2025 Kopenhagen wartete auf uns

Nach dem Frühstück gingen Jola und ich getrennte Wege, sie wollte unbedingt noch einmal nach Roskilde etwas besorgen; es war nicht die Vasen, die am gestrigen Tag am Wegesrand standen, von denen sie unbedingt eine hätte mitnehmen wollen. Ich bereitete indessen unsere Abreise vor, dackelte mit dem Abwasch und meinem Notebook zur Küche. Auf dem Weg dorthin eine Zeltburg mit gehisster Mecklenburger Fahne, dazwischen robuste Männer beim Morgenkaffee (oder war es schon das erste Bier?). An einem der Spülbecken reihte sich vor einem Mann ein halber gereinigter Hausrat auf, ein Wochenabwasch?
Jola kam zurück, irgendetwas im Gepäck, aber keine Vase, Enttäuschung, weil, die Vasen waren nur käuflich zu erwerben, also kein so einfach mitzunehmendes Schnäppchen.
Abfahrt nach Hundige bzw. Greve, keine 30 Kilometer entfernt. Platz 709, erreichbar durch eine Rundfahrt um das Campingplatzgelände durch Schlaglochpiste. Riesiges Grün, die Anlage schien „in die Jahre“ gekommen, ein qualitativer Abstieg gegenüber dem Platz in Roskilde. Jola frohlockte trotzdem, Grund: ein Lidl in der Nähe, Shoppen gesichert.

Morgen soll’s nach Kopenhagen gehen, bzw. Anfahrt vielleicht mit der Bahn (Linie S). Die, weil kostenloser Radtransport. Ich fuhr als Explorer los, um die nächstgelegene Bahnstation zu suchen. Der einzige Fahrkartenautomat funktionierte, bot eine deutschsprachige Menüführung und überraschend eine Taste „Pensionär (+67)“, womit man einen günstigeren Tarif wählen konnte. Wir werden sehen…

Um den Campingplatz gehäuft eine Ansammlung Restaurants mit asiatischer Küche, eine davon schien besonders gefragt. Bei uns gab es nach Jolas Rückkehr heute Salat mit Thunfisch, nach ihrem Einkaufsvolumen dürften die Regale bei Lidl leergefegt sein….

Die Amsel saß heute (wie gestern) morgen auf dem kurz geschnittenen Baum neben unserem WoMo und trällerte ohne Unterlass, wem auch immer sie Nachrichten sandte, es hörte sich melodisch an. Ich joggte!! (wenn man diese Hüpfsprünge so nennen wollte) auf weichem Rasen, ein Test.

Wegen der sich ankündigenden Wetterbesserung entschieden wir uns für die Radtour nach Kopenhagen. 18 Kilometer, bis wohin?, zum Zentrum?, zur Stadtgrenze?, jedenfalls war es bis zum Stadtteil Refshaleøen etwas weiter. Breite Radwege und eine eher ebene Strecke erleichterten das Vorankommen. Brøndby und Hvidovre, zwei Vororte von Kopenhagen, Randzonen, anderes Milieu als im moderne Zentrum. „Bauhaus“, auch hier in Dänemark präsent, gewerkelt wird halt überall.
Im Stadtteil Brygge das Viertel Fisketorvet mit einem riesigen Einkaufszentrum, gegenüber leuchteten vier Buchstaben neben spinnennetzartig umwebte Hochhäuser, „IKEA“.

Wir suchten ein Café für einen Kaffee und ein Küchle. Auf drei Etagen gab es endlos Asiatisches, Italienisches, Mexikanisches, Thailändischen etc., aber keinen Kaffee und kein Küchle. Dafür einen hübschen Ausblick aus dem 3. Stockwerk….

Für viel Geld fanden wir dann doch noch einen Stand, wo wir frisch gebrühten und sehr heißen Kaffee Americano und ein Mandelgebäck zur Stärkung bekamen.

Wir durchfuhren das „moderne“ Kopenhagen, gelegen am Wasser, Jungvolk ließ es sich am verlängerten Wochenende offensichtlich „gut gehen“. Kopenhagen blühte auf, die Außenbereiche der gastronomischen Betriebe voll besetzt. Wir umrundeten die Innenstadt entlang des Stadtgrabens, ließen das Hippie-Dorf Christiania quasi links liegen und erreichten mit tausenden anderen Radfahrern Refshaleøen. Ich konnte mich an keine Situation erinnern, in der ich an einer Einmündung als Radfahrer so lange auf „Durchlass“ warten musste wie hier. Das Areal des Stadtteils darf getrost als im Umbruch befindlich bezeichnet werden, Brachland, Freiflächen, altes Industriegelände, ein Ort für Alternatives. Streetfood, Street-Art, das Museum für Zeitgenössische Kunst und als besondere Attraktion Cop-Hill, die mit Skier befahrbare Müllverbrennungsanlage. Dazu später mehr.

Der Lageplan des hippen Areals….

Die Kletterhalle für Geübte und weniger Geübte….

….im Moment (!?) noch keine Option für mich. Aber das war ja noch gar nichts, das Highlight kommt zum Schluss. Wir wuselten uns durch die Hallen und gerieten zu anderen Künstlern aus dem Segment Outdooraktivitäten: Graffiti.

Street-Art Künstler „unterrichteten“ den Nachwuchs. Was die Teacher bisher angefertigt hatten….

….. und bei der Arbeit….

Hungrig, sowohl auf Essbares als auch auf Sonne, die meisten Besucher hier, meist mit Ausblick aufs Wasser…

Erkennbar im Hintergrund ein Kreuzfahrtschiff, der krasse Gegensatz zum hippen und legeren Dasein hier und heute.
Piler Huset (Toilette), bei so viel Bier und Essen notwendiges Übel, hier einmal eine originelle Gangbeleuchtung aus Feuerwehrschläuchen….

Die Qual der Wahl, bei reichlich Internationaler Küche, nach einer Entscheidung für „Argentinisches“ ein schier endloses Warten, das Bier schon fast schal und warm.
Wir marschierten zum Museum CC (Copenhagen Contemporary), stolperten über Antikes / Altes vor einem Eingang, Trödler. Wir sind ja noch auf der Suche nach zwei Mini-Beistellschränkchen für die Ferienwohnung. Also hinein….

…. nichts Passendes (im wahrsten Sinne des Wortes, weil Breite maximal 35 cm) gefunden.
Das Museum innen neu, außen pfui, das Wetter zu schön für einen Museumsbesuch. Die Cafeteria…

Jetzt sollte der Cop-Hill bestiegen werden. Also zurück zu den Rädern. Am und auf dem Wasser tobte das Leben….

Mit dem Rad lediglich ein paar Hundert Meter durch grünes Brachland bis zum Gelände der Müllverbrennungsanlage Cop-Hill. Hier also die höchste Kletterwand Europas….

Vor dem Aufgang wartende Menschen, worauf, aufs Klettern? Alles geschlossen, niemand an der Wand. Dann öffnete ein Bediensteter das Tor und man konnte fußläufig zum Rooftop hinaufgehen. Eine gute Übung für mein Knie, dachte ich und marschierte mit Jola los, wurde schnell von Jungvolk überholt. Wie beim Wandern: ein Schritt nach dem nächsten…. Zwischenbilanz:

60m Marke erreicht

Leider erkennt man die Inschrift in der Treppenstufe kaum / nicht.

Jola hier nach 10 weiteren Höhenmetern….

Und hier nach 85 m auf dem Rooftop….

Vom Abstieg, natürlich nicht mit dem Fahrstuhl, gab’s keine Bilder, Achtsamkeit war angesagt, jeder Fehltritt hätte der letzte sein können, ein Sturz war zu vermeiden. Mit vom Treppengehen ganz wackeligen Beinen schwangen wir uns auf die Räder, die Rückfahrt antretend. Diesmal ging’s ein Stück durch das „Freie Christiania“, wieder durch das Hafenviertel, wo sich jetzt noch mehr vergnügungsbereites Volk versammelt hatte. Rund 25 Km strampelten wir ohne Unterbrechung, Jola schwang sich am WoMo als erstes auf den Liegestuhl.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert