(Aus alten Reisenotizen)
17.07.2002 Mittwoch
Heute sind wir von Jönköping bis nach Gränna gefahren. Unser Auto haben wir in der Hotelgarage gelassen, Kosten 50 Schwedenkronen (ca. 6 €). In Gränna gab es nach einer recht anstrengenden Radtour in hügeligem Gelände kein Quartier für uns, weder auf dem Zeltplatz noch in der Jugendherberge. So sind wir ca. zwei Km zurück einen Berg hochgefahren zu einem sehr schönen Hotel, das ein bisschen wie eine Burg aussieht ……
(Gyllene Uttern =
Goldener Otter).
Das Hotel war zwar teurer als geplant, aber es war sehr schön, hier auf der Terrasse zu sitzen und sich mit den Prospekten über Land und Leute zu beschäftigen. Gränna war ein klassischer Touristenort mit hübschen kleinen Geschäften in Holzhäusern.
18.07.02 Donnerstag
Heute sind wir nach einem auskömmlichen Frühstück weitergefahren. In dem Frühstückssaal befanden sich schöne alte Gemälde an den Wänden und eine Deckenmalerei war zu bewundern, deren Mittelpunkt drei Engel bildeten. Also nach dem Frühstück ging es weiter und man kann wohl behaupten, dass die Radtour trotz leicht bewölktem Himmel recht anstrengend war. Denn entgegen unserer Hoffnung ging es nicht flach am Vätternsee entlang, sondern recht stetig, und daher mit unseren Tourenrädern recht mühselig, aufwärts. Es ist hier hügeliger als gedacht. In Ödershög haben wir Kaffee getrunken und ein Stückchen Kuchen zu uns genommen. Hier haben wir ein Radfahrpärchen aus Hamburg getroffen, die schon etwas länger unterwegs sind als wir, aber auch sie berichten von recht anstrengenden Hügelanfahrten. Sie sind schon seit dem 5. unterwegs. Wir sind dann weitergeradelt nach Vadstena. Die Tagestour umfasste 79 Km. In Vadstena haben wir tatsächlich die Hamburger (ebenfalls auf der Suche nach einem Quartier) wieder getroffen. Wir haben mehrere Hotels und Privatunterkünfte angesteuert, es ist zurzeit alles ausgebucht. Viele Schweden reisen in dieser Zeit ebenfalls umher. Wir erhielten den Tipp, es einmal am Museum neben der Burg zu probieren.
Die einzige Übernachtungsmöglichkeit bot sich für uns in einem umgebauten Eisenbahnwaggon. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als zu dem „Orient-Express“ geführt wurde. Zwei Betten und Lampen, das war’s. Die Toiletten und Duschen befanden sich ca. 200m entfernt im historischen Bahnhof. Das Frühstück werden wir am nächsten Tag im Museum einnehmen. Ja, es gab immer wieder neue Möglichkeiten, eine Nacht zu verbringen. Dieser Übernachtungsspaß kostete uns 60,38 €. Wir hatten keine andere Wahl, aber es war auch spaßig so.
19.07.2002 Freitag
Wir haben die Nacht im Abteil gut verbracht. Am Morgen saß Jola am Bahnhof neben anderen Menschen und wartete darauf, die Sanitärräume benutzen zu können, dachte, die anderen wären vor ihr dran. Als dann ein Bus kam und alle einstiegen, war klar, die wollten nicht aufs Klo oder zum Duschen.
Nachdem wir uns im Bahnhof geduscht hatten, erwartete uns im Museum ein Frühstücks-Buffet, das recht reichhaltig war. Danach waren wir noch in der Stadt und haben Briefmarken bei der Post für ca. 10 € gekauft. Auch Briefmarken hatten hier ihren Preis.
Nach ca. 22 Km haben wir Motala erreicht. Die Stadt lag an einem Teil des Götakanals. Eine Unterkunft haben wir in einem einfachen Mehrfamilienhaus gefunden. Eine kleine, komplett eingerichtete Wohnung, in der ich bitte nicht für längere Zeit hätte wohnen mögen.
In der Stadt hatten wir nach Besichtigung der Wohnung noch eine Folienkartoffel zu uns gegessen und spazierten im Anschluss durch die Stadt, haben eingekauft und anschließend noch eine kleine Radtour am Götakanal gemacht und den Schiffen beim Schleusen zugeschaut. Im Apartment angekommen, hatte ich die zwei Nackenschnitzel in einer schweren Eisengusspfanne gebraten. Eigentlich sollte es eine Pfeffersoße geben, die mit Milch angerührt wird. Doch statt der Milch hatte ich versehentlich Buttermilch gekauft. Daher schmeckte die Soße etwas säuerlich, aber wir haben dennoch das Fleisch mit der Soße gegessen. Nun saßen wir auf dem roten Kunststoffsofa und schauten im Fernsehen Leichtathletik. Morgen gibt es für uns wieder eine längere Strecke von ca. 60 Km zu bewältigen, so dass ich gleich ins Bett ging, um morgens ausgeruht zu sein. Eine erhoffte Schiffspassage über den See war nur montags und dienstags durchführbar, so lange wollten wir nicht abwarten, und eine Bus- oder Bahntour war mit Rädern auch nicht möglich. Bei der Bahn musste man die Räder aufgeben und das klang recht umständlich. Gerade warfen wir einen Blick auf die Wetteranzeige. Morgen soll es regnen, aber ich hoffe einfach auf besseres Wetter.
20.07.2002 Samstag
Heute sind wir um 8 Uhr von Motala abgefahren. Haben den Apartmentschlüssel noch im Touristenbüro eingesteckt. Ein kleines Stück führte uns am Götakanal entlang. Die Stadt als solche war noch recht ausgestorben. In Godegard haben wir an einer Tankstelle bei einem kleinen Supermarkt Rast gemacht. Dort haben wir einen Kaffee umsonst bekommen und uns Rumkugeln und Muffins gekauft. Dann ging es bei gutem Wetter weiter nach Zinkgruvan. Teilweise haben wir recht große Häuser gesehen. Bei Zinkgruvan hatte ich den Eindruck an einem Hospital oder einer Kurklinik vorbeizufahren. Unser Weg führte uns weiter bis nach Askersund. Hier hat Uwe über das Tourismusbüro zwei Zimmer für 150 Skr. (ca. 80 DM?) mit Frühstück mitten im Städtchen gefunden. Es ist ein typisches altes Schwedenhaus, in dem eine Familie wohnt. In dem Zimmer, in dem wir übernachten, befindet sich ein alter gusseiserner Ofen, der früher zum Kochen genutzt wurde und eine alte Wäschemangel, zwei Betten und ein Kiefertisch. Es ist alt, aber gemütlich. Unser Fenster im Erdgeschoss geht zur Straße und die Leute schauen alle ins Zimmer. Der Hit ist hier heute ein amerikanisches Oldtimer-Treffen.
Die Autos sind sehr schön hergerichtet und man kann dabei die auffallendsten Typen von Menschen betrachten. Sozusagen „schwedische Möchtegernamerikaner“.
Es ist schon erstaunlich, was es so für Menschen gibt. Kult ist es, dass neben dem Fahrer alle eine Bierdose in der Hand halten. Wir haben dem Treiben am Marktplatz eine ganze Weile zugeschaut und uns mit einem Schweden unterhalten, der einen Audi fährt, den er in Hamburg gekauft hat. Abends waren wir noch in der Kirche in einem schönen Konzert. Eine Sängerin, die am Flügel begleitet wurde, hat verschiedene Lieder gesungen. Sie hatte eine sehr gute Stimme. Schade, dass nur so wenige Zuhörer anwesend waren, denn das Konzert war wirklich ausgezeichnet. Ach ja, ein technisches Erlebnis unterwegs war meine Idee, meine Fahrradkette mit Nivea Sonnenmilch Faktor 6 zu schmieren, da die Kette sehr knirschte, insbesondere bei Steigungen. Wir sind 62 Km geradelt von 8.30 Uhr bis 14.30 Uhr.
21.07.2002 Sonntag
Heute Morgen wurde uns das Frühstück auf das Zimmer gebracht. Es gab Sandwiches und Knusper-Flakes, Tee, Ananassaft etc. Dann sind wir leider bei strömenden Regen losgefahren und dieser Regen hat uns leider auch eine ganze Weile begleitet. Zu allem Überfluss haben wir uns auch noch an einer Weggabelung verfahren, das haben wir aber erst bemerkt, als wir auf einem Zeltplatz einen Kaffee und Gebäck zu uns genommen haben. Also ging es wieder zurück für einige Kilometer. Etwas geschafft sind wir dann doch noch in Karlsborg angekommen. Uwe hat kurz entschlossen ein Hotel ausgesucht und ein Zimmer reserviert. Das war gut so. Und wir haben dort auch gleich noch gegessen. Anschließend haben wir uns Teile der Festung angeschaut. Jetzt ist es 21 Uhr und es gießt in Strömen. Ich hoffe auf unserer Etappe morgen wird es nicht ganz so nass. Ich habe um 20.30 Uhr versucht Christoph Haack zu erreichen, um nach Silvia zu fragen. Aber dort war niemand. Dann habe ich mit Susanne telefoniert, die sind gestern aus Italien gekommen und wussten nichts von Silvias Unfall.
22.07.2002 Montag
Am Montag sind wir mit dem Rad weitergefahren. Am Vorabend hatte ich noch Erkundigungen eingezogen, wie man mit dem Bus von Karlsborg nach Jönköping kommt. Doch das Wetter war besser als erwartet und so sind wir weitergeradelt. Wunderschön war es in Hjo (ausgesprochen Ju). Dort haben wir ein kleines Picknick mit unseren Käseresten und leckerem Krabbensalat durchgeführt. Hjo ist ein wunderschönes Urlaubsstädtchen, leider war die Zeit zu kurz, um die Schönheiten zu genießen. Wir sind weitergeradelt bis Habo,
dort habe ich nach einer Busverbindung Ausschau gehalten. Eigentlich hatten wir die Auskunft, dass die Busse keine Räder mitnehmen. Aber es hat geklappt und so sind wir statt in zwei Tagesetappen, mit dem Bus in einer ¾ Stunde bis nach Jönköping gefahren. Es hat gegossen als wir ausgestiegen sind und so hat Uwe das Auto geholt und wir haben etappenweise unsere Sachen vor dem Regen ins Auto gerettet. Abends sind wir durch Jönköping gebummelt. Es ist wider Erwarten eine wirklich schöne Stadt mit einer schönen Bausubstanz und zahlreichen Kirchen. Sehr beeindruckend ist die neu entstandene Hochschule. Ja, schade, dass man nicht noch einmal jung sein darf. Zu gern würde ich noch einmal neugierig einen Neuanfang starten, statt in der Schule ständig von Schülern und Kollegen ausgesaugt und ausgelaugt zu werden.