2019 Meran

15.10.2019 Dienstag

Vielleicht taten wir Vicenza mit der frühen Abreise Unrecht, Weltkulturerbe hin oder her, der Stellplatz fiel bei unserer Wertung völlig durch, „0,5 Punkte“, den halben bekam er von mir, weil die Nacht nur 8,40 € kostete. Dafür standen wir an der Schranke, die sich mit dem Ticket nicht öffnen ließ. Selbst eine junge Italienerin scheiterte, zeigte uns immerhin den Telefonknopf für Notfälle. In englisch erklärte ich was Sache sei, Abhilfe gab es durch den Hinweis, näher an die Schranke heranzufahren; danach war alles klar.

Die Nacht verbrachte ich ohne Störungen, Jola jedoch erschrak bei jeder Zugvorbeifahrt, so sie am Morgen berichtete.

Unsere Reisezeit gegen 07.45 Uhr fiel offensichtlich in die Rushhour. Schleppend ging es meist voran. Bis Schio zog es sich, eigentlich wollten wir unterwegs gemütlich das Frühstück nachholen. Hier fanden wir Aldi, Lidl, eine Käserei, einen Naturkostladen und weitere Geschäfte auf einem großen Areal und einen Parkplatz fürs WoMo dazu. Im Naturkostladen gab es leider keine belegten Brötchen, nur Muffins und anderen Süßkram. Zwei schmackhaft aussehende Brötchen nahmen wir mit. Im nächsten Bistro dann doch Süßteile, Brioche und ein Mandelcroissant, da war es ca. 08.45 Uhr.

Jola enterte danach Lidl, ich schlenderte durch die Gänge und fand alles nur schäbig. Las mir auf dem Etikett die Herkunft eines Honigs durch (nach dem Bericht gestern in WISO sensibilisiert), der kam aus der Ukraine und Ungarn, vermutlich also „gestreckter“ Honig.

Über die Route wunderte sich Jola, ich später auch, obwohl ich sie selbst gewählt hatte (kürzeste Strecke). Ins Val del Pasubio, San Antonio, Passo Fugazze auf 1.167m, Vallarsa bis nach Rovereto. Von hier auf ebener Strecke nach Trient und ich dachte, ich hätte die Serpentinen mit den Steigungen und Gefällen von 12% bis 15% endlich hinter mir gelassen. Doch weit gefehlt, in Mezzolombardo ließ ich mich vom Navi nach Cles leiten. Das war der Weg zu den Pässen Gampen und Mendel. Und wirklich schraubte ich mich wieder auf 1.518m hinauf. Mein Glück auf dieser Fahrt war, kaum Verkehr, kein Regen oder Schnee. Am Gampenpass erinnerte ich mich sofort an unsere Wanderung mit Miriam in den 90er Jahren, als wir sommerlich bekleidet in leichtes Schneetreiben gerieten und mit Glück eine bewirtschaftete Hütte fanden.

Kurz vor Gfrill wähnte ich mich im Hungermodus, als hätte ich eine Ahnung gehabt, nach der nächsten kehre ein Gasthof vor dem etliche Fahrzeuge parkten. „Volles Haus“, ward schnell konstatiert. Zwiebelrostbraten und Lammpfanderl standen nach gut 15 Minuten auf unserem Tisch, reichlich Nahrung zum satt werden. Es begann zu regnen, nicht besonders stark, so dass ich heil das letzte Stück Hang nach Lana hinab gelangte. Jola vergaß nicht, mich mehrmals daran zu erinnern, in die Industriezone zur Meraner Mühle abzubiegen. Nach weniger als 10 Minuten klopfte sie an die Tür des WoMo, eine große Papiertüte mit Backmischungen der Sorte Vinschgauer hereinreichend. Ein Programmpunkt war damit abgehakt.

Die Sorge, einen besetzten Campingplatz in Meran vorzufinden, war unbegründet. Nach Anmeldung durften wir uns gegen 14.50 Uhr einen freien Platz aussuchen. Musste einmal ein Stück rangieren, dann war auch der Empfang geregelt. Schaute ich aus dem Fenster, blickte ich auf die Wohnblocks der Häuser an der Via Piave. Die umliegenden Berge zeigten sich zurückhaltend, verhüllt! Nur ein Lichtstrahl erhellte für eine kurze Zeit am fernen Mutkopf ein paar Gebäude.

Nach der langen Sitzphase war ein kleiner Spaziergang eine willkommene Abwechslung. Die Via Matteotti, gegenüber der Einfahrt zum Campingplatz, uns bestens bekannt aus alten Zeiten, als hier noch ein Kino deutschsprachige Filme zeigte. Das Kino schloss bereits vor einigen Jahren, der Eingang war mit einer Kette verriegelt, im Fenster hing ein Raumplan für Kauf- oder Mietinteressenten. Jola meinte dazu „wenn Miriam keine Wohnung will, dann kaufen wir ihr eben ein Kino“. Umliegend zwei Bäcker (u.a. Ultner), auch ein „Kofler“ und der Meraner Weinladen.

Nicht zu viel laufen, unsere Knie sollten ein bisschen Schonung genießen.

Da es nur drei Duschen bei den Herren gab, stellte ich mich lieber jetzt unter eine davon.

Ab ca. 17.30 Uhr hatte es sich eingeregnet. Der abendliche Besuch in Meran fiel also aus. Der Regen entwickelte eine derart starke Sichtbehinderung, dass wir den Abend über keinen Fernsehempfang bekamen.

Jola saß auf meinem Bett und schrieb an Gott und die Welt Nachrichten.

Ich spielte gegen meinen alten Freund „Mephisto“, der Schachcomputer, eine Partie auf Stufe 3. Büßte anfangs drei Bauern gegen einen Läufer ein. Schaffte es gegen Mitternacht nach ca. 70 Zügen tatsächlich auf die Siegerstraße zu gelangen.

16.10.2019 Mittwoch

Weggeblasen des Nachts hatte Sturm Wolken und schlechtes Wetter, strahlender Himmel, so gestochen scharf waren die Bergen am Morgen zu sehen. Ein paar Pfützen zeugten von der gestrigen „Sturmflut“.

Der „Brötchendienst“ funktionierte auch hier in Meran.

Uns schwebte eine Retrospektive vor, das Passeiertal mit dem Rad bis nach St. Martin zu bewältigen, dort dem Quellenhof einen Besuch abstatten und schauen, was sich in der Zeit verändert hat. Der Radweg begann am Sissiweg, schlängelte sich ständig an der Passeier entlang. Die Passeier führte mehr Wasser als sonst, rauschte lauter und das Wasser sah graubraun auf. Der Radweg war aus festgepresstem hellen Schotter, schön breit angelegt, so dass sich Wanderer, Radfahrer oder Kinderwagenschieber nicht in die Quere gerieten. Einziges Manko war, Jolas Akku war nicht voll geladen und es ging beständig seicht bergauf. Trost blieb, weil die Rückfahrt ja ohne Antrieb funktionieren würde.

Von der Brücke aus hatte man einen schönen Blick auf Schenna, das wir ja erst vor ein paar Wochen besucht und dort eine Wanderung gemacht hatten. Mal links, mal rechts der Passeier radelten wir, sahen an der Hirzer Seilbahn einen hübsch gelegenen Stellplatz. Nach gut 10 Kilometern tauchte der Quellenhof auf, größer und moderner, mit einem 4-Loch Golfplatz inkl. Driving-range.

Der Vorplatz und der Eingangsbereich spiegelten die Bestrebungen des Sohnes wieder, der schon früher aus dem Betrieb etwas „Großes“ machen wollte.

Buntes Treiben auf den Tennis- und Reitplätzen. Erkannten das Hotel zunächst nicht wieder.

Ich begab mich ins Innere, staunte über die vielen Neuerungen, fragte an der Rezeption nach, wann wir zuletzt dort Urlaub gemacht hatten. Die Daten waren verfügbar, es war das Jahr 1992. Mutter Dorfer war im Juni im Alter von 89 Jahren verstorben. Ein Kondolenzbuch lag in einer Ecke aus, Bilder und Zeitungsartikel zeugten von Trauer und Respekt gegenüber dieser bemerkenswerte südtiroler Frau.

Wir aßen auf der Terrasse, Jola in Erinnerung an die alte Zeit einen Kaiserschmarrn, ich Risotto.

Die Rückfahrt gestaltete sich wie ein Kinderspiel, fast keine Pedalumdrehung war nötig bis nach Meran. Nicht in die Stadt, erst auf den Campingplatz. Pausentee und Akku laden war angesagt. Der Stadtbummel brachte ein paar Neuigkeiten mit sich, vielleicht auch nur vermeintliche. Shoppen interessierte mich nicht so sehr, keine Konsumbedürfnisse quälten mich. Am Ende saßen wir bei unserer Bar an der Wandelhalle. Im Schatten kühl, auch von der Passeier her wehte kühle feuchte Luft herüber.

Bei Spar in den Lauben Wein und andere Sachen eingekauft. Ein Supermarkt mit Rolltreppen über drei Etagen, das hatte ich noch nicht gesehen/erlebt.