26.08.2024 Montag
Seit gestern stehen neben uns neue Nachbarn aus dem Breisgau, stoisch blickt der Mann in sein Handy oder Tablet, Stöpsel im Ohr, karger Widerhall auf freundliche Ansprache. Die Frau nicht gesprächiger und ebenso düster dreinblickend. Eine Tochter ward andeutungsweise gesichtet, hielt sich meistens in einem älteren, äußerlich ungepflegtem Zustand befindlichen, Wohnmobil auf. Ich würde diese ungebetene Nachbarschaft mit „böse Wellen ausstrahlend“ umschreiben. Äußerst unangenehm solche Leute auf der Pelle zu haben. Ansonsten noch ein Paar aus Hannover als I:SY-Fans identifiziert.
Der beginnenden Tag versprach schönes Wetter, passend dazu Jolas Wunsch, einen schnuckeligen Ort (beaux villages) namens Saint Sulinac aufzusuchen. In Richtung Landesinnere verließen wir St. Malo durch die Hintertür, warfen einen Blick in den Rosengarten (Parc de La Roseraie), auf dem Tableau war jede Sorte nummeriert und beschrieben,….

…. kämpften uns danach hügelauf und freuten uns auf das folgende Hügelab, mit La Flourie einen Stadtteil durchfahren, zuckelten auf den – nicht immer eindeutig ausgeschilderten – Radwegen den nächsten beschaulich schönen Dörfern entgegen, erstes war La Goëletrie, wo offensichtlich ein Neubaugebiet für Zuwachs gesorgt hatte. Weiter entlang dem Estuaire de la Rance (quasi die riesig breite Mündung des gleichnamigen Flusses), an dessen Rändern meist Agrarwirtschaft betrieben wurde, Kohl und ähnliches war überwiegend zu sehen, im Hintergrund im Flussbett herrschte fast totale Ebbe.

Saint Jouan-des-Guérets als nächstes Dorf, mit seinen knapp 2.900 Einwohner, ohne größere Inaugenscheinnahme durchfahren. Nach rund 11 Kilometern tauchte wieder etwas näher Wasser auf bzw. dessen Bodensatz bei Ebbe und eine – leicht dem Verfall anheimgefallene – Mühle (Le Moulin a marée de Beauchet) , eine der besonderen Art, weil durch die Tide früher angetrieben….

Hier der englische Text zum Nachlesen….
Die Strecke bis hierher….
2,5 Km trennten uns noch vom beaux village Saint-Suliac, die rasch zurückgelegt waren.
Steinzeit, im wahrsten Sinne des Wortes, der typisch bretonische Stil, neben dem der Neubauten mit meist beige verputzen Seitenwänden.
Süß fand ich beim Warten auf Frau (Postkartenkauf) diesen wehrhaften Zaun nahe der Tourist-Info nebst Katze und Briefkasten….

Wir wählten erst die Besichtigung des „Hafens“, das Wasser hier schon in Sicht…

Kleine Promenade, hübsche Aussicht, in der Ferne auf einem Hügel eine Jungfrau.
Beweis für das Dagewesensein in Suliac …

Fast vor jedem Haus an der Promenade lagen diese bunten Plastikschalen, notwendig, um zu den vor Anker liegenden – repräsentativen – Yachten / Segelbooten zu kommen….

Blick in die andere Richtung der Promenade, wo man, wenn man es wüsste, auf dem Hügel weit vorne die Jungfrau zu sehen ist…

Beim Durchstöbern des Ortes diesen alten – gut erhaltenen – Renault R4 entdeckt, hübsch die gestrickten / gehäkelten Kissen auf der Rückbank….

Wer mal selbst einen besessen hat, dem steigen vielleicht bei diesem Anblick wehmütig Tränen in die Augen.
Idylle pur vor den Eingängen oder Häuserfronten….



Wie so oft unterwegs, Hunger machte sich bemerkbar. Wir besorgten uns aus der Épicerie Käse, Wasser und eine Melone, vom Bäcker Le P’tit Chouquette ein Baguette, fuhren an die Promenade und setzten uns auf eine der Bänke, voilà, der Tisch (die Bank) war gedeckt….

Der verlängerte Trip nach Port Saint-Jean über La Ville-és-Nonais brachen wir, nach einem Stopp auf der 72m hoch gelegenen Anhöhe (Le Moulin de la Chaise) mit ungestörter Weitsicht (rechts die Silhouette von Saint-Suliac)…..

….. und gefülltem Wasserbett an der Auffahrt zur Nationalstraße, ab, kehrten um und fuhren die gleiche Strecke zurück zum Campingplatz nach St. Malo. Zum Vergleich hielten wir an der Mühle mit Tide-Getriebe….

….Fast alles wieder „unter Wasser“. Wenig später wagte ich über eine Gartenhecke einen Schnappschuss. Schon auf der Hinfahrt war ich auf dieses fast isoliert daliegende umrankte idyllische Plätzchen unter Bäumen mit gedecktem Gartentisch aufmerksam geworden. Jetzt saßen dort acht ältere Damen (zwei waren gerade aufgestanden und aus dem Bild entschwunden) beim Picknick oder sonstigem Beisammensein……

….. typisches französisches savoir vivre. Das war’s in St. Malo und Umgegend für dieses Jahr.
Ein abschließender Abendgruß noch von der Point Zero Bar auf dem Campingplatz…

