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2024 Südtirol – Heimreise

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17.10.2024 Donnerstag

Was blieb vom diesjährigen Aufenthalt in Südtirol? Erstmals eine Enttäuschung über das Wetter, die langjährige Garantie des Goldenen Herbstes war nicht verlängert worden. Die Handicaps schränkte die Aktivitäten ein, nun ja, wie die Einheimischen oft sagen „hat nicht ganz gepasst“. Wir verabschiedeten uns aus Lana von der Meraner Mühlen mit einem Großeinkauf von Backmischungen.
Über die Fahrt könnte man den Mantel des Schweigens legen, wenn der Frust nicht so groß wäre. Maut für Baustellenhopping, das toppt noch die – zwar kostenlosen – elenden Baustellenfahrten in Deutschland. Klausen – Brixen im Joggingtempo usw. Innsbruck – Ost abgefahren, ein Stück zu weit ohne Vignette, aber noch mal gut gegangen. Jola meinte, ich sei an einem Tunnel geblitzt worden, heißt: abwarten!
In Hall in Tirol das Ziel „Schwimmbad“ mit Wohnmobilpark um die Mittagszeit erreicht.

Strom, Wasser vorhanden, nach Ausstieg aus dem WoMo prallte uns ein Hitzeschwall entgegen, über 10° Unterschied zur anderen Alpenseite (hier knapp 25°). Erstmal die Kleidung gewechselt, kurze Hose etc. Einen Kilometer zu Fuß bis in die Altstadt, der Augustinen-Keller ward anvisiert. Vor dem Sport-Zentrum mit Tennishalle ein frisch gepflügter Acker….

… mit erstem Panoramablick auf die Berge des Karwendels.
Wann schwitzen wir zuletzt durch Sonnenstrahlen? Nun, hier in Hall ging alles ganz schnell.
Den Augustiner-Keller nach 1 Km gefunden, geschlossen. Bummel durch die bergige Altstadt, auf der Suche nach einer Alternative.
Manche Gasse hätte gut für Dreharbeiten in mittelalterlichen Filmen getaugt….

Neben lustiger Namensgebung der örtlichen Lokalitäten, Spruchplakate in den Schaufenstern, ….

….. gab es außerdem eine gendernde Äußerung an einer Haustür (sicher nicht von einem Geistlichen initiiert) ….

Österreich blieb auch außerhalb Wiens seiner Café-Tradition verhaftet, an jeder Ecke eins, doch Kuchen und Kaffee war nicht das, wonach wir suchten. Wir wurden in der Geisterburg fündig, ….

Deftiges im Angebot. Der Außenbereichs des Lokals ein Stück Hinterhofidylle, teils schon Tische und Stühle weggeräumt, doch nette Servicekräfte stellten für neue Gäste extra welche in den Hof. Essen, meins, zwei üppige Spinatknödel, schmeckten ausgezeichnet.
Gang danach durch die Altstadt, jeder Blick auf Himmelblau und Berge war ein Foto wert….

Ein Stehtisch mal anders konstruiert…

Leerstand bei den Geschäftslokalen ließ sich in Hall nicht verleugnen, dafür punktete der Ort mit diversen Kirchen und historischen Gebäuden, nicht ganz ungewöhnlich für eine so alte Salzstadt…

Burg, Münze und Salzlager wurden beschildert ausgewiesen, wir folgten den Hinweisschildern, wollten parallel aber noch den Inn „sehen“. Burg und Münze waren geschlossen… der Inn und die Berge…

Das Salzlager Hall entpuppte sich als Veranstaltungshalle, nicht als Museum oder ähnliches.
Müde Beine schaffte ich danach zum WoMo zurück.

18.10.2024 Freitag

Der Föhn hatte gestern einen Hitzetag gebracht und ihn heute gleich wieder fortgetrieben, was blieb, war kühle Luft und Regen.
Abmarsch um 09.30 Uhr, Richtung Wattens. Dort war mit Hauptsitz ansässig Swarovski, für Besucher und Interessierte bot Kristallwelten Abwechslung, gegen Eintritt das volle Programm.
Großzügiger Parkplatz, separiert für Busse und Wohnmobile bis 10m Länge. Vor dem Eingang zum Besucherzentrum eine Nachbildung eines Kristalls….

Impressionen von dem frei zugänglichen Teil der Anlage…

Wir kurvten bald darauf entlang des Achensees, waren danach wieder in Deutschland, erinnerte mich im Vorbeifahren von Wildbad Kreuth an die Nachrichten aus den 70/80er Jahren über die „konspirativen“ Treffen der CSU unter Strauß in diesem Ort, ebenso trat vor das geistige Auge unser Kurzaufenthalt am Tegernsee mit dessen radelnder Umrundung. Ansonsten sahen wir, bedingt durch Stau auf der Autobahn und in der Folge Abfahrt Richtung Wasserburg, viel bayrische Landschaft in herbstlichen Tönen.
Leider bremsten viele Ortschaften ein einheitliches Fahrtempo. Eigentlich spielte bei dem miesen Wetter Zeit keine Rolle, der Platz in Landshut war reserviert, aber das Sitzen im WoMo am Steuer….
Isarcamping erreichten wir gegen 16 Uhr, passte alles, Espressi gab’s zum Empfang wieder gratis.

19.10.2024 Samstag

Der undurchsichtige Frühnebel verhinderte eine klare Entscheidung, so blieben wir noch einen Tag länger in Landshut. Erholung von den beiden Tagen mit anstrengenden Fahrten.
Wie seit Salzburg üblich, wir gingen getrennte Wege, Jola marschierte zeitig los, wählte den Isarradweg, der gleichzeitig Spaziergängern Platz bot, in die Altstadt.
Mir blieb Zeit für „Hausarbeiten“. Ich war quasi zeitgleich mit Jola im Zentrum, getrennt auf Parallelstraßen ums Rathaus. Telefonische Verständigung, „vor der Landshuter Zeitung, dort steht ein riesiger Kran„, so meine Ortungshilfe. „Ein großer Kran stünde auch bei ihr….„, kommentierte sie. War das möglich? Ja!
Der Stadtbummel begann dann doch gemeinsam, wurde jäh wieder ausgebremst durch einen Ausstellungshinweis am RathausSean Scully in St. Martin“ – „Eintritt frei“.
Wir stiegen in die Katakomben unter dem Rathaus hinab. Wer war der Künstler? Was machte er? Videoinstallationen zeigten sein Machwerk, Infotafeln brachten den Besuchern sein Leben und seine Werke näher. Vier Fenster hatte er für die Kirche St. Martin entworfen und von der Mayer’schen Hofkunstanstalt in München fertigen lassen.
Zwei Bilder aus der Ausstellung:

Wanderten zur Kirche, um die Fenster „in echt“ anzuschauen. Schwierig mit dem Gegenlicht, den Originalfarbton auf Fotos abzubilden.

Vier Fenster von Scully in St. Martin, Landshut

Fensterkunst von Scully gibt es noch in Kapellen und Klostern in Venedig, Barcelona und Valencia zu sehen.

Ein 15- minütiges Bach-Konzert auf der Orgel in St. Martin ertönte…

Nach Kunst kam Essen, wir fanden in der Kirchgasse die Suppenküche gleich hinter St. Martin….

Klein, urig, laut (viele Kinder), alles verkraftbar, weil Essen lecker war und die Chefin alles im Griff hatte.

Die beiden letzten Gerichte auf der Speisekarte aßen wir….

Zum Espresso brauchten wir nur nach „nebenan“ zu gehen, bei Paolo Café & Feinkost allerdings wieder alles besetzt. Doch der sympathische Chef (Paolo?) bat uns um 2 Minuten Wartezeit, dann wäre ein Tisch frei. Wir warteten gerne.

Lustige Idee mit den Campari-Lampen auf den Tischen, oder?
Danach entspannter Heimweg, ich auf Umwegen durch Landshut, wollte etwas mehr als nur die Fußgängerzone der Altstadt sehen. Landete bei einem Reitturnier, Gehöft mitten in der Stadt. Grazile junge und alte Amazonen übten und führten Dressurreiten vor.

Viele Fahrradstraßen, angenehm, wenn man nicht ständig auf den Autoverkehr achten muss und den Blick schweifen lassen möchte.

Wieder am WoMo, bei der Perspektive könnte man Hochwasser vermuten, aber dem war nicht so.

Morgen geht es wieder auf die (Autobahn-)Piste.

20.10.2024 Sonntag

Irgendwie war die innere Uhr auf frühe Abfahrt eingestellt, um 7 Uhr kroch ich aus dem Bett und marschierte als einer der ersten Gäste zu der Sanitäranlage, die Winterzelle dort war frei und warm.
Tatsächlich schafften wir es, eine Stunde eher auf der Piste als sonst zu sein. Und wir waren anfangs bis Regensburg mehr oder weniger alleine, die rund 380 km bis Erfurt konnte ich fast durchgehend mit dem Tempomaten bei 100 km/h fahren, sprich, ein so entspanntes Reisen hatte ich lange nicht erlebt.
Mit der Reservierung eines Stellplatzes per Mail hatte es ebenfalls geklappt, auch ohne vorherige Anzahlung.

Zum Wetter: bis zum Thüringer Wald Hochnebel, diesig und kaum mehr als 14° , erst nach mehreren Tunneldurchfahrten (die längste erstreckte sich auf gut 7,5 km) schien ganz plötzlich die Sonne und die Temperatur kletterte auf 19,5°.
Auf dem Weg von der Autobahn in die Stadt am Messezentrum vorbeigefahren, Plakate warben für ein Konzert, heute, Deep Purple. Älter Menschen werden die Gruppe noch kennen. Kurz juckte es, Versuch, eine Karte zu ergattern….
Ein kleines Ärgernis ereignete sich in Erfurt, Grund: die Straße, an der sich der Campingpark befindet, heißt Rudolstädter Straße, ohne „f“. Im Navi wählte ich irrtümlich Rudolfstraße, was mich dummerweise ans andere Ende der Stadt brachte.
Nach Ankunft im Campingpark, Aufbau und Installation…

…kleine Stärkung mit Würstchen und Brot von der Hofpfisterei. Nachmittags den ÖPNV genutzt, Tickets erhielten wir an der Rezeption, die Bushaltestelle direkt vor den Einfahrt. Nach drei Stationen am Busbahnhof ausgestiegen und in die Altstadt gedackelt. Jola wusste uns zielstrebig in die Michaelisstraße zu lotsen, dort wäre die 1. Wahl die „Feuerkugel“ gewesen, doch die öffnete erst um 17 Uhr. Zu spät, wenn wir den Bus zurück um 18.30 Uhr zum Campingplatz bekommen wollten. So landeten wir ein paar Häuser weiter im Goldenen Schwan. Alle Tische schon reserviert, doch man machte uns einen frei, wenn’s denn bis 18.30 Uhr reichen würde.
Es würde reichen! Jola fragte nach dem Gericht mit Knödeln, wünschte aber keine Roulade, „ja, das ginge„, spontanen Erwiderung des Kellners. „Hänsel & Gretel„, kommentierte weiter.
Sonntägliche Bummelei an geschlossenen Geschäften vorbei, Augenmerk frei für andere Besonderheiten, bspw. fand ich das Haus, wo Adam Ries seine Rechenbücher verlegen ließ…

Wartezeit auf den Bus, überbrückt durch einen Spaziergang im angrenzenden Stadtpark, herbstlich daherkommend, aber nicht so attraktiv wie die in Lübeck oder Hamburg.

21.10.2024 Montag

Rund 290 Km durch Ostdeutschland, bravourös meisterte ich diesen Parcours, ließ mir sogar einen Finger während der Fahrt von Jola maniküren, der Fingernagel war eingerissen. Außerhalb der Autobahnen versetzten LKW auf engen Landstraßen Jola des öfteren in Aufruhr, wenn die Druckwellen beim Vorbeifahren unser WoMo heftig schaukeln ließen, oder wenn meine Kurvenfahrten zu rasant erfolgten, ich führe doch nicht mit dem PKW, kamen ermahnende Worte vom Beifahrersitz.
Wenn das Navi nicht aktuell ist, kann das System einen schnell mal auf Umleitungsstrecken schicken, so heute es sich ereignete. Die B 189 sei gesperrt, meldete sich „Madame Route“ (unsere Navi-Stimme), eine Alternative wurde mehrfach angezeigt. Stoisch fuhr ich oder folgte anderen Fahrzeugen, nirgends ein Hinweisschild auf Sperren. Das ging so gut 43 Kilometer, dann erreichten wir Wittenberge, zwar am Ende durch Bauarbeiten an der neuen Autobahn verzögert, aber ohne Umwege.
Es war Montag, Ruhetag bei der überwiegenden Anzahl der Lokale in Wittenberge. Jola fand eins, das über die Mittagszeit geöffnet hatte, das Brauhaus in der Alten Ölmühle, quasi direkt an der Elbe gelegen.

Die Ölmühle, zu DDR-Zeiten einigermaßen rentabel arbeitend, war nach der Wende von der Treuhand privatisiert in eine GmbH umgewandelt worden und kurz darauf insolvent gegangen. 312 Menschen verloren ihren Job. Nach jahrelangem Siechtum ist hier auf dem Gelände ein Ressort mit Hotels, Tauchzentrum, Brauhaus etc. entstanden, geht doch!
Essen sah gut aus, Bedienung freundlich und geschult aufmerksam, der gepflegte längere schwarze Bart des Kellners erinnerte an ungute Szenen aus Afghanistans dunkler Zeit, so sind halt die „Vorurteile“. Nein, der gute Mann bekam ein ordentliches Trinkgeld, und er sollte der Küche einen Gruß bestellen.

Jola suchte verzweifelt einen Briefkasten, auf dem Weg zurück zum Hafen hielt ein Postauto, die fahrende Postbotin nahm die beiden Postkarten entgegen, schaute länger und intensiv auf die Rückseite, wir dachten, sie liest erst einmal die Urlaubsgrüße, meinte dann aber, die könne sie nicht mitnehmen, nur welche, die im Umkreis ausgeliefert würden (hab ich nicht verstanden). Die Postkarten müssten in einen normalen Briefkasten eingeworfen werden, der befände sich….
Wir fanden den Briefkasten quasi um die Ecke. Es war 15.15 Uhr, Leerung um 15 Uhr, Jola verärgert, warf die Karten trotzdem ein. 50 Meter gingen wir, ich hörte ein Auto, weißer Sprinter, darin etwas Gelbes leuchten, der Fahrer für die Post, Abholung bzw. Leerung verspätet, Jola wähnte wieder einen Glückstag.

Anekdote am späten Nachmittag: Tagsüber hatten wir 230V-Strom am WoMo, als wir zurück vom Essen kamen, war der Schalter „dunkel“, also stromlos. An den Leitungen gefummelt, die Sicherungen kontrolliert, dann an einem anderen Anschluss plötzlich wieder Strom, der kurz darauf neuerlich versiegte. Kabelwechsel, nichts half, keine Ursache gefunden. Der Platznachbar kam vorbei, wir sollten seinen Anschluss testen, dort wäre sicher Strom, und so war es auch.
Was war passiert? Wir hatten nicht bedacht, dass man auf diesem Stellplatz für Strom extra bezahlen muss. Den Strom, den wir eingangs „kostenlos“ zapften, war Reststrom von abgereisten Gästen.

Morgen geht’s zurück nach Lübeck.