12.06. bis …
12.06.2025 Donnerstag
Wie die Überschrift schon andeutet, ein sonniger Tag brach an und die Sonne begleitete uns auf der Fahrt von Trummenäs nach Sölvesborg, die E 22 diesmal „fehlerfrei“ befahren, heißt, keine Kollision oder andere Malesche. Der Campingplatz Tredenborg hinter einem hübschen Wohnviertel typisch schwedischer Art gelegen, auf der anderen Wasserseite ein riesiger Schrottplatz, von dem ab und zu Geräusche vom LKW-Entladen herüberhallte. Freie Platzwahl, wir wählten 304, so groß fast wie unser Grundstück zu Hause. Richtete man seinen Blick weg vom Schrotthaufen, so schaute man auf den Möllefjorden.

Frühes Mittagessen, Hähnchenfleisch, schon gestern gebraten, dazu heute Haferreis aus inländischer Produktion, in Deutschland kaum zu bekommen. Sehr gute Alternative zu herkömmlichem Reis.
Die lokale Küche ward in Beschlag genommen. Erstmals aßen wir auf dieser Reise unter freiem Himmel.
Durchstöberten das Informationsmaterial, eine der längsten Fuß- und Radfahrerbrücken Europas verband den Ort mit Listerlandet, so nannte sich dieser Landesteil.
Radwege wieder allerorten vorhanden, aus einem wild bewachsenen Graben zwischen Radweg und Fahrstraße glotzte mich plötzlich ein Reh aus großen Kulleraugen an, nicht richtig wissend, was zu tun sei. Mir ging’s ähnlich, den Fotoapparat zückend, eine falsche Bewegung und das Tier suchte aus dem Graben springend über die Straße das Weite, wobei es Glück hatte, denn Sekunden später rollte ein PKW heran.
An einer Abzweigung wedelte ein Mann aufgeregt von seiner Terrasse mit den Händen und wies uns an, links an seinem Grundstück vorbei zu fahren, was sich später als richtig erwies. Das Hafengebiet weniger attraktiv, schnell durchfahren, dann Ausblick über neu gestaltete Grünanlage, im Wasser ein alter Kahn, der eine Eisbude beheimatete….



Kurz vor der Brücke ein Menschenauflauf, orangefarbene Trikots, Gewusel auf einem Grandplatz, Boulespieler in Aktion…..

Die Brücke aus dem Jahre 2013 weist eine Länge von 760m auf, wird auf einer Insel namens Kaninholmen „abgestützt“, um dann auf einer anderen Konstruktion zum Stadtteil Ljungviken zu führen….


Tolle Sache, da denkt man gleich an das Vorhaben einer weiteren Querung für Fußgänger in Lübeck von der Wallhalbinsel zur Roddenkoppel.
Auf der Brücke schob ein Mann seinen Trolley mit Golfsachen nach Hause….

Nicht allzu weit entfernt der Golfplatz, gelegen zwischen imposanten Kiefern (oder anderem Nadelgehölz). Kurz Infos eingeholt, denn hier gab es Stellplätze für Wohnmobile, Stromanschluss und Duschmöglichkeit inklusive, eine Option für Übermorgen.
Radelten noch bis zur nächsten Näs (= Nase), Västra Näs. Abgelegen, idyllisch, Feriensiedlungshauscharakter, mit kleinem Anleger, dessen Umfeld ums „Hafenbüro“ hübsch angelegt war….

Von hier aus sah man den Schrottplatz von der anderen Seite, ebenso blitzte vom Campingplatz das Weiß von Wohnmobilen oder Wohnwagen durch, ob unser WoMo dabei war, war nicht erkennbar.
Bei der Rückfahrt stoppten wir am alten Kahn mit Eisbude, diesmal keine Warteschlange, Eiskugelpreise hier gestaffelt nach Menge, je mehr, je günstiger (pro Kugel). 62 Kronen, das hört sich zunächst nach „teuer“ an. Hat man erst die Tüte in der Hand, kaum zu glauben, ein Berg aus Eis, scheinbar gibt es immer gleich zwei Kugeln (die als eine zählt). Insofern wär’s fast noch „billig“…..
Und echt lecker, schwedisches Eis.
Der Stadtkern altmodisch, ein bisschen trist, auf dem Marktplatz ein Brunnen, verziert mit einem bronzenen Liebespaar (wie so oft in Skandinavien, Personen werden nackt dargestellt), das von zwei Wasserfontänen (kaum sichtbar) ständig gekühlt wurde….

Für heute genug gesehen, Rückfahrt zum Campingplatz.
13.06.2025 Freitag
Schon vor 7 Uhr saß ich draußen, Hundeausführer ebenso früh unterwegs, zwangsweise wohl. Frühstück im Freien, lange darf man seine Sachen nicht unbeaufsichtigt lassen, die Nebelkrähen hier lassen sich keinen Happen entgehen, so mir gestern geschah: krümelte Walnüsse auf meinen Teller, holte danach Jola aus der Küche ab, wieder am Tisch, wirkte der Inhalt auf dem Teller übersichtlicher, da bediente sich jemand unerlaubter Weise. Die Täter nicht weit weg, beäugten den Störenfried aufmerksam, zogen von dannen.
Nun gut, uns stand eine längere Tour bevor: Auf einem alten Bahndamm von Sölvesborg nach Olofström, 29 Km. Bestes Wetter für das Unterfangen, mit dem Stadtplan in einer Hand lenkte ich uns durch den Ort, verzichtete auf den offiziellen Startpunkt am Reise-Center. Nach Überqueren der Autobahn gelangten wir auf den richtigen Weg „Banvallsleden“, weißes Rad auf rotem Grund.

Ynde, ein winziger Flecken, mit einem beschaulichen Schulgebäude am Wegesrand unsere erste Bekanntschaft auf der Strecke. Danach kilometerlang auf fast schnurgeradem asphaltierten Untergrund durchs Grün, links und rechts baumbewuchert, deshalb schattig und – noch – kühl. Ein Tunnel musste durchfahren werden….

Danach die nächsten ca. 8 km wenig Spektakuläres, kaum Veränderung in der Landschaft, außer vielleicht, dass zwischen den Bäumen mehr moosbewachsene Felsen herum lagen. In Axeltorp ein Stellplatz ohne Komfort, dafür mit Badeplatz und Kanustation am Ivösjön.
Jetzt mehr Freifläche auf der Strecke, Sicht auf Acker und Wiesen, gemähtes Gras, viel Kartoffeln, Besiedelung, wie fast überall, dünn. Alle Häuser meist schnuffelig, immer einen längeren Blick wert. Näsum, der erste größere Ort, wir bogen von der Route in den Ort mit der weithin sichtbaren Kirche ab.

Jola klaubte im einzigen Geschäft sämtliche Hafer-wie-Reis-Packungen in den Einkaufskorb, nach letzten Recherchen bekommt man so ein Lebensmittel bei uns eher nicht oder nur umständlich.
Zurück auf dem rechten Pfad, die Tour fortgesetzt, später mäanderte ein Rinnsal häufig neben dem Radweg her, vermutlich Holjeån genannt. Auf dieser den Bachlauf überquerenden Brücke nach rund 24 km ein Picknickplatz, den wir dankbar als Pausenstation annahmen.



Mehr Zivilisation rückte bald näher, zuerst Jämshög, dann der Zielort Olofström. Am Ortseingang Sportstätten, auf dem „Grünen Rasen“ übten kleine Bubis mit dem Ball umzugehen, angeleitet von größeren Mädchen.
Der Ort wirkte moderner und einen gewissen Wohlstand vermittelnd. Lag es an der großen PKW-Produktionsstätte von Volvo? Das Unternehmen kümmert sich augenscheinlich für seine Mitarbeiter um optimale Pausenstätten….

Jola lechzte nach einem Kaffee, an der Hauptstraße eignete sich dafür Renates Bäckerei & Restaurant. Hätten wir diese Location vorher gekannt, wir hätten auf unseren Pausensnack auf der Brücke verzichtet, hier gab es leckere Küchelchen, aber wir noch satt. Ich recherchierte nach Sehenswertem. Lohnenswert, wieder einmal eine Hängebrücke, diese namens Frickabron. Routenplaner zeigte 3,6 km an. Ab vom asphaltierten Weg ging es wildromantisch auf Schotter durch Felsenwald….



Schieben war ab und an angesagt, die Sturzgefahr sonst zu hoch. Endlich tauchte die Hängebrücke auf, mit aufs Bild Jola….

Ganz schön wackelig die Konstruktion aus dem Jahre 2020, das bemerkten wir erst nach dem Betreten. Räder mussten mit rüber…

Die Runde um den See endete quasi am Campingplatz Halen. Nun etwas hungriger, wollten wir wieder bei Renate vorstellig werden. Leider war Lunch-Time nur bis 14 Uhr, hieß 10 Minuten zu spät eingetroffen.
Die Rückfahrt ward angetreten, dieses Haus gefiel mir schon bei der Hinfahrt, nun lichtete ich es schnell noch ab….

Ob es für zwei Familien konzipiert war, ungewiss, falls es ein Einfamilienhaus wäre, so könnte ohne Mühe sich hier jeder großzügig „aus dem Weg“ gehen. Typisch für das bisher gesehenen in Schweden, die „aufgeräumten“ Vorgärten, wie auch hier.
Zur restlichen Tour blieb nur: „durchhalten“! Am Ende waren es 80 zurückgelegte Kilometer. Tapfere Jola!
Ein Nachbar auf dem Campingplatz parkte heute sein Auto am Platz, wer kennt es nicht?….

Gilt das schon als Oldtimer?
Olofström mit Brückenbesichtigung….

14.06.2025 Samstag
Frühaufsteher waren heute im Nachteil, die Rezeption öffnete erst um 10 Uhr, wir mussten noch zahlen. So blieb Zeit fürs Sonnenbaden bzw. Schnappschüsse.


Knapp über 100 Km waren bis zum Zielort Lund nach Begleichung der Rechnung zurückzulegen, der überwiegende Teil der Strecke auf der E22, keine gute Erinnerung hatte ich während der Vorbeifahrt an der Abfahrt 32 (Ekeröd), Grund: meine Karambolage mit einem PKW bei der Hinfahrt nach Karlskrona. In Lund der Campingplatz am Källbybad zunächst gut ausgeschildert, Zeichen gemeinsam mit dem Schild „Schwimmbad“. Am Schwimmbad sahen wir hinter Zaun Wohnmobile, fanden jedoch keine Zufahrt, kreiste einmal ums Karree und standen wieder am Schwimmbad. Die Zufahrt versteckt, Rezeption gemeinsam mit Kassenhäuschen des Freibades. Platz 8 war gebucht, jedoch nicht genehm, ich tauschte gegen Nr. 3.

Mit einem Stadtplan versorgt, der die sechzehn interessantesten Sehenswürdigkeiten punktuell auswies, war es recht einfach den Weg in den Stadtkern zu fahren. Hungrig, und deshalb auf der schnellen Suche nach Nahrung, dabei im Glück, dass wir direkt an der Markthalle (Saluhallen) die Räder abstellten. Die Halle bot seit 1909 Lebensmittel an, war sogar unter den Sehenswürdigkeiten als Punkt 11 aufgeführt.



Uns gefiel die türkische Linsensuppe sowie die Auberginen in Scheiben, Kaltes Wasser mit Zitrone gratis dazu. Brot gekauft und Zimtschnecken 5 für 4, die für spätere Nascherei. Im Obergeschoss, streng geregelt, der „Schnapsladen“…

Wie schön, dass es andere Städte vormachen, was ich mir Lübeck in gleicher Form wünschen würde, eine Markthalle, in der Jedermann für Gäste auf einem Instrument Musik machen kann, hier ein Klavier…..

Wir suchten die Nr. 1 der Sehenswürdigkeiten, der Dom mit seiner einzigartigen astronomischen Uhr. Nach ein bisschen Pflastertreten standen wir vor dem grauen Klotz, dessen erste Teile aus dem Jahre 1085 stammen sollen.

Schon im Informationsblatt angekündigt, die meisten Sehenswürdigkeiten durften man kostenlos besichtigen. Mich interessierte vorrangig die astronomische Uhr, die mir von Stellplatznachbarn aus Barnim (Brandenburg) wärmsten empfohlen worden war.



Ein Mondzeiger zeigt die Phasen des Mondes und die Position am Himmel, ein Sonnenzeiger zeigt die Uhrzeit auf einem 24-Stunden-Zifferblatt, und es gibt auch einen Tierkreiszeiger. In regelmäßigen Abständen spielt die Uhr – zweimal täglich in der Woche (12 und 15 Uhr) und zweimal sonntags (13 und 15 Uhr) (aus: Wikipedia).
In einigen Ländern stehen Menschen nach Brot an, in anderen nach Wasser, in Schweden erlebten wir es des öfteren, dass sich lange Schlagen vor den Eisläden bildeten…..

Manche, denen es etwas besser geht, die steigen im Grand Hotel ab…

Stand nicht auf der Liste der Sehenswürdigkeiten, war auch nicht „umsonst“! Lund machte den im Prospekt beschriebenen Eindruck, angesehene Universitätsstadt, dadurch junges Volk, Cafés voll besetzt, nur wirklich quirlig geht anders, schwedische Gemütlichkeit halt.
Auf dem Rückweg den Stadtpark (Nr. 11 der Sehenswürdigkeiten) besucht, nicht ganz groß wie in Hamburg, als Erholungsort in der Stadt wunderbar, gerade bei diesem fast sommerlichen Wetter.
15.06.2025 Sonntag
Entgegen der von Jolas Wetter-App prognostizierten Verschlechterung blieb es in und um Lund heiter und sonnig. Ich überredete Jola zu einer Besichtigung des Golfplatzes in Värpinge, exakt 4 Km entfernt vom Campingplatz und total easy auf den gut ausgebauten Radwegen zu erreichen. Ich war gestern bereits im Rahmen meiner Stadterkundung dort, ein 9-Loch-Platz der einfachsten Art, das Buchungssystem in Schwedisch mir nicht verständlich, lediglich die Androhung, ohne „Kärtchen“ zu spielen, würde mit 1.000 Kronen Strafgeld geahndet.
Bei den vielen Radwegen fährt man schnell mal an der falschen Stelle ab, die grobe Richtung stimmte. Am Golfplatz rief ich die angegebene Nummer an, um nachzufragen, wie man buchen könne. Oh, no problem, play, and pay afterwards or wait for my wife, 11 Uhr an der Rezeption. Wir radelten zum Campingplatz, schnallten die Golftaschen über die Schultern und retour zum Golfplatz, ohne Verfahren. Zu meiner Überraschung akzeptierte die Frau hinter dem winzigen Tresen Bargeld, 600 Kronen zahlte ich für uns beide.
Ein Kurs ohne große Schwierigkeiten, umgewidmetes Wiesengelände, so würde ich vermuten. Mähroboter im Einsatz, später sogar lebende…

Kötel auf dem Grün wesentlich größer als von den sonst auf Golfplätzen ansässigen Gänsen. Durch einen langsameren 3er Flight etwas ausgebremst waren wir nach 2 Stunden durch, Jola gönnte sich noch einen Kaffee, dann ging’s zum Campingplatz. Unterwegs hatten wir ein Grillfest am WoMo beschlossen.
Zuerst aber gab’s eine Abkühlung im Freibad, an der Kasse kam ich mir wie ein VIP vor, „Campsite?, your welcome, come in here“ und schwupps war ich an der Schlange an der Kasse vorbei und gleich darauf im Wasser. Toll, dass man für richtige Schwimmer zwei Bahnen freigehalten hatte, keine tobenden Kinder störten.
„Würstchen satt“, Salat und von dem frischen Brot. Wir stießen dann noch auf eine dem Himmel zustrebende mit Ouzo an.
Später, so 16.30 Uhr, unternahm ich eine Forschungsreise, Natur gleich um die Ecke….

….. neues Leben sonnt sich auf der Weide….

Einen ganzen Stadtteil entdeckte ich, alles „Schule“, Freinet, Gymnasien, Montessori, Vorschulen, Internationale Englische, Musik- und Kunstschule und so schöne alte Gebäude….


Genug der Aktivitäten, ich fuhr zum Campingplatz zurück, mittlerweile gut frequentiert und international belegt, Engländer, Deutsche, Holländer. Ein Paar aus Hildesheim will von Stockholm mit der Fähre nach Finnland und weiter zum Nordkap, alles in 4 Wochen, sportliche Herausforderung.
Morgen geht’s zurück, gut, dass wir nicht heute über die Öresundbrücke fahren wollte, die war wegen eines Marathonlaufes gesperrt. Unsere Bekannten haben uns noch im Portfolio der Autokennzeichen gelassen, sodass wir bei der Maut eine Vergünstigung in Anspruch nehmen können.