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2019 Schweden 2.Teil

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15.06.2019 Samstag

Erneut morgendliche Sonne, so ein Beginn erleichterte den Start in den Tag. Geduscht in der Familienkabine, Frühstück wie üblich, Jola erledigte das Finanzielle, ich alles zügig gepackt, so dass wir schon kurz nach 9 Uhr abreisten. Gewähltes Ziel für mich war Ekerum, eigentlich ein Flecken, der lediglich aus der Anlage „First Camp“ und nebengelegenem Golf-Resort bestand. Schon unterwegs verlangte Jola eine Pause in Borgholm, Ort der Schlossruine und des Sommersitzes des schwedischen Königspaares, beides sollte ausgiebig begutachtet werden. Zuerst schien ich ganz allein auf der Straße zu fahren, dann kamen ab und an erste Urlaubsgäste, oder was weiß ich denn, entgegen.

Knapp 30 Minuten waren vorüber, dann stand ich auf dem Parkplatz vor der Ruine. Viel Platz und ich stellte unser WoMo genau neben einen blaumetallic glänzenden VW Atlantic mit Hochdach und Anhängerkupplung aus Hamburg. Inspizierte das Fahrzeug, immerhin bestand die Möglichkeit, dass das unser Campingbus aus der Zeit 1992-1996 gewesen sein könnte. Ich klemmte eine Nachricht hinter den Scheibenwischer.

Die Ruine wollten wir nicht von innen besichtigten. Suchten den Spazierweg zum Sommersitz „Solliden“, der mit 900m Entfernung ausgeschildert war. Ungünstig angebracht, irrten wir um das Schloss herum, der Weg endete im unübersichtlichen Gestrüpp. In der Ferne einen Fahnenmast gesichtet und vermutet, dort würde sich der Schlosspark befinden.

Also zurück zum WoMo. Der VW Bus stand immer noch da, ich ergänzte meine Info auf dem Notizblatt. Machte ein frontales „Erinnerungsfoto“ der Schlossruine.

Am Sommersitz wesentlich mehr parkenden Autos, auch WoMos dabei. Das Königshaus benötigte offensichtlich finanzielle Unterstützung, der Besuch des Schlossparks kostete Eintritt. Die Apanage aus Steuergeldern reichte anscheinend nicht aus.

Um es vorweg zu nehmen, bereuen brauchten wir den Besuch nicht. Königin Victoria als „Begründerin“ hat für die Nachwelt ein vorzeigbares Ergebnis hinterlassen. Die Anlage hatten wohl andere die Jahre über ergänzt, gepflegt und restauriert.

Ein Rundgang zeugte von wohlüberlegter Gestaltung, Kunstobjekte bereicherten die gepflegten Rasenflächen. Themenbezogene Bereiche, wie der holländische Rosengarten mit dem Klassiker „Ingrid Bergmann“ oder das Steinfeld (rote Jacke machte sich gut), die Wasserkaskaden und natürlich die Residenz (links).

Bei sommerlichen Temperaturen schlossen wir den Besuch im Café mit einer Kardamomschnecke und einer Tasse Kaffee im Außenbereich unter einem Sonnenschirm ab. Aus dem offenen Fenster schwappte mir plötzlich ein Schwall schwedischer Vokabeln ans Ohr, eine Reisegruppe nahm innen zu einem Schwätzchen Platz.

Ich ging voraus zum WoMo, wollte heiße Luft aus dem Inneren lassen, Jola stöberte in der Butik und kam nach.

Bis Ekerum waren es dann noch weitere 12 Kilometer; durften uns einen Platz auf der riesigen Anlage aussuchen. Ein günstiger schien uns in der Nähe der Sanitäranlagen zu sein. Eingeparkt, ausgerichtet, ausgepackt und der Wagen sollte ans Netz von Nummer 748. Eine schwedische „Nachbarin“ eilte herbei, gestikulierte, zeigte auf die Steckdose und schüttelte den Kopf, aus dessen Mund für uns Unverständliches sprudelte. Bis sie die Klappe des Stromanschlusses anhob und wir ein Nest mit fiependen Jungvögeln zu sehen bekamen. „Eine Woche noch“, so sie in Englisch radebrechte. Auch die zweite Dose sollte nicht benutzt werden, sie diente als „Einflugschneise“ für die Meise. Nahmen es gelassen und steckten bei 756 ein.

Ein Spaziergang ans Wasser brachte mir nasse Füße, wir wateten in dem warmen flachen Wasser aufs offene Meer hinaus, Jola landete auf „Robinsons Insel“. Danach eine halbe Stunde ein Päuschen, dann nahmen wir die Tour nach Färjestaden in Angriff, trotz aufziehende dunkler Wolkenfront und gut 20 Kilometer Länge. Außerdem führte die Strecke in Teilstücken an der 136/137 entlang, die sich als zu diesem Zeitpunkt viel befahren erwies.

An der Hauptstraße das Golf-Resort, in dem gerade eine nobel wirkende Feier mit hübsch aussehenden Menschen stattfand.

Greenfee, ich verstand bei meiner Nachfrage an der Rezeption 69 €. Mal sehen, morgen vielleicht.

Dann ging es ein gutes Stück auf die Straße, abseits des Verkehrs die Orte Storarör und Isgärde durchfahren. Bei letzterem hätten wir die Hauptstraße queren und einen längeren Weg in Kauf nehmen müssen. Wir entschieden uns für die kürzere Variante und wurden mit dem Anblick mehrerer „Mohnfelder” belohnt. Monet wäre sicherlich bei diesen Sujets die rote Farbe ausgegangen.

Ab Glömminge endlich weg vom Rückreiseverkehr der Hauptstraße auf einsame, aber neu geteerte, Nebenstraße am Campingplatz Saxängen nebst Golfplatz vorbei, später auf gut beschildertem Radweg bis in die „Hauptstadt“ an der Brücke. Am Hafen die Köpstad, das Centrum bis dato noch nicht gefunden. Fisch im Imbiss wollte ich nicht, da landeten wir im Restaurant Nica direkt am Wasser, wo die Fahrradfähre lag. Am Horizont die Brücke über den Sund. Eine mit englischer Engelszunge uns die Menükarte zitierende Frau überzeugte Jola zum Bleiben. Ein heimisches ökologisches Bier tranken wir zum Essen. Aus verschiedenen Schalen durften wir uns den Vorspeisenteller selbst zusammenstellen. Die Hauptmahlzeit wählten wir aus, Jola Spareribs, ich Hühnchen („chicken” bestätigte die Bedienung), bekam aber Schweinefleisch in Tomatensoße mit Jungfrauen – Pesto. Ich würde es ein Tapa genannt haben wollen, diesen Miniteller. Leicht enttäuscht äußerte ich mich nicht zum Essen. Jola erstaunte die hohe Rechnung, die von den beiden ökologischen Bieren herrührte.

Die Suche nach dem Zentrum verlief im Nirwana, für uns kein Erkennbares gefunden. Mit Beginn der ersten fallenden Regentropfen flüchteten wir ins Einkaufszentrum, in dem allerdings der Supermarkt als einziges Geschäft noch geöffnet hatte.

Den Einkauf regensicher verpackt, ging es auf den Heimweg. Tröpfelnd begleitete uns der Regen bei unserer Raserei, die diesmal nur knappe 50 Minuten dauerte, was eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 Km/h bedeutete. Wir „flogen“ quasi unterm Regen durch.

16.06.2019 Sonntag

Nach dem Frischmachen in der Familienkabine standen die beiden neuen Plastikgläser auf dem Tisch und warteten auf den Sekt. Der 37. Hochzeitstag sollte prickelnd begonnen werden. Die kleine Flasche Sekt, zwei Kardamomschnecken und ein gelbes Glas Kerzenlicht gesellten sich dazu. Ergänzend kochte ich für das Hochzeitstagfrühstück Kaffee und Eier. Angestoßen und mit Selbstauslöser ein Erinnerungsfoto des ersten Hochzeitstages unterwegs im WoMo angefertigt.

Jola hatte angekündigt, mich zu Kaffee und Kuchen ins königliche Schloss-Café einzuladen. Unsere Tour heute sollte lediglich moderate 12 Km bis nach Borgholm gehen. Dumm nur, dass der größte Teil der Strecke wieder an der 136 entlang führte. Bei sommerlichen Temperaturen schlugen wir ein flottes Tempo auf der Hauptstraße an, möglichst schnell dem Lärm entkommen! Am Sommersitz vorbei, dann endlich ein separater Radweg.

Den Weg zum Parkplatz des Schlosses belagerten wieder die Kühe, diesmal wanderten sie sogar seelenruhig vor fahrenden Autos über den Zufahrtsweg.

Gleich an der Einfahrt hinter dem Ortsschild der Garten von Victoria, die hier eine Art „Frauenhaus“ eingerichtet hatte. Den Garten gestaltete ein Engländer. Aktuell schien es ein „Hotell“ zu sein, so stand es an der Einfahrt. Alle gepflanzten Obstbäume in einem Areal, die Infotafel führte alle Namen in schwedisch und englisch auf. Nur wenige Meter weiter bogen wir auf eine abschüssige Straße ab, die Slotgatan. Wieder ein Viertel mit neu wirkenden Häusern. Auf der Straße wachten Ordnungskräfte mit Fähnchen in der Hand, wenig später erklärte sich das von selbst.

Wir bewegten uns auf einer Rennstrecke für Sommerlangläufer. Klackernd hauten sie ihre metallenen Stockspitzen in den warmen Asphalt.

Bald darauf durften wir die Villagatan kreuzen, wo einige imposante Herrschaftshäuser repräsentativ auf ihren Grundstücken standen.

Wir gelangten ans Meer, dort empfing uns die Seebadeanstalt auf Betonstelzen. Borgholm erwies sich als wesentlich attraktiver als die Fährstadt an der Öland-Brücke. Nettes Ambiente am kleinen Yachthafen mit diversen Restaurants, übersichtlicher Innenstadtbereich mit einer ansehnliche Kirche, ein großer Campingplatz mit Schwimmhalle. Ließ mir ein Hausprospekt mitgeben, eventuell für einen nächsten Zwischenstopp. Die Mittagszeit nahte, die Suche nach einem Essplatz begann. Jola hatte schon ein Auge auf das Mittagsmenü von Robinson Crusoe mit Blick auf den Yachthafen geworfen. Mich überzeugte es momentan noch nicht so. Wir dackelten die Fußgängerzone hindurch. Konditorei, Lokale, einige Geschäfte hatten auch am Sonntag geöffnet. In einer Seitenstraße ein Restaurant, wo draußen leckere Gerichte auf den Tellern von zwei Gästen unseren Appetit anregten.

Die Kirche darf man getrost als Prunkstück am Ort bezeichnen. Jola wünschte einen Drink zu nehmen, am Hafen bei Robinson. Also ließen wir uns dort nieder. Alkohol kam für mich vor dem Essen noch nicht infrage. 0,5 Liter San Pellegrino, Jola gönnte sich einen Campari. Ein asiatischer Bediensteter nahm die Bestellung auf, kam nach kurzer Abwesenheit zurück, um sich zu vergewissern, was bestellt worden war. Das konnte ja heiter werden!! Saßen, blickten aufs Wasser, sahen Menschen auf den Steg kommen, sitzen und wieder gehen. Ein roter amerikanischer Straßenkreuzer parkte ein, Mann und Frau traten zum Mittagsmenü ein. Jola nutzte den Toilettengang für einen Blick aufs Angebot und war angetan von der Auswahl. Innerlich gab ich schon nach und fand mich mit dem Dableiben ab. Wir ließen fast keines der zur Wahl stehenden Gerichte aus, die Teller füllten sich wieder und wieder.

Da auf dem Werbeplakat der Hinweis „Pensionäre 150 Skr“ stand, forderte Jola an der Kasse diesen Preis für uns ein, ließ sich von der chinesischen Geschäftigkeit nicht irritieren,(die schon die 170 Skr in die Kasse eingetippt hatten).

Jola bekam bei Öland – Glass ihr versprochenes Eis zum Hochzeitstag, musste allerdings selbst zahlen. Ich verzichtete, denn das viele Essen rumorte im Bauch und verlangte schleunigst entlassen zu werden. Wieder an den Rädern, klemmte ein handgeschriebener Zettel an meinem Rad, die Brötchen fehlten, Jolas Korb war leer. Ein „freundlicher Dieb“, so wir dachten und sahen eine Parallele zum gestern in einer Rate-Show gezeigten Beitrag (Laptop gestohlen, Dieb meldet sich, bot an, die Daten zuzusenden, den Laptop behielt er aber und entschuldigte sich).

Ein Stück der Insel sollte noch erkundet werden, Köpingsvik, ca. 2 Kilometer weiter nach Norden. Durch Wohngebiete getrudelt, wieder gewundert, wie viele neue hübsche Anwesen mit großen Grundstücken es in Schweden gab. Vom Ort sahen wir nichts, dafür war Strand, Wasser und ein Campingplatz in Sicht. Mich zwickte der Darm und war froh, dass man in Schweden so viele öffentliche, saubere und funktionierende Toiletten vorfand. Unter ein paar sehr alt wirkenden Bäumen pausierten wir auf einem frisch gemähten Rasenstück. Blick aufs Wasser, wo im Flachen Kinder spielten. Das Campingareal nannte sich „Klinta“. Klinta lag schon hinter Köpingsvik.

Schauten uns den auf dem Gepäckträger befestigten Zettel an, schnell merkte ich, dass es sich um keine Entschuldigung eines Diebes handelte, sondern um einen Hinweis der Kioskbetreiberin, „die Brötchentüte sei bei ihr“.

Folgten auf der Rückfahrt dem Radweg an der Hauptstraße. Zurück im Ort den Kiosk aufgesucht und nachgefragt. Jola erfuhr, dass der Großvater die Tüte vor neugierigen hungrigen Vögeln in Sicherheit gebracht und sie bei seiner Enkelin im Kiosk abgegeben hatte.

Die Rückfahrt erfolgte bis aus Borgholm heraus auf gleichem Wege, danach wählten wir eine etwas längere, aber ruhigerer Strecke und bogen bei Solliden zum Flugplatz ab. Kaum Autos auf den 4 Km bis nach Räpplinge. Hier am Briefkasten gabelte sich die Strecke. Über einen Zaun blickte ich auf eine offene Garage, vor der ein Mann oder eine Frau, aus der Entfernung nicht so recht zu erkennen, mit einem Schleifgerät an einem alten Auto zugange war.

Karge Landschaft begleitete uns bis zur Hauptstraße. Ein Teil muss Moor gewesen sein, ausgetrockneter brauner Boden, Torfabbau.

Am Museum an der Hauptstraße ein Stopp, das Museum hatte bereits geschlossen. Am Parkplatz eine „Stolperfalle“ für Radfahrer, in die Jola hineintappte und sich über den Hopser erschrocken aufregte.

Wieder die Abfahrt zum Campingplatz genossen, den letzten Kilometer rasend zurückgelegt.

Am WoMo stellte Jola fest, ihre rote Lederjacke fehlte. Unterwegs verloren gegangen! Sie fand sie nach Abfahrt der Strecke nicht wieder.

Ich checkte meine Emails, tatsächlich hatte sich der Besitzer des VW-Busses gemeldet, und der Bus war tatsächlich unser ehemaliges Auto.

17.06.2019 Montag

Sonne am Himmel, nachts geregnet, so wünschen sich Camper den Tag.

Jolas Jacke hatte niemand an der Rezeption abgegeben, so zerstob ein kleiner Funke Hoffnung am Morgen. Alles zusammengepackt, Toiletteninhalt entsorgt. Nach gut zwanzig Minuten hatten wir wieder Festland unter den Reifen, durchfuhren Kalmar und rauschten auf der etwas mehr befahrener Straße E22 gen Norden durch endlose Wälder und Felslandschaften. Västervik erreichten wir ca. 12.30 Uhr, das Resort war frühzeitig ausgeschildert. Eine eigene kleine Gemeinde, diese Anlage. Platzwahl war etwas unglücklich, erst im dritten Versuch standen wir auf Rasen mit TV-Empfang. Mittagstisch zauberte Jola aus einem Fertiggericht der Marke Miracoli und eigenen Zutaten.

Spaziergang übers Gelände mit Entdeckung der durch Holzbrücken verbundenen Felsinseln. Das entlockte Jola einige lobende und bewundernde Worte. Stadtfahrt mit Bierkonsum Marke „Eriksberg” (5,4%) am Hafen. Innenstadt wies keine besonderen Sehenswürdigkeit auf. Häuser aus dem beginnenden 20. Jahrhundert. In Schweden wohl öfters anzutreffen, da keine Kriegsschäden eingetreten waren.

Gegen 21.30 Uhr Abendspaziergang, neuerlich die Inselwelt des Resorts bewandert, um die Abendstimmung aufzunehmen.

18.06.2019 Dienstag

Um 06.30 Uhr lebte die Idee in mir auf, früh eine Golfrunde zu absolvieren. Draußen tirilierten die Vogel bereits seit mindestens 3 Uhr. Die Sonne stieg über die Baumwipfel, es würde sicher ziemlich heiß werden. Also nicht zu spät auf die Piste. Jola wollte partout nicht ungeduscht aufs Parkett. Also ließ ich meinen sportlichen Bewegungsdrang drosseln und wartete auf die herausgeputzte Frau. Den Köcher umgeschnallt und los ging es mit den Rädern zum Golfplatz. Jola hatte sich geirrt, hatte Kronen eingesteckt, die nicht für das Greenfee reichten. Ich füllte trotzdem die Zettel aus und ergänzte „Sorry, we pay after playing“ und warf den leeren Umschlag durch den Schlitz. Beim Putten bemerkte ich, dass die Grüns aus Kunststoff bestanden und der Ball ziemlich schnell rollte. Die Beschilderung ließ zu Wünschen übrig, Abschlag 1 musste mühsam geortet werden. Den jeweiligen nächsten Abschlag zu finden, war dann, nach ein bisschen Platzkenntnis, weniger ein Pfadfinderspiel. Wenig anspruchsvolle Bahnen, dafür forderten die Grüns uns mit ihrem Kunststoffrasen.

Jola schlug manchmal ab wie ein Profi. Ansonsten war die Runde ein gelungener Frühsport und wir freuten uns auf das anschließende späte Frühstück.

Der restliche Vormittag wurde mit Lesen, Postkarten schreiben etc. verdrömelt, Jola gab sich dem Shopping-Fieber im Kaufladen des Resorts hin.

Gegen 13.30 Uhr schwangen wir uns bei Mittagshitze auf die Räder, ein Besuch von Schloss Gränö stand auf der Ausflugsagenda. Slottsholmvägen, der schmale Grat mit Klappbrücke über Stora Strömmen. Das hübsch und neu hergerichtete Umfeld um die Schlossruine nahmen wir zur Kenntnis, wollten später genauer ein Auge darauf werfen. Erst sollte Gränö entdeckt werden. Kulbacken schien ebenfalls einen Abstecher wert zu sein, ohne zu wissen, was uns dort erwartet hätte. Die am Wasser gelegenen Neubaukästen umfahren, dann am Golfplatz Ekhagen vorbei, schon waren wir wieder im „Grünen“.

Gränö wartete dann gleich mit seinem Kanal auf, der Gränö quasi zu einem Inselort samt Naturreservat machte. An der Anlegestelle dockte gerade ein kleines Personenfährschiff an.

Die gesamte Dorfgemeinschaft wird bei der Postzustellung an der Straße bedient, in Reih und Glied standen die Briefkästen an der Hauptstraße. Im weiteren Verlauf lagen links recht flotte Holzhäuser, meist sehr neu aussehend, rechts der Blick auf Västervik. Das Schloss in bescheidener Größe diente als Restaurant und Café, drum herum ein Spa-Bereich mit Ferienhäusern, Park, Badestelle und Anlegesteg für die Fähre.

Unsere Fahrt durch das Naturreservat kam einer Reise durch eine moosbewachsene Fels- und Waldlandschaft gleich. An einer Badestelle eine Mutter mit ihrem Kind, dahinter eine kleine Insel mit zwei oder drei Häusern. Immer tiefer auf die Insel bis es nicht mehr weiterging, jedenfalls nicht mit Rad auf geteerter Straße. Jola suchte die Herausforderung, erkundete einen Seitenweg auf eigene Faust während ich langsam Richtung Schloss zurück strampelte. Sie holte mich wieder ein, war schnell unterwegs gewesen und hatte ihre Expedition abgebrochen. Im eigentlichen Schlossgebäude, klein, aber fein und als Restaurant mit antiquiertem Mobiliar ausgestattet, durften wir Kaffee trinken und dazu soviel kleine süße Häppchen für einen „Festpreis“ von 80 Kronen essen, wie hineinpasste. Und das in Räumlichkeiten, die aus der Barock- oder Renaissancezeit stammten. Kurz angedacht war, die Fähre nach Västervik zu nehmen, wenn sie denn kommen und Fahrräder mitnehmen würde. Aber es kam keine.

Die Reise unterbrachen wir, um Kulbacken auf einem Hügel aufzusuchen. Ein Museum, ein Aussichtsturm, ein paar alte schwedenrote Holzhäuser und ein Blick mit „Übersicht“ auf die Stadt und das Wasser.

An der Ruine sang ein Trio für ein Publikum, das sich bei Zimtschnecken und einem sprudelnden Getränk gütlich tat, kostenlos selbstverständlich.

Zurück zum WoMo, abends die Süßkartoffelsuppe mit Würstchen auf der Terrasse am Sanitärblock gegessen. Küche, Waschmaschine und Trockner genutzt.

19.06.2019 Mittwoch

Västervik Resort ade. Der gewaltige Platz mit seinem naturbelassenen Ambiente, abwechslungsreichen Stellplatzlagen, Felsinseln und Bademöglichkeiten, sowie den Annehmlichkeiten eines Campingareals mit fünf Sternen nebst 9-Loch Golfanlage, wir würden ihn vielleicht bald vermissen. Frühstück noch einmal draußen bei Sonnenschein, die Sonne noch nicht so stichig. Eier und Brötchen erfuhren eine externe Bearbeitung in der Küche des Sanitärsgebäudes. In der Zwischenzeit Fahrräder verstaut und die Ausgleichsstützen von den Rädern befreit. Ein Mann stand plötzlich neben mir: „Ich habe mir gerade Sorgen um Ihre Stützen gemacht!“. Mist, dachte ich und bedankte mich für den Hinweis. Abfahrt und gut 1 ½ Stunden wieder auf der E22 unterwegs, kaum Änderung am Landschaftsbild, mal etwas hügeliger, mal mehr Wald. Geregnet haben musste es, denn die Straßen waren später durchgängig nass. In Söderköping herrschte etwas mehr Verkehr, ungewohnt nach so viel einsamer Fahrt. Den ersten Campingplatz angesteuert, der ausgeschildert war, aber nicht der war, den ich notiert hatte. An einer Kreuzung an der Ampel auf der gegenüberliegenden Seite ein WoMo ebenfalls aus Lübeck. Freundliches Winken, sie bogen rechts, wir nach links ab. Der Campingplatz lag dann direkt am Göta-Kanal. Platz ausgesucht, Fahrzeug aufgestellt, Nummer 44. Schwüle Hitze!

Splitt auf Treidelweg am Kanal, der Weg führte uns zum Hafen, wo sich offensichtlich das touristische Leben abspielte. Ein Schild mit einem Hasen empfing uns nebst einer ein Stück weiter aufgestellten Skulptur.

Gut besuchte Restaurants und Eiscafés, hübsches Panorama, Kanal vor bewachsener Felswand, umgebauter Silo zu einem Wohnhaus thronte am Hafen vor den Gastbooten, Stadtsilhouette mit alten Holzhäusern. Ein Stadtführer „Historische Häuser“ wies ca. 50 Gebäude aus, beschrieb deren Erbauungsjahr, Zweck, teils auch deren Besitzer oder Gäste des jeweiligen Hauses.

Geld wechseln in einer Bank scheiterte erneut, würde nicht gemacht! In der Konditorei am Rathaus erwarb Jola Schnecken.

Am Kanal spaziert und einen alten Dampfer namens „Lindön” dümpelnd am Kanalufer gesehen. Ob der noch Passagiere befördert?

Erster Eindruck zu Söderköping war positiv. Gerade schon auf dem Sprung zurück zum Campingplatz, fiel uns ein Aufsteller mit dem Schriftzug „Lunch Buffet 89 Kronen“ vor einem Restaurant auf. Jola spionierte neugierig an der Theke und befand, das sei in Ordnung. Also wieder auswärts essen. Meckern konnte ich am Ende nicht, Salatauswahl, Fisch, Kartoffel und Hühnchen schmeckten lecker, Kaffee und eine Leichtbier, billiger ging ein Buffet kaum noch.

Eine Verdauungsfahrt schloss sich an, in das 5 Kilometer entfernte Mem, wo der Göta-Kanal beginnt. Gesamte Strecke auf dem Radweg mit Splittbelag, eben und manchmal mit dem Gefühl, gleich schwappe das Kanalwasser übers nahegelegene Ufer. In Mem die erste Schleuse des Kanals, an der mir gleich eine junge Dame mit Schwimmweste, Kartenzahlgerät und Walkie-Talkie entgegenkam. Ich erklärte sie im Geiste zur „Schleusen-Wache“. Auf Englisch erfuhr ich, es kämen heute keine Boote mehr, oder vielleicht doch…? Schien es sich um eine Verwechslung zu handeln? Hielt sie mich für einen Bootsführer? Beruhigte sie mit einem Fingerzeig auf mein Rad.

Unterhaltung mit einem Deutschen aus der Gegend von Stade. Vier Stellplätze standen hier direkt an der Schleuse zur Verfügung (185 Kronen).

Ein motorbetriebenes Segelboot legte mit geschäftigem Treiben der Besatzung und Unterstützung der Schleusenwächter an. Mem bestand aus geschätzten zehn Häusern, dem Wandererheim, einem Restaurant und einem bestimmten Zweck nicht näher zuzuordnenden Gebäuden.

Dunkle Wolken am Himmel, die sich zu einer schwarzen Front ausdehnten. Zieht vorbei, mehr Wunsch als Hoffnung, die wenige Sekunden später zerstob. Erst normaler Regen, der uns unter eine Plane auf der Holzterrasse des Restaurant trieb und wir uns dort in Sicherheit wähnten. Das ging kurzfristig gut, wenn auch das Nass zunahm und das Möbelrücken unter der Plane begann. Den Regen begleitete unangenehmer Sturm, außerdem Donner und Gewitter. Letzteres zwang uns zur Flucht ins Restaurant. Gut gewählte Schutzhütte, denn wenig später ertönte orkanartiges Tosen, die stürmische Gewalt brach mit einer Leichtigkeit Äste aus den am Kanal stehenden Bäumen und schleuderte sie ins Kanalwasser. Zum Glück beruhigte sich das Wetter alsbald. Bei der Rückfahrt auffällig, keine Pfützen auf dem Weg, nicht einmal nass sah der Radweg aus, nur ein paar abgefallene Äste mussten umfahren werden. Wir inspizierten Söderköping neuerlich, diesmal mit dem Rad. Folgten einem Stück dem Gesundheitspfad, nachdem wir im Park die Vorbereitungen für den Stadtlauf beobachteten. Jola fand in einer Hängematte ein gemütliches, temporäres Rastplätzchen. Ich bestaunte das ehemalige Kurhotel „Söderköpingsbrunn“ mit seinem mondänen Innenleben. Die Bedeutung „Lusthus“ mag selbsterklärend gewesen sein, gefunden hatte ich nicht, was hier „Lust“ sein sollte.

Trafen am Gewässerlauf des Storånauf dem Gesundheitspfad auf die Kirche St. Laurentii mit ihrem nebenstehenden Glockenholzturm, sahen in Gassen blühende Gärten.

Genug erkundet, zurück zum WoMo, nächste schwarze Front war im Anmarsch, ließ etwas auf sich warten, brachten dann aber die erhoffte Abkühlung.

Ach ja, vergrätzte Nachbarn schienen auf unsere Ankunft gewartet zu haben, ein Mann eilte zur Rezeption, von wo aus eine junge Mitarbeiterin kam und mir erklärte, ich stünde auf einem vorgebuchten Platz, der irrtümlich freigegeben worden war. Ich müsste umparken, durfte gleich den Nebenplatz nutzen. Also fünf Meter weiter gezogen, richtig herum aufgestellt, mit der Front zum Fahrweg.

20.06.2019 Donnerstag

Am Vorabend verlängerte ich den Aufenthalt um einen Tag, ab Freitag sei der Platz leider anderweitig vergeben, so die Auskunft.

Das Wetter schien es gut mit uns zu meinen, allerdings stach die Sonne. Zwei angeschlagene Eier wanderten zum Frühstück in die Pfanne. Nach der Stärkung mit den Rädern bis zur Schleuse im Ort, es sollte das Naturreservat „Ramunderberget“ begangen werden. Dazu überquerten wir den Steg auf der Schleuse, orientierten uns an der Wanderkarte, die mehrere Routen unterschiedlicher Länge anbot. Bis wir den 90 m hohen Pfad erreichten, mussten – es stand irgendwo – 318 Stufen bestiegen werden. Zwischendurch lichtete sich der Baumbestand und wir schauten aus einem anderen Blickwinkel auf die Stadt.

Oben angekommen, 400 m bis zum Pavillon. Noch weitschweifenderer Blick möglich. Gingen den Weg des „gelben Punktes“, fünf Kilometer würde die Runde betragen. Er führte bergab in seichten Schwingungen, belehrte uns dabei mit Schautafeln über Flora und Fauna (u.a. Specht, Elch und Schlange). Pfadstab 3 Km und 3,5 Km zeigten uns, wo wir uns auf dieser Strecke befanden. Die Realität sah alsbald so aus, dass wir an der Brücke herauskamen, bei der es zum Campingplatz abging. Die Autoschlange von Norrköping kommend, scheinbar ein Dauerzustand.

Wir kehrten um, marschierten am Kanal zurück bis zur Schleuse. Wieder der Warnhinweis auf kreuzende Hasen und die dazugehörige Skulptur des ins Wasser stürzenden Hasen.

Jola erkannte mit geschultem Blick, der Eisladen hätte geöffnet, mithin war damit das nächste Ziel definiert. Trotz des Hinweises am Eingang „sie werden platziert“, durften wir uns selbst einen Tisch aussuchen. Freundliche Servicekräfte, in reichlicher Anzahl um die Gäste bemüht, trugen riesige Behältnisse mit Eis, Sahne und Verzierung zu den Tischen. Mein Glas erreichte eine Höhe, dass selbst ich als großer Mensch Mühe hatte, den gefüllten Löffel mit Eis und Sahne zum Mund zu führen. Jola schwärmte beim Essen andauernd „lecker, lecker,..“

Auf dem Gang zur Toilette historische Fotos von bekannten schwedischen Persönlichkeiten beim Besuch des Eis-Cafés, von denen ich nur das Königspaar erkannte. 226 Schwedenkronen (ca. 21 €), noch nie so viel für zwei Eisbecher berappt.

Der Versuch, die Touristeninformation aufzusuchen, schlug fehl, die Ausschilderung empfand ich als suboptimal. Dafür trafen wir wieder auf die Filmcrew, drei LKW mit Ausstattung standen an der Kirche, heute eine andere Straße abgesperrt für die Dreharbeiten. Jola knipste, ich forschte nach dem Büro und fand es, bekam aber keine vernünftige Radkarte, trotz aller Bemühungen des Personals. Jola hatte sich ins Zentrum begeben, shoppte im Supermarkt, was sie mir telefonisch mitteilte. Lebensmittel zum WoMo gebracht, zwei Radtouren standen zu Auswahl, jeweils rund 20 Km von Söderköping aus. An der E22 immer noch eine endlose Blechlawine in Richtung Süden. Auf Nebenstrecke ins Ungewisse stratzten, schwarz grau war der Himmel und begann fürchterlich nah zu grummeln. Zur Badestelle bzw. Gaststätte sollten es zwei Kilometer sein. Zu riskant, erschien mir die Weiterfahrt. Vom Blitz in Schweden einen Tag vor Mittsommer erschlagen zu werden, fand ich nicht besonders attraktiv. Kehrt und mit Speed zurück. Gute und richtige Entscheidung, denn das Unwetter tobte länger und intensiver über dem Campingplatz und setzte die Wege unter Wasser. Jola legte eine Pause auf meinem Bett ein.

Die Stellplätze füllten sich stetig, meist waren es Schweden mit ihren Wohnmobilen.

Abkühlung nach dem Unwetter weckte neue Lebensgeister, Jola wünschte die abgebrochene Tour zu wiederholen. Ohne die Radkarte, sie war eigentlich auch nicht erforderlich, dachten wir zumindest, die gleiche Strecke gefahren, zwei Kilometer dehnten sich, keine Gaststätte in Sicht. Zogen das Ding durch, weiter bis zur Badestelle am Klasjön. Hügelig führte die schmale Straße zwischen moosbewachsenen Felswänden hindurch, an mit Kornblumen übersäten Feldern vorbei, bis sie an einem Waldstück vor einem Parkplatz endete. Schon aus der Ferne sah man Menschen auf Pontons herumtollen und vergnügt in den See springen. Jola zog sich nach einer Sitzpause um und versenkte sich kurz im Wasser. Ich wartete, ließ bis auf die Unterhose die Hüllen fallen, kletterte ins Wasser, das eine überraschend angenehme Temperatur aufwies.

Das Moos auf den Felsen musste abgelichtet werden. Außerdem fanden wir die Gaststätte, abseits neben einer Minigolf-Anlage. Ein Mann erklärte „today closed“. Ob morgen hier ein großes Buffet zum Mittsommerfest stattfindet, ich konnte mir das gar nicht vorstellen.

Hungrig wurde ich ganz langsam. Jola packte alle Zutaten und Gerätschaften zusammen, mit denen wir zur Küchen zuckelten und dort unser Essen zubereiteten. Klappte alles vorzüglich, störend waren nur die Menschen, die zwischendurch ihren Abwasch erledigten.

Nostalgie strömte aus einer Zimmerecke, wo eine alte jukebox, ein altes Röhrenradio standen, ein Plakat von einem Fußballspiel aus dem Jahre 1956 mit dem Aufdruck „Zuschauerrekord“ an der Wand hing.

In einer Vitrine gehäkelte Kuchenstücke, Kekse und Torten. Ich schaltete das Radio ein, es spielte sogar noch.

21.06.2019 Freitag

Die Bemühung um eine Aufenthaltsverlängerung trug Früchte. Als ich um 8 Uhr vier Brötchen kaufte, vertröstete mich die hübsche Schwarzhaarige mit der „Handtasche von Kors“ hoffnungsvoll: in einer Stunde hätte sie alles geklärt.

Jola schlief den Schlaf der Gerechten bis 08.30 Uhr. Nach dem Frühstück den Wagen auf Platz 91 umgeparkt, eigentlich keine Verschlechterung. Größeres Platzangebot und WLAN funktioniert ebenfalls besser.

So konnte ich die Route nach Norrköping besser am PC planen, stellte erfreut fest, mehr Radwege als angenommen. Tatsächlich war es kaum mehr als ein Kilometer, den wir an der E22 am Rande der Fahrbahn in die Pedale treten mussten. Bis nach Norrköping flogen wir auf einem breiten, asphaltierten Radweg dahin, frohlockend, bald die wimmelnde und bunte Stadt (so der Text im Reiseführer) entdecken zu können. Geschwindigkeit erzeugte Fahrtwind, der um diese Uhrzeit gemeinsam mit dem normal herrschenden Wind als kalte Empfindung meine Brust traf, die ich mangels fehlender Weste mit der Tourenkarte zu schützten versuchte. Norrköping empfing uns wenig erbaulich, erinnerte an Stadtteile wie Buntekuh oder Steilshoop. Die Innenstadt schwieg sich aus, fast alle Geschäfte hatten wegen Midsommar geschlossen. Menschen, tauchten nur als seltene Exemplare hie und da auf. Architektur erschreckte zunächst, der Motola Strom floss durch die Stadt. Entlang fanden wir einige hübsche Plätze mit Aussicht auf ein paar Bauten aus der Glanzzeit der Stadt. In einem kleinen Parkgelände als Hingucker bunte Gartenstühle in unterschiedlicher Größe. Jola krabbelte auf einen und wirkte darauf wie eine Spielfigur aus der Puppenstube.

Das Industrieviertel befand sich im Umbruch, ähnlich wie die Speicherstadt in Hamburg oder Hafengebiete in anderen Städten wechselte das prägende Äußere, schicke Wohnhäuser, Schulen oder Dienstleistungsunternehmen sowie Kunst und Kultur entwickelten sich.

Geöffnete Restaurants, daran war kein Gedanke zu verschwenden. Ein Abstecher ins Hafengelände führte uns durch eine baumbestandene Allee, links und rechts Gewerbebetriebe. Die Straße endete im Nichts. Zurück, die Sichtachse zeigte, dass diese Allee bis ins Zentrum auf eine Anhöhe hinauf führt.

Irgendwie war die Luft raus, nichts zu Essen, keine Option auf Attraktionen, keine sehenswerte Architektur, leicht enttäuscht wählten wir den Rückzug.

Im Vorort ein glasverkleideter Komplex eines EKZ. Vielleicht eine Option auf ein Mittagessen oder Kauf von Leckereien. Bis 14 Uhr wäre Shopping möglich an Midsommar.

Aus dem richtigen Blickwinkel kann man aus der trostlosesten Umgebung einen Eyecatcher machen, oder nicht? Gestärkt die Rückfahrt fortgesetzt und vor dem Hintergrund des Wissens um einen komfortablen Radweg zügig in die Pedalen getreten.

Baguette und Wurst-Käsesortiment besorgt, damit auf eine Gartenbank auf einem Spielplatzgelände mit Tisch in muslimisch geprägter Wohnsiedlungsumgebung gesetzt und Vesper betrieben.

Pausentee, Nacharbeit, was wir eventuell in Norrköping verpasst haben könnten.

An der Rezeption Erkundigung eingeholt, ob im Ort ein Feier zum Mittsommer veranstaltet würde. So gegen 17.30 Uhr begaben wir uns in den Park, wo wir lediglich noch feststellen konnte, dass alles schon vorüber war. Die Lotteriebude verscherbelte die letzten Lose, Trachtenfrauen trugen Sträuße aus dem Gebäude, im Kurgarten saßen einige Gäste bei Wein, …., auf dem Rasen zwei Grüppchen im Halbkreis auf Decken, drei Menschen spielten Badminton, davon eine topgeformte Frau im Wechsel mit den Männern. Unterwegs sonst Pärchen gemeinsam in der Sonne mit Picknickkorb sitzend beobachtet. Am Göta-Kanal spielte man Boule und grillte, winkte fröhlich uns Vorbeifahrenden zu.

Das alte Viertel noch einmal inspiziert, diesmal ungestört von Filmaufnahmen. Die Verbindungsgassen kaum breiter als ein Mensch von Schulter zu Schulter misst. Hinterhofatmosphäre, in naher Ferne Geplätscher eines kleinen Wasserfalles.

Zufällig den öffentlich zugänglichen Kräutergarten entdeckt. Auf kleinster Fläche eine Unmenge an Grünzeug, Pflanzenvielfalt, nicht nur Kräuter. Am Eingang ein Schild, gerne dürfe man seinen Picknickkorb mitbringen und im Garten verweilen.

Jola sprach von einer Kugel Eis, ich sehnte mich nach einem warmen Gericht und setzte mich schon mal zum Campingplatz ab. Auf dem Platz erstaunlich ruhiges Szenario, keine Gelage, keine Musik, dafür qualmten diverse Grills.

22.06.2019 Samstag

Mittsommer enttäuschte irgendwie, nirgends wirklich festliche Aktivitäten vorgefunden, abgesehen von der verpasste Veranstaltung im Kurgarten am Freitag. Die Maibäume wiesen manchmal eine bescheidene Größe auf.

Jola glaubte immer noch an den „Weihnachtsmann“, will gesagt sein, auch heute fänden Feierlichkeiten statt und zwar die richtigen. Leider ein Irrtum.

Für mich war klar, wohin die Reise heute weitergehen sollte, nach Stockholm.

Ca. 165 Km im Fond geschwiegen, die Natur zog bei durchschnittlich 95 Km/h im flow vorbei, Hügel, Wiesen, Felder, manchmal Gewerbegebiete, die Straße immer frei und gut zu befahren. Wie wird es mir nur in Deutschland mit den Rasern und den vielen Baustellen ergehen?

Gegen 11.50 Uhr Ankunft auf dem Campingplatz Bredäng. Der lag gegenüber einem Konglomerat aus mehreren Wohnhochhäusern, etwas geschützt durch Baumbestand, nahe am Mälarsee. Bis ins Zentrum von Stockholm sollten es rund 10 Km sein. Glück gehabt, einen gerade frei gewordenen Platz ergattert, es sollte der letzte nicht reservierte sein. Passte alles, Strom, Wasser und TV-Empfang sowie Beschaffenheit und Größe optimal. Viele Deutsche, ich hätte auf „die Mehrheit“ getippt, dominierten den Platz als Gäste.

Teepause, dann begann die Anreise auf das Zentrum von Stockholm. Zuerst die Sightseeingtour entlang der Hochhäuser, „two times left“, so die Frau an der Rezeption, dann der mitgegebenen Beschreibung folgen, am Ende über eine „bridge“. Zwei lange Straßen, Malahöjdsvägen und Hägerstensvägen führten zuerst durch dörfliches, vorstädtisches Milieu, meist im geschonten Rollmodus, da es überwiegend bergab ging. Als der Radwegweiser „Liljeholmen“ (Stadtteil) eine Abzweigung in 0,2 Km anzeigte, ging es auf gut zu befahrenen Wegen geradeaus zur Brücke übers Gewässer nach Södermalm. Kurz orientiert, dann auf die Straße „Söder Mälarstrand“ eingebogen, die am Wasser des Riddarfjärden dem Lauf in Richtung Innenstadt folgte. Den Stellplatz auf „Langenholmen“ entdeckt und angeschaut, fast wie ein Spiegelbild von dem in Hamburg. 350 Kronen für eine Nacht war nicht gerade günstig, dafür das Zentrum fußläufig schnell zu erreichen.

Danach Schiffe gesehen, am Ufer gelegen, auf dem Wasser kreuzend; die phantastische Silhouette der Gebäude, dominiert vom Rathaus mit seinem hoch aufragenden Turm.

Rechts der Straße fiel hier die Münchener Brauerei auf.

Die Großbaustelle „Slussen“ verstärkte die Probleme dieses Nadelöhrs hin zur Altstadt. Ich kam aus dem Staunen über so viele gewaltige Bauwerke und imposant am Wasser dastehende Gebäude kaum heraus. Ließen die Räder gut angeschlossen stehen und begaben uns ins touristische Getümmel der Altstadtgassen. Gut besuchte Restaurants, vielleicht auch weil viele Geschäfte geschlossen hatten und damit das Shoppen ausfiel. Etwas erhöht der königliche Palast, Teile davon durften ohne Eintrittskarte besichtigt werden. Die als sehr beliebt beschriebene Einkaufsstraße Drottninggatan entpuppte sich als geschützter Bereich (durch Poller oder freundlich lächelnde Betonlöwen). Offensichtlich ähnelte sich das Angebot nur unwesentlich gegenüber dem aus anderen bekannten Städten. Die Seitenstraßen rechts und links hinterließen oft einen eher öden Eindruck. Dann der grau weiß gehaltene, abgesenkte Platz vor dem Kulturhaus mit dem Staatstheater, die dort befindliche Tourist-Info schloss direkt vor unserer Nase ihre Pforte.

Ein Mittagessen beim Italiener „Da Peppe Gamla Stan” (Storkyrkobrinken), sehr altmodisch wirkend, naive Bilder heimischer italienischer Panoramen (Gardasee, Rom etc.) und großformatige Blumengemälde. Pizza wählten wir beide, schön dünn und ordentlich belegt waren sie.

Wir saßen am „Laufweg“ zur Toilette, es schien jedermann, ob Gast oder Passant, diese seine Notdurft hier entrichten zu müssen. Erwanderten in der Folge, meist entlang am Ufer der Gewässer, weitere Sehenswürdigkeiten, wie das Parlament, …..

das in blau gehaltene Konzerthaus ……

……. die Königliche Bibliothek, gelegen im Humlegärden. Hier stand ein Denkmal des Forschers Linné.

Langsam fußlahm geworden, strebten wir den Rückweg zu den Rädern an, gebremst durch Jolas Wunsch einen Kaffee in einem „angesagten“ China-Restaurant zu trinken, das an einer kleinen Grünanlage, in dessen Mitte dem Chemiker Berzelius ein Denkmal gesetzt wurde, lag. Den Kaffee durfte Jola uns selbst im Innern besorgen und an den Tisch bringen, er war teuer, lauwarm und schmeckte echt unangenehm.

Immerhin gelang es mir diesem Aufenthalt etwas Gutes abzugewinnen, hier ein Blick in Richtung Berzelius vor dem Hintergrund des Königlichen Dramatischen Theaters.

Nybroviken auf dem Nybrokajen begleitet, das Nationalmuseum umrundet, die Schiffe am Museumskai konnten nicht mehr begeistern, erschöpft durch den langen Marsch über die Brücke zurück auf die Insel der Altstadt. Außen umkreisten wir die Insel bis wir vor unseren Rädern standen und uns wieder in die Sättel schwingen konnten.

Jetzt lenkte ich uns auf dem gleichen Weg zurück, ursprünglich als Ziel „Djurgården“, doch zu früh abgebogen und auf dem Eiland Skeppsholmen gelandet.

Hier bildete Kunst das Kernangebot, Museum für Moderne, Architektur- und Ostasiatisches Museum sowie die Kunsthochschule hatten hier ihren Standort. Ergänzt wurde eine der Ausstellungen durch Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Insel wieder verlassen, die von vielen Vergnügungssuchenden bevölkerte Promenade vor dem Ensemble aus Grand Hotel mit Nebengebäude „Bolinderska huset“ entlang gefahren, um auf die Insel Djurgården zu kommen. Am Ufer im Bereich der Brücke „Djurgårdsbron” diverse sehr gut besuchte Lokalitäten, auf der Insel u.a. das Nordische, Vasa-, Abba-Museum oder das älteste Freiluftmuseum „Skansen“ und natürlich der Freizeitpark mit seinen riesigen Karussellen. Viel Grün, Schloss Rosendal. Nicht alles gesehen, besuchen konnten wir eins der Museen nicht, weil schon geschlossen.

Rückfahrt, die an der Brücke eine Unterbrechung erfuhr, zu verlockend war der Platz am Wasser in der Sonne. Zwei dunkle Biere (für viel Geld) schmeckten ausgesprochen lecker. Deutsch war in Stockholm öfters zu hören, hier unangenehm hallte es vom Nebentisch herüber, ein dickbäuchiger Mann faselte großspurig Sprechblasen, warf mit Eiswürfeln und zog sich dann auch noch sein Hose aus. Wir flüchten, fuhren ohne Unterbrechung nach Hause.

23.06.2019 Sonntag

Nach einem gelungenen Frühstücksei, das wir im Schatten unseres WoMo bei Sonnenschein draußen verspeisten, Jola von einem weiteren Tag Stockholm überzeugt wurde, war ein Besuch des Rathauses mit deutscher Führung um 14 Uhr geplant. Auf dem Weg dorthin schauten wir uns nach ca. 1,5 Km die Badestelle Mälarhojd an, zu der es vom Parkplatz recht abschüssig hinunter ging. Ein fester breiter Wanderweg führte am See Mälaren entlang, die im Prospekt erwähnte Fähre nach Drottnigholm fanden wir nicht. Entschieden uns den Weg am See weiterzufahren. Spannend blieb es, denn wir wussten nicht, ob der Weg hinter der nächsten Biegung enden oder wieder auf die Hauptstraße führen würde. Durch den Wald am Hang die Konditorei Lyra in der im Schweizer Stil gebauten Villa aus dem Jahre 1867 des Ehepaares Limnell gesehen.

In den Räumen schien die Zeit stehen geblieben zu sein, als wenn die vom Ehepaar eingeladenen Künstler (u.a. hatten hier H. Ibsen und L. Dahlgren geweilt) hier gerade ihre Treffen und Lesungen abgehalten hätten. Die knarzigen Holzstufen auf die Aussichtsplattform des Turmes hoch waren schmal. Oben musste ich den Kopf einziehen, die Decke zu niedrig für 190 cm.

Den steilen Schotterweg wieder hinunter ins Naturschutzgebiet, das wir bald darauf verließen und der Weg in die Straße Pettersbergvägen mündete. Manch extremer Hügel musste erklommen oder eben denselben geschwind hinunter gesaust werden, dabei durften wir hier an den Hängen Wohn- und Sommerhäuser der Einheimischen bewundern. Källbacken schien wieder näher zum Uferweg zu führen, an einem kuhlenartigen Rasengelände hinab, wo wir an einem Yachthafen auf das Gelände Klubbensborg gerieten, zu dem auch ein kleinerer Stellplatz gehörte (über 300 Kronen mit Strom). Die Villa stand etwas verlassen auf einer Anhöhe.

Das Café Uddvillan abseits durch einen Holzpfeil gekennzeichnet.

Obwohl eigentlich schon geschlossen, schlüpfte ich durch die offene Tür hinein und schoss schnell ein Foto im Innenbereich.

Nächste Überraschung begegnete uns am Ornsberg-Badeclub nachdem wir von den Rädern abgestiegen waren und einen Holzsteg direkt am Wasser beschritten. Der Anblick dieses von der Sonne beschienenen „Affenfelsen“ mit den vielen menschlichen, wenig bekleideten Leibern in Mußestellung auf den warmen Felsen faszinierte.

Vom Seeuferweg Mälaren abgewendet tauchte keinen Kilometer weiter ein großes längliches Backsteingebäude auf, scheinbar eine beliebte Pausenstation für Radler, Spaziergänger oder sportlich Aktive.

Wie sich herausstellte gehörte sowohl das Gebäude als auch das umliegende Gelände (Vinterviken) früher A. Nobel, der es 1865 kaufte, um seine Sprengstoffversuche weiter durchführen zu können, denn in Stockholm war es ihm verboten worden. Heute nennt sich ein Teil dieses Areals „Vintervikens Trädgård“ und wird von einem Förderverein betrieben, der ein Café, ein Gewächshaus und Anlagen für Selbstversorger bereitstellt. Eine Freilichtbühne dient Veranstaltungen und Aufführungen.

Bald tauchte eine hohe Autobrücke auf, unter der der Weg weiter Richtung Stadt führte. Sportanlagen, Halle, Tennisplatz etc. fanden hier ihr zu Hause. Das Gewässer Trekaten danach am Ufer umfahren bis wir an der Brücke über Mälaren kamen, diese auf der anderen Straßenseite später überquerten. Zuerst kurvten wir zwischen Schluchten von Neubauten an das Ufer, fanden aber nicht dorthin, wo wir eigentlich hin wollten.

Hornstulls Strand mit der Badeanstalt war von der Brücke aus deutlich mit seinen Badegästen zu erkennen. Dorthin trullerten wir mit den Rädern durch Grünanlagen hinunter.

So gegen 13.30 Uhr durfte der Magen sich schon mal melden, also begann ich mehr auf Lokalitäten als auf Geografie oder Architektur zu achten. Nach ca. 2,5 Km bot eine vor dem Lokal aufgestellte Speisekarte interessante Sachen an, aus deren schwedischer Bezeichnungen wir uns unseren eigenen Reim machten. Ein Platz für zwei Personen an einem winzigen runden Tisch neben dem Tresen für die Ausgabe der Speisen genügte uns völlig für den Pausensnack. Vegetarisches und ein Bier für mich, Jola ein Wrap und eine Zero Cola. Skrovet hieß das Ambiente in der Hammarby Slussväg.

An der Schleuse herrschte Hochbetrieb, der Schleusenwärter hatte am Wochenende besonders arg zu schuften. Wir umkreisten quasi den Stadtteil Södermalm am Wasser entlang. An der Felswand ein Schild „Restaurant Fäfangan“, das oben auf diesem Berg seinen Platz gefunden hatte. Den Weg dorthin fanden wir (leider) nicht. Ein Blick warfen wir auf das Kreuzfahrtterminal, wendeten uns mit den Rädern dem langen Aufstieg auf der Folkungagatan in die „Oberstadt“ zu.

Von einer dieser bogen wir auf den Hügel ab, wo sich eine kleine Grünanlage und die Kirche Sofia sowie ein ursprüngliches Häuserensemble (nicht die auf dem Bild!) befanden.

Wir wechselten mit Schwung die Seite, mussten die Räder im „Tale“ lassen und zu Fuß auf der Stigbergsgatan in der stechenden Sonne hinauf stiefeln. Als erstes tauchte eine Statue der Kronprinzessin Martha von Norwegen vor der Norwegischen Kirche auf. Linksseitig wieder alter Holzhäuser aus der Zeit der Armut.

Die Skånegatan erwies sich als verkehrsberuhigte Restaurantmeile, Die meisten sonstigen Geschäfte hatten wegen Mittsommer geschlossen, jedoch nicht alle. Deli Urban, ein Öko-Markt aus dem Jola „gesunde“ Brötchen mitbrachte, während ich draußen das bunte Treiben beobachtete. Die Schönheiten besonders lange.

Mit Nahrung im Gepäck machten wir uns auf den Rückweg, blieben dem Wasser nach wie vor zugewandt. Ungebremst war der Strom körperlich aktiver Menschen bzw. ruhten Körper wohlig in der Sonne. Was kann es attraktiveres geben, als einen Badestrand mitten in der Großstadt?

Abseits der belebten Stränden fand sich der eine oder andere alternative Hort, wo man relaxt auf alten Holzbänken oder wackeligen Stühlen seine Fika (Kaffeepause) machen konnte. Im Gartengelände von Vinterviken die bunt blühenden Eilande der Gartenkolonie bewundert und dabei gedacht, was wohl in so ein winziges Gartenhäuschen passt?

Bald danach waren wir am Campingplatz, genug Erlebtes für heute.

24.06.2019 Montag

Jola wirkte beim Frühstück nicht besonders überzeugt von meinem Vorschlag, eine Schiffstour zu den Stockholmer Schären zu machen. Meine Suche und erste Option hatte Vaxholm ergeben, aus einer Informationsbroschüre über Stockholm als die Hauptstadt der Schären tituliert. Die Tourlänge war mit 50 Minuten benannt. Eigentlich ist Vaxön gar keine Insel, da durch zwei Straßen mit dem Festland verbunden. Nachdem ich endlich die Abfahrtzeiten herausgefunden hatte, konnten wir uns zumindest auf die Hinfahrt zu den Kais einigen. Diesmal verzichteten wir auf die attraktivere Strecke am Wasser, eilten auf der Straßenvariante in die Stadt. 09.50 Uhr losgefahren, 10.30 Uhr am Schalter die Fahrscheine für 610 Kronen gekauft, mit der Option, die Räder mitnehmen zu können, wenn es der Kapitän gestattet.

Abfahrt allerdings anders, als im Internet recherchiert, erst um 12 Uhr. Was machen mit der Zeit? Als nächstgelegenes Ziel ortete ich den Karlsplatz im Stadtteil Östermalm. Alleebewachsene Straßen, erst die Narvavägen, nach dem Platz die Karlavägen. Ein bisschen erinnerte mich das Straßenbild an Palma auf Mallorca, hohe Gebäude, Geschäfte kaum an den Fronten zu erkennen. Karla-Café bot einen willkommenen Haltepunkt. Gediegenes Interieur, Stuck, Glaslüster, Stühle im Rokokostil (nachgemacht?), eine Rundsäule mit echten alten Bücherrücken beklebt. Die „Mandelbulette“ stellte sich als leckeres mächtiges Süßteil heraus, aß davon nur ¼, der Rest wanderte in die Vorratskammer (eine Papierserviette).

11.30 Uhr, es musste an die Rückkehr zum Kai gedacht werden. Ein paar Querstraßen benutzt, dann hörte ich Musik hinter einer Mauer, die aus dem Hof des Armee-Museums herüberschallte. Dort auf dem Exerzierhof fand ein öffentliches Platzkonzert statt. Daneben eine Garde Uniformierter, vielleicht baldiger Wachwechsel?

Nebenbei entdeckte ich eine der Markthallen, aber momentan keine Zeit mehr für einen Besuch, der musste bis nach der Schiffstour warten. Wieder auf dem Strandvägen und an Kai 16 angelangt, stand am Steg bereits eine kleine Schlange Wartender. Stellten uns einfach mit den Rädern an und gelangten ohne Probleme damit an Bord, durften sie allerdings nicht anschließen.

Jola ärgerte sich über ihr vergessenes Handy, der Fotoapparat fehlte ebenfalls im Rucksack.

Die Passagiere schienen Sorge zu haben, keinen oder keinen guten Platz an Bord zu bekommen, unangenehmes Gedrängel herrschte. Dabei war so viel Platz, auch die Räder störten niemanden (wie uns eingangs gesagt worden war).

Unser Guide an Bord, Matthias, begrüßte die Gäste auf Schwedisch und Englisch, später streute er auch deutsche Beiträge ein. Er war Sachse und vor langer Zeit nach Schweden ausgewandert, sprach einwandfrei beide Sprachen. Zwei Maatinnen oder wie werden weibliche Kräfte an Bord genannt?, werkelten mit den Tauen und hantierten mit dem Steg.

Interessanter Blick von der Seeseite auf die Gestaden und deren Bebauung. Der Moloch Stockholm frisst sich nach und nach in die Landschaft, nicht immer war das schön anzusehen. Auch hier die derzeit moderne kastenartige Bauweise, nur alles ein bisschen höher hinaus.

In der Folge die besiedelten Inseln (vielleicht waren es gar nicht alles Inseln) mit teils herrschaftlichen Villen an den Felshängen thronend. Manchmal direkt daneben Neubauten, die das Alleinstellungsmerkmal solcher imposanten Bauten aus der Zeit um 1900 aus meiner Sicht beeinträchtigten. Auf dem Wasser herrschte reger Flottenverkehr, zu welchen Inseln auch immer. Linienfähren und Kreuzfahrtschiffe waren ebenfalls unterwegs.

Nach rund 50 Minuten wunderte ich mich, dass der Zielhafen noch nicht ausgerufen und angesteuert wurde. Am Ende wurden aus den 50 Minuten runde 1 ½ Stunden. Machte ja nix, gab es halt mehr zu sehen.

Das Anlegemanöver nahm sich aus wie der Annäherungsversuch des Igels an seine Angebetete, ganz vorsichtig und langsam. Ich war einer der ersten der von Bord ging. Jola folgte in der Masse. Aufenthalt hatten wir gut 3 Stunden.

Ganz anders als erwartet, ein richtiges kleines Stadtzentrum, großen Hotels am Hafen, Straßenlabyrinth. Und das beste, gleich zu Beginn ein nettes Lokal in einer Nebenstraße entdeckt. LaMaison bot vegetarische Gerichte, selbstgebackenes Brot und Kuchen aus eigener Herstellung.

Unsere Rundreise verlief über weite Strecke enttäuschend, die Insel ähnelte eher einer Stadt als einem Schärenflecken. Normale Wohnblocks, ein leerstehendes Schulgebäude, gut, später wurde es etwas attraktiver, die typischen Sommerhäuser tauchten auf, ein hübsch gelegenes Café am Wasser, eine Badestelle, und für Jola ein Eisladen am Hafen. Im „La Maison“ kaufte ich sechs Baguette für 120 Kronen, sie sahen einfach zu appetitlich aus.

Am Kai gaben sich die Linienschiffe quasi die „Taue in die Hand“, im rasanten Tempo legten einige der Fährschiffe an und wieder ab, nur unser „Dampfer“ verspätete sich, tuckerte im Schneckentempo an den Anleger.

Die Rückfahrt verlief wie auf einem langen ruhige Fluss, nur wenn ein großes Linienschiff vorbeizog verursachten die Wellen leichten Seegang und etwas Wasser spritzte über den Bug.

Wieder an Land suchten wir die Markthalle, die wir erst nach Umrundung eines Straßenzuges fanden. Die provisorische Ersatzhalle bot hochpreisige Lebensmittel an, Jola kaufte u.a. zwei Elchfrikadellen.

Unserer Rückfahrt gab ich einen etwas anderen Verlauf: Am Bahnhof und am Rathaus vorbei, größere Einkaufzentren säumten die breiten Straßen. Auf der anderen Uferseite dann über die Västerbron, die über die Insel Langholmen führte, wo wir von oben den immer noch gut gefüllten Wohnmobil-Stellplatz sehen konnten.

In Vinterviken empfing uns aus dem Gartengelände von der Freilichtbühne Swingmusik (Swingkväll på dansbanan). Drei Mädels und vier Jungs auf der Bühne sorgten für ausgelassene Stimmung auf der Tanzfläche. The Bandwagon Swing Orchestra, fand ich nach intensiver Recherche im Internet heraus.

Dort tobten sich Paare aus, denen man langes Training oder großes Talent ansah und das Zusehen fast genau so viel Spaß machte, wie selbst dabei zu sein. Die Stimmen der beiden Sängerinnen und dem Sänger passten super zu der Musik. Als die Gruppe eine Pause einlegte zogen wir von dannen, es war ja noch ein Stück zu fahren. Am „Affenfelsen“ badete man, sonnte sich oder genoss ein Glas Wein bei sich neigender Sonne. Noch ein paar rasante Abfahrten hinunter und steile Straßen wieder hinauf, dann gegen 20.15 Uhr waren wir am WoMo.

25.06.2019 Dienstag

Ankunft 16 Uhr in Lidköping. Gefühlt eine ziemlich anstrengende Fahrt, 09.30 Uhr in Stockholm / Bredäng abgefahren. Bedeckter Himmel, später leichte Auflockerung, unterwegs klopften zwei oder drei Regentropfen an die Frontscheibe. Als Zwischenziel gab ich Mariefred ein. Dort stand das SchlossGripsholm, das ich auf meinem inneren Plan der anzusteuernden Sehenswürdigkeiten stehen hatte. Bei der Entfernung verschätzte ich mich völlig, glaubte bereits, ich hätte das Navi nicht richtig eingestellt. Weil ich in dem kleinen Ort die Abfahrt auf den Schlossparkplatz verpasste, kreiste ich anderweitig, um einen Parkplatz zu finden. Stellte mich dann bei COOP für zwei Stunden (Parkscheibe) vor die Tür. Fußweg zum Schloss keine 10 Minuten.

Ein Blick in die einsehbaren, finster wirkenden, Räumlichkeiten verleidete uns den Zutritt. Wandelten im Park mit Blick auf See, Ort und Gewächshaus. Auf einer Infotafel stand in Englisch etwas von einem „window“, das aufgemalt sein sollte. Wir entdeckten es nicht. Bummelten in den Ort, der adrett und optisch ein museales Ambiente mit seinen bunten Holzhäusern bot.

Mir fiel ein, gestern das letzte Bier im Kühlschrank entdeckt zu haben. Nachschub wäre deshalb angesagt. Ein Systembolaget erinnerte mich in einer der Gassen im Ort an das fehlenden „Quantum“. Erster Kontakt mit dieser speziellen Geschäftsart. Preise beim Wein lagen gar nicht so weit über den bei uns bekannten. Sammelten die Dosen mit dem heimischen Bier ein. Jola kaufte danach bei COOP Lebensmittel, während ich bei „Annas Hembageri” nach Brot und Kuchen Ausschau hielt. Im Brotregal sah ich leckere Laibe liegen. Eine Sorte hieß „Schweitzare“, was mich sogleich an die Schweiz erinnerte. Auf Nachfrage holte die Frau an der Theke den „Meister“. Tatsächlich hatte der Name des Brotes eigentlich nichts mit der Schweiz zu tun, oder doch, ein klein wenig. Denn der Vater des „Meisters“ kam aus der Schweiz. Weil man für dieses Landbrot bei der Kreation keinen Namen fand, wählte man eine Kombination aus dem Herkunftsland und ? (hab ich nicht verstanden).

Vorräte aufgefüllt, weiter ging es auf dem Weg Richtung Lidköping.

Gegen 13 Uhr auf einem Rastplatz eine Pause eingelegt, kleinen Imbiss gemacht. Gegen 15 Uhr näherten wir uns erstmals dem Vännersee, eine Stunde später standen wir auf dem Platz Kronocamping und kurz darauf war unser Home installiert.

Den See, der wie ein Meer auf mich wirkte, lag ergraut vor mir, als wir am kleinen Badestrand standen. Am Horizont ein „Berg“, wie der Kilimandscharo in Miniatur. War es der Tafelberg?

Spielten eine Runde (12 Loch) Abenteuergolf, sehr spaßige Angelegenheit. Die Stadt bot nette Ansichten, im Park trieben eine Menge Menschen, meist weiblicher Natur, bei lauter Musik gemeinsam Gymnastik.

26.06.2019 Mittwoch

Schlechtes Wetter gäbe es ja eigentlich nicht, nur die falsche Kleidung. Ab 10.15 Uhr regnete es in Strömen. Zeit für die Planung des Aufenthaltes in Göteborg.

Ich ärgerte mich über verpasste Gelegenheit beim Kauf des Fährtickets von Puttgarden nach Rödby, man hätte gleich ein Kombiticket für die Brücke oder die Fähre Helsingborg mitordern können, was sicher günstiger gekommen wäre.

In Göteborg befand sich ein relativ zentral gelegener Campingplatz, den man von Lidköping in zwei Stunden erreichen könnte.

Zauderten, was nun gemacht werden sollte. Stadtbesuch oder nicht, ans Wasser oder nicht?

Ein Platzregen nahm uns die Entscheidung ab, verbannte uns, im WoMo auszuharren. Das allzu feuchte Wetter befeuerte die Entscheidung, nun lieber Richtung Göteborg abzureisen. Während der Fahrt einmal einen Tankstopp eingelegt, bei einem Preis von ca. 1,50 € rappelte der Zähler recht flott voran, ohne dass der Tank richtig voll wurde.

Die Landschaft veränderte sich nur unwesentlich, mehr Hügel, mehr Felder mit Getreide. Der Himmel klarte zwischenzeitlich auf, irgendwie schaffte es die Sonne auch ohne zu scheinen, die Luft aufzuheizen. Im WoMo wurde es so warm, die Klimaanlage durfte ihren Dienst verrichten.

Gegen 13.50 Uhr erreichten wir den Campingplatz, die Lage schien günstig, nicht so weit von der Innenstadt entfernt. Platz C77, frei von Bäumen, eben, ausreichende Größe, sollte man auch erwarten dürfen bei 480 Kronen (ohne Abenteuergolf). Ich war gerade mit dem Aufbau fertig, da trudelte ein Auto mit Wohnwagen ein, Lübecker Kennzeichen. Familie mit Kind.

Aßen die eingekauften schwedischen Spezialitäten, zum Nachtisch Milchreis mit Mandarine.

Nach Göteborg ins Zentrum zu finden war gar nicht schwer. Meist auf gut ausgebauten Radwegen, manchmal holperig, weil gerade die Baustelle eingerichtet oder entfernt worden war. Ausschilderung übersichtlich und gut erkennbar. Mir sagte am meisten der Hinweis „Örgryte“ etwas, den Namen kannte ich noch von einem Fußballverein. Liseberg, Stadtteil und Vergnügungsareal boten Orientierung auf dem Weg ins Zentrum. Die Stadt wirkte quirliger, mehr Radfahrer waren unterwegs, lag es daran, dass das Mittsommerwochenende vorüber war? Göteborg glänzte mit imposanten Bauwerken, alte, gut erhaltene Bausubstanz, daneben aber die schon aus Stockholm bekannten Hochhäuser.

Das Wahrzeichen „Utkiken“ fanden wir nach einem Suchspiel, auf dem wir statt des Turmes zunächst andere Dinge sahen. Der rot weiße Turm stand am Hafen neben modernen Geschäftsgebäuden und war wohl selbst auch ein solches. Fast noch auffälliger hingegen war die Oper gegenüberliegend. Gegen 16.30 Uhr kamen wir – wieder einmal – zu spät, bereits ab 16 Uhr geschlossen. 40 Kronen kostete die Auffahrt auf die Plattform.

Morgen Kinder soll‘s was geben!

Die Räder dockten wir in der Nähe der Saluhall (Markthalle) an. Drehten in der Halle eine Runde, gekauft wurde jedoch nichts. Angebot von Lebensmitteln überwog, Mittagstisch gab es nur vereinzelt. Die Flaniermeile „Kungsportavenyen“ gingen wir zu Fuß, bis zu „Poseidon“, der auf dem Göta-Platz stand.

Fast ausschließlich Lokale und Restaurants, mit Außenbereich, die gut besucht waren. Göteborger wissen ihre Zeit scheinbar kulinarisch sinnvoll zu verbringen. Zum Shoppen taugte diese Meile weniger. Am Ende der Avenue der „Kunstblock“, bestehend aus Konzerthaus, Kunstmuseum, Stadtbibliothek und Stadttheater, alle in gelblichem Ziegelstein gehalten, bildeten ein stattliches Ensemble. Auf den Treppen vor dem Kunstmuseum saßen die Menschen bei einem Glas Wein etc. in der Sonne.

Wir stöberten ein wenig hinter der „Kunst“, dort befand sich die altehrwürdige Bibliothek der Universität. An einem neu gestalteten Spielplatz schillerte Wasser eines kleinen Teiches silbrig, auf dessen Oberfläche fast ausschließlich Seerosen wuchsen.
Straßen waren aufgerissen, neue Leitungen wurden verlegt. Die Straßenbahn in blau, die leisen Hybridbusse ebenfalls. Viele Schienen, Stolperfallen vor allem für Radfahrer. Landeten im Trädgårds-Föreningen, wo gleich am schmiedeeisernen Eingangstor ein Café uns einlud. Zwei Bier vom Fass, ein Musiker mit Gitarre auf einer Bühne und schon gehörten wir zum Amüsement des Göteborger Stadtlebens. Im Park selbst besuchten wir das uralte Gewächshaus mit seinen übergroßen Pflanzen. Ein Foto aus dem Dachgeschoss.

Räder abgeholt, ein bisschen gecruist, dann am Großen Hafenkanal bis nach Ullevi, wo die großen Stadien das Landschaftsbild dominierten. Kurz nach 20 Uhr war Schluss mit Stadtbesichtigung.

Jola verlängerte an der Rezeption den Aufenthalt für eine Nacht.

27.06.2019 Donnerstag

Morgens alles wie gehabt, nur der Backofen funktionierte auf diesem Campingplatz anders. Den ließ ich mit drei Brötchen für meine Zeit unter der Dusche allein, in der Angst, später zwar sauber und erfrischt zu sein, dafür aber möglicherweise Kohlestücke aus dem Ofen ziehen zu müssen. Die Sorge war unbebegründet, Brötchen waren schön durchgewärmt und leicht knackig.

Zweiter Tag, um Göteborg besser kennenzulernen. Nachgeholt wurde die Besteigung des „Utkiken”. Die Route bestens bekannt, huschten wir durch die Stadt, ein Stopp, um die Oper abzulichten, was ich am Vortag vergaß.

Standen dann gegen 09.40 Uhr vor dem Eingang, waren die einzigen Interessenten und hatten zudem das Glück, dass die angegebene Öffnungszeit von 11 Uhr keine Bedeutung zu haben schien. 80 Kronen per Karte bezahlt, dann persönliche Begleitung zu Fahrstuhl Nummer 5, als Serviceleistung betätigte die junge Frau auch noch den Knopf mit dem Aufdruck „22“, und alsbald schossen wir geräuschlos und geschwind in das oberste Stockwerk auf 86 m Höhe hinauf. Ganz alleine hatten wir die Aussichtsplattform für uns. Tische und Stühle standen herum, vor einigen Fenstern waren Bilder und Erläuterungen angebracht, was man in der Ferne sehen könne.

Kleine Lukenfenster besaßen einen Griff und ich konnte sie zum besseren Fotografieren öffnen.

Göteborg von oben ist natürlich ein interessanter Ausblick, leider trübten die vielen Baustellen in der Nähe um den Turm herum das Bild einer an sich imposanten Stadtsilhouette. Einige der gekennzeichneten Punkte auf den Infotafeln hatten wir bereits gestern live vor Ort gesehen, bspw. das Gewächshaus.

Hier ein Blick auf Hafen, Oper und den restaurierten Segler „Barken Viking“.

Wie von der Frau gezeigt, drückte Jola den Knopf mit dem grüne „E“, passierte allerdings auch nach dem zweiten Drücken nichts. Dann fiel der Groschen, nach rechts zeigte ein Pfeil, der grüne Knopf auf dem rechten Bedienpaneel sollte gedrückt werden. Unten angekommen ließ sich die Tür mit der Kennzeichnung Uitgang nicht öffnen. Durch die Katakomben geschlichen, landeten wir in der Kantine. Ansprechendes Ambiente, da essen die in diesem Gebäude Angestellten sicher gerne.

Jola offenbarte mir, sie möge heute nicht so viel erleben, würde lieber zurückfahren bzw. einen Besuch des größten EKZ machen (eventuell).

Mir war‘s recht, ich zuckelte danach auf dem Küstenweg „Kattegatt“ am Göta Älv entlang. Kreuzfahrtterminal, vom Ortsteil Klippan aus die riesige Brücke „Älvsbornbron“ näher rücken sehend. Sie dominierte eindeutig die Skyline. Kurz bevor ich darunter hindurchfuhr das stilvolle Hotel Waterfront im rötlichen Backsteingewand, gleich nach der Brücke das Kunstmuseum Roda Sten. Eine halbe Stunde später hatte ich mehrere Ortsteile durchfahren, befand mich im klassischen Mittelschichtwohlstandmilieu, nette Häuschen im Grünen, ruhige Lage und Yachthäfen ohne Ende. Ich steuerte in Hinsholmens, etwa auf Höhe von Fiskeback gelegen, einen davon an, mich deuchte, hier lagen mehr Boote als in Heiligenhafen oder Neustadt. Bis zum Ende des Hafengeländes, wo die Straße in einen Spazierweg an den Strand führte. Scheinbar begann hier das Göteborger Schärengebiet.

20 Km war ich nun vom WoMo aus unterwegs gewesen, Zeit umzudrehen. An der Brücke kitzelte mich kurz die Versuchung hinaufzufahren, der Blick wäre sicher dem vom Turm ebenbürtig oder sogar besser. Bog stattdessen in Richtung Slotsskogen, einem enorm großen Naherholungsgebiet ab. Ich quälte mich im Highspeedmodus steile Wege hinauf, ohne genau zu wissen, wo ich da lande. Dann stand ich vor einem Turm, die Tür mit einem Zettel behangen, ab 13 Uhr Besichtigung des alten Wasserturmes. Nun gut, es war gerade 12 Uhr, solange würde ich nicht warten wollen und dann auch noch 80 Kronen löhnen.

Nach der Abfahrt gelangte ich tatsächlich für wenige Augenblicke in den Paradisgarten, so der Straßenname. Von dort wuselte ich mich durch bis zum Lilleplatsen, um dann die nächste Anhöhe SkansenKronan zu erklimmen. Erneut unter höchster Anstrengung den gewundenen Parcours bis zum Plateau gemeistert. Diese Sehenswürdigkeit hatten sich mehr Besucher ausgesucht. Ein Dosensammler stromerte von Mülleimer zu Mülleimer, unbeeindruckt von den Menschen daneben auf den Bänken, wühlte er Inhalte der Behälter von unten nach oben.

Ich umrundete einmal das Gelände, mir schien die Aussicht fast günstiger als vom Turm.

Als Haupt thronte auf dem Dachgipfel eine goldene Krone.

Vasagatan, der Radweg unter den Alleebäumen.

In Örgryte fiel mein Blick zufällig zwischen die neuen Reihenhäuser, wodurch ich auf ein villenähnliches Haus aufmerksam wurde, abbremste und mir das Gebäude aus der Nähe ansah.

Es handelte sich um das StoraTorp (Übersetzung fehlt!).

Jola berichtete von ihrem Besuch des EKZ und der verwirrenden Größe, die dazu führte, dass sie einen unbekannten Ausgang nahm und nicht zu ihrem Rad zurückfand, 30 Minuten suchen musste.

Wir unternahmen dann einen Ausflug zum HarlandaTjärn, einem See in einem Erholungsgebiet, mit Sportanlagen, Joggingstrecken und natürlich Badegelegenheiten. Von einem Steg aus kletterte Jola als erste ins Wasser und drehte eine Runde, kam erfrischt, aber nass heraus. Kein Handtuch dabei, ärgerlich, aber nicht so schlimm, denn es war recht sonnig und noch warm. Ich folgte im Anschluss, kurz geschockt, aber mutig ins Nass und eine Runde gedreht.

Den See durch felsigen Wald umrundet und zum WoMo zurück gefahren.

Abendessen in Göteborg, Haga als Ziel gewählt, weil dafür die meisten Hinweise im Reiseführer verzeichnet waren. Trafen auch gleich auf die Straße „Haga Nygata“ und fanden Sjöbaren, wo man lecker Fischgerichte essen können sollte. Ein Tisch mit Hochsitzen war noch im Hofgarten frei.

Die Fischsuppe bekam von mir keinen Stern, Jolas „Gratin“ bestand aus sechs Rosetten leicht gebräuntem Kartoffelstampf. Vielleicht ein gedachter Übersetzungsfehler von uns, weil angenommen, das französische sei dem schwedischen gleichzusetzen.

Das Café mit den Riesenzimtkringeln befand sich gleichfalls in dieser Straße, wir sahen sie gestapelt im Schaufenster liegen.

Und noch ein letztes Mal die Vasagatan (die Radallee) auf voller Länge durchfahren.

28.06.2019 Freitag

Göteborg ade, für mich ein paar Tage zu früh. Die Heimat rief. Zwei Eier durften im kochenden Wasser auf Veränderung ihres Aggregatzustands warten. Aufgebackene Brötchen hatten schon wieder an Konsistenz verloren, schmeckten trotzdem noch zum Ei. Abfahrt vom Campingplatz war kurz nach 9 Uhr. Unentschlossen blieb ich während der Fahrt, bis wohin es an diesem Tage gehen sollte. Bis ganz nach Hause wäre eine Option, doch Jola wünschte einen Aufenthalt, irgendwo auf dem Weg zur Fähre, nur ja keine Großstadt mehr. Plötzlich kam Malmö als Destination wieder ins Spiel, man kenne den Platz, die Stadt. Ich wollte keinesfalls mehr über die Öresundbrücke, nach Halmstad einigten wir uns auf Båstad, das durch Tennis (Björn Borg gewann hier 1976 sein erstes großes Tennisturnier) und als Riviera am Kattegatt bekannt war. Die Sonne meinte es gut mit uns, zu gut während der Fahrt, die Klimaanlage musste ihren Dienst verrichten.

Am Campingplatz kurz die sich so oft wiederholende Auseinandersetzung um die Wahl des „richtigen“ Platzes. Vor der Einfahrt zu stehen, es war mir nicht recht, also umswitchen.

Um 12 Uhr war alles eingerichtet, aufgestellt und die Räder abfahrbereit. Einen Tee getrunken, einen Stadtplan besorgt, dann machten wir uns auf, den Ort zu erkunden. Bis ins Zentrum sollten es rund 3,5 Km sein, es wurden dann 6. „Bis in den Ort“ wird sicher öfters individuell formuliert. Tatsächlich erinnerte der Weg nahe des Meeres mit seinen Nadelbäumen stark an südländische Regionen. Båstad war just an diesem Tage (und einigen zuvor) Austragungsort einer Europameisterschaft im Padel-Tennis, außerdem fand ein Radrennen statt. Ein Teil des Ortes war daher abgesperrt. In die Arena gelangte man nur mit Eintrittskarte, die wir nicht erwerben wollten, wir wollten „bloß“ zu Mittag essen. Umkreisten das Sportgebiet weiträumig, einmal noch rechtzeitig von einer Ordnungskraft vor einem heranbrausenden Rennfahrer gewarnt. Im Victoria, gelegen nicht weit der Tourist-Info, landeten wir schließlich auf der Terrasse auf einem schattigen Zweierplatz. Warteten vergebens auf eine Servicekraft, es wäre auch keine gekommen. Hier musste man selbst im Lokal bestellen, bekam eine Tischnummer, Bier und Wasser brachte Jola gleich mit nach draußen. Beide aßen wir überbackenen Ziegenkäse, eine leichte Kost am Mittag.

Spazierten die Hauptstraße entlang, ein paar Modegeschäfte, Durchgangsverkehr. Kehrten zu unseren Rädern auf Schleichwegen zurück, entdeckten stille Gassen mit Blick aufs Meer und Umland, in denen artenreich bewachsene Häuserfronten standen. Das sichtbare Umland lag insgesamt höher.

Uns trieb es den Kattegatt-Radweg bis ins ca. 10 Km entfernte Kattvik, ein Nichts auf der Landkarte, wo lediglich ein Kiosk sein sollte. Der Wind hier wehte recht frisch, die Sonneneinstrahlung spürte ich, (trotz Faktor 30 der Sonnenschutzcreme) als ich am Kiosk vom Rad stieg. Der Ort zog sich etwas die Straße entlang, neuere Häuser überwiegend, dazwischen ein paar alte Katen „zum Verkauf“. Zum Ort gehörte ein „Oberdorf“, das besuchten wir nicht. Der Kiosk auf der Anhöhe an der Straßenkurve, eine Bretterbude, deren Spezialität scheinbar frische warme Waffeln mit Schlagsahne war. An mehreren in der Landschaft stehenden Tischen saßen unter Sonnenschirmen Menschen bei Kaffee (der freiwillig nachgeschenkt wurde) und der beworbenen Nascherei, den Kindern schmeckte es besonders gut.

In dem winzigen Hafenbecken weiter unter lagen Miniaturfischerboote, ob noch im Echteinsatz oder nur als Hobby, keine Nachforschung darüber betrieben. Baden hätte man hier gekonnt, ich verwarf den Gedanken jedoch. Nach Torekov wollten wir nicht mehr weiter fahren, heute mal nicht so viele Kilometer abreißen.

Bei der Fahrt zurück unterstütze uns der Wind. An einigen Abschnitten roch es stark nach vermoderten Algen oder Seegras, die Besitzer der am Hang befindlichen Häuser würden sicher „die Nase voll“ haben.

Wieder am Hafen, beobachtete ich gerne das Treiben, im Hintergrund tönten die Ansagen des Schiedsrichters vom Court herüber. Wir gingen hinter die Eisdiele auf die Terrasse, wo Stühle im Schatten frei zur Verfügung standen. Jola marschierte alsbald neben der Seebrücke ins flache Wasser, das ca. 20° haben sollte. Ich durfte mich derweil an den vielen hübschen Mädchen in ihren knappen Bikinis erfreuen.

Mein – vermutlich – gebrochener kleiner Zeh am rechten Fuß zeigte eine deutliche Schwellung, zudem war er blutunterlaufen. Das Wasser kühlte zwar, half vermutlich aber nicht wirklich gegen die Schwellung. Rückfahrt wieder mit Blick auf die vielfältige Art der Bebauung, die abwechslungsreiche Architektur und die friedlich daliegende Landschaft.

Jola schwärmte später von den so freundlichen Menschen (an der Rezeption, im Sanitärbereich….). Als wir zurück kamen, hatte sich der Platz merklich mit Neuankömmlingen gefüllt. Neben uns stand ein VW-Bus aus den Niederlanden mit einem jungen Pärchen. Fast wie fernsehen durfte ich an deren Vorbereitung ihrer Speisen teilhaben. Beide recht groß, werkelten sie zusammen in der Enge des Innenraumes. Das Hochdach nicht aufgeklappt. Für uns wäre das kleine Ding sicher nichts mehr, aber so für zwei, die gerne öfters kuscheln…

Als warme Mahlzeit verlängerte Jola das aufgetaute Gulasch mit Kartoffeln und einer Paprika „auswärts“, dazu ein warm gemachtes Baguettebrötchen. Perfekt!

29.06.2019 Samstag

Schon vor 7 Uhr aufgestanden und geduscht. Drei Brötchen im Backofen aufgewärmt. Als ich sie abholte, stand eine Frau mit Kochtopf in der Küche und bereitete ihr Frühstück zu, es war sicher eine Reisende mit Zelt.

Noch vor 9 Uhr verließen wir Båstad. Die Fahrt verlief ruhig, wenn auch etwas mehr Verkehr herrschte als sonst. Jola wiederholte mantraartig, wie schön es doch in Båstad gewesen sei, wie freundlich die Menschen waren, wie schön die Landschaft, eigentlich würde sie gar nicht nach Hause fahren wollen. Ups! dachte ich, das hörte sich vor noch nicht allzu langer Zeit ganz anders an.

Nachdem in Göteborg der Himmel etwas verhangen daherkam, klarte es sich unterwegs mehr und mehr auf. In Helsingborg bog ich einfach ab, eigentlich wie geplant, nur das Navi hatte wohl die Strecke über Malmö und die Öresundbrücke als die schnellere errechnet. Rund 110 € blechte ich für die einfache Überfahrt, die lediglich 20 Minuten dauerte. Kamen gleich mit dem ersten Schwung mit.

Bis nach Rödby wurden 148 Km angegeben. Meine Tanknadel neigte sich zusehend hin zum roten Bereich. In Schweden noch einmal tanken, darauf wollte ich eigentlich verzichten. Um Kopenhagen herum nahm das Verkehrsaufkommen merklich zu, ob in Dänemark ebenfalls die Ferien angefangen hatten? Oder war es nur Wochenendverkehr? Egal, im Strom mitgeschwommen, auf dieser langen ruhigen Route, keine Baustellen weit und breit, meist hielten sich die Autofahrer an die 120 km/h bzw. 110 Km/h. Kurz vor dem Fährhafen zeigte die Reichweite der Tankfüllung knapp über 50 Km an. Ich hoffte inständig, dass das System seine Rechenaufgaben gut erledigte. Immerhin schaffte ich es auf die Fähre, stand zwischen riesigen LKW. Meine Sorge war, ich bleibe genau da ohne Sprit liegen, wo es einen Engpass gibt und ich den gesamten Verkehr aufhalten würde. Auf dem Schiff die Beine vertreten und die Nase in die Sonne gehalten. Der Ansagemann berichtete stolz, das Fährschiff hätte eine Abgasreinigungsanlage und würde bis zu 90% der Abgase filtern und als ungefährlichen Wasserdampf durch den Schornstein entlassen.

Fuhr ich deshalb mit ruhigerem Gewissen über den Sund nach Puttgarden?

Jola neckte ich mit meiner Aufforderung, ihre Brille abzunehmen, damit Sonnenlicht an die bleichen Hautfalten unter den Augen gelangen könnte.

Ich suchte nach Tankstellen auf Fehmarn, die dichteste befand sich in Burg in 6,5 Km Entfernung von Puttgarden. Im Eco-Modus tuckerte ich diese Strecke ab und war froh an der Tankstelle den Zapfhahn in der Hand zu haben. Nur er ließ sich nicht aus der Arretierung ziehen: „gesperrt“. Rückwärts an die nächste Säule, dann endlich floss der schwarze Saft in den Tank. In Heiligenhafen entledigten wir uns bei Famila des Leerguts und bekamen fast 8 € Guthaben. Ein paar Kleinigkeiten in den Wagen, dann nach Lübeck. Kein Stau, dafür gab die Straße ruckelnd ihren unebenen Zustand ins Innere weiter. Ganz offensichtlich waren wir wieder in Deutschland.

In Deutschland herrschten derzeit ganz andere Temperaturen wie in Skandinavien. Hitzerekorde jagten sich die Bestmarken in schneller Reihenfolge ab.

Unser Haus stand noch, war noch alles da, der Garten in akzeptablem Zustand. Der Wein vorne am Haus war unter der Blätterlast abgerutscht. Die Glyzinie züngelte in beiden Richtungen. Im Garten hinten mehr Blühendes als Verwelktes, das Gras wie in der Pampa hoch. Nachdem alles ausgeladen war, kam die Schere zum Einsatz und schnell war die Biotonne voll. Regina und Peter hielten uns „kurz auf“. Dohmkes kamen vom Himbeerpflücken.

2019 Schweden 1.Teil

Wähle einen Tag: 07.06. 08.06. 09.06. 10.06. 11.06. 12.06. 13.06. 14.06.

06.06.2019 Donnerstag

Trotz nächtlichen Regens war es morgens kaum abgekühlt. Frühstück um 8 Uhr. Danach begann die Einlagerung der restlichen Reiseutensilien, vor allem der Lebensmittel. Noch nie war der Kühlschrank so voll wie auf dieser Tour. Die Fahrt im WoMo, meist mit eingeschalteter Klimaanlage, vollzog sich wie auf einem langsam dahinfließenden Strom. In Heiligenhafen bei Famila eine Palette Dosenbier gekauft nebst etlichen Lebensmitteln. Den Tank mit Diesel in der nahe gelegenen Tankstelle von Avia aufgefüllt. In Puttgarden erfuhr ich im Service-Center, dass man keine Camping-Key-Card kaufen konnte, die nach Informationen aus dem Reiseführer Vergünstigungen bei Fährtarifen und Campingplätzen mit sich bringen sollte. Das Ticket für die Überfahrt für Hin und Zurück betrug 242 €, mehr als ich vermutete. Bis Kopenhagen war meist 110 Km/h auf der Autobahn Richtgeschwindigkeit. Malmö war dann rechtzeitig ausgeschildert, die Maut angekündigt. Bezahlt wurde nach der Durchfahrt, kein Hinweis auf die zu zahlende Gebühr, nirgends. Nach ca. 6 Kilometern über die bemerkenswerte Brücke kam die Überraschung an der Mautkabine, 124 € für den Ausflug über den Öresund. Jola hat‘s gefallen, nur der Betrag war für den Gefallen reichlich üppig. Die Adresse des Stellplatzes führte dazu, dass wir gefühlt unendlich lange eine Straße nach oder durch Malmö fuhren und uns dies zu lang vorkam. Da zuvor der von mir ausfindig gemachte Campingplatz ausgeschildert war, wählte ich diesen als neues Ziel. „First Camp“ in Sibbarp bei Malmö entpuppte sich als außerordentlich umfangreiches Campingplatzgelände. Kurze Wartezeit an der Rezeption, dann den Platz 143 ergattert, ohne Reservierung. Zwei Übernachtungen (790 Kronen) gebucht. Die schwedische Krone lag bei ca. 10,60 für einen Euro. Den Platz 143 bei der ersten Anfahrt nicht gefunden. Dann lotste Jola mich in einen relativ kleinen Stellplatz zwischen einem mit Vogelkot vollgeschissenem Vorzelt und einem Wohnwagen mit danebenstehenden PKW. Unter Bäumen, keine Chance auf Fernsehempfang, egal. Der Mann vom Wohnwagen bot an, seinen Wagen wegzufahren, sein Platz sei so groß, genug Platz, den Wagen auf der anderen Seite abzustellen. Strom war angeschlossen, schwitzend dackelten wir dann zum Restaurant neben der Rezeption. Das öffnete erst um 17 Uhr, zu spät für einen warmen Snack. Wir erleichterten unseren Kühlschrank, aßen die geräucherte Flunder.

Sanitäranlagen ausgesprochen ordentlich, separate WC mit ovalem Waschbecken, Seifenspender, Papierhandtücher.

Erfuhr vom Nebenmann am Stellplatz den günstigsten Weg mit dem Rad ins Zentrum. Blick am Strand auf Öresundbrücke. Überraschend sah ich Menschen im Sund baden. Der Radweg, breit, glatt, geteert, führte uns entlang von Grünanlagen, Sportstätten, Strand und später ins Hafengelände, welches sich, wie schon so oft anderswo erlebt, im Wandel befand. Der Nationalfeiertag trug wahrscheinlich dazu bei, dass auch weniger schwedisch aussehende Menschen mit einem schwedischen Fähnchen herumwedelten.

Staunend wandten wir uns hin zu einem neu wirkenden Stadtteil mit interessanter Architektur, ruhigen Wohnbereichen, scheinbar autofrei, und dem neuen Wahrzeichen „Turning Torso“, ein in sich gedrehter 190m hoher Wohn-Turm. Im Rücken zog eine fast schwarze Wolkenfront auf. Die meist jungen Leute schien das wenig zu stören, leicht bekleidet lagen einige am Strand, der zwar nicht mit solchen wie auf Rügen oder bei uns in Travemünde konkurrieren konnte. Nach gut 11 Kilometern kehrten wir sicherheitshalber um. Im Yachthafen entdeckten wir den Wohnmobilstellplatz, angelegt auf dem Winterlager des Yachtclubs. 250 Schwedische Kronen pro Tag, natürlich günstiger als der Campingplatz. Sturm mit Sandwehen kam auf, niemand hastete davon, aber Aufbruchstimmung bemerkbar. Drei Mal sahen wir größere Gruppen von Menschen bei gymnastischen Aktivitäten unter Anleitung auf den Rasenflächen. Hier und da ein Regentropfen spornte uns zu einer höheren Drehzahl an. Die Öresundbrücke verschwand in der Ferne fast hinter einer schwarzen Regenwand. Eine Fähre durchquerte in der Mitte gerade die Brücke. Trocken erreichten wir den Stellplatz. An der Aufbautür klebte ein Zettel mit der Aufschrift „Wrong Parking“. Ärgerlich, wahrscheinlich hatte sich der „vollgekackte“ Nachbar beschwert. Anlass für mich, an der Rezeption nachzufragen und gleich um einen anderen Stellplatz zu bitten. Auf Platz Nummer 505 war dann auch TV-Empfang, dafür kein Rasen vor der Tür.

07.06.2019 Freitag

Nachts überwiegend trommelnde Regentropfen auf dem Dach. Natürlich hatte es sich morgens ordentlich abgekühlt, aber immerhin begann der Tag ohne nasse Bescherung von oben.

Den Stellplatz an der Rezeption umgebucht. Später wollte ich Brötchen kaufen, aber leider nahm man keine Euro an. EC-Karte hatte ich nicht dabei. Die Runde noch einmal absolviert, mit EC-Karte. Die Extrarunde brachte mich in den Genuss von frisch gebackenen warmen Brötchen. Komisch irgendwie, knapp 30 Kronen mit der Karte zu bezahlen.

Zwei „Gärtner“ pflegten den neben der Rezeption befindlichen hübsch angelegten Mini-Golf-Platz, der einige Malmöer Sehenswürdigkeiten an einzelnen Löchern en miniaturé nachgebildet aufwies.

In die Stadt fuhren wir diesmal eine etwas andere Strecke, als erstes Ziel anvisiert der Schlosspark und das Malmöhus. Das imposante Gebäude der Stadtbibliothek fiel uns an einem der Zugänge zum Schlosspark auf.

Etwas weiter entdeckten wir einen kleinen Botanischen Garten, in dem üppig allerhand Grünzeug wucherte. Inmitten der floralen Pracht ein – ehemaliges – Gewächshaus als Gästedomizil eines dazugehörenden Restaurants. In der Auslage leckere Küchlein und anderes. Aber uns schwebte ein Snack in den Markthallen vor, die als nächsten angesteuert werden sollten, deswegen verzichteten wir. Hinter dem Gewächshaus eine rote Ziegelfront, sie gehörte zum Malmöhus. Das Haus beherbergte ein Museum, im Innenhof ein Reliefdarstellung aus Bronze oder einem anderen Metall der Stadt Malmö. An einer der Gemäuerwände überdimensionierte Fotos von Bodybuildingfrauen.

Ansonsten wirkte die ehemalige Verteidigungsanlage wenig attraktiv. Nur ein paar Straßen weiter, zwischen den hohen Häusern von Malmö Live, fanden wir, etwas versteckt, die Markthallen. Um uns herum auf den Fußwegen lärmende Jugendliche, Mädchen alle in weiß, Jungen alle in Anzug mit Mützen a la Burschenschaft. Trillerpfeifen tönten und hallten von Häuserfronten. Ausgelassen zogen sie um Schulgebäude, fuhren auf LKW singend oder grölend durch Malmö, Fahnen aller möglichen Nationen schwenkend. Viele Farbige, Kopftuchtragende weibliche oder arabischstämmige Jungen unter den „Absolventen“. Woher die nicht gerade billigen Autos kamen, in denen Autokorso gefahren wurde, blieb ein Geheimnis.

In der Markthalle verschiedene Stände mit frisch zubereiteten Speisen, Käse-, Wurst- und Fleischstände ergänzten das Angebot. Fast zu jedem Stand gab es kleine reservierte Sitzplatzbereiche. Nach einer Inspizierung des internationalen Angebots bestellten wir asiatische Suppen, beide sehr lecker. Bezahlen ging nur bargeldlos, wie schon so oft erlebt.

Am Hafen stand ein kleiner Leuchtturm, zu dem wollte Jola gerne hin. Er befand sich am inneren Hafen, wirkte dort etwas verloren zwischen all den mächtigen Gebäuden. Auf dem Weg zur Fußgängerzone begegneten uns „metallene Musiker“, das Rathaus folgte kurz darauf. Vor dessen Gebäude auf dem Platz bauten zahlreiche Rowdys für den Activ Run allerhand Material zusammen. Im Stadtteil LillaTorg ließen wir die Räder für einen Spaziergang stehen.

Die Auslage eines Ökobäckers lockte zum Kauf eines Brotes, was erst später realisiert wurde. Endlich eine Bank entdeckt, dort wechselte man uns allerdings kein Geld. Dazu mussten wir in eine Wechselstube von Western Union, wo Jola 300 € umtauschte und wenig mehr als 3.000 Kronen erhielt.

Jola kaufte bei Flying Tigers ein Hängekörbchen für das WoMo. Unbedingt aufgesucht werden sollte noch das Café, welches Menschen mit Beeinträchtigungen betrieben. Es befand sich in der Nähe der Oper, nicht weit von Triangeln.

Die Lokalität wirkte mit seinem bunt zusammengewürfelten Interieur sonderbar, Jola meinte, ein Surfer hätte mit seinem behinderten Kind die Idee für diese Einrichtung gehabt. Der Bedienung fehlte in dem Gespräch mit mir ein Brocken Englisch, als sie mir erklären wollte, dass der Kaffee noch „durchlaufen“ musste. Ihr wurde von einer älteren Frau, Leiterin des Ladens vermutlich, auf die Sprünge geholfen. Der servierte Kuchen war schmackhaft.

Pildammsparken, eine weitere erholsame Grünanlage mit Teich, Pavillon und Turm. Triangeln, ein Zentrum für junge Leute vor einem Einkaufszentrum, und zentralem Busbahnhof im Untergrund. Nächstes Highlight war dann der Folkets Park, der auf dem Stadtplan eine Moschee als Zeichen aufwies.

Hier mehrten sich die pfeifenden Töne der Mädchen, röhrende Motoren und grölende Männer auf dem LKW. Der Park war dann eine riesige Spielwiese für Eltern mit Kindern. Die „Moschee“ eine Attrappe, davor eine Art Biergarten mit kleiner Bühne, auf der wohl bis vor Kurzem eine Band gespielt hatte.

Auf einer Grünfläche dann eine größere Bühne, davor Sitzbänke in Reihen, darauf vereinzelt Menschen, die auf etwas zu warten schienen. Sicher nicht auf die sich ständig wiederholende Werbung auf der Großbildleinwand. Nach und nach kamen immer mehr „Zuschauer“, setzten sich mit Decken auf den Rasen, tranken ein Gläschen Sekt, Bier oder anderes Unbekanntes. Gegen 18.45 Uhr eine Moderation eines Schweden und einer Schwedin (Muslimin mit Kopftuch), worum es ging, erschloss sich uns nicht. Dann eine Band, die laufend bekannte Hits ansang und deren Texte im Hintergrund auf der Leinwand zum Mitsingen zu lesen waren. Den Leuten hat‘s gefallen, die Stimmung schien gut.

08.06.2019 Samstag

Regen, er erwischte Jola nach dem morgendlichen Gang zu den Sanitäranlagen, so sie später berichtete. Es nieselte leicht vor sich her. Die Räder in der Garage verstaut, gefrühstückt, geduscht und dann gegen 10 Uhr verließen wir Malmö hin auf die E65 Richtung Ystad. Nasse Straßen verwirbelten reichlich Sprühregen, ansonsten klarte es am Himmel auf. Grüne Landschaften zogen leicht wellig vorbei. Die letzten Kilometer auf wechselnder dreispuriger Straße, deren sichere Abtrennung durch drei übereinander liegende Stahlseile gewährleistet war. Ystad begrüßte uns mit der Seesicht und dem Hafen, wo wir auch gleich, irriger Weise, hin zu einem Parkplatz abbogen (Platz für 70), wo einige Wohnmobile parkten. Es war allerdings nicht der Stellplatz an der Marina. Hier waren Parkplätze für Busse für vier Stunden ausgewiesen. Ich bog etwas weiter die Hauptstraße entlang zur Tourist-Information ab und stellte mich direkt auf einen freien Parkplatz vor das „Café Wallander“. Dieses Café war im Reiseführer genannt worden. Ich sammelte umfangreiches Material über die Stadt ein, erfuhr von der Mitarbeiterin, dass es einen Campingplatz gab, den sie mir empfahl, weil er exzellent sei. Bis zum Campingplatz zuckelten wir mit max. 40 Km/h durch den Ort und dann weiter auf der Straße Österlenden, bis wir nach gut 3 Kilometern den Campingplatz erreichten. Trotz der Bitte, einen baumfreien Platz zu bekommen, bugsierte uns der Verwalter auf seinem Rad zu einer Fläche zwischen Ferienhäusern und einem Wohnwagen. Zwar genug Platz inmitten hoch aufragender Nadelgehölze, aber leider kein Fernsehempfang. Da half auch kein umparken oder wenden. Die Sonne hatte mittlerweile die Oberhand am Wetterhorizont übernommen.

Jola schien geneigt, heute einige unserer Vorräte zu einem Mittagessen zu verarbeiten. Kartoffeln, Krabben und Eier wanderten in die Pfanne, dazu einen Salat und zum Nachtisch die Zimtschnecken, von denen sich eine als ein Stück ohne Zimt herausstellte, dafür gestoßenen Kardamom enthielt.

Danach fuhren wir mit dem Rad nach Ystad, auf dem Promenadenweg sahen wir zwischen Gestrüpp und Bäumen etliche Badehäuschen in unterschiedlichen Formen und diversen Farbtönen. Dazwischen vereinzelt herrschaftliche Villen.

Jola suchte dann den Stellplatz an der Marina, der alsbald gefunden wurde. Gut gelegen, voll ausgelastet, „closed“. Direkt vorbei führte die Eisenbahnlinie, auf der Milka-Züge leise hin und her huschten. Die lilafarbenen Züge und Waggons erinnerten mich sehr an Produkte der genannten Schokoladenmarke.

Danach eroberten wir das idyllische Innenleben der Altstadt mit seinen vielen Fachwerkhäusern, engen Gassen, dem Marktplatz an der Marienkirche, wo wir unsere Räder anketteten. Zuvor fiel uns Utas Glassmakeri auf, ein Eisladen, bei dem wir später uns verköstigten. Beim Kloster stöberten wir im Kräutergarten, folgten später einem Rundgang, der uns u.a. zu den Filmstudios führen sollte. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir einen riesigen schwarzen Komplex, das Schwimmbad mit überdimensionierter Rutsche. Das Filmstudio war auf einem ehemaligen Kasernengeländekomplex untergebracht. Das gesamte Areal machte auf mich eher den Eindruck eines etwas zu groß geratenen Gutshofgeländes als auf eine ehemalige militärische Anlage. Das Studio hatte nicht geöffnet.

Den Rundweg gingen wir nicht bis zum Ende, kehrten hier auf den Weg zurück in die Altstadt. Hier und da hübsche Ensembles, manches erinnerte ein wenig an Straßenzüge in Eutin, wo vor den meisten Häusern Rosen wuchsen. Wieder mit unseren Rädern unterwegs, fanden wir den Eisladen, aus dem Jola uns zwei Becher schmackhaftes Eis mitbrachte. Durch die offene Tür hörte ich deutsche Gesprächsfetzen. Die Inhaberin war Deutsche, vor gut 30 Jahren aus Frankfurt hierher ausgewandert.

Auf dem Rückweg drehte ich ein kurzes Video von den Badehäuschen.

Auf dem Campingplatz schien es so, als fände eine Weltmeisterschaft der Griller statt, fast von jedem Platz stiegen Rauchsäulen auf und Düfte waberten übers Gelände.

09.06.2019 Sonntag

Sonne wie versprochen, den ganzen Tag über.

Wenn nur der stürmische Wind nicht so an uns gezerrt hätte! Die Brötchen aus diesem Shop erwiesen sich als durchaus essbar, standen denen in Lübeck eigentlich um nichts nach. Losgefahren sind wir gegen 10 Uhr, erst wieder über die Straße zur Seebrücke, von wo aus der „Südschwedenweg Nr. 3“ durch waldiges Gebiet führte. Rechts rauschte das Meer, links der stürmische Wind, dazwischen die vorbeizischenden Autos. Wo der Wald zum Meer hin lichter wurde, konnten wir gischtige Wellen mit kleinen weißen Kronen an den Strand rollen sehen. In Abständen ragten Wehrbunker aus dem 2. Weltkrieg als Relikte einer unschönen Zeit aus dem Sandboden. Aktuell scheinbar als Windschutz oder von Kindern als Kletterwand genutzt. In Nybrostrand bemerkten wir, dass wir gar nicht auf dem Campingplatz dieses Ortes standen, denn hier befand sich ein weiterer. So erklärte sich auch die Entfernungsangabe von 18 Kilometern im Reiseführer nach Kåseberga zu dem Monument „Alesstenar”. Einmal die Landstraße unterquert, schon war es vorbei mit dem weichen Waldboden, auf asphaltiertem Radweg. Immerhin ein separater Radweg, der allerdings nicht mehr lange Bestand haben sollte. Weiter ging es direkt an der befahrenen Straße entlang des rechter Hand gelegenen militärischen Sperrgebietes. Gleichzeitig muss das Areal als Naturreservat ausgewiesen worden sein, denn alle ca. 100m ein gelbes Schild mit rotem Rand und der Aufschrift ”Lebensgefahr”. Trotz dieser Warnhinweise führten Wanderwege durch das Gelände. Die Landschaft veränderte sich hin zu einer an Voralpenpanorama erinnerndes Gelände. Sanft schwangen sich Hügel zur Meerseite hinauf, an deren „Hänge” verschiedenste Kuharten grasten, dösten oder, wie einmal erlebt, plötzlich im Pulk in Trab gerieten und davon stoben. Mohnblumen waren an der Strecke keine Seltenheit, manchmal schien es, als wenn sie als Begrenzung eines Rains dienten, üppig und stets ein fürs Auge gemachter Hingucker. Schonen, oder „Skåne”, wie dieser Distrikt hier hieß, war einst die Kornkammer Dänemarks (bis ins 1.700 Jahrhundert). Die „Wölbungen“ rührten vermutlich aus kontinentalen Verschiebungen her. Gegen den Sturm ankämpfend, den steten Überholmanövern von Wohnmobilfahrern Beachtung schenkend, stratzten wir die meist schnurgerade Straße dem Ziel entgegen.

Vor Kåseberga einen steilen Hügel hinauf, dann zum Ort bzw. Stell- und Parkplatz hinab. 700 Meter mussten wir danach zu Fuß wandern, erst ein Stück eingezäunten Weg, an dem sich die Informationstafel befand, dann über eine mit niedrigem Bewuchs gesegnete Ebene, gegen orkanartige Winde ankämpfend. In der Ferne wuselten Menschen zwischen den merkwürdig angeordneten Steine herum, Fotos für Facebook, Whatsapp oder Instagram schießend. Alesstenar, wir waren angekommen bei diesem ca. 3.500 Jahre alten Monument. Nicht nur wir, auch eine kleine Anzahl Weidevieh bewegte sich in Richtung Hang zur Küste, vielleicht schmeckte das Gras hier an einem spirituellen Ort besonders gut. Der Sturm ließ eine ruhige Hand an der Kamera kaum zu, zerrte am Arm, als wolle er verhindern, dass Fotos in guter Qualität gemacht würden, das Geheimnis dieser Steinkolosse bewahrend.

Das abfallende Gelände zum Wasser hin war bewachsen, auffällig oft wieder Mohn dabei. Keine abbröckelnde Steilküste wie bei uns an der Ostsee. Im dunstigen Lichte der Ferne sah man schemenhaft Schiffe auf dem Wasser, vielleicht war eins davon der Katamaran auf dem Weg nach Bornholm. Die Sonne stand hoch, gemerkt hatte ich den Tag über kaum etwas von ihrer Strahlkraft, der Wind erledigte seine Arbeit perfekt, kühlte ohne Ende.

Hunger machte sich bemerkbar, zwar erst nur leicht, quasi verdeckt wirkend. Einkehrmöglichkeiten dachten wir, gäbe es in Löderups Strandbad, nur vier Kilometer entfernt. Dort sollte es etwas zum Hunger stillen geben.

Eine ziemlich lange Straße durch ein typisch bewachsenes Strandareal wies links und rechts Ferienhäuser like Skandinavien, aber auch kostspielig aussehende Bungalows auf. Nur Vernünftiges zu essen fanden wir nicht.

Kehrtwende, Mütze wieder festhalten, sonst versengte die Sonne das Haupt. In regelmäßigen Abständen standen am Wegesrand hübsch aufgereiht die Briefkästen für die in den Stichstraßen gelegenen Häuser bzw. deren Bewohner.

Keinesfalls noch w e i t e r fahren, den Rückweg antreten, ggf. bis nach Ystad und dort ein Lokal entern. Doch ein unscheinbar wirkendes Ensemble namens Backagården, am Straßenrand gelegen, lockte zu einem Stopp. Der Eingang vermittelte noch kein Caféflair, wirkte eher wie ein Ausstellungsraum für Kunstobjekte. Weitere Räume sogen mich quasi hinein in die Tiefe bis zum Tresen mit Speisen und Getränken. Hier fand man in der Auslage Kardamomschnecken, leckere Optik und sie schmeckten genau so gut wie sie aussahen (Jola liefert den Beweis). Einen Pott Kaffee für jeden dazu und der eigentlichen Hunger war in diesem umgestalteten Gewächshaus als apartes Pausenplätzchen inmitten von rankendem Wein und anderen es warm liebenden Pflanzen schnell vertrieben. Der verlegte Fußboden aus hellem Ziegelstein erinnerte mich sogleich an die Stelle im Roman „Altes Land“, wo der Freie Journalist Burkhard über die beiden Hofsteinpflasterer lästernd herzog und diese ihm seine Einfahrt verhunzten. Auf dem Bild wirkte dieser Fußboden ziemlich gelungen!

Nach der Erholungspause strampelten wir dann wieder ordentlich in die Pedale. Der Mohn mit seinem Farbenspiel begleitete mich permanent. Eine hübsche Kombination mit Kornblumen hatte ich auf einem Schnappschuss abgelichtet, zu sehen war dann von dem Farbspiel leider nichts, deshalb hier weggelassen. Wieder überholten uns auf dem Straßenabschnitt ohne Radweg Wohnmobile oder kamen uns regelmäßig entgegen. Der Wind ließ nicht locker, außer im Abschnitt durch das Waldgebiet hinter Nybrostrand.

Bei der Durchfahrt eine Lücke aufs Meer gesehen, hier hatte sich das Wasser wie in einer Lagune gesammelt. Gegen 15 Uhr waren wir wieder am WoMo, ich froh, dem stetig zerrenden Wind endlich entkommen zu sein.

Pause, bzw. den Wagen verschoben, was letztendlich nichts nutzte, die Schüssel drehte sich wieder minutenlang, und senkte sich unverrichteter Dinge in die Ausgangsposition. Kein Fernsehen am Abend, vielleicht auch gut so.

Nach der Ruhephase meldete sich der Magen wieder zu Wort, wollte Nachschub. Jola präferierte die Fischräucherei am Wohnmobilstellplatz am Hafen. Der hatte heute geschlossen, so blieb als Alternative das Hafenrestaurant, bei dem sich Jola besonders gerne an das Heringsgericht mit Stampfkartoffeln und Preiselbeeren erinnerte.

10.06.2019 Montag

Ein grauer Himmel, kühle Temperatur, beides erleichterte den Abgang von Ystad. Jolas Wunsch war, zunächst nach Simrishamn (=…hafen) zu fahren. Wir blieben auf der wenig frequentierten 9, entspannt erreichten wir den Ort, parkten kurz am Touristenbüro, wo Jola ein paar Prospekte einsammelte. Zunehmender Regen verhinderte einen Spaziergang durch die Gassen mit seinen „pittoresken“ Häusern (so der Ton im Reiseführer). Kein Kilometer gefahren, standen wir auf einem fast leeren Parkplatz. Mit Schirm und Wollmütze gewappnet begann die Besichtigung, wobei mir sogleich die an den Häusern befestigten Straßenschilder auffielen. In Schreibschrift standen darauf die Namen. Ein bisschen wirkten einige Gassen wie die in Lübeck. An der Kirche ein kleines Zentrum mit Marktplatz, auf dem Blumen und Erdbeeren verkauft wurden. Ein Geschäft nannte sich „Lübecker Stor“, verkaufte Schuhe unterschiedlicher Marken. Ein Denkmalschild erinnerte an Besitzer und Produktionsstätten, eine war davon eine Porter-Brauerei. Mit „Lübeck“ durfte es wohl nichts zu tun gehabt haben. An einer Straßenecke glitt ein elektrisch betriebenes Reinigungsgerät an der Hand eines farbigen Mannes vorbei. Fast geräuschlos verschwand Unrat durch den Rüssel am Gerät in den fahrbaren Mülleimer. Genug gesehen, auf dem Weg zum WoMo vor einem Käsegeschäft einen Blick in die Auslage geworfen, leckere Sachen entdeckt, u.a. das Angebot, ein Mittagsmenü für 100 Kronen. Das kam etwas zu früh, es war noch nicht 12 Uhr.

Nahe an der Küste führte die Straße durch kleine Orte wie bspw. Vik und am Nationalpark vorbei nach Kivik. Bevor wir ins Ortszentrum fuhren, besuchten wir die allseits beschriebene Mosterei, die etwas abgelegen lag. In dem zunächst unscheinbaren Gebäude befanden sich neben einem großen Verkaufsraum, ein Schauraum mit „Fermentiertem“ (Eingemachtem), eine museal nachgebaute Produktionsstätte aus früherer Zeit, ein Spielecke sowie ein Außenbereich mit Musterbepflanzung verschiedener Apfelsorten. Jola kaufte im Verkaufsraum diverse Produkte.

Auf dem Weg zum Hafen lotste Jola mich auf ein Hof-Café, das geschlossen war. Umgekehrt und den Weg zurück bis zur Abzweigung, wo wir kurz darauf die riesige steinerne Grabstätte fanden, die ca. 3.500 Jahre alt sein sollte. 30 Kronen pro Person Eintritt waren im Café zu entrichten, durch das wir das Gelände betreten durften. Der Steinhaufen sah aus der Nähe eher wie eine größere Kokshalde aus. Ursprünglich muss das Grab noch um einiges größer gewesen, denn die Historie besagte, dass vor der Entdeckung des Grabes Steine auf einer extra eingerichteten Bahnlinie abtransportiert worden waren. Das Grab selbst fanden Arbeiter, weil sie durch ein Loch ins Innere stürzten.

Wie ein Sammelbecken sah dieses Rund aus den meist kopfgroßen Steinen inmitten von wild wachsendem Grün aus. Der Eingang führte in das dunkle Innere, das Grab. Im Zentrum, abgetrennt durch Eisendraht, mehrere Steinplatten mit Zeichnungen oder Einritzungen.

Im Ort die Fischräucherei am Hafen aufgesucht, dort geparkt, und im Restaurant mit Blick auf das Meer gegessen.

Nach Sölvesborg hin nahm der Verkehr zu, der Regen ab. Hörvik fanden wir nicht sofort, brauchten die Hilfe des Navi. Einsam lag der Stellplatz in einem Gott verdammt verlassen wirkenden Ort am Hafen, wo zwei andere Wohnmobile standen. Nach kurzer Überlegung Abfahrt. Jola wollte den Stellplatz am Hafen des Nachbarortes eine Visite abstatten. Dort angekommen, erschien dieser Stellplatz uns noch weit erbärmlicher. Mich trieb es weiter zum Campingplatz nach Norje. Überrascht registrierten wir auf dem Weg zum Platz, dass gerade ein über Pfingsten stattgefundenes großes Rock-Festival (Schweden-Rock) zu Ende gegangen war. Abbau- und Aufräumarbeiten waren am Tage danach im Gange. Hier musste es ähnlich wie in Wacken zugegangen sein.

Auf dem Campingplatzgelände durften wir uns einen Platz aussuchen, fanden zwischen all den hübsch aussehenden Ferienhäusern keinen. Auf der Wiese, neben dem neu wirkenden Sanitärgebäude, ohne Bäume, das war dann genau der richtige für mich. Platz 219.

Ein heißer Tee, dann mit den Rädern durch das Rock-Areal in den Ort, der nicht allzu viel zu bieten hatte, meist hingen oder standen noch Angebote an die Festivalbesucher am Straßenrand (Frühstück etc.). In einem Hofladen kaufte Jola junge Kartoffel und Eier, ohne einen Karton dafür zu bekommen. Der Rest unserer „Stadtrundfahrt“ musste daher sehr vorsichtig absolviert werden.

An manchen Ecken trennten provisorische Zäune sogar Grundstücke vom Gehweg ab, wahrscheinlich auf Wunsch der Hausbesitzer, um vor marodierenden Besuchern geschützt zu sein.

Wir bekamen dann wenig später nach unserer Rückkehr auf den Campingplatz Nachbarn von einem Kieler Paar. Die Anmeldung an der Rezeption hatte geschlossen und ich wurde um „Stromanschluss“ gebeten.

Kurzer Austausch über Reiseerfahrungen, die beiden kamen gerade von der Insel Öland.

11.06.2019 Dienstag

Noch keine Sonne am Himmel zu sehen, im Gegenteil, aus der grauen Suppe tröpfelte es hie und da. Die Kieler nahmen dankend unsere Tallykey-Card an, für WC und Dusche. Weiche Brötchen und ein Croissant besorgte Jola vom Shop. Leider fehlte der laut Internetseite vorhergesagte sonnige Tagesbeginn total, stattdessen begann es bei Abfahrt zu regnen. Einmal winken und gegenseitig sich „gute Reise wünschen“, so ließen wir die Kieler zurück.

Ausgesucht und die Adresse ins Navi eingegeben hatte ich einen Zeltplatz in Listerby. Die Ausfahrt lag ca. 6 Km hinter Ronneby. Ein Hinweisschild zeigte 7 Km bis zum Campingplatz an. Es wurde immer einsamer auf der Strecke, ab und an ein typisches schwedisches Holzhaus zwischen den riesigen moosbewachsenen Felsbrocken und Bäumen. Ich parkte an der Rezeption, beide waren wir über den Standort wenig glücklich. An der Versorgungsstation stand ein VW-Bus aus Cuxhaven. Ich sprach die Leute an, die es hier für die eine Übernachtung ganz nett fanden. Sie empfahlen eine Wanderung auf der über eine Holzbrücke erreichbaren „Insel“. Nach Ronneby sei es ihnen zu weit gewesen.

Ohne weitere Nachfrage verließen wir den Campingplatz wieder, ich ortete im Navi einen Stellplatz direkt in Ronneby. Wieder einige Kilometer über enge Nebenstraßen. Der Stellplatz zwischen Hafen und Stadt gehörte zum Golfclub. Kein Fahrzeug stand hier. Wählte die Nummer 2, nachdem der Fernsehempfang ausprobiert wurde. An der Rezeption gebucht, 150 Kronen, Dusche, Strom und WC inklusive. Sogar nachts war der Zugang zum WC mit einem Code möglich. Zu unserer Freude erwärmte es sich, blieb trocken und bot daher die Gelegenheit, den Ort zu entdecken. Wir durchforsteten zuerst den „Brunnspark“, der zu einem Kulturreservat gehörte und an das ehemalige Kurgelände angrenzte. Bis zum Park fuhr man an dem schmalen Fluss Ronnebyån entlang, kleine Motorboote lagen vereinzelt am Ufer vor den typischen Häuserfronten. Vor dem Park das Spaßbad mit dem Spa-Bereich. Im Freibad schien gerade eine schulische Feier stattzufinden, Essen und Trinken, angezogen und ausgezogenen Menschen tummelten sich am Beckenrand und auf der Rasenfläche.

Mehrere Hinweisschilder an dem ersten Weg boten alternative Routen durch das Parkgelände. Wir wählten den „Aufstieg” in Richtung Japanischer Garten und Trollsee.

Ein mystisch anmutender Weg brachte uns nach der Auffahrt zuerst geologisches Wissen über Gesteinsarten näher, dann an den See, auf dem Seerosen wuchsen und über dem scheinbar ein alter Troll mit seinem Nachwuchs wachte.

Beeindruckt vom Ausmaß, wähnte ich mich in einer kleineren Version der Landschaft aus dem Film „Herr der Ringe“. Der japanische Garten überzeugte im vorgefunden Zustand nicht besonders, beinahe wäre ich auch noch auf den glitschigen Holzbohlen eines Steges ausgerutscht. Meist wuchsen um den Weg herum Farne, die sich im feuchten Unterholz wohlzufühlen schienen. Kreisten dann weiter im Park, verließen ihn und gelangten wieder an den Fluss, der uns in Richtung Zentrum brachte. Das Tourist-Büro aufgesucht, wo mir eine schnell englisch sprechende, hochaufgeschossene, brünette, langhaarige und, besonders bemerkenswert: mit verschiedenfarbig lackierten, extrem langen Fingernägeln, Prospekt- und Kartenmaterial aushändigte. Ich konnte mich gar nicht richtig konzentrieren, starrte ständig auf die glitzernden Fingernägel ihrer Hand, die erklärend über die ausgeklappte Umgebungskarte wanderten.

Nach einem Spaziergang durch die Fußgängerzone entdeckten wir das Kulturzentrum, in dem es günstigen Mittagstisch gab. Es schien ein attraktives Angebot zu sein und so blieben wir dort zum Essen. Für 95 Kronen durften man aus verschiedenen „Töpfen“ etwas auf sein Tellerchen legen, ein Getränk zapfen, einen Salatteller bis zum Rand aufhäufend füllen und anschließend einen Pott Kaffee zum „Nachspülen“ vom Tresen holen. Dazu, als Krönung, zwei Industriekekse als süßen Abschluss.

Die im Kulturzentrum integrierte Kunsthalle war leider wegen einer Kuratierung geschlossen. Ich hatte, ausschließlich für Jola, im Internet nach einem Lidl in Ronneby gesucht und eine Adresse gefunden. Jola wünschte vorher einen Besuch in Kallinge, wo es einen Fabrikverkauf von Eisenwaren, vor allem Pfannen und Töpfe, gab.

Immer auf einem breiten Radweg an der Zubringerstraße zur Autobahn entlang, hügelig ging es mal hinauf, mal hinab. Der Shop bot verschiedenste Pfannen, oft extra ausgewiesen als Steakpfanne, sogar Teekannen, alles, was man auf einem Herd unter Hitze nehmen kann. Wankelmütig hielt ich eine kleinere Pfanne in der Hand, damit schon beinahe auf dem Weg zur Kasse, siegte schnell die Vernunft und: nichts gekauft.

Lidl fanden wir dann, als wir ein Fabrikgelände umrundet hatten und von oben steil auf ein Gewerbegebiet zufuhren. Jola war sogleich in ihrem Element. Die Ware schaffte Jola in ihrem Fahrradkorb sicher nach Hause. Ein bisschen Buh Buh gemacht, Jola schrieb derweil Postkarten voll, die ich mit meinem Signet ergänzen durfte.

Auf schnurgerader Straße zurück nach Ronneby. Am Rande der Promenade eine herrschaftliche Villa,

oder die alte Trinkkurhalle aus dem Jahre 1897. Ziemlich viel Publikumsverkehr am Kiosk und auf den Spazierwegen, es muss eine Schulabschlussfeier gewesen sein, festliche Kleidung hing an Körpern, die manchmal diese Kleidung nicht verdient hätten.

Feierabend war für uns dann gegen 18.15 Uhr.

12.06.2019 Mittwoch

Nachts Gewitter und Regentropfen, die sich anhörten wie Hagelkörner. Immerhin war morgens das Schlimmste vorbei, sogar der Regen hatte aufgehört. Ausnahmsweise gab es keine Brötchen zum Frühstück, Knäckebrot und schwarzes Pumpernickel taten es auch.

Der Plan war, eine Rundreise zu machen:

Über den Hafen nach , bis dahin ca. 10 Km reine grüne Natur. Das Naturreservat umfasste einen Großteil der Halbinsel. Der Ort schien neben den älteren Häusern einige neue Grundstücke zu generieren. Neue Nachbarn!

Brutplätze für Vögel, vermutlich meist Graugänse. Wie die Gänse mit dem dunklen Hals hießen, war mir gerade nicht geläufig gewesen. Einmal sahen wir ein Reh inmitten tiefen Grases mit abgestellten Ohren aufmerksam die Gegend observieren. Elche sah ich leider keine. Pferde und Kühe dagegen auf Weiden, manchmal schien es, als wenn sie sich vor den Bauern versteckten. Fohlen dösten liegend in der Sonne auf einer scheinbar frisch gemähten Wiese, Muttertiere wachten ganz in der Nähe. An vielen Stellen das Zeichen „ӕ“ für eine Grabstelle oder ein anderes urzeitliches Monument. Die Naturkräfte meinten es nicht besonders gut mit uns, zumindest die, die Wind erzeugten. Selbst mit erhöhter elektrischer Unterstützung kam ich abschüssige Straßen nur mühsam voran. Jola hingegen ließ im Turbo-Modus ihren „Porsche“ von der Leine und eilte oft hunderte Meter voraus.

Bis Listerby mussten wir durchhalten, denn Verpflegung für ein Picknick unterwegs hatten wir nicht dabei. In Listerby sollte es ein Restaurant geben!

Wir begegneten Abzweigungen, die wir mit dem WoMo bereits von der Rückfahrt des Campingplatzes gefahren waren. Endlich im Ort angekommen, musste dieser bis zur Kreuzung der „27“ durchfahren werden. Strategisch günstige Lage, wie ein Trucker-Treff, nur hier gab es auch die bekannten Vergünstigungen für Pensionäre, die Jola an der Kasse einforderte und erhielt. LKW-Fahrer, alleinstehende ältere Damen in Gesellschaft dergleichen, junge Pferdetransporteurinnen (in einem schicken Outfit) sahen wir als Gäste. Das Essen darf ich ruhigen Gewissens als keine Bereicherung bezeichnen. Satt wurde ich trotzdem.

Nun begann die Fahrt ins Paradies, so Jolas Prophezeiung. Sie hatte etwas über den nächsten Ort Juhannishus gehört. Umso enttäuschender war die Durchfahrt. Weder hübsche Häuser, noch sonst etwas, was man als Sicht ins Paradies oder des Daseins in demselben bezeichnen könnte. Zum Schloss waren es ca. zwei weitere Kilometer. Hübsch gelegen, total einsam, kein Mensch zu sehen. Zwar durfte man auf Sandwegen zwischen Gebäuden herumfahren, es fehlte aber aufklärende Information über Herkunft, Besitz etc. Eine Abkürzung nach Ronneby über Edestad bescherte uns eine Rundreise durch nicht beschildertes Waldgebiet, Befürchtung: nur nicht verirren! Einmal links abgebogen und wir standen wieder vor der Schlossanlage mit seinen beginnend verblühenden Rhododendronbüschen.

Ronneby erreichte ich danach windgegerbt mit Jola von Osten, vorbei am Bahnhof suchten wir im Ort einen Bäcker bzw. Jola einen Ort für ein dringendes Bedürfnis. Dabei verloren wir uns, u.a. weil ich an einem Bancomat Geld abhob. Allein kam ich am WoMo an. Genug von grüner Einsamkeit und orkanartigen Sturmböen, die jeweils genau aus der Richtung kamen, in die ich fuhr.

Pause, gegen 19 Uhr radelten wir in den Park, letzte Umschau ohne viel Publikumsverkehr. Dann auf der anderen Flussseite zurück, was bedeutete, dass wir erst bis zum Hafen fahren mussten.

Einzig positiv, es hatte heute nicht geregnet.

13.06.2019 Donnerstag

Der letzten Satz des vorhergehenden Tages wurde durch nächtliches Unwetter Lügen gestraft. Es begann ganz „sanft“ mit einem unregelmäßigen Klopfen einzelner Regentropfen aufs Dach des WoMo. Es dürften ziemlich große gewesen sein, so wie sich das bei deren Aufprall anhörte. Aus der Unregelmäßigkeit entspann sich ein symphonisches Prasseln, verschiedenste Lautstärken, woraus sich innerhalb einer Minute ein Gleichklang entwickelte, den ergänzte Donnergrollen als eine Art Paukenschläge, Blitze sah ich nicht. So dicht unter dem WoMo-Dach zu liegen und nicht zu wissen, wie sich die Lage draußen entwickelt, war ein bisschen beängstigend. Zumal einen Tag zuvor aus Deutschland Bilder von Einschlägen golfballgroßer Hagelkörner gezeigt wurden, die Fenster- und Autoscheiben durchschlagen hatten. Morgens war alles vorbei, sogar die Sonne schien kurzfristig stichig heiß.

Abfahrt um 09.30 Uhr, Ziel war Öland. Nur am Rande soll noch einmal erwähnt bleiben, dass ich bis dato keiner Baustelle begegnet war, es keine Staus gab und somit das Fahren in Schweden fast das reine Vergnügen bedeutete. In Karlskrona machten wir keinen Halt, fuhren bis Kalmar durch. Eigentlich wollte ich auch hier nicht stoppen, zumindest nicht auf der Hinreise. Doch Jola insistierte und wünschte eine kurze Stippvisite. Ich parkte etwas außerhalb bei einem Schulkomplex, wo man drei Stunden kostenlos stehen durfte. Mit den Rädern die knapp zwei Kilometer bis zum Touristenbüro in der Nähe des Schlosses und des neuen Universitätsviertels. Kurz die Prospekte aus dem Büro geholt. Ein „Magazin“ am Hafen bot Mittagstisch an, nettes Ambiente, aber zu früh für ein Diner. Das Schloss thronte wahrlich am Rande der Stadt. Wir suchten die Einkaufsstraßen innerhalb der Stadtmauern, ein in den 30er Jahren erneutes Tor bot Durchlass. Ließen die Räder gleich gegenüber einer Chocolaterie stehen. Auf dem holperigen Kopfsteinpflaster hätte es sich ohnehin schlecht fahren lassen. Die Geschäfte ähnelten denen in Einkaufsstraßen anderer Städte , nichts was es auf einem Bild abzulichten gäbe. Das Zentrum war wie eine Kasernenstadt angelegt, quadratisch kreuzten sich die Wege. Alte Gebäude, auf die ein Blick zu werfen sich lohnte, wechselten mit eher schäbig aufwartenden Häuserfronten ab. Bei einem Vietnamesen ließen wir uns im Außenbereich nieder, aßen aus Schüsseln zwei verschiedene Suppengerichte, waren zufrieden damit. Auf der Stadtmauer ein Stück gewandert, dann wieder Schulabschluss, weiße Kleidung bei den Mädchen und Anzüge bei den Jungen. Blumen, Geschenke in den Händen von – nicht immer – schick angezogenen Eltern, Schilder der „Entlassenen“, mit Fotos wie sie als kleine Kinder aussahen. Dann die LKW, die mit Partymusik durch die Stadt kreisten.

Ich bestand auf eine Rundfahrt durch das alte Kalmar, das sich hinter dem Schloss befand. Hübsch und ruhig, sollten wir uns später noch einmal in Ruhe ansehen. Auf der Rückfahrt kurz den Faden zum WoMo verloren, machte aber nicht viel aus.

Die Fahrt über die Öland-Brücke, die weniger spektakulär aussah wie die Öresundbrücke, endete mitten auf der Brücke in einem schleppenden Tempo, die erste Baustelle bremste mich aus. Dann die Überraschung, es waren auf der Insel mehr Kilometer zurückzulegen als gedacht. Für die über 60 Kilometer benötigten wir eine Stunde, bis wir in Löttorp ankamen. Sonjas Zeltplatz hatten wir fast ganz für uns allein, Wahlrecht auf alle Plätze.

Eine kleine Erkundungsrunde gegen 19 Uhr, erst zum Strand, wo wir auf Holzbohlen fast bis zum Uferrand vorfahren konnten. Dann nach Löttrop, erste Meter auf dem die Insel umspannenden Radweg „Ölandleden” als Umgehung der Fahrstraße. Sportplatz, Bibliothek, Grundschule, alles konzentriert. Im Ort nichts von Bedeutung entdeckt. Auf dem Rückweg einmal falsch abgebogen.

Die viel zitierte Nachtigall hörte ich an diesem Tage nicht mehr.

14.06.2019 Freitag

Um 06.15 Uhr hinters WoMo ausgetreten, die Sonne schien zwischen den hohen Bäumen durch, zeigte bereits jetzt, wie viel Kraft sie heute den Tag über entwickeln könnte. Momentan bremste dunstiger Frühnebel die Hitze noch leicht ab. Gegen 07.15 Uhr ging ich duschen, alles ordentlich und sauber, keine Extravaganzen. Grün leuchtete die Kontaktstelle in der Dusche, wechselte auf rot, als ich die Karte davor hielt. Kaltes Wasser gab es lange Zeit reichlich, dann sprudelte warmes durch den Schlauch, für mich Warmduscher Erlösung. Nach der Morgentoilette stellte ich Stühle und Tisch etwas weiter weg vom WoMo auf den Rasen, die Sonnenstrahlen würden bald über die Bäume hinweg reichen. Deckte draußen den Tisch. Jolas gekochtes Ei schaffte heute nicht den Härtetest. Vom einzigen Nachbarn auf diesem Areal streunten zwei Katzen herum, störten unüberhörbar Amseln und Elstern bei der Nestpflege. Das Gezeter wollte gar kein Ende nehmen. Außerdem schaute der Retriever vom Nachbarn bei uns vorbei.

Um 09.30 Uhr begaben wir uns auf die geplante Rundreise mit dem Etappenziel „Langer Erik“, Leuchtturm am nördlichsten Teil der Insel. Auf dem Ölandleden auf eigens hergerichteten Radwegen oder auf kaum von PKW befahrenen Nebenstraßen. Die Landschaft ähnelte sich meistens, wechselte von Weideflächen zu Grasland und manchmal verschwanden wir im Wald. Hier dominierten Farne das Unterholz oder niedrige Beerengewächse (Blau- oder Preiselbeere). Zwischen all der Natur siedelte der Mensch in größeren Abständen mit seinen Domizilen. Mal das typische Holzhaus in „Schwedenrot“, mal moderne Architektur.

Die scheinbar unbegrenzte Zahl an Steinen jeglicher Größe nutzen die Bewohner u.a. intensiv für den Mauerbau.

Die aus meiner Sicht mäßige Beschilderung der Strecke, insbesondere an Verzweigungen, lenkte uns auf eine Art Schotterpiste, die bei Byrum wieder auf Asphalt führte und uns die erste ungewollte Verlängerung der Tour einbrachte. Zwischenzeitlich befuhren wir den grün gekennzeichneten Sverigeleden. Bei Böda stoppten wir an einer Kreuzung bei einem „Gemischtwarenladen“, der Bonbons, Geschenke und Zubehör für Camper anbot. Während ich mich draußen ausruhte, stöberte Jola durch die Regalreihen, kaufte Windspiele in Sonnenblumenform und Plastikweingläser.

Böda Strand musste unbedingt aufgesucht werden, ein kleiner Umweg, den Jola einforderte. Das Areal entpuppte sich als riesige Freizeitanlage mit Camping- und Golfplatz, Einkaufsmöglichkeiten, Vergnügungsbad etc.

Strand stand in Hülle und Fülle zur Verfügung, meist in sehr feiner weißer Form (siehe Bild auf der vorhergehenden Seite).

Weiterfahrt, die Stichstraße ein Stück zurück, begann der nervigste Abschnitt, mindestens fünf Kilometer durch Wald auf grobem Splitt hoppelten wir gen Norden. Die Piste machte vor allem Jola ein wenig Sorgen, denn ihr letzte „Platten“ war von einem spitzen Stein verursacht worden. Hier in Waldes Einsamkeit eine Panne wäre gar nicht gut angekommen, obwohl ich das Reparatur-Kit in der Jackentasche hatte. Aber die Luft blieb im Schlauch!

Grankulla und Nabbelund lagen am Grankullaviken, der fast einem Binnensee glich. Hier auf dem rechten Bild ein Blick in Richtung „Langer Erik“.

Den Leuchtturm erreichten wir auf einer abschüssig verlaufenden Straße, von der aus man das Küstengelände prächtig würdigen konnte. Zwischen Steinfeldern kämpften sich scheinbar Pflanzen ins Leben, gelb und blau Blühendes dominierte.

Ein beliebtes Ausflugsziel lag vor uns, Picknickplätze waren meistens besetzt. Zum Leuchtturm durfte man nur „zu Fuß“, ein Damm überbrückte das Wasser zur Insel. Um den Turm führte ein Rundweg auf steinigem Untergrund entlang. Ein Schild forderte Besucher auf, Steinmännchen zu bauen. In der Ferne bildeten sich durch Verdunstung gewandartige Schleier. Sie bewegten sich auf uns zu und vereinnahmten uns sanft. Am Damm graste eine Rotte schwarzer Kühe.

Wir gelangten nach Rückkehr auf die 136 an die Westküste und einen etwas komfortableren Radweg. Gegen 15 Uhr erreichten wir Byxelkrok, ein Ensemble schwedenroter Hütten direkt am Sund gelegen, einer Fischräucherei und einiger Imbissbuden. Pause und Essen fassen. Der Imbissbesitzer bemühte sich im nicht so perfekten Englisch uns die Vorzüge und den Verlauf des Küstenradweges zu erläutern.

Schöne Natur, im Dunst ragte die Insel „Blå Jungfru“ wie der Teide auf Teneriffa aus dem Meer. Irgendwann verhaspelten wir uns wieder, radelten kilometerlang eine Straße durch Wald und landeten wieder in Byrum. Keine Experimente mehr, bekannter Weg führte uns zurück. Abstecher zum Hornssjön, wo es nach einem Hinweisschild einen Restaurationsbetrieb geben sollte. Der Flecken entpuppte sich als Treffpunkt verschrobener Frauen, „Häkelbeutel-Club“, dachte ich, als ich die meist übergewichtigen Frauen dort mit ihren Stricknadeln hantieren sah.

Wieder auf der Hauptstraße spendete mein Elektromotor keine Energie mehr, ich musste mit Muskelkraft die letzten Kilometer zurücklegen, Hilfe von Jola wurde mir zuteil.

Nach 75 Km in der Sonne war es dann auch genug. Zu erschöpft für Live-Musik ließen wir die „Party“ sausen und begnügten uns mit dem Schreiben von Reisenotizen.

Weiter mit Teil 2