2024 Hauts-de-France – Isques

31.08.2024 Samstag

Wo war der Sommer geblieben? Hier jedenfalls sparte er mit seinen Reizen noch. Aufbruchstimmung auf dem Campingplatz, die „belgische Community“ (neben Franzosen stellten Belgier die meisten Gäste) reiste gen Heimat.
Erstmals das Sanitärgebäude aufgesucht, davor ein Fitnessparcours mit modernen Geräten. Vor den WCs hing überraschend eine frei verfügbare Box mit Toilettenpapier (kostenloses Klopapier bisher in Frankreich unüblich) an der Wand, alles blitze sauber. Dieser Campingplatz punktete nicht mit der Lage, sondern mit seinem Ambiente.
Heute oblag es mir, den Tellerwäscher zu mimen, das schmutzige Geschirr mehrerer Tage hatte die Regale im WoMo leergefegt.
Nach gemachter Hausarbeit, die Sonne bot ein Friedensangebot, ein Schimmern von ihr am Himmel, begaben wir uns auf die Tour nach Boulogne-sur-Mer (rund 46.000 Einwohner).

Wieder den ungeliebten holprigen Radweg bis zum Kreisel, danach allerdings erfreut über ausgewiesene Radwege, die sich bereits im Ortsteil St. Leonard zu neu angelegten breiten Fahrwegen erweiterten, später auf einen hübsch angelegten Promenadenweg am Fluss La Liane hinführten. Hier störten temporär heute Pagodenzelten auf dem Radweg, im Aufbau für ein Fest von Sportvereinen. Den adrett gestalteten Promenadenweg beeinträchtigten optisch lediglich rechts der Straße gelegene Hochhäuser älteren Datums, deren Bewohner der oberen Wohnungen sicher einen schönen Ausblick haben, aber ansonsten…..
Wir erreichten den Quai Gambetta, wo wir am sehr bekannten Fischmarkt ein Auge auf das Angebot warfen. Auch ohne Kaufabsicht waren wir relativ enttäuscht von der Frische der Ware (glasige Augen). Zwischen den Ständen….


Letzte Anlandung am Kai, ob der Fang heute noch verkauft werden würde?


Nur rund 500 m weiter am Mündungsarm von La Liane das 1991 eröffnete Nasicaá, Europas größtes Aquarium. Stimmen und Geräusche klangen aus dem Innern, durch Fenster ließ sich ein Blick auf die Robbenfütterung werfen. Wobei es eigentlich keine Fütterung war, eher eine Dompteurvorstellung. Mit Kärtchen signalisierte die Trainerin den aufmerksamen „Schülern“, wonach sie suchen sollten. Dann stob eine aufgeforderte Robbe los und stieß mit seiner Nase an ein im Gelände aufgestelltes Kärtchen gleichen Charakters und erhielt als Belohnung einen Fisch.


Hier stupste eine Robbe direkt vor meiner Kamera ein Kärtchen an….


Die Stadt konnte in unmittelbarer Nachbarschaft zum Aquarium auch mit einem ansehnlichen Sandstrand punkten…


Strandsegeln hat – wenn ausreichend Wind bläst – an diesem Strand offensichtlich größeren Zulauf…..


…. heute nicht.
Aus der Nähe war unverkennbar das Nagen des Zahnes der Zeit am Aquarium zu erkennen, dagegen müssen Entscheider in der öffentlichen Verwaltung den Gedanken der begrünten Stadt entdeckt und diverse hübsch gestaltete Plätze neu geschaffen haben ….

San Martin (südamerikanischer Freiheitskämpfer)

Boulogne-sur-Mer besaß offensichtlich begnadete Street-Art-Künstler, die mit Wohlwollen von örtlichen Ämtern oder Hausbesitzern stadtweit großflächig, ansonsten hässliche, Wandfronten genial verschönerten….


Noch rechtzeitig vor Ende des Wochenmarktes trafen wir an der Kirche Sankt Nikolas ein. Reges Treiben auf und um die Marktstände herum, ein Restaurant reihte sich an das nächste…..


Laute Musik tönte aus einer Gasse, in der es besonders voll war, ein Duo gab Pop-Klassiker zum Besten, die Stimmen passend dazu….


Wie man auf dem Bild zuvor sehen kann, viele Menschen saßen bereits bei einem Gläschen oder beim Essen, unser erster Versuch nach einem freien Tisch in der Grande Rue scheiterte, wir kehrten zum Marktplatz zurück, wählten das Traditionsrestaurant Chez Jules, man platzierte uns zwischen zwei bereits besetzte Tische, der Chef machte persönlich für uns Platz. Vorweg ein Bild von ihm, wem sieht er ähnlich?


In Gestik und Mimik ein Double von Heino Ferch, hier leider durch gestellte Pose nicht so gut im Vergleich zu erkennen (er hatte dem Foto zugestimmt).
Zum Essen, wir wählten ein regionales Gericht, welche als „Welsh“ in der Speisekarte mit drei Variationen stand. Ich recherchierte erst noch dazu im Internet, es blieb zu diesem Zeitpunkt allerdings ein Rätsel und somit ein „Menue Surprise

Das grün aussehende auf dem Teller ist im Original „gelb“ gewesen, Cheddarkäse. Wir umschrieben die Speise so: ein englisches Toast (ganz unten), mit gekochtem Schinken (darüber), überzogen mit geschmolzenem Käse und mit einem Spiegelei garniert; dazu gab es Frites. Schweizer Käsefondue auf englisch-französische Art.
Noch nie habe ich in so lauter Umgebung zu Mittag gegessen, die französischen Leute an den Nebentischen, die Musik (die beiden hatten Durchhaltevermögen, spielten ohne Pause) dröhnte unverständlich herüber, die Marktbeschicker bauten lärmend ihre Stände ab, und dann kam gleich darauf die hochmotorisierte Stadtreinigung und schwupps, war kaum noch etwas vom zurückgelassenen Unrat zu sehen…


Espresso und eine Crema beendeten den Besuch im Chez Jules, ein Stadtbummel stand an, bei dem wir weiter Überraschendes zu Gesicht bekamen, das Theater, einen Park mit Gedenkstatur (A. Mariette – Begründer des Kairoer Museums), ein Freilichtmuseum, eine Hochzeit, eine Teil der Basilika, Marilyn Monroe…..
Auswahl:

Es gab noch einiges mehr zu sehen / entdecken, aber für heute war es genug.