07.06.2025 Samstag
Die Fronten (Wetter) wechselten, bei uns die Sonnenseite. Baden war trotzdem noch nichts für Warmduscher. Rechtzeitige Abfahrt, wollte B. und J. in Karlskrona bzw. Lyckeby nicht warten lassen. Verabredung beim dortigen Lidl zwecks gemeinsamen Einkaufs. Ausnahmsweise beteiligte ich mich am Durchlauf durch den übergroßen Laden. Die Warenwelt eine etwas andere als in Deutschland, wenn auch bekannte Lidl-Marken allgegenwärtig waren. Von mir wanderte ein Akku-Tacker in den Einkaufskorb.
J. übernahm nach dem Einkauf die Führung und lenkte uns wieder zurück nach Karlskrona, hindurch zum Stadtteil /Insel Dragsö. Der besteht zum größten Teil aus dem Campingplatz, einer Kapitänssiedlung, der Rest ist Trollwald (dazu später). Die Siedlung Brändaholm entstand um 1920 aus Protest gegen die Gemeinde.

Man baute „heimlich“ auf der Insel eine Hütte. Es dauerte drei weitere Jahre bis die nächsten Häuser (37) errichtet und geduldet wurden.
Wir machten einen Rundgang…..
Ein „Gartenhaus“ stand zum Verkauf, gerade „verhandelte“ die Besitzerin mit J., die einwandfrei Schwedisch sprach.

3.300.000 Skr Anfangsgebot…. Mal überlegen….
Über den schön gelegenen Campingplatz ging’s zu den Trollen….



Ob Trolle was für Kinder sind, man weiß es nicht so genau, aber das Abenteuergolf schien ihnen Spaß zu machen….


Der Knirps brauchte ziemlich viele „Schläge“, sprich, stupste den Ball so lange an, bis er am Ende ins Loch rollte. Unsere Sightseeingtour ging weiter, wieder mit unserem WoMo im Schlepptau tuckerten wir durch Karlskrona, hielten vor Wämöparken…..

….. eine kulturelle Erholungsstätte, in der seit 1912 Gebäude aus dem ganzen Land zusammengesammelt und hier zur Schau gestellt werden, quasi ein Museumsdorf…





… in dem es Möglichkeiten für ein Picknick gab…..

Gestärkt brachten uns B. und J. anschließend zu unserer heutigen Destination in Kristianopel, einem winzigen Flecken, ungefähr hälftig gelegen zwischen Karlskrona und Kalmar. Wir spendierten den beiden für ihre Touristenführerschaft Kaffee und Kuchen im Café neben dem Campingplatz, wo frisch eingestelltes – fast schülerhaft wirkendes – Personal sich mühte, die Arbeitssituation zu meistern. Die Zubereitung des warmen Kakaos schien das Mädchen zu zelebrieren, hinter dem Tresen huschte sie hin und her und jedes mal dachte ich, nun ist der Kakao fertig, und nein, noch ein Schlag Sahne, und ein paar bunte Zuckerkügelchen und…. dann war er fertig.
B. und J. verabschiedeten sich, fuhren „heim“ nach Saleboda, …

… unser Platz direkt am Meer, das hinter der Mauer erahnbar ist.
Auch im Alter kann man offensichtlich noch neue Freunde gewinnen….
08.06.2025 Sonntag
Pfingsten als Fest ist hier in Schweden offensichtlich ohne größere Bedeutung, was sich auch daran manifestiert, dass Montag kein Feiertag ist. Noch im Bett befindlich, trommelten Regentropfen aufs Dach, jetzt, nach dem Frühstück, scheint erfreulicherweise die Sonne.
Belustigt hörte ich im Radio die Presseschau, wo die meisten Kommentare sich auf die Zuspitzung des Machtkampfes zwischen Trump und Musk bezogen. Kein gutes Haar wurde an den politischen Aktionen „des mächtigsten Mannes der Welt“ gelassen, er verunsichere mit seinen Entscheidungen Verbündete, widersetze sich richterlichen Anordnungen, stürze Amerika in wirtschaftlich unsichere Zeiten, alles „Popcorn“ (so zitiert) für Russland und China, die sich amüsiert ins Fäustchen lachten über die Selbstdemontage.
Nun aber zurück zur Reise: Robben schauen stünde vielleicht heute auf dem Programm, ich werden berichten….
Die Straßen in Schweden, so weit wir sie bisher gefahren sind, gut ausgebaut, wenig Schlaglöcher, kaum Verkehr, wie heute auf der Strecke vom Campingplatz nach Torhamn. Rund 7 Kilometer, ohne dass uns ein Fahrzeug überholte. Links und rechts in sicheren Abständen Schwedenhäuser, in der Regel das typische „Rot“ auf dem Holz, heißt Falunrot und stammt ursprünglich aus dem gleichnamigen Ort, wo es eine – nun geschlossene – Kupfermine gab. Die „Traditionsfarbe“ verbindet sich besonders gut auf rauem Holz, bleibt atmungsaktiv und schützt dieses.
In Olsäng der Straßenladen in „Spargeloptik“, mit Spielplatz …..

….. und Tourist-Büro.

Das Gedächtnis ließ offensichtlich im Alter nach, denn wir wichen von der von B. und J. gestern gegebene Wegbeschreibung ab, landeten nach Durchfahrt eines Bauernhofes an einem Nudistencamp. Zwei (angezogene) Menschen mit geringen Englischkenntnissen erklärten umständlich, die Seals (Robben) befänden sich an anderer Stelle, zweimal links beim Bauernhof. Aber wir fanden den Weg nicht, erst zurück an der asphaltierten Straße sahen wir das Hinweisschild mit den Robben. Felssteinbewährte Feldwege…..

…. brachten uns an eine „Kasse“….

…..30 Kronen Eintritt waren zu berappen. Jola, ganz skrupellos, warf den seit 2016 nicht mehr gültigen 20 Kronenschein ein.
Vielleicht die Strafe dafür, dass wir später nicht einen Robbenkopf zu sehen bekamen. Oder es lag daran, dass es Robben auf Sandbänken eher gerne warm haben, es gerade aber bewölkt und frisch war.
Ich marschierte bis zum Aussichtsturm, sah trotz des vorhandenen angeketteten Feldstechers keine einzige Robbe, nur ein paar Vögel hopsten auf zwei fernen Inselfelsen herum.


Kehrt gemacht und Rückfahrt zum Campingplatz.
09.06.2025 Montag
Fall noch nicht erwähnt, dieser Montag ist in Schweden kein Feiertag, vielleicht ein Grund, warum es auf dem Campingplatz so leer war, fast allein gehörte uns ein Teil des Areals…

Vor der Weiterfahrt war Jolas Meinung nach ein Spaziergang auf der Mauer verpflichtend, also bei Sturmböen auf die Festungsmauer gestiegen, vorsichtig auf dem unebenen Untergrund balanciert und den Blick für einen stehenden Augenblick schweifen lassen…

Unser WoMo von oben….

Trummenäs Camping erreichten wir nach gut 35 Minuten. Freie Platzwahl. Gegenüber vom Campingplatz gleich ein 18-Loch Golfplatz, wie praktisch, wenn es nur nicht so orkanartige Sturmböen gäbe.
Das WoMo schaukelte unentwegt wie bei rauem Seegang. Loteten Fahrradstrecken aus, bremsten uns selbst wegen des starken Windes und durchkämmten das Umfeld des Campingplatzes. Eingenistet hier, Menschen mit Geld, jedenfalls so angenommen. Boot, Jaguar und Golfwagen vor der Haustür, das spricht für sich….


…. ist ja auch eine traumhafte Lage. Und achtsam geht man offensichtlich mit Katzen um…

Eine Schulklasse bevölkerte das Übungsgelände des Golfplatzes, Pflichtunterricht in Sport?….

Wir starteten einen Versuch, die Strecke auf die Insel Sturkö zu erkunden, brachen wegen fehlendem Radweg ab und kehrten zum Campingplatz zurück. Mittagessen namens Hoppel Poppel, Jolas Kreation aus Resten. Nach einem Espresso schien mir die Zeit gekommen, einen Ausflug nach Lyckeby zu machen. In dem Vorort von Karlskrona befand sich der Lidl, in dem ich vor ein paar Tagen einen akkubetriebenen Tacker gekauft hatte, der jedoch nicht funktionierte bzw. die Munition nicht in dem Originalkarton beilag. Umtausch war der Plan. Zu meiner Freude führte über weite Strecke ein fast neuer Radweg abseits der Schnellstraße entlang, einzig der nach wie vor orkanartige Wind bremste eine mögliche rekordverdächtige Raserei ab.
Nicht ganz 12 Kilometer, fast wie im Flug vergangen. Umtausch, nein, eigentlich Rückgabe an der Kasse (mit ein bisschen Englisch) kein Problem, keine große Nachfrage, nicht mal den angeknabberten Karton thematisiert. Geld zurück aufs Konto, fertig.
Jola verschlief den Nachmittag im WoMo, der Wind zehrte wohl am Schlafkostüm.
10.06.2025 Dienstag
Oh Schreck, auf dem Laufband mit wichtigen Meldungen des NDR erschien gestern im Fernsehen die Nachricht vom Tod von Carlo von Tiedemann, legendäres – und skandalträchtiges – Moderatoren-Urgestein. Wieder verschwand eine „Marke“ von der Bildfläche.
Die Wetter-App verhieß für heute nichts Gutes, trotzdem schwangen wir uns nach einem gemeinsamen Großabwasch in die Sättel und tourten nach Tornhamn, gelegen quasi schon am Ende der Welt auf einer Landzunge. Nach der Radrouten-App 19,9 km.

Noch ließen sich die vom Himmel fallenden zarten Wassertropfen fast einzeln zählend, auf dem Golfplatz gähnende Leere, die Vollbelegung gestern wohl einem Turniertag gezollt. Nichts unterschied die Strecke von bisher gefahrenen, grüne Landschaft, wohin das Auge schweifte, dazwischen gestreut die roten Holzhäuser, mal zur Abwechslung ein Tupfer Gelb. Ein paar Schafe, gerade wohl geschoren, drei Pferde auf der Weide. Frisch gehacktes Holz für den Winter lag neben einigen Häusern. Schon an die weit gestreute Gebäudelandschaft gewöhnt, dennoch überraschend hinter der nächste Kurve wieder ein schmuckes Haus vorzufinden….

Der Himmel nicht nur mehr verhängen, er spendete uns mehr seines Nasses. Rund 10 Km noch, jetzt auf der einen von zwei Hauptverkehrsadern dieses Archipels fast schnurgerade aus, dafür mit leichten Steigungen, nach dem Höhenprofil lag der Peak bei 29m. Der Flecken besaß eine Kirche, zwei Cafés, einen Supermarkt und eine Pizzeria, jedenfalls war es das, was wir auf der Fahrt zum Hafen entdeckten. Das Café am Hafen…..

…. geschlossen, obwohl nach den Öffnungszeiten …., aber egal. Gleiches Ergebnis beim zweiten Café. Blieb also nur die Pizzeria, zum Glück geöffnet, denn der Regen nahm stetig zu. Mir bestätigte die Besetzung das bisher Erlebte, fast nur Frauen saßen in dem kleinen Gastraum. Neben Pizza gab es Hamburger und Kebab, bei Pizzen „normal“, Barnen (Kinder) und „Family“. Der einzige Mann saß vor einem Teller mit einem „sehr großen Haufen“ Kebab, „Family“ hier vermutlich zutreffend. Originell die Pizza mit Banane, Ananas und Curry, ich tendierte zu Salami mit allerlei …..

Unvorbereitet überraschten uns die wohlschmeckenden Pizzen. Unvorbereitet meint, erwartet hätte ich in dem Dorf eher einen Foodtruck der Fertigpizza anbietet, think positive!, und den Pott Kaffee in Selbstbedienung gab’s sogar umsonst dazu.
Der Regen hatte geduldig auf uns gewartet, wir schlugen ihm kurzfristig ein Schnäppchen und verschwanden im nebenstehenden Supermarkt, die Warenwelt überrascht im Ausland immer wieder mit Besonderheiten, selbst bei alltäglichen Nahrungsmitteln, bspw. anderes Mehl, mehr Haferprodukte.
Wir konnten den Regen nicht überlisten, stiegen in die Sättel, traten die Pedalen, jetzt ohne nennenswerten Gegenwind, dafür ein feuchter Film auf der Haut. Outdoorkleidung half nur leidlich gegen die Unbill der Natur. Zurück im WoMo schnell der nassen Sachen entledigt, heißen Tee (mit Schuss) und alles war wieder gut!
11.06.2025 Mittwoch
Uns blieb auch nichts erspart, nicht mal ein trockener Vormittag mit Sonnenstrahlen, die sich mehrfach verstohlen durch Wolken quälte und für etwas Wärme sorgten.
Ich radelte zum gegenüberliegenden Golfplatz und besorgte uns eine Startzeit für 10.50 Uhr. Dafür reichten meine Englischkenntnisse allemal. Als Campingplatzgäste gab es sogar eine Ermäßigung und die Trolleys durften wir kostenlos nutzen.
Die Golftaschen umgeschnallt ging es später zum Golfplatz, auf dem kaum Spieler unterwegs waren.
Müßig über den Erfolg zu berichten, der manifestierte sich darin, dass ich die 18 Löcher unbeschadet schaffte, Muskelkater für morgen sicher garantiert. Der Platz kaum Schwierigkeiten, wenig Bunker, einige Gewässer. Hübsche Lage, Tierwelt artenreich, rammelnden Hasen, eine Schlange, die sich vor Jola beim Ballsuchen am Schilf erschreckte und vice versa, ein Rebhuhn, das ich im Raff aufschreckte, dann natürlich obligatorisch Gänse und Blesshühner, Nebelkrähen.
Impressionen:



Nachmittags im Restaurant Fisch und Chips gegessen,wir waren die einzigen Gäste. Ich ging die Duschen suchen, die sich in dem Raum mit dem Schild „Toalett“ befanden. Da war ich von anderen Golfclubs besseres gewöhnt, hier keine Handtücher, Föhn etc. Na egal, bei ca. 45 € für die Runde.