18.07.2019 Donnerstag
Doch kein weiterer Aufenthalt mehr in Avignon. Sorgue hatte ich ausgesucht, nur knapp 30 Km von Avignon entfernt. Châteauneuf du Pape gleich „um die Ecke“. Doch wieder einmal die Reiseinformationen nicht exakt genug gelesen, deshalb wohl ein Ziel mit „Sorgue“ ins Navi getippt, wobei es sich um den Ort der Quelle des Flusses handelte. Kann ja nicht so weit entfernt sein; war der Gedanke. Den Irrtum unterwegs auf schlechter Wegstrecke an der Angabe zur Dauer der Fahrt bemerkt. Nächste Dummheit: „L‘ Isle-sur-la-Sorgue“, das müsste dann ja wohl die Insel bei der Stadt sein. Das Navi meldete beharrlich die gleiche Fahrzeit. Nun ließen wir es in Gleichmut geschehen, warteten darauf was uns in dem Ort geboten würde. Viel Verkehr in der Durchgangsstraße des Ortes, der gar nicht so unbedeutend war, wie wir wenig später feststellen durften. Zum Campingplatz Sorguette fanden wir direkt, durften uns einen Platz aussuchen, was sich zu einem Geduldsspiel entwickelte. Ziemlich viel pralle Sonne bekam das WoMo ab, trotz eines in der Mitte stehenden Baumes und hoher Hecken drumherum.

In der Mittagshitze die knapp zwei Kilometer zur Ortsmitte, wo wir nach dem Kreisverkehr den Quai Jean Jaurès mit Restaurants wie an einer Perlenkette aufgezogen vorfanden. Alle Lokale sehr gut besucht, überall ein plate de jour. Leckere Pizza gesehen, Fisch im Angebot etc.

Wir landeten dann bei „Olive & Raisin“. Eine Art Tapas-Bar, ein Glas Weißwein, für zwei eine Partie aus sechs Gläsern Brotaufstrich (Olive, Tomate etc.) und reichlich Brot dazu. Inmitten des appetitanregenden Sortiments saß es sich in kühler Atmosphäre angenehm. Die obligatorische Flasche kaltes Wasser stand mit auf dem Tisch.
Bei einem Rundgang sahen wir die aus der Blütezeit der Stadt und ihrer Papierindustrie einige der sich noch drehenden Mühlräder. Bei dem Bummel verloren Jola und ich uns erstaunlicherweise aus den Augen. Zuerst wartete ich geduldig, doch Jola tauchte nicht auf. Ging langsam am Ufer weiter und fand so Zeit, an einer Brücke meine Füße in der Sorgue Nord baumeln zu lassen.
13° hätte das Wasser durchgängig gleichbleibend im Jahr (so die Anmerkungen im Reiseführer). Ich zog die Hosenbeine hoch, testete Fuß um Fuß vorsichtig den im klaren Wasser sichtbaren Untergrund, präparierte dann mein Handy auf Selbstauslöser, stellte es – leicht wackelig – auf die Kaimauer und stakste in die Mitte des Flusses. Etwas zu kurz die fünf Sekunden, aber immerhin war ich voll „im Bilde“.

Jola musste wie ein Geist währenddessen an mir vorbeigezogen sein, sie meldete sich per Handy, sie stünde am Platz, wo Boule gespielt würde.
Da hatten wir die Stadt schon fast umkreist. Wir bedauerten es mit zunehmender Erkundung keineswegs, in dieser kleinen Stadt aufgeschlagen zu sein. Bei nachlassender Hitze rafften wir uns auf, fuhren die ca. 8 Km bis zur Quelle (Fontaine-de-Vaucluse). Ein Touristenmagnet. Den letzten Kilometer (so weit noch! Jolas Ausruf) in Hitze und bei leichter Steigung ins Massiv. Die Quelle unter einer Steilwand glänzte durch niedrigem Wasserstand. Trotz des Warnhinweises auf herabstürzende Steine und Felsen kletterten die neugierigen Touris (wie wir) über die Absperrung. Quellwasser schöpfen ging hier nicht. Im Restaurant Philip einen Tee eine Cola getrunken. Später an günstiger Stelle ins Wasser gestiegen. Blick in die Papiermühle (letzte ihrer Art, geschlossen 1968). Rückfahrt wie gehabt. Genug getan. Abends schallte Musik ans Ohr, die von der Snack-Bar herrührte. Gegen 22 Uhr lauschten wir bei einem Glas Weißwein aus dem Karton (Glas 2,50 €) dem Duo. Sie mit voluminöser Stimme brachte den (leider) recht wenigen Zuhörern alte und neue Hits zu Gehör. Ich begann mit Tischnachbarn ein Gespräch, von denen ich zuvor „Deutsches“ vernommen hatte. Ein Ehepaar aus Berlin, auf der Rückreise. Morgen sei eine Kanu-Tour angesagt, so die Frau. Davon inspiriert, fand Jola Gefallen an der Idee. Stunden vorher hatte sie mich noch alleine auf solche Tour schicken wollen.
19.07.2019 Freitag
Früh raus, Jola versuchte die Mitnahme zur Kanu-Tour zu organisieren. 09.15 Uhr sollte Abfahrt an der Rezeption sein. Bis 9 Uhr war nicht geklärt, ob wir noch mitfahren dürften. Doch es gab ein O.K. Ein Mann mit einem Kleinbus älteren Kalibers brachte uns auf einer etwas anderen Strecke wieder zur Quelle, wo sich die Einsetzstation des Verleihers befand. Wie auf dem Viehmarkt ging es hier an der Anmeldung und später bei der Einteilung zu. Schwimmwesten, Paddel und wasserdichte Tonne schleppten wir mit bis zu den Bergen von grün-gelben Kunststoffboten. Junge drahtigen Männer mit braungebrannten Oberkörpern bespaßten die stark angewachsene Gruppe mit den obligatorischen Einweisungen und Sicherheitsmaßnahmen, getrennt in „Nichtfranzösischversteher“ und Einheimische.
Dann ging es ab in die Boote, Jola durfte in der ersten Reihe Platz nehmen, ich versuchte mich hinten als Steuermann. Kaum im Wasser und erste Paddelschwünge gemacht, hieß es unter der Brücke abbremsen, weil ein leichtes Wehr zu überwinden war. Eintretendes Wasser lief zum Glück von selbst durch kleine Öffnungen im Boden des Kanus ab. Seicht trieb uns die Strömung den mäandernden Flusslauf mal mehr an die eine und dann wieder zur anderen Uferseite. Klares Wasser, in dem viel Seegras oder ähnliches wuchs und durch die Strömung wie geföhntes Haar schwebte.

Nach gut einer halben Stunde schaffte ich es, aus der Tonne mein Handy für ein paar Schnappschüsse aus der sicheren Trockenheit ins ungewisse Nassbiotop zu befördern.
So viel Interessantes gab es nicht zu fotografieren, Bäume am Ufer, die Schwimmweste auf Jolas Rücken oder andere herumeiernde Boote. Nach ca. einer Stunde erreichten wir neben ganz vielen anderen „Wildwasserfreaks“ die Pausenstation, schön getrennt nach Veranstaltern legten wir am steinigen Ufer an, um uns die Beine zu vertreten. Ein Helfer schnitzte am Durchlass an einem Stück Holz herum, gab dann nach ungefähr 15 Minuten das Signal, es ginge weiter. Boot für Boot wurde händisch durch den engen Durchlass geschoben, was für die jeweils vorne sitzenden Person ein feuchtes Vergnügen wurde. Jola ging alles viel zu schnell und wollte mich öfters im Tempo bremsen. Mir dagegen war an einer gleichmäßigen Linie gelegen, kraftsparend Paddeln halt.
Schon gegen 11.30 Uhr waren wir am Ziel, rückseitig an unserem Campingplatz durften wir aussteigen…. und zu Fuß die ca. 500m gehen.

So um 18 Uhr zufällig im Ort durch ein Portal eine Skulptur in einem Steingarten gesehen. Die gehörte zu einer Ausstellung in der Villa Datris. Ca. 85 Künstler durften hier seit 2011 ihre Werke auf gut 500 qm der Öffentlichkeit zeigen. Die aktuelle war die 9. Ausstellung.


Im Mittelpunkt stand das Tier im Verhältnis zum Menschen. Ob übergroße Ameisen, Zwitter aus Giraffe und Katze oder Eichhörnchen und Fledermaus, der Elefantenkopf aus Plastikresten oder die Schlange aus Pfauenfedern (Peacock) rechts im Bild. Konnte nicht mehr alles ansehen, wurde von einer jungen Mitarbeiterin aus der Villa komplimentiert, um 19 Uhr würde geschlossen werden. Draußen traute ich meinen Augen nicht und der Schreck fuhr mir in die Knochen, die E-Bikes waren weg! Hatte sie jemand auf die Straße gestellt (weil das Tor bereits abgesperrt war)?. Nein, man hatte sie lediglich von der Ausstellungsfläche weg um die Ecke abgestellt.
Die Trödelhallen schlossen um 19 Uhr, also kein Bummel durch Frankreichs Vergangenheit. Dafür spielte auf dem Eck vor einem Immobilienmaklerbüro eine vierköpfige Band jazzige Stücke für ein scheinbar geladenes Publikum, das sich vor dem Schaufenster an Schnittchen und Gläsern mit „was auch immer drin“ vergnüglich unterhielt.
Pastis in einer Bar Comptoir & Gourmandises getrunken, danach Rundgang durch das abendliche L‘Isle. Gegen 21.15 Uhr wanderten wir in den Park, wo bereits eine stattliche Anzahl Hörwilliger auf Bänken saß und wartete. Christian D… war für 21.30 Uhr angekündigt. Doch es dauerte, das Warten, auf dem Rasen sitzend, machte keinen Spaß. Dann kamen Ansager, sagten Dank an, dann kam eine Sprayerin oder Handmalerin, die auf eine Leinwand eine Art Vexierbild aufmalte und es am Ende umdrehte und man einen – bekannten – Menschen erkennen konnte. Das Bild wurde versteigert und von einer blonden Frau erworben. Dann gegen 22 Uhr stürmte aus dem Totenkopf auf die Bühne Christian hervor und begann im Stile von J. Hallyday seine Show. Nichts für meinen Geschmack, da half auch kein kühles Bier drüber hinweg. Nach dem vierten Lied verließen wir den Park.