Bad Staffelstein
12.09.2025 Freitag
Gestern besuchten wir nach der Abreise aus Marienbad das dritte – und kleinste – der bekannten böhmischen Bäder, Franzensbad.
Ein Vormittag mit Wellness im örtlichen öffentlichen Thermalbad war von meiner besseren Hälfte gewünscht.

2 Stunden erschienen uns ausreichend Zeit, nachbuchen war möglich. Ich wählte „mit Sauna“. Alles modern organisiert, mit Chip bedienbar Schrank etc.
Wassertemperatur im Hauptbecken zwischen 30° und 33°, ein kleines Becken für Bahnenschwimmer, puh, war das kalt nach dem Wechsel.
Sauna bescheiden, eine Finnische mit 90°. Eine Aufpasserin ließ mich in den separaten Raum ein, reichte mir eine Art weißes Leinentuch, zu benutzen statt des üblichen Saunahandtuches, erklärte mir in Zeichensprache „textilfrei“ und überließ mich dem Schwitzkasten. Zweimal ließ ich in den zwei Stunden die an der Wand hängende Sanduhr insgesamt durchlaufen, ansonsten im Schwimmbecken auf die Sprudelmassagen gewartet.
Nach der zweistündigen Erfrischung anschließend auf die Suche nach den Quellen begeben,….

Im Zentrum „Franziskus“, Jola passte diesmal im Vorwege auf und hatte diverse leere Mineralwasserflaschen zum Abfüllen mitgenommen….

Insgesamt mutete der Ort einer märchenhaften Puppenstube an, eine Spielstätte für Rollatorfahrer, und andere Beeinträchtigte.
Appetit hatten wir mit ins Zentrum des Ortes gebracht, leider das Angebot bescheiden. Dumm dann noch, dass wir (ich) an ein Lokal gerieten, wo die bestellte Gulaschsuppe auch nach dem zweiten Versuch (neu eingeschenkt) wenig Inhalt aufwies und geschmacklich ….
Jola war hingegen mit Ente und Rotkohl zufrieden. Man kann eben nicht immer ins Schwarze treffen. Wir suchten weitere Quellen auf, augenscheinlich war eine (Glauber) dieser einem eigenen Gebäude gewidmet…..


Jola probierte, und meinte, das Wasser würde nach Glaubersalz schmecken…
Interessant, wie unterschiedlich die Konzentration von Mineralien und Elemente ist (siehe Abbildung).
Uns trieb es danach fort aus Tschechien, über Cheb reisten wir nach Deutschland zurück. An der Grenze kein Stau, zwei gelangweilte bayrische Beamte schauten, winkten durch. Unser Ziel hieß danach Kulmbach, Biertrinkern hinlänglich bekannt. Großer Parkplatz am Schwedensteg, für Wohnmobile abgetrenntes Areal, außer Dusche / Toilette alles vorhanden. Strom 2 € für 6 Stunden, und besonders nett: die freiwillige Parkgebühr von 5 €, einzuwerfen in einen Kasten an der Zufahrt.
Kulmbachs Zentrum glänzte nicht durch Schönheit, ich registrierte fast mehr Leerstand als andernorts. Die Mitarbeiterin in der Tourist-Information zeichnete auf dem Stadtplan für uns ein, wo man „am besten“ Essen gehen könnte.
Wir folgten nach einem Spaziergang dem Rat und aßen in der Stadtschänke am Alten Holzmarkt. Im Anschluss radelten wir ca. 3 Km den Mainradweg bis Kauernburg, kehrte dort um.
Mal früher als sonst üblich brachen wir heute auf, kaum 40 Km entfernt das neues Ziel Bad Staffelstein. Wieder ein Ort mit einer über die Stadtgrenze hinaus bekannten Therme.
Kurcamping am Badesee in der Seestraße. Der Platz umrundet von mehreren kleinen Seen, die in einer Mainschleife angesiedelt sind. Die rund 10.000 Einwohner zählende Stadt wirkte recht schnuckelig, bot interessante Geschäfte und ein zu erobernden Umfeld (Staffelberg, Vierzehnheiligen, Kloster Banz und….). Für Radfahrer gab es einen abgeschiedenen Weg, der eine Zeit lang an einem dahin mäandernden Rinnsal namens Lauter entlang führte.
Im Ort begegnete uns an der Information ein Standbild….

Damit haben wir nicht gerechnet, aber genau darum ging es, ums Rechnen, denn Bad Staffelstein ist Geburtsort von Adam Ries, dessen Rechenbücher bis ins 19. Jahrhundert in Schulen verwendet wurden.

Das Rathaus an zentraler Stelle, gepflegt und hübsch anzuschauen. Aus einem umfangreichen Genussführer fanden wir ein Lokal (Am Stadtturm) wo’s schmeckte, einen Bäcker (Kerlings Backwerkstatt) wo’s leckere Laibe Brot gab und ein Geschäft (Dinkel) mit Geschenkartikeln, wo Geschenke gekauft wurden. All das Besorgte musste nun zum WoMo gebracht werden, bevor es hoch zum 539m hohen Staffelberg gehen sollte. Vom Ort aus würde man ca. eine Stunde marschieren (so die Servicemitarbeiterin im Lokal), von Romansthal aus eine Halbe Stunde. Wir radelten bis Romansthal, das war sportlich und schon recht anstrengend, weil, ca. 3 Km immer schön bergauf. Am gefüllten Parkplatz, offensichtlich: ein beliebtes Ausflugsziel. Dann der Fußmarsch, nur gut, dass es kein heißer Tag war, (sehr) steiler Anstieg, der Zwischenpausen erforderte. Oben das Ausflugslokal gleich neben der Kirche….

Pausenkaffee im Innenbereich getrunken, Grund: verschwitzt und draußen kalt und windig. Ich marschierte alleine hoch aufs Plateau, an der Fahne waren die 539m erreicht….

Die Andelgundiskapelle bei imposanter Wolkendecke, noch einmal ….

….. und ein Selfie auf der Wiese…

13.09.2025 Samstag
Heute sind wir in der Stadt um 10 Uhr verabredet, Stadtführung. Beginn am Stadtmuseum an der Kirche St. Kilian.
Hätten morgens unseren Platz verlängern wollen, doch die Rezeption öffnete erst um 10 Uhr. Da waren wir bereits an der Kirche und warteten auf die Stadtführerin. Ein Paar gesellte sich dazu. Frau Lieb, so der Name der Führerin, leitete uns fachkundig durch die Altstadt, erklärte die St. Kilian-Kirche (Kilian? – ein Wanderbischof aus Irland – der u.a. mit zwei Weggefährten missionierend im 9. Jahrhundert als Märtyrer in Würzburg starb (hingerichtet) gilt als Schutzpatron von Würzburg. Ehrlich, ich habe vergessen, warum die Kirche hier nach ihm benannt wurde), die als einziges Gebäude beim großen Stadtbrand verschont blieb. Trotz Sanierungsarbeiten am Dach war ein Blick ins Innere statthaft. Wie oft in katholischen Kirchen, prunkhaftes Interieur mit bedeutungsschwangerer Symbolik und Allegorien…

Die Beschreibung lasse ich weg und verweise auf das digitale Nachschlagewerk.
Wir erfuhren alles über das Leben und Wirken von Adam Ries(e), der hier geboren und rund 17 Jahre gelebt hatte. Durften auf der Skulptur auf dem Rechenblatt Rechenübungen ausführen….

Schreibt mir die – errechnete – Zahl aus dem linken Feld, wenn man das Hilfsblatt als Rechenhilfe benutzt.
Zum Rathaus (Bild bereits gestern eingestellt) nur so viel, 1684 abgebrannt und drei Jahre später wieder neu errichtet.
Der Bamberger Torturm, einzig übriggebliebener von vier, diente in historisch zurückliegender Zeit dem Wächter (u.a. Feind- und Feuermelder – geblasen mit einem Horn) im oberen Bereich als Wohnung….

… heute beherbergt der hintere Teil ein Kulturzentrum namens Alte Darre, in dem wir heute Abend ein Theaterstück sehen werden.
Uns wurden unvollständige Reste der Stadtmauer gezeigt, die sich in der Nähe des Fließgewässers Lauter befanden (hier nicht sichtbar)….

Wir kehrten zum Stadtmuseum zurück, wo uns Originale der ersten drei Werke von Adam Riese (in früherer Zeit schrieb man mal so mal so, deshalb wohl „Riese“, mal tauchte Ries, Riesen oder Rise in Texten auf) zugänglich wurden. Wieder durften wir Rechenaufgaben lösen bzw. frei eine Aufgabe stellen.

Ich legte mein Geburtsjahr und -tag. Wirklich spannend, so ein historisches Ereignis, wie man einfachen Menschen damals das Rechnen beibrachte und somit damit betrug, Betrügereien selbst zu erkennen (bspw. Rieses Brotordnung).
So soll er ausgesehen haben (nach Holzschnitt eines Nürnberger Künstlers).

So viel historische Lehre erforderte am Mittag eine Nahrungsaufnahme, uns hatte es gestern in der Stadtschänke gefalle, warum also nicht ein zweites Mal dort einkehren, zumal heute im Außenbereich Essen möglich war. Lachs und Forelle lagen auf unseren Tellern.
Die vielen Seen um Bad Staffelstein, das Schloss Oberau als Ziel angepeilt. Dabei weckte ein Outlet des Porzellanherstellers Goebel Jolas Interesse, abgebogen und …. geschaut (Jola). Schloss war privat und nicht zugänglich.
Ich schlug ein bisschen sportliche Betätigung vor, sprich, ein Besuch des Klosters Banz. Gelegen, wie der Staffelberg, auf einer Anhöhe. Von hier ca. 5 Kilometer. Davon 900 m mit einer Steigung / Gefälle von ….

Wir schafften es, dank der energieliefernden Akkus der E-Bikes.

Eine Erinnerung an das, was wir am Vortag auf „der anderen Seite der Autobahn A 73“ lag….

…. kaum zu erkennen, Vierzehnheiligen mit seiner Kirche (eher links) und der Staffelberg (eher rechts).
Zurück ging’s gravitationstechnisch natürlich wesentlich schneller, die Bremsen rauchten zwar nicht, aber die Finger schmerzten vom Bremshebeldrücken.
Um 19.30 Uhr lasen in der Alten Darre vier Autorinnen des Vereins „Mörderische Schwestern“ in zehnminütigen Passagen aus ihren Büchern vor. Ein teils amüsanter Abend, bei dem „Morden“ im Vordergrund stand, Angst musste man (Mann) trotzdem nicht haben.




Zu jedem Text komponierte der Musiker (rechtes Bild unten) ein kurzes „Beiwerk“.
Das war’s – vielleicht – aus Bad Staffelstein, morgen findet ein Tag der offenen Tür der Genussanbieter statt, da schnuppern wir vermutlich noch mal kurz vor der Weiterfahrt. Ich berichte weiter……
14.09.2025 Sonntag
Bad Langensalza
Aus dem Besuch bei den örtlichen Genussanbietern wurde wetterbedingt nichts, Dauerregen, auch für die Veranstalter und Standbetreiber übel.
Unterwegs nach Bad Langensalza allerdings brach auf der A 73 die Sintflut über uns herein, Tempo musste auf 80 km/h gedrosselt werden. Nach mehreren Tunneldurchfahrten auf der A 71 brach der Himmel auf, die Sonne schien, an der Friederiken-Therme in Bad Langensalza war die Temperatur um über 5° angestiegen. Anmeldung in der Therme für den Stellplatz mussten wir auf später verschieben, die Technik dort streikte. Uns war’s recht, so konnten wir gleich weiter in die Stadt fahren. Der Weg vorbei an Parks und Gärten, Magnolien-Park, Botanischer, Japanischer und Rosen-Garten sowie der Schlösschen Park, Restaurantsuche, dabei in der Marktstraße den Brunnen vor dem Rathaus….

Am Rathaus ins Mauerwerk eingelassen ein altes Maß der Preußen….

Jola jankerte nach Pfifferlingen, die gab es nicht weit entfernt im Steak & Schnitzelhaus. Plakate an Geschäftsfenstern informierten uns über den Tag des Denkmals, der heute bundesweit stattfand. Wir besorgten uns einen Plan über Veranstaltungsorte. Das Apotheken-Museum sollte unser erstes Ziel sein, doch wir landeten stattdessen im Stadt-Museum, wo uns eine Mitarbeiterin über die Besichtigungsmöglichkeiten instruierte und auf die Tour schickte. Auch im Alter lernt man immer noch dazu, hier, dass Bad Langensalza ein bedeutender Ort im Kriegsgeschehen zwischen Preußen und Hannover war, ein Nebenschauplatz im Deutschen Krieg von Preußen mit Österreich.
1866 fand die Schlacht hier statt und endete mit der Kapitulation durch Georg V. und der Auflösung des Königreiches Hannover.

In einem klimageregelten Raum des Museums saß….

….Martin Luther und erzählte seiner Sitznachbarin….
Der zum Museum gehörende Augustiner-Turm durfte bestiegen werden, 122 Stufen Wendeltreppe hinauf. So sieht der Turm und seine Bezwinger aus…

Nicht mehr ganz im Training, dauerte es etwas länger, bis wir oben die Aussicht genießen durften.


Wir wanderten 200m weiter zum Apotheken-Museum, dort fröhliches Beisammensein von Besuchern im Hinterhof, wo Vereinsmitglieder zum Erhalt des Museums Kaffee und Kuchen verkauften.

Ich stieg hinauf, stöberte allein durch die Ausstellungsräume, wo unweigerlich Erinnerungen an mein Ausbildungszeit im Pharmazeutischen Großhandel an die Oberfläche traten, Abfüllanlagen, Gefäße, Drogenproben mit lateinischer Namensgebung, Medikamente (das eine brach mit schlimmen Ereignissen alte Wunden wieder auf) usw.




Zu guter Letzt besuchten wir den Schlösschen-Park mit dem Friederikenschlösschen. Jola verzichtete auf einen ausgiebigen Marsch, ließ sich im Park auf einer Bank die Sonne auf die Nase scheinen….

Ich hingegen folgte dem Weg durch den Park bis zur Schwefel-Quelle, deren Brunnen überdacht und von zwei Seiten zugänglich war; das war auch notwendig, denn wenn wir uns an unseren Chemieunterricht mit Experimenten in der Schule erinnern, bspw. Herstellung von Schwefelwasserstoff, dann roch es (eigentlich stank es bestialisch) nach verfaulten Eiern.
Der liebliche Anblick die Miniaturbüste auf dem Brunnen schaffte da nicht wirklich Abhilfe…..

Bei der Rückfahrt zum WoMo am Japanischen Garten gestoppt, die Anlage gehörte nicht zu den „Denkmälern“, kostete Eintritt. Wir hoben uns einen Besuch für morgen auf.
Ich ging um 18 Uhr in die Therme. Solebad, Sprudelmassage, Aquagymnastik, eine Stunde im Wasser, das reichte.