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2025 Unterwegs – zurück!

Bad Staffelstein

Gestern besuchten wir nach der Abreise aus Marienbad das dritte – und kleinste – der bekannten böhmischen Bäder, Franzensbad.

Ein Vormittag mit Wellness im örtlichen öffentlichen Thermalbad war von meiner besseren Hälfte gewünscht.

2 Stunden erschienen uns ausreichend Zeit, nachbuchen war möglich. Ich wählte „mit Sauna“. Alles modern organisiert, mit Chip bedienbar, Schrank etc.

Wassertemperatur im Hauptbecken zwischen 30° und 33°, ein kleines Becken für Bahnenschwimmer, puh, war das kalt nach dem Wechsel.
Saunalandschaft bescheiden, eine Finnische mit 90°. Eine Aufpasserin ließ mich in den separaten Raum ein, reichte mir eine Art weißes Leinentuch, zu benutzen statt des üblichen Saunahandtuches, erklärte mir in Zeichensprache „textilfrei“ und überließ mich dem Schwitzkasten. Zweimal ließ ich in den zwei Stunden die an der Wand hängende Sanduhr insgesamt durchlaufen, ansonsten im Schwimmbecken auf die Sprudelmassagen gewartet.
Nach der zweistündigen Erfrischung anschließend auf die Suche nach den Heilquellen begeben,….

Im Zentrum „Franziskus„, Jola passte diesmal im Vorwege auf und hatte diverse leere Mineralwasserflaschen zum Abfüllen mitgenommen….

Insgesamt mutete der Ort einer märchenhaften Puppenstube an, eine Spielstätte für Rollatorfahrer, und andere Beeinträchtigte.

Appetit hatten wir mit ins Zentrum des Ortes gebracht, leider das Angebot bescheiden. Dumm dann noch, dass wir (ich) an ein Lokal gerieten, wo die bestellte Gulaschsuppe auch nach dem zweiten Versuch (neu eingeschenkt) wenig Inhalt aufwies und geschmacklich …. (nonverbal)

Jola war hingegen mit Ente und Rotkohl zufrieden. Man kann eben nicht immer ins Schwarze treffen. Wir suchten weitere Heilquellen auf, augenscheinlich war eine (Glauber) dieser einem eigenen Gebäude gewidmet…..

Jola probierte, und meinte, das Wasser würde nach Glaubersalz schmecken… (Treffer!)
Interessant, wie unterschiedlich die Konzentration von Mineralien und Elemente in den Quellen ist (siehe obere Abbildung).
Uns trieb es danach fort aus Tschechien, über Cheb reisten wir nach Deutschland. An der Grenze kein Stau, zwei gelangweilte bayrische Beamte schauten, winkten durch. Unser Ziel hieß danach Kulmbach, Biertrinkern hinlänglich bekannt. Großer Parkplatz am Schwedensteg, für Wohnmobile abgetrenntes Areal, außer Dusche / Toilette alles vorhanden. Strom 2 € für 6 Stunden, und besonders nett: die freiwillige Parkgebühr von 5 €, einzuwerfen in einen Kasten an der Zufahrt.
Kulmbachs Zentrum glänzte nicht durch Schönheit, ich registrierte fast mehr Leerstand als andernorts. Die freundliche Mitarbeiterin in der Tourist-Information zeichnete auf dem Stadtplan für uns ein, wo man „am besten“ Essen gehen könnte.
Wir folgten nach einem Spaziergang dem Rat und aßen in der Stadtschänke am Alten Holzmarkt. Im Anschluss radelten wir ca. 3 Km den Mainradweg bis Kauernburg, kehrte dort um.

Mal früher als sonst üblich brachen wir heute auf, kaum 40 Km entfernt das neues Ziel Bad Staffelstein. Wieder ein Ort mit einer über die Stadtgrenze hinaus bekannten Therme.

Kurcamping am Badesee in der Seestraße. Der Platz umrundet von mehreren kleinen Seen (einer davon hieß Ostsee!), die in einer Mainschleife angesiedelt sind. Die rund 10.000 Einwohner zählende Stadt wirkte dem ersten Anschein nach recht schnuckelig, bot interessante Geschäfte und ein zu eroberndes Umfeld (Staffelberg, Vierzehnheiligen, Kloster Banz und ….). Für Radfahrer gab es vom Campingplatz aus einen abgeschiedenen Weg, der eine Zeit lang an einem dahin mäandernden Rinnsal namens Lauter entlang führte.
Im Ort begegnete uns an der Information ein Standbild….

Damit hatten wir nicht gerechnet, aber genau darum ging es, ums Rechnen, denn Bad Staffelstein ist Geburtsort von Adam Ries, dessen Rechenbücher bis ins 19. Jahrhundert in Schulen verwendet wurden.

Das Rathaus an zentraler Stelle, gepflegt und hübsch anzuschauen. Aus einem umfangreichen Genussführer fanden wir ein Lokal (Am Stadtturm) wo’s schmeckte, einen Bäcker (Kerlings Backwerkstatt) wo’s leckere Laibe Brot gab und ein Geschäft (Dinkel) mit Geschenkartikeln, wo Geschenke gekauft wurden.
All das Besorgte musste nun zum WoMo gebracht werden, bevor es hoch zum 539m hohen Staffelberg gehen sollte. Vom Ort aus würde man ca. eine Stunde marschieren (so die Servicemitarbeiterin im Lokal), von Romansthal aus eine Halbe Stunde.
Wir radelten bis Romansthal, das war mehr als sportlich und schon recht anstrengend, weil, ca. 3 Km immer schön bergauf. Am gefüllten Parkplatz, offensichtlich: ein beliebtes Ausflugsziel.
Dann der Fußmarsch, nur gut, dass es kein heißer Tag war, (sehr) steiler Anstieg, der Zwischenpausen erforderte. Das in 2018 ausgegrabene Zangentor aus der Keltenzeit müssen wir bei Höhenmeter 468m übersehen haben (das erfuhren wir erst am Folgetag bei der Stadtführung). Oben das Ausflugslokal gleich neben der Kirche….

Pausenkaffee im Innenbereich getrunken, Grund: verschwitzt und draußen kalt und windig. Ich marschierte alleine hoch aufs Plateau, an der Fahne waren die 539m erreicht….

Die Andelgundiskapelle bei imposanter Wolkendecke, noch einmal ….

….. und ein Selfie auf der Wiese…

Heute sind wir in der Stadt um 10 Uhr verabredet, Stadtführung. Beginn am Stadtmuseum an der Kirche St. Kilian.
Hätten morgens unseren Platz verlängern wollen, doch die Rezeption öffnete erst um 10 Uhr. Da waren wir bereits an der Kirche und warteten auf die Stadtführerin. Ein Paar gesellte sich dazu. Frau Lieb, so der Name der Führerin, leitete uns fachkundig durch die Altstadt, erklärte die St. Kilian-Kirche (Kilian? – ein Wanderbischof aus Irland – der u.a. mit zwei Weggefährten missionierend im 9. Jahrhundert als Märtyrer in Würzburg starb (hingerichtet) gilt als Schutzpatron von Würzburg. Ehrlich, ich habe vergessen, warum die Kirche hier nach ihm benannt wurde), die als einziges Gebäude beim großen Stadtbrand verschont blieb. Trotz Sanierungsarbeiten am Dach war ein Blick ins Innere statthaft. Wie oft in katholischen Kirchen, prunkhaftes Interieur mit bedeutungsschwangerer Symbolik und Allegorien…

Die Beschreibung lasse ich weg und verweise auf das digitale Nachschlagewerk.
Wir erfuhren alles über das Leben und Wirken von Adam Ries(e), der hier geboren und rund 17 Jahre gelebt hatte. Durften auf der Skulptur auf dem Rechenblatt Rechenübungen ausführen….

Schreibt mir die – errechnete – Zahl aus dem linken Feld, wenn man das Hilfsblatt als Rechenhilfe benutzt (email: usteen@online.de).
Zum Rathaus (Bild bereits gestern eingestellt) nur so viel, 1684 abgebrannt und drei Jahre später wieder neu errichtet.
Der Bamberger Torturm, einzig übriggebliebener von vier, diente in historisch zurückliegender Zeit dem Wächter (u.a. Feind- und Feuermelder – geblasen mit einem Horn) im oberen Bereich als Wohnung….

… heute beherbergt der hintere Teil ein Kulturzentrum namens Alte Darre, in dem wir heute Abend ein Theaterstück sehen werden.
Uns wurden unvollständige Reste der Stadtmauer gezeigt, die sich in der Nähe des Fließgewässers Lauter befanden (hier nicht sichtbar)….

Wir kehrten zum Stadtmuseum zurück, wo uns Originale der ersten drei Werke von Adam Riese (in früherer Zeit schrieb man mal so mal so, deshalb wohl „Riese“, mal tauchte „Ries“, „Riesen“ oder „Rise“ in Texten auf) zugänglich wurden. Wieder durften wir Rechenaufgaben lösen bzw. frei eine Aufgabe stellen.

Ich legte mein Geburtsjahr und -tag. Wirklich spannend, so ein historisches Ereignis, wie man dem einfachen Volk damals das Rechnen beibrachte und somit dazu betrug, dass die des Rechnens kundigen Betrügereien selbst erkennen (bspw. Rieses Brotordnung).
So soll er ausgesehen haben (nach Holzschnitt eines Nürnberger Künstlers).

So viel historische Fortbildung erforderte am Mittag eine Nahrungsaufnahme, uns hatte es gestern im Gasthof Am Stadtturm gefallen, warum also nicht ein zweites Mal dort einkehren, zumal heute dank des sonnigen Wetters im Außenbereich Essen möglich war.
Lachs und Forelle lagen alsbald auf unseren Tellern.

Die vielen Seen um Bad Staffelstein, das Schloss Oberau als Ziel angepeilt. Dabei weckte ein Outlet des Porzellanherstellers Goebel Jolas Interesse, abgebogen und …. geschaut (Jola). Schloss war privat und nicht zugänglich.
Ich schlug ein bisschen sportliche Betätigung vor, sprich, ein Besuch des Klosters Banz. Gelegen, wie der Staffelberg, auf einer Anhöhe. Von hier ca. 5 Kilometer. Davon 900 m mit einer Steigung / Gefälle von ….

Wir schafften es, dank der energieliefernden Akkus der E-Bikes.

Eine Erinnerung an das, was wir am Vortag auf „der anderen Seite der Autobahn A 73“ gesehen und erlebt hatten (u.a. Staffelberg erklommen)….

…. kaum zu erkennen, Vierzehnheiligen mit seiner Kirche (eher links) und der Staffelberg (eher rechts).

Zurück ging’s gravitationstechnisch natürlich wesentlich schneller, die Bremsen rauchten zwar nicht, aber die Finger schmerzten vom Bremshebeldrücken.
Um 19.30 Uhr lasen in der Alten Darre vier Autorinnen des Vereins „Mörderische Schwestern“ in zehnminütigen Passagen aus ihren Büchern vor. Ein teils amüsanter Abend, bei dem „Morden“ im Vordergrund stand, Angst musste man (Mann) trotzdem nicht haben.

Zu jedem Text komponierte der Musiker (rechtes Bild unten) ein kurzes „Beiwerk“.
Das war’s – vielleicht – aus Bad Staffelstein, morgen findet ein Tag der offenen Tür der Genussanbieter statt, da schnuppern wir vermutlich noch mal kurz vor der Weiterfahrt. Ich berichte weiter……

Aus dem Besuch bei den örtlichen Genussanbietern wurde wetterbedingt nichts, Dauerregen, auch für die Veranstalter und Standbetreiber übel.
Unterwegs nach Bad Langensalza allerdings brach auf der A 73 die Sintflut über uns herein, Tempo musste auf 80 km/h gedrosselt werden. Nach mehreren Tunneldurchfahrten auf der A 71 brach der Himmel auf, die Sonne schien, an der Friederiken-Therme in Bad Langensalza war die Temperatur um über 5° angestiegen. Anmeldung in der Therme für den Stellplatz mussten wir auf später verschieben, die Technik dort streikte. Uns war’s recht, so konnten wir gleich weiter in die Stadt fahren. Der Weg vorbei an Parks und Gärten, Magnolien-Park, Botanischer, Japanischer, Kur und Rosen-Garten sowie der Schlösschen Park, Restaurantsuche, dabei in der Marktstraße den Brunnen vor dem Rathaus….

Am Rathaus ins Mauerwerk eingelassen ein altes Maß der Preußen….

Jola jankerte nach Pfifferlingen, die gab es nicht weit entfernt im Steak & Schnitzelhaus.
Plakate an Geschäftsfenstern informierten uns über den Tag des Denkmals, der heute bundesweit stattfand. Wir besorgten uns einen Plan über Veranstaltungsorte. Das Apotheken-Museum sollte unser erstes Ziel sein, doch wir landeten stattdessen im Stadt-Museum, wo uns eine Mitarbeiterin über die Besichtigungsmöglichkeiten instruierte und auf die Tour schickte. Auch im Alter lernt man immer noch dazu, hier, dass Bad Langensalza ein bedeutender Ort im Kriegsgeschehen zwischen Preußen und Hannover war, ein Nebenschauplatz im Deutschen Krieg von Preußen mit Österreich.
1866 fand die Schlacht hier statt und endete mit der Kapitulation durch Georg V. und der Auflösung des Königreiches Hannover.

In einem klimageregelten Raum des Museums saß….

….Martin Luther und erzählte seiner Sitznachbarin….

Der zum Museum gehörende Augustiner-Turm durfte bestiegen werden, 122 Stufen Wendeltreppe hinauf. So sieht der Turm und seine Bezwinger aus…

Nicht mehr ganz im Training, dauerte es etwas länger, bis wir oben die Aussicht genießen durften.

Wir wanderten 200m weiter zum Apotheken-Museum, dort fröhliches Beisammensein von Besuchern im Hinterhof, wo Vereinsmitglieder zum Erhalt des Museums Kaffee und Kuchen verkauften.

Ich stieg hinauf, stöberte allein durch die Ausstellungsräume, wo unweigerlich Erinnerungen an mein Ausbildungszeit im Pharmazeutischen Großhandel an die Oberfläche traten, Abfüllanlagen, Gefäße, Drogenproben mit lateinischer Namensgebung, Medikamente (das eine brach mit schlimmen Ereignissen alte Wunden wieder auf) usw.

Zu guter Letzt besuchten wir den Schlösschen-Park mit dem Friederikenschlösschen. Jola verzichtete auf einen ausgiebigen Marsch, ließ sich im Park auf einer Bank die Sonne auf die Nase scheinen….

Ich hingegen folgte dem Weg durch den Park bis zur Schwefel-Quelle, deren Brunnen überdacht und von zwei Seiten zugänglich war; das war auch notwendig, denn wenn wir uns an unseren Chemieunterricht mit Experimenten in der Schule erinnern, bspw. Herstellung von Schwefelwasserstoff, dann roch es (eigentlich stank es bestialisch) genau danach, nach verfaulten Eiern.
Der liebliche Anblick die Miniaturbüste auf dem Brunnen schaffte da nicht wirklich Abhilfe…..

Bei der Rückfahrt zum WoMo am Japanischen Garten gestoppt, die Anlage gehörte nicht zu den „Denkmälern“, kostete Eintritt. Wir hoben uns einen Besuch für morgen auf.
Ich ging um 18 Uhr in die Therme. Solebad, Sprudelmassage, Aquagymnastik, eine Stunde im Wasser, das reichte.

Der Japanische Garten in Bad Langensalza muss auf einen zweiten Besuch von uns zu einer anderen Zeit warten. Schlechtes Wetter veranlasste uns nach einem Mini-Frühstück, aufzubrechen. Ein Grund für den frühzeitigen Aufbruch war, am anvisierten Zielort Bernburg an der Saale schloss der Campingplatz um 12 Uhr für 3 Stunden, ich wollte vorher dort ankommen, errechnete Kilometer rund 150 bis dahin.
Es begann in Bad Langensalza gleich mit einer Umleitung, die Zufahrtstraße zur Autobahn gesperrt, das Navi forderte auf der Ausweichstrecke ständig „bitte wenden“ (Nerv-Tante).

Der Routenverlauf…

Wenig befahrene Autobahnen, gut zu fahrende andere Straßen, fast machte es Spaß Auto zu fahren. Wir trafen um 11 Uhr am Saalecamper ein, eine Zuwegung, die an Gelände von Sportvereinen (meistens Rudern / Kanu) nahe an die Saale vorbei führte. Jola buchte einen Platz in der 1. Reihe. Hinter der Hecke floss die Saale seicht dahin, am Nachmittag stark frequentiert von jugendlichen Ruderern und Kanuten, die unter Anleitung aus dem begleitenden Motorboot trainierten.

Die zum Platz gehörende Schiffer Klause heute geschlossen, das störte uns nicht.
Bernburg, eigentlich geteilt in eine Tal- und eine Bergstadt, mit etwas mehr als 30.000 Einwohnern, gewann schnell unsere Aufmerksamkeit, schön geteerte Radwege an der Saale brachten uns zu den zentralen Punkten, zuerst in die Bergstadt, Eine Pause wurde erzwungen, Grund: eine schwarze Wolke am Himmel, die nichts Gutes ankündigte, uns zur Flucht ins Café Klatsch am Karlsplatz zwang. Alle Tische besetzt, nur am Tresen frei. Freundlich wies man mich bei der Begutachtung der belegten Brötchen-Auslage darauf hin, dass am Tisch (Platz) bedient würde, hier esse man Inhouse.
Wir orderten beide ein spätes zweites Frühstück in Form von Rührei mit individueller Auswahl (2-fach). Ich wählte „mit Käse“ und dachte an eine Scheibe fürs Brötchen. Irrtum, der Käse verschwand (mit dem Schinken – zweite Auswahl) im Rührei.
Anranzer erhielt ich von der Mitarbeiterin, als ich am Tresen Kuchen „zum Mitnehmen“ kaufte und davon an meinem Platz aß; „das ginge nicht, wegen der unterschiedlichen Umsatzsteuer auf Essen im Geschäft und außer Haus„. Ich packte den angebissenen Kuchen wieder an, nickte schuldbewusst dazu.
Bernburg bot in der Poststraße ein schönes Beispiel dafür, wie man an Straßen mit Gefälle einen attraktiven Wasserlauf installieren kann, dann noch durch eine lustige Geschichte und Figuren ergänzt….

Die „lustige Geschichte“ lautet: „Stille Post“ (verkürzt):
Die Mutter erzählt ihrem Kind von dem Bären mit dem Modell eines Schlosses. Das Kind versteht dabei Schloss und denkt an seinen Teddy mit einer Kette um den Hals. Es spricht darüber mit seinem Vater, der, abgelenkt, seiner Schwester mitteilt, irgendetwas hätte seine Tochter über ein Bärenschloss erzählt. Die Schwester bearbeitet gerade Beeren in ihrem Schoß und hat keine Zeit um zuzuhören, bringt alles durcheinander und ruft ihren Freund bei der Zeitung an, der wiederum aufgeregt schrieb „der Bär ist los“.
Auf dem Bild rechts sitzt das Mädchen mit ihrem Teddy, während der Bär einen Fisch (Bild Mitte) fängt.

Ein Exkurs in die Grammatik, den meine bessere Hälfte als Lektorin in Gang setzte: Heißt es „… das Mädchen mit ihrem Teddy“ oder „…. mit seinem Teddy“? (Klicke die Fußnote an für Erklärung)1

Das Wetter besserte sich, wir ließen die Räder stehen und marschierten zu Fuß los, anzusehen, was es zu sehen gab. Auffällig fand ich manch Straßen- bzw. Bürgersteigbelag, kleinteilig mit hellem Stein (Granit?) gepflastert, bspw. die Fußgängerzone Lindenstraßen. Geschäfte hier allerdings eher belangloses Einerlei. Wir orientierten uns Richtung Schloss, fanden das Rathaus, eins von vier, wie ich später feststellte. Vor dem Rathaus I die (funktionierende) Uhr als Beetschmuck…

1938 anlässlich des 800. Geburtstages der Stadt Bernburg konstruiert, ein elektromechanisches Turmuhrwerk, das alle halbe und volle Stunde schlägt.
Laut digitalen Informationen handelt es sich bei dem Schloss um einen Profanbau…

Aussicht von einer Plattform auf den Lauf der Saale…

Wir liefen uns bei dem Rundgang ein bisschen die Füße wund, schwitzten, weil die Sonne die Oberhand gewann, kehrten zum Ausgangspunkt zurück, ich kaufte im Café Klatsch 10 frische Brötchen für 4 €, am WoMo sollte heute gegrillt werden.
Jola präferierte im Verlauf des Nachmittags einen Ausflug per Rad am Saale-Radweg. Dabei war es notwendig, das Gelände der Firma Solvay zu umrunden….

Firmenfoto

Die Fabrik (mit rund 400 Mitarbeitern) stellt seit 140 Soda in Bernburg her. Bis Nienburg radelten wir, ab und an kam uns ein Radfahrer entgegen, ansonsten gehörte uns der Asphalt entlang der Saale allein. Gestoppt wurden wir nur von Jolas Erntedrang, Früchte von den Bäumen pflücken, heute die kleine gelben „Irgendetwas“.
Nienburg ein „Nowhere“, wir kehrten gleich nach der Brückenquerung um. Mir war’s recht, ich spürte meine gestrige Aquagymnastik in den Knochen.
Auch für Radfahrer stellen Umleitungen manchmal Herausforderungen dar. Uns traf es an der Saale in der Talstadt, wo wir kurz in die falsche Richtung abbogen. Wie ihr lest, wir fanden den Weg zum WoMo zurück. Letztes Bild von der Tour: die in den 1930er Jahren errichtet Schleuse ….

… sie gehört laut Stadtplan zu den örtlichen Sehenswürdigkeiten.
Spätnachmittags Grillzeit

Morgen geht’s weiter, Wittenberge ist als vorletzte Station anvisiert.

Über die Fahrt soll nicht viel geschrieben werden, 169 km zurückgelegt, Sachsen-Anhalt und Brandenburg, ein landschaftlicher Unterschied auf dieser Strecke nicht zu erkennen. Die Elbe führte am Yachthafen in Wittenberge einen Pegel von 112 cm, Hochwasser offenbar keine Gefahr, trotzdem stellten wir uns auf den Platz auf der Anhöhe. Fast genau vor einem Jahr waren wir erstmals hier in Wittenberge und hatten bei dem Aufenthalt bereits eine Menge gesehen. Um so überraschter waren wir, als wir auf der Suche nach einem orientalischen Lokal durch einen Innenstadtbereich pedalten, den wir noch nicht kannten. Bei der Suche nach Nahrung landeten wir am Ende, wie vor einem Jahr, im Brauhaus der Alten Ölmühle.

Unser Tisch in der Nähe der Brauereigerätschaften. Wenig Besuch im Lokal, am Nebentisch angeregte Unterhaltung. Jola speiste wieder Matjes, ich wagte gefüllte Hähnchenbrust mit Sauce béarnaise auf Tagliatelle. Eine Fehlentscheidung, die ich der Mitarbeiterin beim Abräumen mitteilte, Gemüse verkocht, zu viel Soße, das Stück Fleisch war es spät zu entdecken. Sie wollte es an die Küche weitergeben.
Wir bekamen jeweils einen Espresso als Entschädigung, immerhin ohne nachzufragen. Da lobte ich mir das Gemüse-Curry aus dem letzten Jahr.
Toilettenbesuch, im Vorraum eine Plakatwand mit Fotos von Besuchen Prominenter hier im Ressort. Frau Merkel, Müntefering, R. Kaiser, Nena, B. Brink etc.
Obwohl draußen nach wie vor heftigste Sturmböen die Natur durcheinander wirbelten, wagten wir einen Törn auf dem Elbe-Radweg. Neben dem Areal der Alten Ölmühle ein Neubaugebiet, in erster Reihe bereits vollständig erschlossen, Bauweise bekannterweise ideenloses quadratisch etc…..
Wir wählten den Weg nach Wahrenberg, ca. 8 Km entfernt, in der Hoffnung, dort ein Stück Kuchen in einem Café zu ergattern. Schnell tauschten wir den asphaltierten Radweg gegen einen aus trittsicheren geriffelten Metallplatten, ca. 1000m lang war der Weg auf der Eisenbahnbrücke über die Elbe.

Rückwärtsblick

Verschlungen war der Weg, weil gut ausgeschildert war Verfahren kaum möglich. Einmal die B 189 gekreuzt, dabei am Straßenrand gestürzt, irgendwie von der Pedale abgerutscht, lag ich wie ein Käfer unter meinem Rad und kam nicht richtig hoch. Jola in Sorge, meine Ersatzteile waren alle heil geblieben. Alles o.k.!
An dieser Kreuzung eine der Dauerbaustellen der zukünftigen Autobahn A14.
Danach kilometerlang auf Betonplatten, die an die der Wege der Grenzpatrollien an der Innerdeutschen Grenze erinnerten, nur hier in modernisierter Form, sprich, gut befahrbar. Um den Rest etwas abzukürzen, Wahrenberg, ein Ort mit keinen 300 Einwohner, das unter „Bekanntmachungen“ am Straßenrand auf einem Aushang benannte Café fanden wir zunächst bei der Ortsdurchfahrt nicht. Sturm, Böen, dunkle Wolken bewegten uns zur Umkehr, ein anfangs anderer Weg, der uns ein Stück auf dem Deich entlang führte, bescherte uns zumindest die Gewissheit, das Café gab es tatsächlich am Elbehof, nur nicht jeden Tag geöffnet. Blick auf die Elbe mit Gestühl des Cafés im Vordergrund….

Rückfahrt „unfallfrei“ absolviert. Bild von der Brücke….

Der Wind sparte die Brücke nicht von heftigen Böen aus, da hieß es, sicher zu lenken. Viel Platz war auf dem Überweg links und rechts nicht. Insofern war es selbstverständlich, einem bereits auf der Brücke befindlichen entgegenkommenden Radfahrer den Vorrang der Überfahrt zu lassen.
Es blieb nach Rückkehr in Wittenberge die Suche nach einem Café, das Jola im Gedächtnis gebliebene schloss um 16 Uhr, der Gongschlag dazu hallte irgendwie noch in der Straßenschlucht nach. Auch beim originell klingenden Café Mukefuk (das war doch der Begriff für Kaffee, der keiner war, oder?) fanden wir keine Aufnahme. Wir kehrten bei Rewe in der Nähe des Bahnhofs bei einem Bäcker ein, das Publikum in dem bescheiden engen Sitzbereich, ich benutze einmal den Ausdruck „optisch skurril“, verschroben (leider gegen das Sonnenlicht fotografiert) ….

Als ich nach dem Herz-Bier („Herz“ war auch der Gründer der Ölmühle) im Rewe forschte und unverrichteter Dinge zurückkehrte, sprachen mich die drei Diven an, gaben mir einen Hinweis, wo sich die Toiletten befinden, die ich gar nicht suchte.

E. Wittes, ein hübsch renoviertes Gebäude, neben der die gesamte Häuserreihe in neuem Glanze schillerte. Wittes, ein Mann, der einmal Bonbons in seiner Firma herstellte, jetzt ein Zentrum SOS-Kinderdorf.

Und zu guter Letzt frönte ich meiner Leidenschaft, Street Art, Graffiti etc. an Häuserwänden oder anderen Gebäuden zu fotografieren.

Gegen 18 Uhr tauchte der „Hafenmeister“ am WoMo auf, die Stellplatzgebühr kassieren. Jola war Kassenwartin und sollte bezahlen. Doch ihr Redefluss stoppte der Hafenmeister mit „morgen findet ein THW-Übung statt, Abfahrt vom Stellplatz entweder vor 07.30 Uhr oder nach 10 Uhr. 14 €, wie im Vorjahr für eine Nacht.

07.30 Uhr aufgewacht, insofern erübrigte sich die Entscheidungsfindung, wann wir abfahren. Beim Gang zur Dusche, sah ich im Restaurant das Schild mit dem Hiweis „Dieses Lokal bleibt ab dem 15.09.2025 für immer geschlossen„. Anscheinend nicht genug Gäste, zu wenig Bootsanleger oder Stellplatznutzer, oder irgendeine andere Ursache.
Der Hafenmeister kam um die Ecke, die Arbeiten des THW würden sich verzögern, bat mich um den Schlüssel für den Zugang zu den Duschen, ich bräuchte ihn nicht mehr, die Tür würde den ganzen Tag geöffnet bleiben und drückte mir im Gegenzug das hinterlegte Pfandgeld (20€) in die Hand.

Ein morgendlicher Blick übers Hafenbecken, auf die Absperrung des THW und ein „Mahnmal“ zu den Hochwasserständen der Elbe.

Punkt 10 Uhr nahm ein Mitarbeiter die Absperrung weg und wir konnten abreisen. Wir sind gegen 12.30 Uhr wieder zu Hause angekommen.


  1. ↩︎

In Ihrem Beispiel geht es um die Frage, wie das Substantiv Mädchen und das sich auf Mädchen beziehende Pronomen aufeinander zu beziehen sind. Die Abstimmung von Elementen aufeinander bezeichnet man mit dem Terminus ‚Kongruenz‘. Die Dudengrammatik bietet uns dazu die Kongruenzregel: „Pronomen übernehmen die grammatischen Merkmale Person, Numerus und Genus vom Substantiv bzw. der Nominalphrase, auf die sich beziehen.“
In vielen Fällen ist die Anwendung dieser Regel auch völlig unproblematisch: Der Junge mit seinem Ball, die Erwachsenen mit ihren Nachbarn etc.
Warum ist die Anwendung der Regel auf Ihr Beispiel schwieriger als in den genannten anderern Beispielen? Das Problem besteht darin, dass wir es hier mit einem Konflikt zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht zu tun haben. Grammatisches und natürliches Geschlecht fallen nicht unbedingt zusammen, vgl. das Pferd, die Katze, der Hund. Das Genus des Substantivs ist als grammatische Kategorie also nicht dazu da, das natürliche Geschlecht abzubilden. Da es bei Personenbezeichnungen aber häufig eine Übereinstimmung zwischen grammatischem und natürlichem Geschlecht gibt (die Frau, der Mann), fällt uns die Anwendung der Kongruenzregel im vorliegenden Fall schwer.
Die Kongruenzregel bezieht sich als grammatische Regel auf das grammatische Geschlecht und nicht auf das natürliche. Neben grammatischer Kongruenz gibt es aber auch eine Sinnkongruenz. Mit anderen Worten: Wenn ich sage Das Mädchen mit seiner Puppe folge ich der grammatischen Kongruenz, stimme also Bezugswort und Pronomen aus grammatischer Perspektive aufeinander ab, wenn ich mich dagegen für die andere Form entscheide, wähle ich die semantische Perspektive, die Sinnkongruenz. Da es sich bei grammatischer Kongruenz und Sinnkongruenz um verschiedene Formen von Kongruenzbeziehungen handelt (die übereinstimmen können, aber nicht müssen), kann die Frage nicht zweifelsfrei entschieden werden. Wenn Sie sich für eine der beiden Formen entscheiden wollen, müssen Sie sich überlegen, ob Ihnen die grammatische Abstimmung der Wörter aufeinander wichtiger ist oder die semantische.

Quelle: Grammatikportal der Universität Gießen