Lösung parat lag und das Schutzblech wieder seine gewohnte Funktion wahrnehmen konnte.
Wir aßen Paella mit Teilen des gebratenen Riesenhuhns.
Es stürmte immer noch, 16.10 Uhr, der Orkan gönnte sich keine Pause, höchstens um kurz Luft zu holen und dann noch intensiver zu blasen. Das WoMo wankte, wie auf hoher See, bange Blicke gen Deckenfenster, was machen die Bäume neben unserem Platz?
06.08.2023 Sonntag
Die gestrige ungewöhnlich heftige Brise schadlos überstanden, einen Pluspunkt durfte ich mir für nicht ersichtliche Hilfestellung gutschreiben. Der Sturm hatte auf dem Nachbarplatz Seile von den Heringen befreit und die Teile des Zeltes flatterten im Wind. Möglich, dass sich das gesamte Zelt davon gemacht hätte. Notdürftig sicherte ich das Objekt.
Unser Plan heute, eine neuerliche Tour ans Meer, Port-en-Bessin-Huppain, einer der Orte an den Plages du Debarquement, kaum 10 Km entfernt von Bayeux. Noch nicht ganz Bayeux verlassen, stoppten wir auf der Route de Port en Bessin am Jardin Botanique.
Im weiteren Verlauf der D6 gefolgt, mal direkt an der Straße, dann parallel hinter dichten Hecken, kurzzeitig auch von der Straße wegführend. Nichts Nennenswertes auf der Strecke zu verzeichnen. In Port-en-Bessin-Huppain wendeten wir uns dem Hafen zu, dort Absperrung, weil Marktständen aufgebaut waren. Wir manövrierten uns mit den Rädern durch die Gasse zwischen den Besuchern hindurch. Angebot ähnlich wie in Bayeux, teils gleiche Standbetreiber.
Nach der Zahl der Schiffe und den Hafenanlagen offensichtlich noch ein „echtes Fischereidorf“.
Jola meinte, die müsste man anfassen, das bringe Glück. Ein Fisch schien es den Glückssuchenden besonders angetan zu haben.
Wen es interessiert, auf dem folgenden Bild werden (in französisch / englisch) die „Zutaten“ eines Fischkutters beschrieben….
Frau und Mann gingen danach kurzzeitig getrennte Wege auf der Expedition, ich suchte die Fischhalle, Jola Golf- und Campingplatz. Die Fischhalle direkt am Meer gelegen, klein, beinahe zu übersehen, wenn nicht die Möwen so ein Spektakel beim Kampf um die weggeworfenen Fischabfälle gemacht hätten.
Das Sortiment war schon recht ausgesucht, trotzdem noch staunende Gesichter.
Hinter der Halle die Schutzmauern gegen die Unbill des Meeres…
Bei der anschließenden Ortserkundung, die auch nach fast 80 Jahren zur Schau gestellte anhaltenden Dankbarkeit gegenüber den „Befreiern“…
…. in Form einer Beflaggung an Haus, Zaun und sonstigen Gegenständen.
Entdeckte ein Schild mit der Aufschrift „Vauban“, ein Restaurant war hier gemeint. Ansonsten kannten wir „Vauban“ als genialen Baumeister von Wehranlagen, seine der Nachwelt gebliebenen Werke schon in anderen Städten bewundert. Günstig bot man auf dem Schild im Fenster Muscheln & Frites an (13,50 € die einfache Variante), eine Option für später.
Optionen waren daneben, ein Snack in Form eines belegten Baguette oder Sandwich. Wir landeten im Vauban, man bot uns in dem kleinen Restaurant im hinteren Bereich einen Platz an, zwei Frauen saßen und warteten auf ihr Essen, ansonsten keine anderen Gästen. Ganz angenehm, weg vom Trubel in den Straßen-Cafés oder Restaurants, wenn ständig die Autos vorbeifahren. Schnell war gewählt, Moules & Frites. Freundlicher junger Mann brachte die bestellten Getränke, dazu gehörte auch eine Karaffe Wasser. Jola hatte am Nachbartisch gelauscht, was man sagen müsste, wenn man „Leitungswasser“ haben möchte und kein Mineralwasser, klappte diesmal.
Leicht vornehm stellte man uns Porzellan / Keramik in weiß auf den Tisch, für den Muschelabfall. Kein profanes Topfgestell, in denen häufig Muscheln serviert werden. In gleichen Gefäßen brachte man den Berg Muscheln an unseren Tisch.
Zwischenzeitlich hatte sich der Raum mit weiteren Gästen gefüllt, darunter eine Großfamilie, entsprechend laut wurde es. Kleines Malheur passierte dem jungen Mann beim Abräumen, er ließ einen Teller mit Austernschalen fallen, unter dem Tisch ein Hund, der schreckhaft das Weite suchte, ohnehin hätte er von den daliegenden Resten nicht profitiert, weil keine Hundenahrung.
Es gab noch Espresso, hier nannte man es „Expresso“, Jola aß Creme Brulee.
Am Hafenbecken beobachtete ich die Ausfahrt eines Fischkutters.
Danach Postkartenkauf und Weiterfahrt auf der Route, 18% Steigung gleich aus dem Ort hoch zum Golfplatz und Aussichtsplattform.
Nein, Jola stieg erst kurz zuvor wieder in die Pedale, es war einfach zu steil, zumal wir einmal wegen eines rangierenden Autos absteigen mussten.
Wir nahmen die Verlängerung in Richtung Colleville-sur-Mer. 7 km. Schöne Strecke, empfehlenswert, überhaupt die Küstenwege. Ein Stück davon Chateau-Route, eins auf dem Weg…
Rückkehr nach Bayeux gegen 16.00 Uhr.