Archiv der Kategorie: SÜDTIROL

Südtirol Tag 02

29.09.2022 Donnerstag

Ich gestehe, ich denke nicht mehr so oft an meine verstorbene Mutter, die heute ihre 94. Geburtstag hätte feiern können. Vergessen ist sie deshalb nicht.

Rückblick auf gestern:

Abends übten wir die Bewältigung der Energiekrise „im Kleinen“, statt Heizung mit teurem Strom (50 Cent/Kwh hier auf dem Stellplatz) zu betreiben, stellte ich unsere Heizung auf „Gas“ um und auf 19° ein, später reduzierte ich sie auf 17° für die Nacht. Wir hatten ja unsere wärmenden Lammfellschuhe aus Norwegen dabei!

Ich weiß nicht, wie es den Lesern geht, aber wenn man länger auf etwas wartet, beginnen die Gedanken plötzlich sich zu verselbständigen, zu kreisen, bspw. um ein Thema. Ich durfte gestern so eine Situation „auskosten“. Das Hochladen von drei Bildern dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Ursache war vermutlich ein „Funkloch“. Und da war das Thema, das Schlagwort „Funkloch“ trieb mich zu der Frage, was „ein Loch“ eigentlich sei. Schwarze Löcher fressen / schlucken alle Materie, Löcher in der Pipeline lassen Gas ausströmen, Löcher im Asphalt lassen Radfahrer fluchen, Schlupflöcher in der Gesetzgebung erfreuen Steuervermeider.

Das Loch ist etwas nicht Greifbares, ein Nichts, und doch, im Beispiel der Schwarzen Löcher etwas unvorstellbar Mächtiges.

Aber was ist in dem Loch in der Hose, im Brett? In diesem Nichts? Ist diese Frage so schwierig zu beantworten, wie die Frage, wie das Leben auf der Erde entstanden ist?

……. ups, da war der Upload gerade beendet und der Gedankengang abrupt unterbrochen. Und ich schrieb wieder Banales zu den hochgeladenen Bildern in meinen Reiseblog.

Heute geht es weiter Richtung Süden, in die Nähe von Nürnberg nach Hersbruck. Dort befindet sich die Fackelmann-Therme, an der es Stellplätze geben soll. Möglich, dass wir dort den Aufenthalt mit einem Besuch der Therme verbinden würden.

Um 05.30 Uhr aufgewacht, bald darauf aufgestanden, weil der Schlaf nicht zurückkehren wollte. Deshalb schon ein frühes Frühstück. Danach besorgte Jola mit einem kleinen Fußmarsch vom Bäcker eine Tüte voller „Ostbrötchen“ als Proviant. Die gestern gekauften und heute auf dem Toaster aufgewärmten vier Stück waren kross und schmeckten ausgezeichnet. Abfahrt war um 8 Uhr. Rund 390 Kilometer Strecke lagen vor uns. Wieder bestätigte sich, dass es sich im Osten besser fahren ließ und man zügiger voran kam. Zwar gab es auch hier einige Baustellen, aber keine Staus. Nervig allerdings auf den dreispurigen Abschnitten die Elefantenrennen der LKW. Das Wetter wechselte, so um Leipzig herum strahlte die Sonne längere Zeit, ließ sich später jedoch durch dunkle Wolken und Dauerregen vertreiben. Gegen 12.40 Uhr erreichten wir, unterbrochen von einer „Vertretungspause“, Hersbruck, rund 12.000 Einwohner lebten hier. Die „Fackelmann-Therme“ befand sich 3 Km außerhalb, die Parkplätze für Wohnmobile etwas abseits. Von den sechs verfügbaren Plätzen waren drei frei, wunderbar dachten wir, richteten uns „häuslich“ ein. Jola marschierte zur Therme, um uns dort anzumelden. Strom hatte ich schon angeschlossen, funktionierte nicht. Jola kehrte mit der Information zurück, in der Therme sei just jetzt der Strom ausgefallen, davon vermutlich betroffen die Anschlüsse für Wohnmobile. Anmelden müssten wir uns Online. Die Eingabe zeigte den Ankunftstag mit „frei“ an, jedoch gesellte sich zwischen An- und Abreisetag die Meldung „keine Buchung möglich“. Notgedrungen marschierte ich zur Rezeption und Kasse der Therme, um nachzufragen, ob die Fehlermeldung eventuell am Stromausfall liegen könnte. Wohl eher nicht, der Kommentar. Mittlerweile sei der Strom wieder „in der Leitung“. Aber freie Plätze gebe es nicht. Ärgerlich! Unsere Idee, erst einmal auf nebenan freie Parkplätze auszuweichen, missglückte, weil die Parkplätze zum nahe gelegenen Finanzamt gehörten. Ich war echt bedient, wollte schon bis Regensburg weiterfahren. Ein Anruf auf dem uns dort bekannten Azur-Campingplatz schockte uns mit dem Preis von über 40 € für eine Übernachtung. Geiz fühlt sich zwar anders an, aber wir hatten noch eine Alternative, die hieß „Lauf“. Strecke von 9 Kilometern von Hersbruck wieder rückwärts gefahren. In Lauf ein kostenloser Stellplatz mit Stromversorgung (1 € für 8 Stunden) und Entsorgung, und freien Plätzen. Sogar etwas „Reststrom“ vom Vorgänger durften wir mit verbrauchen. Regen hielt uns die Treue. Der Weg in die mittelalterlich wirkende, aber gut restaurierte Innenstadt, sollte uns zu „Hugo“ führen. „Hugo“ reklamierte auf dem Parkplatz etliche Stellflächen für seine Kunden, bot Mittagstisch in der Altdorfer Straße 14. Nur, wo befand diese sich? Wir marschierten dem Schild „Marktplatz“ nach. Fachwerkhäuser, die Laufer Kaiserburg, die Karl IV. bauen ließ, eine der letzten Schleifmühlen, etliche historische Brücken, ein altes Rathaus, ein Industriemuseum, ein Judenturm, viel zu begucken.

Blick über die Pegnitz Richtung Zentrum

Aber erst zu Hugo! Schnell war das Restaurant gefunden. Ein Zwitter aus Restaurant, Bar und Spielstätte (für Kartenfreunde). Ein Zweiertisch, ich durfte mich auf den Stuhl setzen, der mir einen Blick auf Bilder ehemals berühmter Weiblichkeiten gönnte (Twiggy, Blow up, Audrey Hepburn). An zwei Nebentischen saßen sieben Frauen und spielten Karten (4 davon auf ernsthafte Weise Canasta). Meine drei überbackenen Stücke Hirtenkäse auf einem Salat-Bouquet und die Ofenkartoffel mit Pilzen für Jola, ausgezeichnet. Dazu 0,5 Liter dunkles Bier, Bier hier so günstig wie vor zwanzig Jahren.

Gesättigt begaben wir uns auf den Stadtrundgang, der Regenschirm dabei im ständigen Wechsel von Aufspannen und Einklappen. Die Markenzeichen der bekannten Filialbetriebe, Banken oder Versicherungen hier im Zentrum nicht in den sonst üblichen Logo-Farben, alles hübsch neutral in „weiß“ gehalten. Jola schaffte es im dritten Anlauf, sprich in der dritten Buchhandlung, einen Roman von Lena Johannson zu erwerben. Das Industriemuseum hatte gerade seine Pforten geschlossen, als wir am Eingang vorbei schlenderten. Kehrten über eine erst 2017 eingeweihte Fußgängerbrücke namens Justin Wunder um. Justin Wunder war Direktor eines Farblabors und entwickelte ab 1865 ein Verfahren zur industriellen Herstellung von roter Ultramarinfarbe, wofür er 1877 ein Patent erhielt. Gegen 17.30 Uhr saßen wir wieder im WoMo, um uns herum alle Stellplätze besetzt. Resümee: hübsche Altstadt.

Plan für morgen ist, ankommen in Südtirol.

Südtirol Tag 01

28.09.2022 Mittwoch

Wem der folgende Absatz zu lang(weilig) ist, der möge hier zum nächsten springen.

Geplant war ursprünglich, am 27.09.2022 morgens die Reise zu beginnen. Ein kleiner Schwächeanfall bremste uns jedoch kurzfristig aus. Verschoben deshalb ohne große Traurigkeit die Abfahrt auf den Folgetag, uns jagte ja niemand und regnen tat es außerdem noch. Schlimmer jedoch traf uns die Erkenntnis, ein Bund mit Haustür- und Garagenschlüssel fand sich, auch nach noch so intensiver Suche, nicht wieder an. Vom begehbaren Schlafzimmerschrank bis in den Keller stellte ich alles „auf den Kopf“, der Weg zur Garage wurde inspiziert und fremde Menschen dort befragt. Das Fundbüro riet uns zur Geduld, Schlüssel würden manchmal erst nach Tagen abgegeben. Unruhe blieb, weil, wenn ein Mensch mit böser Absicht die Schlüssel gefunden und dabei mich beim Suchen beobachtet hätte, unbeschwert würden wir mit dieser Vermutung nicht ruhig verreisen wollen. Also was tun? Die Schlösser auswechseln…. Machte mich zu Schlüssel-Reese auf. Der gute Mann vom Fach mit einer Portion eigenem Humor meinte, „verlorene Schlüssel“ und deren Folgen, davon lebe er fast ausschließlich, das sei sein Tagesgeschäft. Ob ich wüsste, wie man die Zylinder ausmessen würde? Nein, davon hatte ich keine Ahnung. Aber ich schien mit dem Unwissen nicht allein vor dem Verkaufstresen gestanden zu haben. Just holte er aus den Tiefen seines Lagers einen Torso einer Tür mit Schloss und Griffen. Zückte den Zollstock und ließ mich sein Wissen aufsaugen. Zweimal müsste man messen, um die Art und Länge des Schließzylinders richtig zu bestimmen. Mit diesen Informationen fuhr ich schnell nach Hause. Entschloss mich aber, die Zylinder auszubauen, um sie dann als Vorlage mitzunehmen. Bin zwar kein Sicherheitsingenieur, handwerklich aber nicht unbegabt. Drehte die Sicherungsschraube aus dem Zylinder, doch der ließ sich nicht herausziehen. Was hatte ich falsch gemacht? Baute die Griffe ab, der Zylinder ward freigelegt, doch rührte er sich nicht aus dem Holzrahmen heraus, selbst Hammerschläge halfen da nichts. Steckte den Schlüssel ein, drehte links und rechts herum, mehrfach, nichts tat sich. Verzweiflung trieb mir Schweißperlen auf die Stirn. Nächster Versuch, dann ein kleiner Widerstand beim Schlüssel drehen und der Zylinder rutschte aus dem Rahmen. Nun das Ganze noch zweimal bei den anderen Türen, gleiches Ergebnis, der Zylinder ließ sich nicht so einfach von seinem „angestammten“ Platz entfernen. Ich wusste ja, es funktioniert, also nur Geduld…. Dann tatsächlich alle drei Zylinder ausgelöst und ab zu Schlüssel-Reese. Der Fachmann nahm Maß, suchte in seinem außerordentlich umfangreichen Sortiment nach den passenden Zylindern, fragte dabei, ob es mit „Sicherheitskarte“ sein solle. „Ja bitte, sonst könnte man ja leicht Schlüssel nachmachen….“ Er bot mir erst ein System an, dort waren aber die entsprechenden Längen nicht vorrätig. Er zückte eine Box von Abus, noch hochwertigere Materialien, hätte er extra für solche wie meinen Fall eingekauft. Was auch immer „in meinem Fall“ bedeuten sollte. Ich ließ mich über Legierungen belehren, sah zu wie er für eine Demonstration einen alten Zylinder in einen Schraubstock klemmte und den mit einer Zange mit einem Ruck zerriss, billiges Metall…. Er bastelte mir aus den Einzelteilen meines Sets die entsprechenden Zylinder zusammen, variable Teilstücke ermöglichten es, das System an jegliche Längen anzupassen. Ein Pflegespray bekam ich gratis zu dem System mit fünft Schlüsseln dazu. 240 € kostete mich der „Spaß“. Wobei der Fachmann mir mit dem Hinweis, die alten Zylinder hätten eventuell ohnehin bald „ihre Macken“ gehabt und eine Reparatur wäre wahrscheinlich geworden, die Sorge um meine Geldausgaben nahm. Zu Hause dem Einbau entgegen gefiebert, ob die Dinge auch passen würden? Passten! Geschafft von meinem handwerklichen Geschick bekam ich Nackenschmerzen vom Schrauben drehen. Jola war’s zufrieden, die Sicherheit des Hause nun gewährleistet.

Nun aber zum Reisebeginn:

Abfahrt nach Beladung, Kühlschrank meckerte mit blinkender Anzeige. Der Gashahn war nicht aufgedreht. Dann in die Geniner Straße, 1,929 € für Diesel, da noch vollgetankt. Reifendruck prüfen: Gut, dass wir das gemacht haben. Alle vier Reifen bedurften des Nachschubs. Über die Fahrt gab es nicht viel zu berichten. Wenig Verkehr, entspanntes Fahren. Wetter wechselhaft, öfters Nieselregen, manchmal „kurze sonnige Abschnitte“, wie es die Meteorologen immer gerne titulieren. In Werder begaben wir uns nicht unmittelbar auf den WoMo-Stellplatz, fuhren auf die Insel und fanden einen kostenlosen Parkplatz Am Mühlenberg.

Mittagszeit, Jola besorgte für 4 € eine Makrele, gleich um die Ecke befand sich eine Fischgeschäft. Kartoffelsalat hatten wir von zu Hause mitgenommen.

Dann Spaziergang auf der Insel, Erinnerungen aufgefrischt, wo gefrühstückt, wo Rad gefahren, von Kuchen und Brötchen gekauft. Gleich ein Stopp bei der Kaffee-Rösterei im Lendel-Haus, eine ehemalige Saftfabrik (ein bisschen Geschichte: 1822 Verpachtung einiger Gebäude an eine Brauerei; 1896 Friedrich Wilhelm Lendel erwirbt das Gelände und gründet eine moderne Obstverwertungsfabrik. Hier werden nun Konserven, Säfte, Weine und Marmeladen für den Berliner Markt hergestellt. 1916 Friedrich Wilhelm Lendel bezieht mit seiner Familie das Gelände und gibt damit dem Haus seinen bis heute eingebürgerten Namen „Lendelhaus“). Diesmal saßen wir im Innenbereich und schauten den Angestellten beim „Rösten“ zu.

Die Kaffeeauswahl…

Leckerer mampfiger Streuselkuchen mit Rhabarber und kräftiger Kaffee. Ich nahm gleich noch eine Packung Guatemala gemahlen für den Handfilter mit.

Wir folgten dem Schild „Insel-Rundgang“. Nachsaison, es tröpfelte, den Schirm als Drohung nach oben mitgeführt, kaum als Gäste erkennbare Menschen unterwegs. Wanderten von der Insel herunter, suchten den Buchladen, Jola wünschte ein Buch zu kaufen. Begutachteten den Stellplatz, 19 € das Tagesticket, Strom extra nach Verbrauch. Unter den Linden bis zur Kreuzung, der Buchladen Hellmich auf der anderen Straßenseite. Das gewünschte Buch nicht vorrätig, dafür eins über Monet.

Rückmarsch zum Parkplatz, an der Brücke Aufnahmen von Kirche und Mühle …..

…. sowie dem einmaligen Boot, ein Kunstwerk des Malers Arno Christian Schmetjen, gemacht. Es handelt sich um eine seetüchtige Yacht der Holländischen Werft Victoire aus dem Jahre 1969. Der Künstler hat aus 8 Grundfarben ca. 350 Farbnuancen gemacht und damit über 1.500 Farbfelder auf das Boot aufgebracht.

Dann Anruf beim Campingplatz Riegelspitze, 35 € sollte eine Übernachtung kosten. Wir entschieden, doch auf dem Stellplatz für 19 € zu nächtigen.

Erste Reihe mit Blick aufs Wasser und Kirche. Lesestunde, bzw. Blog schreiben. Entspannen….

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